Im Rahmen der Aktualisierung des Berliner Umweltatlasses wurden Daten von 151 beprobten Gewässern ausgewertet. Damit diese auch für eine Beurteilung der jeweiligen Gewässer genutzt werden können, ist es erforderlich, Vorstellungen von der unter gegebenen Umständen lebensfähigen und damit im Gewässer zu erwartenden Fischfauna zu entwickeln. Die Differenz zwischen dieser potentiellen und der tatsächlich vorgefundenen Artenzahl kann als Anhaltspunkt für die Beurteilung der Naturnähe eines Gewässers dienen. Zur Problematik der in einem Gewässer zu erwartenden Fischartenzusammensetzung gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen u. a. aus geologischer, geomorphologischer, faunistischer und fischereilicher Betrachtungsweise. Ihnen allen ist gemeinsam, daß die Anzahl der Fischarten von der Strukturvielfalt des Lebensraumes und damit direkt vom Gewässertyp abhängt. So verfügen z. B. durchflossene Seen sowohl über strömende als auch über Stillwasserbereiche. Sie bieten damit rheophilen (strömungsliebenden) und limnophilen (stehendes Wasser bevorzugenden) Fischarten geeignete Lebensbedingungen. Deshalb beherbergen Flußseen i.d.R. ein vielfältiges Fischartenspektrum. In geschlossenen Seen können nur limnophile Arten optimale Lebensbedingungen vorfinden, in Flüssen meistens nur rheophile. Die in diesen Gewässertypen zu erwartende Fischartenzahl wird deshalb geringer sein als in Flußseen.
Damit die untersuchten Berliner Gewässer miteinander verglichen werden können, wurden folgende neun Kategorien festgelegt:
- Fließgewässer
- Flußseen
- natürliche Landseen
- künstliche Landseen
- Rückhaltebecken
- Kleingewässer
- Kanäle
- Gräben
- Klärwerksableiter
Bei den Landseen war eine Gliederung in natürliche und künstlich geschaffene notwendig, da erstere auch natürlich besiedelt werden konnten, während Fischvorkommen in letzteren auf Besatz zurückzuführen sind. Rückhaltebecken und Klärwerksableiter als stehende bzw. fließende, künstlich geschaffene Kleingewässer wurden ebenfalls als eigene Kategorien betrachtet, da sie i. d. R. den höchsten Ausbauzustand aufweisen. Die Anzahl der beprobten Gewässer für die jeweilige Kategorie ist Tabelle 2 zu entnehmen.