Verschiebebahnhof Tempelhof

Quelle: Lokaler Server
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Plan des südlichen Bereichs des Verschiebebahnhofs Tempelhof mit Bahnbetriebswerk (1934)

Das Schöneberger Südgelände lag um 1800 am Stadtrand der preußischen Residenzstadt Berlin. Der Bau der Berlin-Potsdamer Stammbahn (1838), der Anhalter Bahn (1841), der Dresdener Bahn (1875), der Ringbahn (1871) und anderer Bahnstrecken läutete eine rasante wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung der späteren Metropole Berlin ein.

Der zunehmende Personen- und Güterverkehr machte den Neubau von Werkstätten und Rangierbahnhöfen erforderlich. So entstand 1879 auf dem Südgelände das Ausbesserungswerk Tempelhof, zehn Jahre später der Verschiebebahnhof Tempelhof – auf ihm wurden täglich zwei Dutzend Güterzüge vor allem der Dresdener und der Anhalter Bahn abgewickelt. Seine Gesamtleistung lag bald an zweiter Stelle unter den neun Rangierbahnhöfen Berlins.

Südlicher Bereich des Tempelhofer Bahngeländes – Blick von Westen auf Vorort- und Ferngleise, Wasserturm, Lokhalle und Bahnbrücken über den Prellerweg. 1950er Jahre

Von 1923 bis 1931 wurde er zu einem leistungsfähigen Rangierbahnhof für die Bahnverbindungen Halle/Leipzig-Berlin beziehungsweise Dresden-Berlin ausgebaut. 1927 entstand dort der 50 Meter hohe Wasserturm, 1928 die Station Priesterweg. 1941 wurden auf dem Verschiebebahnhof Tempelhof täglich über 130 Güterzüge aufgelöst beziehungsweise neu gebildet.

Auf der Zweiten Weltkraftkonferenz in Berlin 1930 wurden in der Lokhalle des Verschiebebahnhofs Tempelhof die neuesten Fahrzeugentwicklungen präsentiert. An der Hallendecke gab es eine Rauchabsauganlage.

Die Lokomotive 52 7554 verlässt die Drehscheibe. (1946)

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmten die Alliierten die Bahnflächen in West-Berlin und die Betriebsrechte wurden der Deutschen Reichsbahn im sowjetisch besetzten Sektor übertragen. Auf der Anhalter Bahn wurde ein spärlicher Güterverkehr wieder aufgenommen.

Eine Güterzug-Lok wird bekohlt. (1946)

Doch da die DDR ab Mai 1950 Gütertransporte durch West-Berlin vermied, kam es 1952 zum Erliegen des Rangierbetriebes und zur Aufgabe des westlichen Betriebsbereichs in Tempelhof. Der Werkstattbetrieb (unter anderem für Brückenunterhaltung) und geringfügiger Güterverkehr fanden noch bis Anfang der 1990er Jahre statt.