Entsorgung von Regen- und Abwasser 2017

Kartenbeschreibung

02.09.1 Art der Kanalisation

In Berlin werden vier Fünftel der Fläche des kanalisierten Stadtgebietes durch die Trennkanalisation, ca. ein Fünftel durch die Mischkanalisation entwässert. Damit sind insgesamt 52,8 % der Gesamtfläche Berlins kanalisiert. Das trennkanalisierte Stadtgebiet untergliedert sich in die 4 folgenden Arten: Die Trennkanalisation mit Schmutz- und Regenkanalisation stellt davon den größten Anteil dar (66,1 % der Art der Kanalsation), es folgt mit 12,4 % die Trennkanalisation mit Schmutzwasserkanal ohne Regenwasserkanal (z.B. in Bereichen mit vollständiger Versickerung des Regenwassers). Einen sehr kleinen Anteil an der Trennkanalisation stellen Flächen mit Regenkanal ohne Schmutzkanalisation dar (dabei handelt es sich überwiegend um Verkehrsflächen). Einen Sonderfall der Trennkanalisation zeichnen Bereiche aus, bei denen die Regenkanalisation in die Überläufe der Mischwasserkanalisation einleitet (2,2 % der Art der Kanalisation).

Die Anzahl der Block- und Blockteilflächen, die über die Mischkanalisation entwässert werden, hat um knapp 5 % zugenommen. Ihr Anteil im gesamten Stadtgebiet beträgt, wie auch 2012, knapp 18 %.

Nicht kanalisierte Siedlungsgebiete sind jene Block- und Blockteilflächen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und bei denen aufgrund ihrer Nutzung davon ausgegangen werden kann, dass dort Schmutzwasser anfällt. Die Entwässerung erfolgt hier überwiegend über Abwassersammelgruben. Das Abwasser wird somit über die Abfuhrunternehmen in den Klärwerken entsorgt. Seit dem Beginn der 90er Jahre, als noch 12 % der besiedelten Fläche (7 % im West- und 19 % im Ostteil der Stadt) nicht an die öffentliche Schmutzwasserkanalisation angeschlossen waren, sank dieser Anteil in den letzten Jahren kontinuierlich und beträgt in der aktuellen Auswertung noch 1,3 %. Der einwohnerbezogene Gesamtanschlussgrad an die Schmutzwasserkanalisation liegt bei nahezu 100 %.

Abb. 1: Art der Kanalisation in % der bebauten Flächen einschließlich Straßenland (478 km²), Stand 2017

Abb. 1: Art der Kanalisation in % der bebauten Flächen einschließlich Straßenland (478 km²), Stand 2017

In den letzten Jahren wurden durch zunehmende Bautätigkeit und die damit verbundene Zunahme versiegelter Flächen sowie durch die Aktivitäten der Berliner Wasserbertriebe zum Ausbau des Kanalnetzes in bisher nicht kanalisierten Siedlungsgebieten auch neue Gebiete an eine Kanalisation angeschlossen. Dies wird durch die neue Auswertung bestätigt, auch wenn sich die verwendeten Methoden zwischen 2012 und 2017 unterscheiden. Insgesamt ist der Anteil der an den Kanal angeschlossenen Flächen an der gesamten bebauten Fläche um ca. 2 % gestiegen.

Zunehmende Bedeutung bekommt die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, wobei das anfallende Regenwasser nicht abgeleitet wird, sondern direkt vor Ort verbleibt. Diese Form der Regenwasserbewirtschaftung benötigt nur bei ungünstigen Verhältnissen (z.B. schlechte Versickerungseigenschaften) eine zusätzlich gedrosselte Ableitung über Kanäle. Die Verbreitung dieser neuen Art der Regenwasserbewirtschaftung ist in der aktuellen Karte „Art der Kanalisation“ noch nicht erfasst. Sie soll zukünftig ebenfalls berücksichtigt werden.

Betrachtet man die Verteilung der unterschiedlichen Systeme über das Stadtgebiet, so zeigen sich die nachfolgenden räumlichen Schwerpunkte.

In den Innenbereichen Wedding, Tiergarten, Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Schöneberg, Teilen von Neukölln und von Wilmersdorf, Westend, sowie der Spandauer Altstadt wird das Abwasser gemeinsam mit dem Regenwasser über die Mischwasserkanalisation entsorgt.

Die Außenbereiche Reinickendorf, Pankow, Weißensee, Hohenschönhausen, Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Köpenick, Neukölln, Tempelhof, Steglitz, Zehlendorf, Spandau sowie Teile von Wilmersdorf und Charlottenburg sind nach dem Trennsystem kanalisiert.

Die Regenwasserkanalisation mit Schmutzwasserkanalisation ist die am häufigsten vorkommende Art der Trennkanalisation in Berlin. Gebiete mit dieser Art Kanalisation befinden sich vor allem im Außenbereich. Die betreffenden Bezirke sind Spandau, Reinickendorf, Pankow, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf, sowie südwestliche Teile von Wilmersdorf-Charlottenburg, ein kleiner Bereich im Nordwesten von Mitte und die Halbinsel Stralau im Südosten von Friedrichshain.

In einigen Teilbereichen der Ortsteile Wilmersdorf, Weißensee und Spandau sowie in Bereichen um die Schloßstraße in Charlottenburg wurden zur Entlastung der Mischkanalisation Regenwasserkanäle mit Einleitung in die Regenüberlaufkanäle der Mischwasserkanalisation angelegt. Das Schmutzwasser gelangt dort weiterhin in die Mischkanäle.

In den Gebieten mit Schmutzwasserkanalisation ohne Regenwasserkanalisation versickert das Regenwasser geordnet oder ungeordnet. Diese Gebiete findet man in den Randbezirken vor allem in den Ortsteilen Gatow, Kladow, Staaken, Konradshöhe, Heiligensee, Frohnau, Karow, Adlershof, Biesdorf, Kaulsdorf sowie in Teilen des Bezirkes Köpenick.

Die Erschließung aller Altsiedlungsgebiete der Kategorie I (vorrangig zu kanalsierende Gebiete) ist erfolgt (Abgeordnetenhaus Berlin 2009). Die Erschließung der Siedlung Wartenberg wurde 2018 ebenfalls abgeschlossen, konnte in der Karte aber noch keine Berücksichtigung finden. Es gibt in Berlin noch eine Reihe weiterer Altsiedlungsgebiete ohne Kanalisation. Es wurde beschlossen, dass fünf dieser Gebiete (Biesenhorst, Buchholz Nord I, Schönholz, Karow Süd, Karow Ost) bis zum Jahr 2030 schmutzwasserseitig erschlossen werden. Für die übrigen acht Altsiedlungsgebiete (Schmöckwitz-Werder, Schmöckwitz Schwarzer Weg, Neu-Venedig, Rahnsdorf-Süd, Siedlung Schönhorst, Siedlung Spreewiesen, Gatow Siedlung Habichtswald, Blankenfelde Altsiedlung) erfolgt die Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt.

Darüber hinaus gibt es noch diverse einzelne Straßenzüge, die ebenfalls nicht an die zentrale Abwasserbehandlung angeschlossen sind (Lückenschlussgebiete). Diese werden sukzessive erschlossen. Auch vereinzelte Grundstücke mit unterschiedlicher Nutzung (z.B. Gaststätten oder Sportanlagen) außerhalb von Siedlungsgebieten sind nach den vorliegenden Unterlagen nicht an eine Kanalisation angeschlossen.

02.09.2 Einzugsgebiete der Regenwasserkanalisation

Die Einzugsgebiete der Regenwasserkanalisation befinden sich je nach aufnehmendem Hauptgewässer im Einzugsgebiet von Spree und Dahme im Osten und Südosten Berlins, im Einzugsgebiet der Havel im Norden, Nordwesten und Südwesten Berlins und im Einzugsgebiet des Teltowkanals im Süden der Stadt.

Landseen, Parkseen, Teichgewässer und andere abflusslose Gewässer sind in ihrer Lage auf das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Da im Bereich des inneren S-Bahnringes das Mischsystem vorherrscht und das Regenwasser hier nur in Ausnahmefällen in das Gewässersystem gelangt, wurde es auch keinem Einzugsgebiet der Regenkanalisation zugeordnet. Ausnahmen bilden die Bereiche des Tempelhofer Feldes und Teile von Wilmersdorf nördlich der Stadtautobahn, welche in die Kanäle südlich der Spree (Neuköllner Schifffahrtskanal und Landwehrkanal) entwässern.

Tab. 2: Regenwasserableitung in die Kanalisation - Einzugsgebiete und angeschlossene versiegelte Fläche, Stand 2017

In der Tabelle 2 sind die Gesamtflächen der Einzugsgebiete der einzelnen Gewässerabschnitte dargestellt. Mit Hilfe der 2016 letztmalig kartierten Versiegelungsgrade der Block- und Blockteilflächen (vgl. Umweltatlas 01.02, SenStadtWohn 2017) können für die einzelnen Einzugsgebiete auch die versiegelten Flächen angegeben werden, die in den Einzugsgebieten liegen. Wie bereits geschildert, sind jedoch innerhalb der als regenwasserkanalisiert geltenden Block- und Blockteilflächen nicht immer alle versiegelten Flächen vollständig an die Regenkanalisation angeschlossen. Um die tatsächlich angeschlossene versiegelte Fläche abzuschätzen wurde auf die Tabelle 1 des Begleittextes zur Karte 02.13.1 „Oberflächenabfluss aus Niederschlägen“ (vgl. Umweltatlas 02.13.1, SenStadtUm 2013) zurückgegriffen. Diese Tabelle enthält pauschalisierte effektive Anschlussgrade für die Stadtstrukturtypen (Flächentypen), getrennt nach Gebäuden, Straßen und sonstigen versiegelten Flächen. In den Flächentypen des Außenbereiches beträgt danach der Anschlußgrad z. T. nur 30 % der versiegelten Flächen. In der Realität können die Anschlussgrade vor Ort erheblich abweichen, dennoch geben die Zahlen einen Eindruck von den charakteristischen Eigenschaften der Einzugsgebiete.

Tabelle 5 des Begleittextes zur Karte 02.13.1 “Oberflächenabfluss aus Niederschlägen” zeigt die abschnittsweise zusammengefassten Einleitungsmengen in die Gewässer Berlins. Die Oberflächenabflüsse im Bereich des Mischsystems werden mit Ausnahme der Anteile, die bei Starkregen über die Notauslässe der Pumpwerke und die Regenüberläufe des Kanalnetzes ebenfalls direkt in die Gewässer gelangen, den Klärwerken zugeführt, von wo aus sie nach einer entsprechenden Abwasserbehandlung zusammen mit dem ebenfalls behandelten Schmutzwasser in die Gewässer eingeleitet werden.

Mit mehr als 95 km2 besitzt der Teltowkanal (einschließlich Rudower Arm) das größte Einzugsgebiet der Regenwasserkanalisation. Er nimmt im langjährigen Durchschnitt jährlich etwa 14 Mio. m3 Regenwasser aus der Trennkanalisation auf. Danach folgt die Wuhle mit einer Einzugsgebietsfläche von ca. 23 km2 und etwa 3 Mio. m3 Abfluss und die Panke (ab Verteilerbauwerk) mit ca. 18 km2 und ebenfalls etwa 3 Mio. m3 Abfluss. Aus dem ca 84 km2 großen Bereich der Mischkanalisation gelangen ca. 21 Mio. m3 Regenwasser überwiegend in die Klärwerke (vgl. Umweltatlas 02.13.1, SenStadtUm 2019).