Das Trinkwasser sowie ein großer Teil des Brauchwassers wird in Berlin aus dem Grundwasser gewonnen ("echtes" Grundwasser und Uferfiltrat). Zur Sicherung dieser sich fortlaufend mengen- wie gütemäßig verändernden Ressource muß ein funktionsfähiges Grundwassermeßnetz betrieben werden. Nur bei einer ständigen Kontrolle der Grundwasserentnahmen und der natürlichen und künstlichen Neubildungsmengen kann ein Raubbau durch zu hohe Fördermengen verhindert werden.
Alle Baumaßnahmen bedingen einen Eingriff in den Untergrund, der in Berlin durch lokal sehr stark wechselnde Baugrund- und Grundwasserverhältnisse gekennzeichnet ist. Besonders bei tiefreichenden Gründungen (Verkehrstunnel und Tiefgeschosse) müssen zur Vermeidung von ungleichmäßigen Setzungen, von Auftriebsgefahren und Feuchtigkeitsschäden die lokalen Grundwasserverhältnisse genau bekannt sein. Hierzu gehört auch die Kenntnis der für Planungen und Baudurchführungen besonders wichtigen höchsten und niedrigsten Grundwasserstände.
Entwicklung der Grundwasserabsenkungen
Die ersten Grundwasserabsenkungen und damit die Vernichtung von Feuchtgebieten im Berliner Raum sind auf die Entwässerung von Sumpfgebieten wie dem Hopfenbruch in Wilmersdorf im 18. Jahrhundert zurückzuführen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden durch den verstärkten Ausbau von Kanälen weitere Gebiete entwässert. Das Grundwasser wurde dann durch die vermehrte Nutzung als Trink- und Brauchwasser, durch Wasserhaltungen bei Baumaßnahmen sowie durch Einschränkung der Grundwasserneubildungsrate infolge der Versiegelung des Bodens weiter abgesenkt.
Mit der Entwicklung Berlins zur Industriestadt sank ab Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Grundwasserspiegel auf den Tiefstand von 1939. Zum Ende des II. Weltkrieges stieg das Grundwasser, bedingt durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch, wieder nahezu auf den Stand vor der Industrialisierung.
In der Folgezeit, von Anfang der 50er Jahre bis Anfang der 80er Jahre, wurde der Grundwasserspiegel durch steigende Entnahmen erneut kontinuierlich und großflächig abgesenkt. Besonders stark machte sich dieser Trend in den Wassergewinnungsgebieten bemerkbar. Neben dem allgemeinen Anstieg des Wasserverbrauchs der privaten Haushalte wurde diese Entwicklung auch durch Baumaßnahmen verursacht (Wiederaufbaumaßnahmen, U-Bahn-Bau und große Bauvorhaben). Der Ausbau der Wassergewinnungsanlagen der kommunalen Wasserwerke war im Westteil der Stadt Anfang der 70er Jahre abgeschlossen, während in Ost-Berlin zur Versorgung der neuen Großsiedlungen in Hellersdorf, Marzahn und Hohenschönhausen Mitte der 70er Jahre mit dem Ausbau des Wasserwerks Friedrichshagen begonnen wurde.
Zur wasserwirtschaftlichen Nutzung werden in Berlin hauptsächlich Aquifere (Grundwasserleiter) aus eiszeitlichen Ablagerungen des Pleistozän herangezogen. Dabei spielt der oberste Aquifer eine herausragende Rolle. Vor allem Schluffe, Tone und Geschiebemergel bilden als schwer durchlässige oder undurchlässige Schichten die Aquiferbasis. Mittelsande mit Fein- und Grobsandanteilen bestimmen dagegen weitgehend die grundwasserführende Schicht. Diese wird in Abhängigkeit von den hydrogeologischen Verhältnissen in unterschiedlicher Mächtigkeit durchströmt.
Erstellung von Grundwassergleichenkarten
Obwohl seit über 100 Jahren Grundwasserstände in Berlin gemessen werden, sind Grundwassergleichenkarten für das gesamte Stadtgebiet bisher nicht erstellt worden. Mit der Spaltung der Stadt im Jahre 1948 entwickelte sich die geologische und besonders die hydrogeologische Erkundung des Grundwassers für jedes Gebiet völlig eigenständig. In der ehemaligen DDR galten alle geologischen und hydrogeologischen Daten als Verschlußsache, so daß eine gemeinsame Bearbeitung des Stadtgebietes erschwert war.
Für das Gebiet von West-Berlin werden seit November 1953 jeweils zu Beginn und in der Mitte eines Abflußjahres (November und Mai) Grundwassergleichenkarten im Maßstab 1:50.000, ehemals von dem Senator für Bau- und Wohnungswesen und heute von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, erarbeitet und im jährlich herausgegebenen "Gewässerkundlichen Jahresbericht des Landes Berlin" veröffentlicht. Grundwassergleichenkarten sind für das östliche Stadtgebiet in unregelmäßigen Zeitabständen als "Hydrogeologische Karten" erschienen.
Erst mit der Zusammenführung der Oberflußmeisterei und deren Grundwassermeßstellen mit der Wasserbehörde im Jahre 1991 ist die Erarbeitung einer flächendeckenden Grundwassergleichenkarte für das Land Berlin möglich geworden.