Umweltgerechtigkeit Berlin 2013

Einleitung

Der Begriff Umweltgerechtigkeit befasst sich mit Art, Ausmaß und Folgen ungleicher sozialer Verteilungen von Umweltbelastungen und den Gründen dafür. Schon lange ist bekannt und wissenschaftlich belegt, dass die soziale Lage mit über den Gesundheitszustand eines Menschen entscheidet und die Lebenserwartung beeinflusst. Der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und gesundheitsgefährdenden Wohn- und Wohnumfeldbedingungen – und den Wirkungszusammenhängen – ist in Deutschland bisher jedoch wenig untersucht worden. Und so fehlt eine weitgehend gesundheitsbezogene Risikoanalyse und -bewertung. Dies hat vor allem Bedeutung bei der Entwicklung und Umsetzung integrativer Strategien, Konzepte und Maßnahmen und gilt insbesondere für hoch verdichtete Stadtteile.

Zur Erarbeitung notwendiger Grundlagen für die zielgerichtete Entwicklung von umwelt- und gesundheitspolitischen Handlungsstrategien hat das Land Berlin im Jahre 2008 das ressortübergreifende raumbezogene Modellvorhaben “Umweltgerechtigkeit in Berlin” auf den Weg gebracht. Die Bearbeitung der einzelnen Themenfelder erfolgte in enger Kooperation der fachlich zuständigen Senatsverwaltungen, dem Amt für Statistik Berlin – Brandenburg, mehreren Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Ab 2012 hat auch das Umweltbundesamt (UBA) die Entwicklung des neuen Themenfeldes gezielt unterstützt und fachlich begleitet. Der nachfolgende Taxt basiert auf dem Basisbericht 2014/2015 „Umweltgerechtigkeit im Land Berlin, Grundlagen für die handlungsorientierte sozialräumliche Umweltpolitik im Land Berlin“ (SenStadtUm 2015, unveröffentlicht).

Mit Blick auf die Erarbeitung einer ressortübergreifenden Umweltbelastungsanalyse standen folgende Fragen im Vordergrund:

  • Welche umweltbezogenen Themenfelder haben Gesundheitsrelevanz und sind in den Kontext der Untersuchungen zu integrieren?
  • Wie können Informationen, Daten und Analyseergebnisse aus den Fachressorts Umwelt, Gesundheit, Stadtentwicklung, Städtebau und Soziales gemeinsam auf die Ebene der 447 Planungsräume (PLR) aggregiert und zu einer neuen räumlichen (informellen) Betrachtungs- bzw. Planungsebene zusammengeführt werden?
  • Welche Planungsräume mit gesundheitsrelevanten Mehrfachbelastungen weisen gleichzeitig eine hohe soziale Problemdichte auf und welche mehrfach belasteten Gebiete sind vulnerable Gebiete im Sinne des Klimawandels und dadurch besonders betroffen?
  • Können für das ressortübergreifende raumbezogene Planen und Verwaltungshandeln generelle Aussagen bzw. Handlungsempfehlungen abgeleitet werden und können auf der Grundlage der kleinräumigen Umweltbelastungsanalysen praxistaugliche rechtliche Instrumente entwickelt werden, die das Berliner Planungssystem ergänzen?

Der neue kleinräumige bzw. quartiersbezogene Berliner Umweltgerechtigkeitsansatz schließt eine Lücke in den bereits bestehenden Berichts- und Monitoringsystemen, indem gesundheitsschädliche Umweltaspekte systematisch zusammengeführt und zu einer neuen informellen Betrachtungsebene und zu einem neuen Handlungsfeld verdichtet werden. Die Ergebnisse sind “strategische Eckpunkte” für die umweltgerechte und nachhaltige Entwicklung im Land Berlin. Sie verleihen der sozialraumorientierten Umweltpolitik in der Hauptstadt mehr Profil und Gewicht und untersetzen die Daten zur Sozialstruktur durch die Perspektive des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes.

Die vier Ebenen

  • Umweltgerechtigkeitsmonitoring (kleinräumliche Umweltbelastungsanalyse)
  • räumliche Ebene (Ausgleichskonzeption),
  • Umsetzungsebene (Strategien, Maßnahmen, Projekte),
  • Evaluation

bilden zusammen die Integrierte Berliner Umweltgerechtigkeitskonzeption (IBUk) (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Konzept der Integrierten Berlin Umweltgerechtigkeitskonzeption (IBUk)