Tierfreundliche Beleuchtung

Die Aufnahme zeigt einen beleuchteten Parkweg bei Nacht. Am dunkelblauen Himmel steht klein der Mond. Vor den schwarzen Silhouetten ausladender Baumkronen erhellen Laternen punktuell den Gehweg. Ihr Licht fällt kegelförmig auf den Betonboden, in den Abständen zwischen den Laternen ist es dunkel.

Im Park am Gleisdreieck werden Hauptwege und Plätze so beleuchtet, dass das Licht nicht in den Rest des Parks abstrahlt.

Tiere in der Stadt zu fördern heißt auch, sich um potenzielle Gefahrenquellen zu kümmern. Glasfassaden sind eine bekannte Gefahrenquelle, die Beleuchtung eine andere. Dass es in der Stadt kaum richtig dunkel wird, verwirrt und vertreibt viele Tiere. Etwa 30 Prozent der Wirbeltiere und mehr als 60 Prozent der Wirbellosen sowie fast die Hälfte aller Insekten sind nachtaktiv. Gerade für sie kann Licht den Tod bedeuten.

Gefahr für Zugvögel, Fledermäuse und Insekten

Zugvögel orientieren sich auf ihren Reisen am Sternenhimmel. Beleuchtete Städte und vor allem Skybeamer können sie vom Kurs abbringen. Skybeamer sind starke Projektionsscheinwerfer, die in den Himmel gerichtet sind. Auch helles Licht in Bodennähe lockt Zugvögel an. Dabei können sie an Glasscheiben und anderen Hindernissen verunglücken.

Fledermäuse meiden künstliches Licht; beleuchtete Orte sind für Sie eine Barriere, die ihren Bewegungsraum einengt und ihnen kräftezehrende Umwege zwischen Quartier und Nahrungsquellen abverlangt. Beleuchtete Hausfassaden eignen sich nicht als Fledermausquartier – vor allem, wenn das Licht zur Dachkante strahlt. Um die Tiere zu vertreiben, reichen schon solarbetriebene LED-Laternen auf Balkonen, die über die Brüstung leuchten.

Insekten orientieren sich nachts ebenfalls am Firmament. Unsere Beleuchtung zieht sie an – und lockt sie aus ihrem Lebensraum. Im Bann des Lichts kreisen sie bis zur Erschöpfung, verirren sich in die Gehäuse der Leuchten oder verglühen an heißen Leuchtmitteln (Staubsaugereffekt). Vermutlich ist die Beleuchtung eine der Ursachen für das Insektensterben. Ökologisch hat das fatale Folgen – nicht nur, weil Pflanzen nicht mehr bestäubt werden. Mit den Insekten schwindet auch die Nahrungsgrundlage anderer Tiere wie geschützter Vögel oder Fledermäuse.

Tierfreundlicher Einsatz von Licht

Deshalb gilt es, die Beleuchtung auf ein notwendiges und sinnvolles Maß zu beschränken. Wichtige Stellschrauben sind die Zahl der Leuchten, Dauer, Intensität und Ausrichtung des Lichts und nicht zuletzt die Wahl des Leuchtmittels. Licht sollte auf den Boden gerichtet sein und nicht waagerecht abstrahlen. Die Lichtquelle darf nicht heißer als 60 Grad werden und sollte warmweißes Licht mit geringen Blauanteilen erzeugen. Gut sind etwa 2.000 bis höchstens 3.000 Kelvin. Dafür eignen sich Natriumdampf-Hochdrucklampen oder warmweiße LEDs. Für hochsensible Bereiche empfehlen sich Natriumdampf-Niederdrucklampen oder Amber-LEDs mit 1.800 bis 2.200 Kelvin. In der zweiten Nachthälfte sollten alle nicht zwingend notwendigen Beleuchtungsanlagen abgeschaltet werden.

Licht in Berlin

Laut Berliner Straßengesetz müssen Straßen beleuchtet sein, soweit das für Verkehr und Sicherheit nötig ist. In öffentlichen Grünanlagen ist Beleuchtung keine Pflicht. Meist sind Hauptwege und Plätze aber abends im Interesse der Besucherinnen und Besucher beleuchtet. In naturnahen Bereichen soll auf eine Beleuchtung verzichtet oder diese auf Orientierungslicht entlang wichtiger Wege beschränkt werden.

Die Gehäuse an den Knickmasten im Park am Gleisdreieck fokussieren das Licht auf den Weg

Kompromiss am Gleisdreieck

Im Park am Gleisdreieck akzentuiert Licht nur kleine Teile der nächtlichen Szenerie. Das begrenzt die Störung der Tiere auf ein Mindestmaß. An den Hauptwegen und Plätzen stehen Knickmasten mit tulpenförmigen Lampenschirmen. Ihre warmweißen Lichtkegel reichen für unsere Orientierung und schaffen eine besondere Atmosphäre. Große Areale bleiben im Dunkeln – nicht nur den hier lebenden Fledermäusen zuliebe.

Mitmachen!

  • Leitfaden für die Berücksichtigung von Fledermäusen bei Beleuchtungsprojekten

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