Ersatzneubau der Löwenbrücke

Löwenbrücke, 2010

Löwenbrücke, 2010

Ausführungsphase
Die Löwenbrücke ist eine unter Denkmalschutz stehende Fußgängerbrücke, die 1838 nach einem Entwurf von Ludwig Ferdinand Hesse als erste Hängeseilbrücke Berlins im Tiergarten erbaut wurde. Der hölzerne Überbau der Brücke ist an Seilen aufgehängt, die an ihren Enden in den Mäulern von gusseisernen Löwenplastiken verankert sind. Diese Skulpturen wurden vom Bildhauer Christian Friedrich Tieck hergestellt und sind noch im Original erhalten.

In den 1830er Jahren kam es im Zuge eines Verschönerungsplans, der vom Gartenkünstler Peter Joseph Lenné entwickelt wurde, zur Trockenlegung des zum Teil stark sumpfigen Waldes im Tiergarten. Um einen geregelten Wasserabfluss zu gewährleisten, wurden Teiche und Bachläufe angelegt, wodurch der Bau mehrerer Brücken erforderlich wurde. Der Standort der Löwenbrücke befindet sich zwischen der heutigen Straße des 17. Juni, der Fasanerieallee und dem Landwehrkanal.

Die Löwenbrücke musste auf Grund von Bauwerksschäden bis auf die Widerlager mit den darauf befindlichen Löwenskulpturen rückgebaut werden.

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Das Vorhaben

Freilegung der Ankertraverse des nordöstlichen Löwen, 2016

Notwendigkeit der Baumaßnahme

Im Laufe der Geschichte der Löwenbrücke wurden regelmäßig Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt, die vor allem in der Erneuerung von Teilen der Holzkonstruktion aufgrund ihrer Fäulnisanfälligkeit bestanden. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke zerstört. Ausschließlich die Widerlager mit den darauf befindlichen Löwenskulpturen blieben erhalten. Im Jahr 1957 fand der Wiederaufbau der Löwenbrücke statt, allerdings wurden gegenüber dem Erscheinungsbild der Brücke von 1838 einige Veränderungen vorgenommen.

In den Jahren nach dem Wiederaufbau fanden regelmäßig Bauwerksprüfungen statt. Dabei wurden Schäden an den Querträgern, am Widerlager, am Aussteifungsverband, am Geländer sowie am Belag festgestellt. Diese Mängel beeinträchtigten die Standsicherheit und damit auch nachhaltig die Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit der Brücke.

Nach der letzten Bauwerksprüfung errechnete sich eine Zustandsnote von 3,3 für die Brücke. Gemäß DIN 1076 definiert sich die Zustandsnote 3,0 bis 3,4 als „nicht ausreichender Zustand“. Aufgrund des feststellbaren Bauwerkszustandes wurde ein denkmalgerechter Ersatzneubau veranlasst.

Verbindung der Zugstangen, 2016

Planung des Ersatzneubaus

Der Entwurf zum Wiederaufbau der Löwenbrücke soll die Anforderungen des Denkmalschutzes in Anlehnung an den historischen Entwurf von 1838 mit den aktuellen gültigen Vorschriften für Standsicherheit und Verkehrssicherheit kombinieren. Um den Erhalt der historischen Löwenskulpturen zu gewährleisten, wurden restauratorische Untersuchungen am Bauwerk vorgenommen, um u. a. den Zustand der Verankerungskonstruktion festzustellen.

Die Untersuchungen ergaben, dass einer Wiederverwendung der Löwen aus Gusseisen für die Rekonstruktion der Löwenbrücke nichts entgegensteht. Die Postamente und Flügelmauern der Löwenbrücke wurden bereits im Zuge des Wiederaufbaus infolge der Kriegszerstörungen neu errichtet, sodass eine Aufbereitung aus restauratorischer Sicht unbedenklich ist. Unter Berücksichtigung der derzeit geltenden Regelungen wird angestrebt, die Hängeseilbrücke in ihrem ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Dieser beinhaltet u. a. den Einbau des Bohlenbelags in Längsrichtung, die Ausführung des Geländers als Holzfachwerk, die Wahl von beidseits je zwei parallel geführten Tragseilen sowie eine angepasste Farbgebung. Diese sieht, wie im Originalzustand von 1838, eine Bronzierung der Löwen und einen hellgelben Ölanstrich der weiteren Brückenelemente vor.

Der Bau

Voraussichtliche Bauzeit: II. Quartal 2023 bis I. Quartal 2025

Im Frühjahr 2024 wurden diejenigen Teile der vorhandenen Widerlager abgebrochen, die bei der materialbezogenen Prüfung im Jahr 2023 als nicht mehr ausreichend tragfähig erkannt wurden.
In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt wurden die zu verwendenden Materialien und Farben für die Klinker, Putze und die Sandsteine festgelegt.
Anschließend konnten die Bauarbeiten zur Herstellung der Tiefgründung beginnen. Aufgrund neuer Lastansätze und eines im Vergleich zum ursprünglichen Bauwerk schwereren Überbaus müssen die Kräfte aus den Tragseilen der Hängebrücke über eine Stahltraverse in Mikropfähle geleitet werden. Die neuen Traversen wurden bereits eingebaut und mit Zementsuspension vergossen.
Darauf aufbauend wurden die Postamente der Widerlager in ihren ursprünglichen Abmaßen wiederhergestellt, sodass auf der Baustelle nun alles für die Ankunft des neuen Überbaus mit den Tragseilen und den restaurierten Löwenskulpturen vorbereitet ist.
Unabhängig von den Vorgängen auf der Baustelle im Tiergarten werden zeitgleich in verschiedenen Werkstätten die Löwen restauriert, sowie der Brückenüberbau aus Holz mit Stahleinlagen und die Tragseile als offene Spiralseile hergestellt.
Aufgrund der besonderen Anforderungen des Denkmalschutzes war es notwendig, spezielle Genehmigungen für die bautechnische Umsetzung zu erhalten.
Diese Zulassungen wurden vor Beginn der Herstellung der Brückenbauteile beantragt. Während der Herstellung des Überbaus und der Seile werden die Materialien geprüft, so dass eine Zulassung erteilt werden kann.
In diesem Prozess befindet sich das Projekt zum aktuellen Zeitpunkt.

Nach dem Projektablaufplan sollen alle vorgefertigten Bauteile im IV. Quartal 2024 zur Baustelle transportiert und von einem Mobilkran eingehoben werden. Nach dem Einhub des Überbaus, der Aufstellung der vier Löwen und der Verbindung der Seile mit dem Überbau und den Rückverankerungen beginnt die Feinausrichtung der Bauteile zueinander.
Nach Abschluss der Montagetätigkeit und der Feinausrichtung wird die Last des Überbaus von den Seilen aufgenommen und über Umlenksättel die sich in den Löwenskulpturen befinden an die Stahltraverse und die Tiefgründung weitergegeben. Zur Absicherung der theoretischen Berechnungsmodelle nach der Finiten-Elemente-Methode, werden anschließend Belastungstest an dem Brückenneubau durchgeführt, um das Tragverhalten der über 150 Jahre alten gusseisernen Löwen zu überprüfen. Anschließend erfolgen noch die Arbeiten an den angrenzenden Wegen und deren Anpassung an den Bestand.

  • Abbrucharbeiten an den Widerlagern der Löwenbrücke, September 2024

    Abbrucharbeiten an den Widerlagern der Löwenbrücke

  • Denkmalgerechte Erneuerung des schadhaften Mauerwerkes, April 2024

    Denkmalgerechte Erneuerung des schadhaften Mauerwerkes

  • Werksfertigung der Brückenträger (Brettschichtholz), April 2024

    Werksfertigung der Brückenträger (Brettschichtholz)

  • Farbgebung an den Brückenträgern

    Farbgebung an den Brückenträgern

  • Betonage der Widerlager nach Einbau der Tragkonstruktion für die Seile, August 2024

    Betonage der Widerlager nach Einbau der Tragkonstruktion für die Seile

Verkehrsführung

Die Löwenbrücke befindet sich zwischen der heutigen Straße des 17. Juni, der Fasanerieallee und dem Landwehrkanal. Seit der Sperrung der Brücke im Jahr 2008 müssen Fußgänger und Radfahrer auf die Nutzung umliegender Wege im Tiergartenpark wie bspw. dem Großen Weg zurückgreifen.

Bisher kam es während der Bauarbeiten nur zu Sperrungen der unmittelbaren Bereiche an der Löwenbrücke und dem Bereich einer Liegewiese für die Baustelleneinrichtungsfläche. Im geplanten Montagezeitraum (IV. Quartal 2024) muss mit kurzzeitigen Verkehrseinschränkungen auf den Wegen im Bereich der Löwenbrücke gerechnet werden.

Zahlen und Daten

  • Eröffnung

    1838

  • Funktion

    Fußgängerbrücke

  • Tragwerk

    Hängeseilbrücke

  • Freie Länge

    17,60 m

  • Lichtraumprofil

    ~ 0,70 m

  • Breite

    2,00 m

  • Brückenfläche

    35,2 m2