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Tagfalter-Monitoring: Artenvielfalt und Verantwortung für besondere Arten
Tagfalter-Monitoring
In Berlin liegen vielfältigste Lebensräume oft dicht beieinander. Das gilt auch für das Wuhletal mit Neuer und Alter Wuhle, dem Wuhleteich und den zahlreichen Kleingewässern, mit seinen verschiedenen Gehölzbeständen und Staudenfluren sowie seinen frischen, feuchten, nassen und sogar trockenen Wiesen. So wie sich in Berlin die verschiedensten Kulturen und Lebensarten wohlfühlen, bietet auch das Wuhletal mit seinen unterschiedlichen, eng verwobenen Lebensräumen den unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten ein lebenswertes Zuhause, darunter auch einer Vielzahl verschiedener Falterarten.
Bereits seit 2015 haben Expertinnen und Experten die Lebensräume für Falter im Wuhletal erfasst. Dabei wurden insgesamt 128 Arten an Tag- und Nachtfaltern gefunden, aber die tatsächliche Anzahl ist sehr wahrscheinlich sogar noch deutlich höher. Über mehrere Jahre hinweg gesehen kann es, unter anderem witterungsbedingt, zu erhebliche Schwankungen im Bestand kommen.
Die Artenvielfalt der Falter zu fördern, ihre Lebensräume zu erweitern und artgerecht zu pflegen ist nicht ganz einfach, denn die verschiedenen Arten haben auch unterschiedliche Bedürfnisse. Zum Beispiel überwintern einige Falterarten als Raupe oder als Puppe an Ihren Futterpflanzen, so dass diese im Herbst nicht abgemäht werden sollten. Andere Falterarten sind auf nur eine einzige Nahrungspflanze spezialisiert, so dass deren Vorkommen auch das der Falterart bestimmt.
Um möglichst viele Falterarten zu fördern, bedarf es somit eines wohlüberlegten Pflegeplanes. Dieser Plan legt den Zeitpunkt, die Häufigkeit und die Teilflächen der Pflege fest. Besonders wichtig sind dabei die Mahd oder Beweidung der Wiesenflächen, aber auch die Entwicklung vielfältiger Waldränder und –säume.
Volkszählung für Schmetterlinge
Sowohl im Wuhletal als auch am Kienberg werden die Tagfalter seit mehreren Jahren von ehrenamtlichen Spezialisten im Rahmen des Projektes “Tagfalter-Monitoring Deutschland” erfasst. Mit Hilfe der Transektmethode wird die Zählung der Falter entlang der Neuen Wuhle und auf dem Kienberg in der Zeit vom 1. April bis zum 30. September einmal wöchentlich durchgeführt.
Diese Art der Falter-Volkszählung findet bereits in 17 europäischen Ländern statt – in Großbritannien sogar schon seit 1976. Hierzulande machte 2001 das Bundesland Nordrhein-Westfalen den Anfang und seit 2005 wird sie systematisch in ganz Deutschland durchgeführt. So kann man nun die Entwicklung der Falter auf allen Ebenen von lokal, wie hier an der Wuhle, bis international verfolgen und auswerten.
Was kann ich tun?
Je nach der Lage, Größe und Bodenbeschaffenheit Ihres Gartens fühlen sich unterschiedliche Falter bei Ihnen wohl, z. B. in Staudenrabatten, Kräuterbeeten oder Hecken mit Wildsträuchern. Und so lockt man Schmetterlinge in den eigenen Garten:
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Mehr “Wildnis” im Garten:
Es gibt eine “Hitliste der Schmetterlingspflanzenarten”. Hier findet sich eine große Auswahl von Gehölzen, Stauden und Gräsern, die einerseits für Schmetterlinge besonders förderlich sind und andererseits vielleicht auch den Gartennutzer besonders gefallen, bzw. zum jeweiligen Garten passen. Eine sehr große Bedeutung für Schmetterlinge haben Gehölze wie Schlehe und Sal-Weide. Bei den Stauden sind es Natternkopf, Hornklee, Wasserdost und Oreganum. Gefüllte Blüten hingegen bieten in der Regel keinen Nektar.
Allerdings gedeihen die meisten dieser Wildblumen am besten auf Böden mit geringem Nährstoffangebot. Dieses zu senken ist recht aufwendig. Einfacher ist es daher die Vielfalt an Pflanzenarten und damit das Nahrungsangebot für Falter zu erhöhen, indem man Teile des Gartens einfach seltener, in der Regel zwei bis vier Mal pro Jahr, mäht, damit sich eine Blumenwiese entwickeln kann. Zusätzlich kann man auch für Schmetterlinge besonders förderliche Pflanzenarten säen oder pflanzen.
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Zierpflanzen im Garten:
Neben den Wildblumen locken auch viele Zierpflanzen wie z.B. Sommerflieder, Blaukissen, Kapuzinerkresse, Phlox und Zinnie eine Vielzahl an Faltern und anderen blütenbesuchenden Insekten an.
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Nahrung für die Raupen:
Ohne Raupen keine Schmetterlinge – und auch Raupen brauchen Nahrung. Die in der “Hitliste der Schmetterlingspflanzen” angeführten Arten, sind auch als Nahrungspflanzen für die Raupen der Schmetterlinge besonders geeignet. Brennnesseln, Disteln und andere “Unkräuter” schmecken den Raupen vom Kleinen Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral, C-Falter, Distelfalter und Landkärtchen besonders gut. Sie wachsen häufig in kleinen Bereichen des Gartens, die etwas “verwildern” dürfen.
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Überwinterungsplätze erhalten:
Da viele Falter als Puppe oder Raupe an Zweigen, Blättern und Stängeln Ihrer Lieblingsspeisepflanze überwintern, sollte zumindest auf einigen Teilflächen auf das Mähen im Herbst verzichtet werden. Zusätzlich kann man an geeigneten Stellen auch Laub und Reisig liegen lassen. Hier können die Puppen dann überwintern, und auch mancher Schmetterling.
Welche Falter leben im Wuhletal?
Folgende Arten können mit etwas Glück im Wuhletal leicht beobachtet werden:
Falter auf den trockenen Wiesen auf der "Sandlinse" nördlich des Wuhlesteges
- Wiesen, Gärten, Siedlungen, Straßenränder
- Meist an der Blattunterseite von Faulbaum und andere Kreuzdornarten
- Nektar verschiedener, meist violetter Blütenpflanzen z.B. Kratzdistel, Blutweiderich und Sommerflieder
- Überwinterung als erwachsene Tiere in Winterstarre an Zweigen oder in schützendem Laub.
- Der Zitronenfalter läutet den Frühling ein, da er oft schon Ende Februar/Anfang März an sonnigen Tagen aktiv wird. Zitronenfalter können aufgrund Ihrer Überwinterung bis zu einem Jahr alt werden. Sie sind bei uns die Art mit der höchsten Lebenserwartung
- trockene und frische Magerwiesen
- verschiedene Gräser z.B. Trespenarten z.B. Wehrlose Trespe
- Nektar violett blühender Pflanzen z.B. Acker-Witwenblume, Rotklee, Ackerkratzdistel
- als Raupe auf Wiesen
- Bei der Eiablage lässt das Weibchen die Eier einzeln auf den Boden fallen. Die Jungraupen überwintern auf der Wiese ohne vorher Nahrung aufgenommen zu haben. Erst im Frühjahr beginnen sie an verschiedenen Gräsern zu fressen.
Falter am trockenen Damm der Neuen Wuhle
- magere Wiesen
- Doldenblütler z.B. Wilde Möhre, Dill, Fenchel, Petersilie
- Nektar verschiedener Pflanzen z.B. Sommerflieder, Berg-Haarstrang, Klee
- als Puppe an Pflanzenstängeln
- Dass der Falter als Puppe an Pflanzenstängel überwintert, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Grund für seine Seltenheit. Mit unserer Angewohnheit im Herbst in Feld und Garten “aufzuräumen” werden insbesondere bei der Mahd viele Puppen des Schwalbenschwanzes und anderer Schmetterlingsarten vernichtet.
- Trocken- und Halbtrockenrasen, magere Mähwiesen
- Spitzwegerich, Hornklee, Habichtskraut, Kronwicke
- Nektar vorwiegend von violetten Blüten z.B. von Disteln, Grasnelken, Flockenblumen
- als Raupe an der Nährpflanze; einige Raupen können sogar zwei Jahre überwintern
- Die Gewebe des Falters enthalten Gifte, u.a. Blausäure. Fressfeinden wird dies durch die auffällige Farbe signalisiert.
Falter der Kräuter-Wiesen im Jelena-Šantić-Friedenspark
- offene, eher trockene Wiesen mit Vorkommen von Hornklee
- Hornklee (Lotus corniculatus)
- keine (nutzt Blüten nur als “Rendezvous-Platz”)
- als Puppe in einer Gespinströhre an der Wurzel der Nährpflanze
- Da ihr Saugrüssel verkümmert ist, können die Falter keine Nahrung aufnehmen. Sie zehren von den im Raupenstadium angefressenen Fettreserven.
- häufig anzutreffen, sowohl auf feuchten als auch auf trockenen Wiesen
- Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Großer Sauerampfer (Rumex acetosa)
- Nektar verschiedener Blüten z.B. Rossminze (Mentha longifolia), Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)
- als Raupe auf der Nährpflanze
- Die Männchen dieser Art sind ausgesprochen terretorial und verteidigen ihr Territorium gegen andere Männchen und auch gegen deutlich größere Falter wie zum Beispiel das Tagpfauenauge.
Falter im Lebensraum an der Neue Wuhle
- ampferreiche, sumpfige und nasse Wiesen
- ausschließlich nicht-saure Ampferarten wie z.B. Fluss-Ampfer (Rumex hydrolapathum) oder Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius)
- Nektar verschiedener Pflanzen z.B. Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria), Wasserminze (Mentha aquatica)
- als Raupe am unteren Teil der Nährpflanze
- Zur Überwinterung fressen die Raupen Höhlen in die Blätter in denen sie auch Überflutungen der Pflanze überleben können.
- Auengehölze, Baumkrone von Laubwäldern mit halbschattigen Bereichen
- vorwiegend Pappeln (vor allem Zitter-Pappel), aber auch Weiden
- Männchen: Baumsäfte, Mineralien aus den Säften von Tierexkrementen oder –kadavern
- Weibchen: Honigtau von Blattläusen, Säfte aus reifem Obst
- als junge Raupe an Zweigen der Futterpflanze
- Gelegentlich fliegt der Falter Menschen an, um auf der Haut nach Mineralien zu suchen.
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Kontakt
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Auskünfte zu Berlins Biologischer Vielfalt erteilen:
Ingrid Cloos-Baier
Tel.: (030) 9025-1640
Dr. Michael Gödde
Tel.: (030) 9025-1303
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