Die Brücke ist insgesamt schmäler geworden und die Gesamtbreite in Brückenmitte misst nur noch ca. 38,40 m (ca. 7 m weniger als im Bestand).
Technik und Konstruktion für den Brückenneubau
Die Mühlendammbrücke muss zukünftig bestimmten Anforderungen gerecht werden – und hierbei flexibel genug sein, um auf zukünftige Veränderungen im Straßenraum vorbereitet zu sein.
Die Berliner Mühlendammbrücke von 1968 ist insgesamt 45,20 Meter breit und verfügt über eine Gesamtlänge von 116 Metern. Das Bauwerk aus Spannbeton muss erneuert werden. Die Brücke soll eine überzeugende Einheit von Funktion, Konstruktion und Gestaltung werden. Hierbei werden an den Neubau bestimmte Anforderungen gestellt. Zum einen soll die Brücke neben motorisiertem Individual- sowie Rad- und Fußverkehr noch einer geplanten Straßenbahnstrecke Rechnung tragen, zum anderen kann baulich kein Mittelpfeiler unter der Brücke geplant werden, da an dieser Stelle schon heute die Schiffe wenden.
Die Brückenachse bleibt auch beim Neubau unverändert. Leerrohre für das Stromnetz, für Trinkwasser- und Gasleitungen sowie für verschiedene Telekommunikationsnetze müssen ebenso mitgeplant werden, wie Maste für die zukünftige Straßenbahn.
Flexibilität mit Blick in die Zukunft
Der Auf- und Abbau selbst findet bei laufendem Verkehr statt, was bedeutet, dass während der Bauphase rund 63.000 Fahrzeuge täglich die Brücke passieren. Für diese Menge sollte der Neubau zunächst auch ausgelegt sein. Im Rahmen der bereits angestoßenen Verkehrswende wird es jedoch in ganz Berlin eine Verschiebung hinsichtlich der Nutzung geben: weniger motorisierter Individualverkehr (MIV) und die Stärkung des Umweltverbunds, bestehend aus ÖPNV sowie Rad- und Fußverkehr – das wird zukünftig auch für die Mühlendammbrücke gelten. Diese Flexibilität sollte im Entwurf bereits berücksichtigt werden und stellt besondere Ansprüche an Technik und Konstruktion, aber auch an Nutzung und Gestaltung. Ziel ist es, ein Brückenbauwerk zu entwerfen, das den Anforderungen der verschiedenen Verkehrsarten in den jeweiligen Projektphasen gerecht wird.
Projektphase 1
Gegenwärtig ist es erforderlich, den Brückenquerschnitt für folgende Nutzungsanforderungen anzulegen:
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Straßenbahntrasse: mindestens 12 m an der Brückenübergangskonstruktion in Richtung Molkenmarkt und mindestens 9,60 m in Richtung Spittelmarkt
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MIV: 2 Fahrspuren mit Breiten von mindestens 3,25 und 3,00 m je Richtung
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Separater Radweg: mindestens 2,5 m je Richtung
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Gehweg: mindestens 4,00 m je Richtung.
Nach Aufnahme des Straßenbahnbetriebs Richtung Hallesches Ufer ist die Einstellung des Busverkehrs und damit verbunden eine Veränderung des Fahrbahnprofils zugunsten von geschützten Radfahrstreifen geplant.
Projektphase 2
Bei einem künftigen Brückenquerschnitt (Projektphase 2) ist davon auszugehen, dass die Straßenbahntrasse bis zum Halleschen Tor in Betrieb ist und die Verkehrszahlen für den MIV eine Reduzierung auf eine Fahrspur ermöglicht. In diesen Fällen kann von folgenden Nutzungsanforderungen ausgegangen werden:
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Straßenbahntrasse: mindestens 12 m an der Brückenübergangskonstruktion in Richtung Molkenmarkt und mindestens 9,60 m in Richtung Spittelmarkt
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MIV: 1 Fahrspur mit einer Breite von min 3,25 m je Richtung
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Radspur: von mindestens 3,00 m je Richtung
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Gehweg: mindestens 4,00 m je Richtung.
Verkehrsplanung und Verkehrsraumgestaltung für die Mühlendammbrücke
An die Mühlendammbrücke werden in Sachen Verkehrsplanung besondere Anforderungen gestellt. Denn der Neubau soll nicht nur dem heutigen Bedarf, sondern auch dem Verkehr von morgen gerecht werden.
Sicher, klimafreundlich und komfortabel soll die Mobilität künftig in Berlin sein. Stärkung des Umweltverbunds (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr), weniger motorisierter Individualverkehr (MIV), eine Umverteilung von Flächen und mehr Elektromobilität sind erste Schritte auf dem Weg in eine lebenswertere, klimafreundliche und am Menschen orientierte Stadt. Die Verkehrswende ist bereits in vollem Gange. Gesetzliche Grundlage und neue Stellen in den Verwaltungen wurden geschaffen und erste Maßnahmen umgesetzt – etwa der Ausbau des Radwegenetzes, mehr Elektrobusse im ÖPNV oder bessere ÖPNV-Verbindungen sowie -Taktungen für Pendlerinnen und Pendler, die tagtäglich in Berlins Zentrum strömen.
Auch bezüglich der Neugestaltung der Mühlendammbrücke spielt die Mobilitätswende eine entscheidende Rolle. Viele Pendler*innen nutzen sie als Ost-West-Verbindung. Aktuell fahren an Werktagen rund 72.800 Kfz sowie über 2.500 Lkw täglich über die Brücke – und damit auf der dort entlanglaufenden Bundesstraße 1. Mit dem geplanten Umbau des Molkenmarkts wird eine Verringerung des Verkehrs um ca. 10.000 Kfz pro Tag prognostiziert. Darüber hinaus soll der Brückenneubau der Berliner Mobilitätswende insgesamt Rechnung tragen. Diese sieht eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt vor.
Für die Zukunft planen
In einer ersten Projektphase wird der Autoverkehr auf zwei Spuren beschränkt. Abriss und Neubau der ‚Mühlendammbrücke müssen unter Aufrechterhaltung des starken Verkehrs erfolgen. Anschließend soll die Brücke zunächst für rund 63.000 Fahrzeuge pro Werktag sowie alle anderen Verkehre ausgelegt sein. Da der motorisierte Verkehr jedoch auf lange Sicht und im Sinne der Mobilitätswende weniger werden soll, gibt es eine zweite Phase. Für diese ist geplant, dem ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr mehr Platz einzuräumen. So soll unter anderem eine Straßenbahn zweigleisig über die Brücke geführt werden, die dann Alexanderplatz und Kulturforum verbindet. Bei der Planung der Brücke soll also sowohl die nahe als auch die langfristige Zukunft der Mobilität berücksichtigt werden.
Neben dem Verkehr auf der Mühlendammbrücke, gibt es diesen auch darunter. Die staugeregelte Bundeswasserstraße dient Schiffen sowohl für Personen- als auch Güterverkehr. Genau unter der Mühlendammbrücke befindet sich ein Schiffswendeplatz. Aus diesem Grund ist es baulich auch nicht möglich, bei der neu geplanten Brücke einen oder mehrere Mittelpfeiler in Betracht zu ziehen.
Die Mühlendammbrücke ist mit ihrer exponierten Lage in Berlins Mitte sowie der Streckenführung von Ost nach West ein bedeutender Verkehrsraum.
Nutzung und Gestaltung der Mühlendammbrücke
Ein Neubau für ein heterogenes Umfeld: Nutzung und Gestaltung gemeinsam denken.
Die Mühlendammbrücke liegt in Berlins historischer Mitte, die durch unterschiedliche Baustrukturen aus verschiedenen Epochen geprägt ist. Klosterviertel, Nikolaiviertel, das Rote Rathaus oder auch das Alte und das Neue Stadthaus sind ebenso Teil der Umgebung wie Hochhäuser aus den 60er Jahren. In dieser Zeit wurde auch die jetzige Spannbetonbrücke errichtet. Aktuell erfährt das angrenzende Quartier Am Molkenmarkt eine Umgestaltung. Hier soll an die Qualitäten einer ehemals kleinteilig angelegten Stadtstruktur angeknüpft und ein urbanes Stadtquartier entwickelt werden. Zu diesem ästhetischen Mix kommen mehrere benachbarte Straßenbrücken aus unterschiedlichen Epochen.
Der Siegerentwurf fügt sich in das heterogene Umfeld ein. Er wird sowohl der historischen als auch der zukünftigen Bedeutung des Ortes gerecht. Nicht zuletzt, weil die Berliner Mitte sich stetig weiterentwickelt – auch unter aktiver Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern.
Darüber hinaus erfüllt der Siegerentwurf die baulichen Vorgaben sowie die geplante Nutzung und den Denkmalschutz der angrenzenden Gebäude und historischen Elemente wie etwa dem Treppenaufgang mit Löwen vor dem Ephraim-Palais. Unabhängig davon, ob es um mögliche Elemente auf der Brücke selbst – etwa Beleuchtung, Querungen oder Bebauungen – oder um Zugänge und Anbindung an den Kiez geht, immer spielen sowohl Nutzungsperspektive als auch ästhetische Gestaltung eine Rolle. Und beides bedingt sich.
Insgesamt bildet der Siegerentwurf eine überzeugende Einheit von Funktion, Konstruktion und Gestaltung und ein gestalterisch stimmiges Gesamtensemble. Besonderer Wert wird auch auf die sorgfältige Ausarbeitung der Konstruktion und die Gestaltung von Oberflächen, An- und Untersichten sowie die Gestaltung der Brückendetails gelegt. Auch der Straßenbahnmaste, der Beleuchtung, Geländer und Gehwegbeläge kommt besondere Bedeutung zu. Ebenso ist auf eine fußgänger- und fahrradfreundliche Straßen- und Brückengestaltung zu achten.
Kiezanbindung rund um die Mühlendammbrücke
Verbinden statt trennen – die Mühlendammbrücke hat zahlreiche Aufgaben. Unter anderem verbindet sie auch sehr unterschiedliche Kieze miteinander.
Mitten in Berlins historischem Zentrum erstreckt sich die Mühlendammbrücke über die Spree. Ein Bauwerk von besonderer Bedeutung, schließlich gilt der Mühlendamm als Keimzelle der spätmittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln. Schon damals kam ihr eine verbindende Bedeutung zu. Und auch heute hängt die Mühlendammbrücke nicht als unabhängiges Bauwerk in einem luftleeren Raum. Vielmehr verbindet sie vier Bereiche, in denen historische Bauwerke aus unterschiedlichen Zeitepochen ebenso wie Bauten der Nachkriegsmoderne nebeneinander bestehen und so die Geschichte der Stadt und ihrer Brüche aufzeigen. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, muss die Berliner Mitte in ihrer Gesamtheit betrachtet und in ihren einzelnen Quartieren qualifiziert entwickelt werden. Daher ist die Berliner Mitte 2018 als ein Gebiet von besonderer stadtpolitischer Bedeutung festgelegt worden.
Die Berliner Mühlendammbrücke verbindet vier sehr unterschiedliche Kieze miteinander:
Auf der nördlichen Seite gibt es den Molkenmarkt sowie das Nikolaiviertel.
Auf der südlichen Seite gibt es die Fischerinsel sowie den Kiez Breitestraße.
Diese werden schon jetzt und auch in den nächsten Jahren bewusst weiterentwickelt. So entsteht aktuell rund um den Molkenmarkt ein neues lebendiges Quartier.
Wie die unterschiedlichen Kieze rund um die Mühlendammbrücke im Einzelnen angebunden werden sollen, welche Auf- und Zugänge es geben wird und wie sich die Brücke in die Quartiere einfügt, wird bei der Neugestaltung eine wichtige Rolle spielen.