1909 stirbt Hermann Mächtig. Zu seinem Nachfolger wird 1910 Albert Brodersen (1857-1930) als Stadtgartendirektor berufen.
Um den sozialen und hygienischen Mißständen insbesondere im Wohnungswesen zu begegnen, wurde eine städtebauliche Gesamtplanung für Berlin gefordert mit funktionalen Flächendifferenzierungen, abgestuften Bauzonen, gesamtstädtischem Verkehrsplan sowie einem gesamtstädtischem Freiraumplan. Diese Forderungen führten 1909 zu einem Wettbewerb zur Erlangung eines Grundplanes für Groß-Berlin.
Dabei wurden die Arbeiten von Hermann Jansen, von Eberstadt, Möhring, Petersen sowie von Brix, Genzmer ausgezeichnet, die 1910 im Rahmen einer Allgemeinen Städtebauausstellung öffentlich gezeigt wurden.
Mit dem sich 1911 konstituierenden Zweckverband Groß-Berlin wurde die erste Planungsorganisation für Berlin geschaffen, die nun beim Feststellen von Fluchtlinien- und Bebauungsplänen, bei der Regelung der Verkehrsverhältnisse sowie bei der Erhaltung und Grundstückserwerb der von der Bebauung freizuhaltenden Flächen beteiligt wurde.
Die Reformbewegungen bewirkten eine Abkehr vom weitgehend repräsentativen “Schmuckgrün” zu benutzbarem “sanitären” bzw. sozialem Grün in den Städten. Beispiel dieses Funktionswandels war der preisgekrönte Wettbewerbsentwurf für den Schillerpark des Magdeburger Gartenarchitekten Friedrich Bauer (1872-1937), der im dichtbesiedelten Bezirk Wedding zwischen 1909 bis 1913 gebaut wurde.
Im Gegensatz zu den von Lenné, Meyer und Mächtig im Stile von Landschaftsgärten gestalteten “Volksgärten” versuchen die modernen Gartenarchitekten für die physische Aneignung der Parkanlagen mit Bewegung, Spiel und Sport, aber auch für kulturelle Darbietungen (Musik, Theater) funktional gestaltete Freiräume zu schaffen.
1910 veröffentlicht der Hauptausschuss zur Förderung von Leibesübungen in Groß-Berlin eine Denkschrift über die Spielplatznot. Nur wenige Gemeinden Groß-Berlins hatten bislang für Spielplätze gesorgt, die jedoch zu klein und daher überfüllt waren. Dies galt auch für die zu kleinen Spielplätze im Humboldthain und im Friedrichshain. Der einzige größere Spielplatz lag im Treptower Park.
An den Erweiterungsflächen des Viktoriaparkes konnten 1914 zwei Spielplätze gebaut werden. Ab 1912 hatte der Charlottenburger Gartendirektor Erwin Barth (1890-1933) vorhandene, meist repräsentative Stadtplätze zu “Gartenplätzen” mit integrierten Spielbereichen umgebaut bzw. neu angelegt.
Aber nicht nur zahlreiche Berliner Grünanlagen und Parks wurden in diesem Zeitraum geplant und gebaut. Am 27.03.1915 wurde auch der sogenannte Dauerwaldvertrag geschlossen. Der Zweckverband Groß-Berlin verpflichtet sich damit, die erworbenen Grundstücke (10.000 Hektar im Grunewald, in Tegel, Grünau, Köpenick und Potsdam) weder zu bebauen noch weiterzuverkaufen, sondern auf Dauer für die Bürger*innen als Naherholungsfläche zu erhalten.