Zerstörte Brücke am Neuen See, Juni 1949 Fotograf: Willy Kiel / © Landesarchiv Berlin
Der Neuanfang als Erholungspark
In den ersten Jahren nach 1945 folgten weitere Zerstörungen durch Holzeinschlag für die Brennholzgewinnung und den Anbau von Gemüse und Kartoffeln. Dabei wurde der Park in seinen prägenden strukturellen Elementen aber keineswegs völlig vernichtet. Der 1949/50 erarbeitete Plan des Hauptamtes für Grünflächen und Gartenbau von Fritz Witte, Hans Migge und Eva Wedel bildete schließlich die Grundlage für die Wiederherstellungsarbeiten im Tiergarten und die spätere planerische Weiterbearbeitung und Ausführung durch Willy Alverdes, von 1950-61 Amtsleiter im Tiergarten.
Der Konzeption der Neubepflanzung lag der Gedanke zugrunde, einen möglichst ruhigen und weiträumigen Erholungspark im Urstromtal der Spree unter starker Betonung der heimatlichen Pflanzenwelt anzulegen.
Das Tiergartensanierungsprogramm wurde schließlich ab 1950 im Rahmen von Notstandsprogrammen umgesetzt und orientierte sich, trotz gewisser Modifikationen, in vielen Bereichen am Zustand des Tiergartens der Vorkriegszeit. Anlagen, wie der
Rosengarten, wurden zwar unter Verzicht auf die Seerosenbecken deutlich verkleinert, jedoch weiterhin streng formal unter Beibehaltung der historischen Pergola neu angelegt.
Charakteristisch waren auch die Anlage besonderer Langgraswiesen mit einer ganz eigenen Gehölzvegetation im östlichen Tiergarten und zahlreiche gut ausgestattete Kinderspielplätze sowie spezielle Spiel- und Aufenthaltsbereiche für Erwachsene.
Die Zeugnisse der Siegermächte: Sowjetisches Ehrenmal und Englischer Garten
Das zwischen dem Platz der Republik und der Straße des 17. Juni gelegene Tiergartenareal prägt das schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Achse und auf dem Gelände der vormaligen Siegesallee errichtete
Sowjetische Ehrenmal.
Die jenseits der Straße des 17. Juni unmittelbar zum Hansaviertel hin gelegene Tiergartenfläche mit dem "Faulen See" im Zentrum ist mit zahlreichen Sitzgelegenheiten und mit einem besonders großen Kinderspielplatz ausgestattet.
Der Englische Garten im Oktober 1953
Fotograf: Willi Nitschke / © Landesarchiv Berlin
Jenseits der Altonaer Straße nimmt der
Englische Garten gut die Hälfte des Geländes ein, das in den 1950er Jahren vom Schlosspark Bellevue abgetrennt und dem Tiergarten zugeschlagen wurde. Der Englische Garten wurde 1952 von Gartendirektor Willy Alverdes auf Anregung und mit Unterstützung der damaligen britischen Besatzungsmacht gestaltet.
Der östliche Tiergarten im Schatten der Mauer
Die in Richtung Süden, zur Tiergartenstraße hin gelegene Hälfte des östlichen Tiergartens -durch die vom Platz vor dem Brandenburger Tor aus diagonal in Richtung Kemperplatz hingeführte „Ahornpromenade” erschlossen - wurde bis zum Fall der Berliner Mauer deutlich von der Nachkriegsgestaltung der 1950er Jahre dominiert. Die auf Tiergartendirektor Alverdes zurückgehende landschaftliche Gestaltung wird durch weite Wiesenräume, vereinzelt stehende Laubbäume und Kiefern sowie rahmende waldartige Gehölzpartien geprägt. Mit dem Bau einer Entlastungsstraße parallel zur Berliner Mauer war dieser Parkbereich von da an für Besucher abgeschnitten.