Umweltgerechtigkeit

Collage Umweltgerechtigkeit

Die Umweltgerechte Stadt – Umweltgerechtigkeitsatlas Aktualisierung 2021/2022

In ressortübergreifender Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Amts für Statistik ist im Juli 2022 der aktualisierte Umweltgerechtigkeitsatlas für Berlin erschienen (unter Download verfügbar). Durch einige Änderungen in der Methodik ist er nur begrenzt mit dem Basisbericht aus 2019 (ebenfalls als Download verfügbar) vergleichbar; zeigt aber eins: die Ballung von potenziell gesundheitsschädlichen Umweltbelastungen trifft besonders häufig Menschen mit niedrigem sozialen Status-Index. Und: Umweltgerechtigkeit ist nicht nur Thema im dicht besiedelten Innenstadtbereich; auch die Außenbezirke sind teilweise stark von Mehrfachbelastungen betroffen.

Was ist Umweltgerechtigkeit?

Die Lebens- und Umweltqualität in den Quartieren der Hauptstadt sind sehr unterschiedlich. In vielen Teilen Berlins – vor allem im hochverdichteten Innenstadtbereich – konzentrieren sich gesundheitsrelevante Umweltbelastungen, wie Verkehrslärm, Luftschadstoffe, unzureichende Ausstattung mit Grünflächen und bioklimatischen Belastungen. Viele Gebiete haben gleichzeitig eine hohe soziale Problematik und sind überproportional durch Mehrfachbelastungen betroffen. Diese Themen werden in Berlin unter dem Begriff Umweltgerechtigkeit diskutiert und gewinnen auch vor dem Hintergrund des Klimawandels an Bedeutung.

Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sind aufs engste miteinander verknüpft und betreffen vor allem die Metropolenräume. Menschen mit geringem Einkommen und niedriger Bildung sind in Deutschland oft höheren Gesundheitsbelastungen durch Umweltprobleme ausgesetzt als Menschen, die finanziell bessergestellt sind. Sie wohnen oft an stark befahrenen Straßen und sind besonders häufig von Lärm und Luftverschmutzungen betroffen. Umweltgerechtigkeit verfolgt das Ziel, umweltbezogene gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden und zu beseitigen sowie bestmögliche umweltbezogene Gesundheitschancen herzustellen.

Der Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas

Um die mehrfach belasteten Quartiere in der Hauptstadt identifizieren zu können, werden fünf Kernindikatoren für den ressortübergreifenden Umweltgerechtigkeitsatlas analysiert.

Kernindikatoren

  • Kernindikator Lärmbelastung:
    Lärm gilt als eine der bedeutendsten Umweltbelastungen mit signifikanten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie die Wohn- und Umweltqualität.
  • Kernindikator Luftschadstoffe:
    Die Luft wird durch gesundheitsbeeinträchtigende Schadstoffe aus Verkehr, Industrie, Kraftwerken und privaten Haushalten verunreinigt. Luftschadstoffe können u.a. zu Erkrankungen der Atemwege und des Herzkreislaufsystems führen.
  • Kernindikator Bioklimatische Belastung:
    Großstädte sind Wärmeinseln. Die thermische Belastung (Bioklima) ist die Summe aller Klimafaktoren, die auf den Menschen sowie andere Organismen einwirken und deren Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen. Insbesondere Hitze, Kälte, Luftfeuchtigkeit und Windverhältnisse.
  • Kernindikator Grün- und Freiflächenversorgung:
    Grün- und Freiflächen haben eine wichtige Funktion für die innerstädtische Lebensqualität. Bewegung, Stressabbau und Erholung sind zentrale Motive für die Nutzung von Park- und Grünanlagen. Gleichzeitig haben diese Flächen wichtige kompensatorische Funktionen, vor allem mit Blick auf gesundheitsbelastende Umweltbedingungen.
  • Kernindikator Soziale Benachteiligung:
    In Berlin gibt es eine hohe Konstanz der räumlichen Verteilung sozial benachteiligter Einwohnerinnen und Einwohner. Die soziale Problematik wird durch den Status-Index (Monitoring Soziale Stadtentwicklung) abgebildet. Das Monitoring liefert kleinräumige Aussagen zur Veränderung der sozialstrukturellen und sozialräumlichen Entwicklung in den Teilgebieten der Stadt und zeigt die höchsten Problemdichten.

Umweltgerechtigkeit im Land Berlin

Als Leitbild zielt Umweltgerechtigkeit auf die Vermeidung und den Abbau der sozialräumlichen Konzentration gesundheitsrelevanter Umweltbelastungen sowie die Gewährleistung eines sozialräumlich gerechten Zugangs zu Umweltressourcen.

Das Themenfeld “Umweltgerechtigkeit im Land Berlin” liegt an der Schnittstelle von Stadtentwicklungs-, Umwelt-, Gesundheits- und Sozialpolitik und befasst sich mit Art, Ausmaß und Folgen ungleicher räumlicher Verteilungen von Umweltbelastungen und Ressourcen sowie den Gründen dafür. Grundlage ist die kleinräumige Umweltbelastungsanalyse, die wesentliche Analysen und Ergebnisse der Umweltgerechtigkeitsuntersuchungen verknüpft und auf einer Fachebene zusammenfügt. Die Berliner Umweltgerechtigkeitskarte ermöglicht einen Gesamtüberblick über die Umweltqualität in den Quartieren der Hauptstadt. Basis der wissenschaftlichen Analysen sind die – für die Arbeit der planenden Fachverwaltungen – verbindlich festgelegten 542 lebensweltlich orientierten Planungsräume (LOR) in der Hauptstadt Berlin.

Umweltgerechtigkeit als Basis für sozialraumorientiertes Verwaltungshandeln

Um das sozialraumorientierte Verwaltungshandeln in den Teilräumen der Hauptstadt zu stärken und Grundlagen für eine Neuausrichtung der Umweltpolitik bereitzustellen, hat das Land Berlin 2019 bundesweit als erster Metropolenraum die Berliner Umweltgerechtigkeitskonzeption erarbeitet. Im Vordergrund steht die Erarbeitung einer sozialräumlich orientierten Umweltbelastungsanalyse als Grundlage für integrierte Strategien und Maßnahmen an der Schnittstelle der Bereiche Stadtentwicklung, Städtebau, Umwelt und Gesundheit. Dies ist die Basis für integrierte Strategien, um den ökologischen Umbau voranzubringen und gesunde Lebens- und Wohnbedingungen für alle zu schaffen. Der gesundheitsorientierte Berliner Umweltgerechtigkeitsansatz wird somit zu einer Facette sozialer Gerechtigkeit, um benachteiligte Teilräume in der Hauptstadt stadtverträglich zu gestalten.

  • Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/22 – Broschüre

    Die umweltgerechte Stadt

    PDF-Dokument (14.0 MB)

  • Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/22 – Flyer

    Auf dem Weg zu einer umweltgerechten Stadt

    PDF-Dokument (1.9 MB)

  • Integrierte Mehrfachbelastungskarte – Berliner Umweltgerechtigkeitskarte – 2021/2022

    Format A0; Hinweis: Druckversion kann bei Frau Koglin-Fanenbruck angefragt werden.

    PDF-Dokument (16.1 MB)

  • Basisbericht Umweltgerechtigkeit 2019

    (99,4 MB)

    PDF-Dokument

Praxisleitfaden Umweltgerechtigkeit in Berliner Quartieren – Vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten

Die Quartiersmanagement-Gebiete stellen oft (mehrfach) belastete Planungsräume im Sinne der Umweltgerechtigkeit dar. Der Praxisleitfaden soll das Thema vor Ort besser handhabbar machen und die konkreten Implikationen des Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas in den Kiezen aufzeigen. Dazu werden u.a. die Belastungen in den Quartiersmanagement-Gebieten dargestellt, konkrete Anknüpfungspunkte in den fünf Handlungsfeldern des Quartiermanagements identifiziert und anhand von Praxisbeispielen Möglichkeitsräume entwickelt. Der Leitfaden wurde vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. in Kooperation mit dem BUND Berlin e.V. geschrieben. Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanager und Expertinnen und Experten der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt waren an der Entstehung beteiligt.

  • Praxisleitfaden Umweltgerechtigkeit in Berliner Quartieren

    Vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten

    PDF-Dokument (3.5 MB)

2. Berliner Umweltgerechtigkeits-Kongress – „Umweltgerechtigkeit im Quartier – vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten“

Der Kongress „Umweltgerechtigkeit im Quartier – vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten“ fand am 3.Mai 2023 im bUm – Raum für die engagierte Zivilgesellschaft und online statt.

Die hybride Veranstaltung richtete sich an Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik, Forschung und Praxis, die sich informiert, ausgetauscht und Schnittstellen künftiger Zusammenarbeit ausgelotet haben.

Veranstalter des Kongresses waren das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) e.V. sowie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Berlin e.V. Gefördert wurde der Kongress von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.

  • Dokumentation Berliner Umweltgerechtigkeitskongress, 03. Mai 2023 - Im Quartier vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten

    PDF-Dokument (14.5 MB)

Kongressdokumentation im Video

2. Berliner Umweltgerechtigkeits-Kongress – „Umweltgerechtigkeit im Quartier – vernetzt und partizipativ Zukunft gestalten“

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Formate: video/youtube

  • Kurzbeschreibung des Videos

    Der eintägige hybride Kongress lud Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesell­schaft, Forschung und Praxis ein, sich rund um das Thema Umweltgerechtigkeit in Berlin zu informieren, auszutauschen und Schnittstellen künftiger Zusammenarbeit auszuloten.

    Im Rahmen eines Keynote-Vortrags durch Prof. Dr. Henrike Knappe (TU Berlin und Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) (früher IASS Potsdam)), durch Impulsvorträge sowie in Fachforen und weiteren Austauschformaten wurden u.a. übergreifende Fragen an der Schnittstelle von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit erörtert und zentrale Ergebnisse des aktualisierten Berichts zur Umweltgerechtigkeit in Berlin vorgestellt. Außerdem gab es Raum für Austausch und Zusammenarbeit u.a. zu den Aspekten „Gesundheitsförderung, Chancengleichheit & Umweltgerechtigkeit“, „Umweltgerechtigkeit partizipativ gestalten“, „Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas“ sowie zum Zwischenstand eines Praxisleitfadens, den das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) e.V. derzeit mit Berliner Quartiersmanager*innen entwickelt, um Umweltgerechtigkeit vor Ort zu fördern.

    Denn die Lebens- und Umweltqualität in den Quartieren der Hauptstadt ist sehr unterschiedlich. In vielen Teilen Berlins – vor allem im hochverdichteten Innenstadtbereich – konzentrieren sich gesundheitsrelevante Umweltbelastungen, wie Verkehrslärm, Luftschadstoffe, unzureichende Ausstattung mit Grünflächen und bioklimatischen Belastungen. Viele Gebiete haben gleichzeitig eine hohe soziale Problematik und sind überproportional durch Mehrfachbelastungen betroffen. So sind Menschen mit geringem Einkommen und niedrigen Bildungschancen oft höheren Gesundheitsbelastungen ausgesetzt. Dem gilt es, entgegen zu wirken und integrierte Strategien zu entwickeln, um Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Hauptstadt voranzubringen sowie gleichzeitig gesunde, Lebens- und Wohnbedingungen für alle und einen sozialräumlich gerechten Zugang zu Umweltressourcen zu schaffen. Nach dem ersten Berliner Kongress zur Umweltgerechtigkeit in 2020 bot dieser Kongress erneut die Möglichkeit, aktuelle Fragen zu diskutieren, Handlungsoptionen für Berlin weiter zu entwickeln und sich zu vernetzen.

    Abgerundet wurde der Kongress mit „Spoken Words“ von Jessy James LaFleur. Die SpokenWord-Aktivistin, Unternehmerin, Workshopleiterin und Rapperin ist gebürtige Ostbelgierin und für ihre gesellschaftskritische und aufrüttelnde Bühnenperformance bekannt.