Um im Zentrum Berlins eine der verkehrlichen Aufgaben und den örtlichen Gegebenheiten angepasste Brückenplanung realisieren zu können, wurde ein die Realisierungswettbewerb für den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke ausgelobt.
Gegenstand des Wettbewerbes war die Planung des Ersatzneubaus der Mühlendammbrücke über die Spree zwischen Breite Straße und Molkenmarkt im Berliner Stadtbezirk Mitte.
Anlass ist der bauliche Zustand des Bestandsbauwerkes aus den 1960er Jahren, welcher konstruktive Mängel und Defizite in der Tragfähigkeit aufweist und damit einen zügigen Ersatzneubau erfordert.
Die Mühlendammbrücke ist Teil des verkehrlich und stadträumlich bedeutenden Straßenzugs Molkenmarkt – Gertraudenstraße – Spittelmarkt, in dem auch die Straßenbahn-Neubaustrecke Alexanderplatz – Potsdamer Platz vorgesehen ist.
Die herausragende innerstädtische Lage der Mühlendammbrücke im Bereich der historischen Mitte stellt besondere Anforderungen an die Gestaltung der neuen Brücke. An diesem Standort befand sich die erste Verbindung zwischen der historischen Doppelstadt Berlin und Cölln, der Keimzelle Berlins; gegenwärtig grenzt die Brücke an heterogene, teilweise denkmalgeschützte Stadtstrukturen. Im näheren Umfeld der Brücke sollen sich lebendige Stadtquartiere entwickeln, wie der Bereich Petriplatz und das Quartier Breite Straße im Süden und der Bereich Molkenmarkt im Norden. Damit bekommt die Brücke zukünftig die Bedeutung eines städtischen Bindeglieds mit hoher Aufenthaltsqualität.
Bei der Neuplanung der Brücke sind deshalb drei besondere Herausforderungen zu bewältigen:
- Abriss und Neubau müssen unter Aufrechterhaltung des starken Verkehrs erfolgen.
- Die fertiggestellte Brücke wird zunächst ausreichend Raum für intensiven MIV (Motorisierter Individualverkehr) und Busverkehr anbieten müssen.
- Sie soll aber auch über attraktive Umgestaltungspotenziale verfügen, die im Rahmen der Mobilitätswende aktiviert werden können.
Diesen Anforderungen spiegeln sowohl die realen Verkehrsbedürfnisse der nächsten Jahre als auch die strategische Orientierung der Berliner Verkehrspolitik hin zu umwelt- und stadtverträglichen Formen der Mobilität. Sie entsprechen aber auch den Forderungen vieler engagierter Initiativen und Bürger*innen, die noch immer autogerecht überformte Historische Mitte Berlins endlich angemessen zu gestalten. Der Frage der verkehrlichen Nutzung und der darauf bezogenen Dimensionierung der zukünftigen Mühlendammbrücke, wird von diesen zivilgesellschaftlichen Akteuren eine herausragende Bedeutung beigemessen.
In einer wachsenden, weltoffenen Stadt mit einer aktuellen Einwohnerzahl von ca. 3,6 Millionen Menschen, der darüber hinaus zu berücksichtigenden Wirkung als Metropolenregion Berlin / Brandenburg, einer jährlichen Touristenanzahl von ca. 13,5 Millionen Besucher*innen und einer Flächengröße von ca. 890 km² mit aktuellem Verkehrsaufkommen im Bereich der Mühlendammbrücke von ca. 73.000 Kfz/24h werktags ist es erforderlich, neue Lösungen zur Mobilität, Stadtgestaltung und Nutzungsformen zu finden.
Das damit verbundene Spannungsfeld zwischen aktueller Verkehrssituation und zukünftiger Mobilitäts- und Nutzungsanforderung muss in eine mehrstufige und genehmigungsfähige Umsetzung zum Ersatzneubau der Mühlendammbrücke überführt werden.
Aus diesem Grund wurden als Grundlage für den Realisierungswettbewerb die vorhandenen Zielsetzungen und Randbedingungen benannt. Im Ergebnis des Wettbewerbes sollte die beste und beispielgebende Lösung gefunden werden, welche diese Zielvorgaben und Randbedingungen erfüllt bzw. am weitesten an diese Vorgaben heranreicht.
Es waren ausdrücklich Ideen, Konzepte und Lösungen gefordert, welche vorhandene Best-Practices aus dem In- und Ausland mit neuen Lösungen für die speziellen, projektspezifischen Aufgaben verbinden.
Ziel des Wettbewerbes war es, überzeugende Entwürfe für den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke zu erhalten. Die komplexen Anforderungen hinsichtlich Bauabwicklung, Gestaltung, Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Nachhaltigkeit sollen beispielgebend erfüllt werden.
Die verschiedenen Verkehrsarten sollen entsprechend der Vorgaben aus dem Mobilitätsgesetz während der verschiedenen Bauabschnitte und Projektphasen weitgehend aufrechterhalten werden, womit besondere Anforderungen an die Planung der Bauabwicklung einzuhalten sind. Die Neuplanung berücksichtigt eine Neuaufteilung der Verkehrsflächen und damit eine Veränderung der Nutzungsanwendungen. Unter Beachtung der planrechtlichen Grundlagen und der einzuhaltenden Planungsvorgaben können sich verschiedene Bau- und Nutzungsphasen ergeben, welche in der Gesamtheit bis zur zukünftigen Zielvorgabe im Rahmen des Wettbewerbes erarbeitet werden sollen.
Aus diesem Grund wurde in den bestehenden Realisierungswettbewerb eine zweite Projektphase integriert, welcher auch in die Wertung der Wettbewerbsbeiträge eingeflossen ist.