Straßenverkehr - Emissionen und Immissionen 2016

Einleitung

Anlass

Im Rahmen des neuen Luftreinhalteplans 2018-2025 wurden Untersuchungen im Hinblick auf die lufthygienische Wirksamkeit zusätzlicher Maßnahmen durchgeführt. Die hier präsentierten Karten der Luftbelastung an Hauptverkehrsstraßen werden online bereit gestellt, damit für jeden Abschnitt im Hauptverkehrsstraßennetz Verkehrsbelastung und Luftbelastung im status-quo und unter Berücksichtigung der Wirkungen bestimmter Maßnahmenpakete eingesehen werden können.

Eine ausführliche Dokumentation zu allen wesentlichen Inhalten des neuen Luftreinhalteplans ist im Internet verfügbar, so dass an dieser Stelle nur auf einige wesentliche Zusammenhänge hingewiesen werden soll.

Luftqualität

Die Luftqualität in Berlin konnte in den letzten Jahren erheblich verbessert werden, jedoch treten auch weiterhin gerade bei ungünstigen Wetterlagen hohe Luftbelastungen auf, die eine Gefährdung der Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner darstellen.

In Berlin ist vor allem der Kraftfahrzeugverkehr seit einigen Jahren in wesentlichen Problembereichen ein erheblicher Verursacher nicht nur der Lärmimmissionen, sondern auch der Luftverschmutzung, insbesondere seit die anderen Verursachergruppen in ihrem Beitrag zur Luftverschmutzung in Berlin wesentlich reduziert wurden, so dass viele der anspruchsvollen europäischen Luftqualitätsgrenzwerte in Berlin bereits sicher eingehalten werden.

Jedoch liegen auch weiterhin vor allem für den Luftschadstoff Stickstoffdioxid (NO2) die ermittelten Konzentrationswerte in der bodennahen Luft über den Grenzwerten, so dass auch zukünftig ergänzende Maßnahmen ergriffen werden müssen, um gemäß den gesetzlichen Vorschriften (§ 47 BImSchG und § 27 der 39. BImSchV) die Grenzwerte auch dauerhaft einhalten zu können.

Die Messungen von Stickstoffdioxid (NO2) zeigen eine hohe Belastung an Hauptverkehrsstraßen. Der seit 2010 einzuhaltende Grenzwert für das Jahresmittel von 40 µg/m³ wurde dort bis einschließlich 2017 in allen Jahren überschritten. Der Kurzzeitgrenzwert wird dagegen sicher eingehalten. Dieser auf eine Stunde bezogene Grenzwert von 200 µg/m³ darf maximal 18 Mal im Jahr überschritten werden. Zwischen 2011 und 2017 lag die Anzahl der Stundenmittelwerte über 200 µg/m³ zwischen 1 und 8 Stunden, wobei die maximalen Werte in der Regel am Hardenbergplatz gemessen wurden.

In städtischen Wohngebieten und am Stadtrand wird der NO2-Jahresgrenzwert dagegen sicher eingehalten.

Für das Jahr 2017 lassen sich die NO2-Jahresmittelwerte in Berlin wie folgt zusammenfassen:

  • an den kontinuierlich messenden verkehrsnahen Stationen: 41 bis 49 µg/m³
  • im städtischen Hintergrund: 20 bis 28 µg/m³
  • am Stadtrand: 12 bis 14 µg/m³
  • mit Passivsammlern an Straßen: 40 bis 63 µg/m³ (mit dem höchsten Wert an der Leipziger Straße zwischen Friedrichstraße und Charlottenstraße).

Mit einem NO2-Jahresmittwert von 37 µg/m³ an der Frankfurter Allee konnte erstmals im Jahr 2018 der Jahresmittelgrenzwert von 40 µg/m³ an einer verkehrsnahen Station unterschritten werden. An den übrigen verkehrsnahen Stationen liegen die Werte jedoch auch 2018 zum Teil deutlich über dem EU-Grenzwert. Die Verschärfung der Emissionsgrenzwerte für Fahrzeuge hat nicht in dem erwarteten Maße zu einem Rückgang der Stickstoffdioxidbelastung geführt. Ausnahme ist die Station am Hardenbergplatz. Dort sank der NO2-Jahresmittelwert von 62 µg/m³ im Jahr 2014 auf 43 µg/m³ im Jahr 2018. Erreicht wurde dies durch die Nachrüstung von Linienbussen der BVG mit Stickoxidminderungssystemen und die Modernisierung der Busflotte. Auch in der Leipziger Straße, die ebenfalls stark durch Busse befahren wird, konnte ein Rückgang erreicht werden.

Zur Beurteilung der Luftqualität werden neben Messungen auch Modellrechnungen verwendet, denn während Messungen nur für ein begrenztes Gebiet in der Umgebung des Messortes repräsentativ sind, ergeben die Modellrechnungen ein Abbild der Schadstoffkonzentrationen im gesamten Stadtgebiet. Als Grundlage für die Beurteilung der Ausgangssituation der Luftqualität wurden Verkehrs- und Emissionsdaten aus dem Jahr 2015 verwendet. Dies ist immer noch der aktuellste vollständige Datensatz. Für Abschnitte im Hauptverkehrsstraßennetz, auf denen bereits Tempo 30 angeordnet wurde, wurde der bei Auswertungen an der Schildhornstraße festgestellte Minderungseffekt von 15 % berücksichtigt. Für die meteorologischen Eingangsdaten wurde das Jahr 2015 für die Berechnung des Ist-Zustandes und für die Prognosen für die Jahre 2020 und 2025 verwendet.

Die modellierte NO2-Konzentrationsverteilung im städtischen Hintergrund für das Jahr 2015 ergibt die höchsten Konzentrationen in den innerstädtischen Gebieten. Die Werte liegen hier meist zwischen 22 bis 25 µg/m³. Hier führt die hohe Dichte der Hauptverkehrsstraßen zu einer über das ganze Gebiet verteilten höheren Belastung. Zum Stadtrand hin fallen die Konzentrationen auf Werte von circa 10 bis 15 µg/m³.

Die NO2-Konzentrationen an Hauptverkehrsstraßen, die sich aus der Summe der städtischen Hintergrundbelastung und der Zusatzbelastung durch den lokalen Verkehr berechnen, ergeben ein detaillierteres Bild. Eine Überschreitung des seit 2010 einzuhaltenden NO2-Jahresmittelgrenzwerts tritt nach den Modellrechnungen für das Basisjahr 2015 in 411 Abschnitten mit einer Gesamtlänge von etwa 60 km auf. Betroffen von Grenzwertüberschreitungen sind gerundet 50.000 Personen.