Berlins Straßen werden grüner

Ein Blick die Stresemannstraße mit Neu- und Altbauten entlang. Der linke Straßenrand sowie der Mittelstreifen sind mit Bäumen bepflanzt. Auf dem Mittelstreifen stehen fünf junge Bäume, die mit einem Gurt an hölzerne Dreiböcke verankert sind. Die Stämme sind mit weißem Schutzanstrich gegen Hitze, Frost und Schädlinge versehen, der Boden ist gemulcht. Zwischen den Bäumchen wächst spärliches Gras.

Mit Spenden der Stadtbaumkampagne 2019 finanzierte neue Bäume in der Stresemannstraße.

Straßen machen elf Prozent der Fläche Berlins aus. Gerade dunkle Teerstraßen werden in Zeiten des Klimawandels zu Hitzebändern in der Stadt. Deutlich angenehmer ist es, wenn ein Blätterdach Schatten spendet. Das bietet zugleich Tieren Lebensraum und stärkt den Biotopverbund. Straßenbäume zu pflanzen und Straßensäume mit Gräsern und Stauden anzulegen, macht Berlin grüner, biodiverser und klimaangepasster – und ist deshalb erklärtes Ziel der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.

Mehr Artenvielfalt

Rund 430.000 Straßenbäume gibt es in Berlin. Der Klimawandel verschärft ihren Trocken-, Hitze- und Strahlungsstress und macht sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Die Zahl der Straßenbäume in Berlin hat deshalb zuletzt abgenommen. Bundesweit wird erprobt und erforscht, welche Baumarten auch in Zukunft mit dem Extremstandort Straße zurechtkommen. Beteiligt daran sind zum Beispiel der Arbeitskreis Stadtbäume der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz, das Projekt Stadtgrün 2021, das Berliner Pflanzenschutzamt oder die Humboldt-Universität. Dabei zeigt sich: Mehr Artenvielfalt ist nicht nur für die biologische Vielfalt wichtig. Sie macht den Baumbestand auch widerstandsfähiger, weil sich Krankheiten und Schädlinge nicht mehr großflächig ausbreiten können. Für die Zukunft kann das auch bedeuten, dass Alleen nicht mehr nur aus einer Baumart bestehen.

Stadtbäume für Berlin

Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre wurden in Berlin rund 2.500 Straßenbäume jährlich gepflanzt. Um diese Zahl zu erhöhen, hat das Land 2012 die Kampagne „Stadtbäume für Berlin“ gestartet und sie 2017 verlängert. Mit mehr als zwei Millionen Euro Spenden konnten bis Sommer 2021 weit über 12.000 Bäume gepflanzt werden. Im Herbst 2021 kommen gut 600 weitere dazu.

Straßenbäume in Versickerungsmulden an der Rummelsburger Bucht.

Wassersensible Stadtentwicklung für Berlins Grün

Regenwasser soll nicht mehr über die Kanalisation abfließen, sondern vor Ort versickern und den Pflanzen zugutekommen. Bei Neubauprojekten ist das schon Standard. Dabei galt lange: Versickerungsmulden dürfen nur mit Rasen bepflanzt sein. Das hat sich geändert. Im Quartier an der Rummelsburger Bucht hat Berlin vor einigen Jahren Alternativen getestet und in die Mulden auch Bäume gepflanzt. Eine wasserbaurechtliche Novellierung hat Anfang 2021 den Boden bereitet, Mulden mit Gräsern, Stauden, Sträuchern und Bäumen zu bepflanzen – zur Klimaanpassung und zur Förderung der Biodiversität. Ziel ist immer ein langlebiges und wirkungsvolles Bepflanzungskonzept. Welche Pflanzen sich dafür eignen, weil sie Trocken- und Feuchtphasen gleichermaßen ertragen, wird weiter erforscht.

Mehr Biodiversität und Klimaanpassung am Molkenmarkt

Der Molkenmarkt am Roten Rathaus war lange ein Unort der autogerechten Stadt- und Verkehrsplanung. Jetzt werden die überdimensionierten Straßen zurückgebaut. Es ist eins der größten Infrastrukturprojekte der Stadt. Entstehen soll ein grünes Innenstadtviertel, in dem Klimaanpassung und Biodiversität Hand in Hand gehen. Das ist eine der Leitlinien, die 2021 für das neue Quartier beschlossen wurden.

Mitmachen!

Kennen Sie eine leere Baumscheibe, für die Sie einen Baum spenden möchten? Ein Blick auf die Karte der Stadtbaumkampagne zeigt Ihnen, welche Standorte in der aktuellen Pflanzperiode infrage kommen.