Langjähriges Mittel der Lufttemperatur 1961-1990

Kartenbeschreibung

Die Karte gibt – im Unterschied zur Darstellung der Oberflächentemperaturen bei Tag und Nacht (vgl. Karte 04.06 SenStadt 2001b) – keine Einzelsituation wieder, sondern berechnet eine langjährige mittlere Situation. Dadurch werden naturgemäß die auftretenden Temperaturspannen gestaucht, die Minima und Maxima fallen weniger extrem aus.

Dennoch treten in Berlin und dem näheren Umland langjährige Mitteltemperaturen von leicht unter 7,0 bis gering über 10,5 °C auf. Die Höhe dieser durch den städtischen Einfluss verursachten Werte wird deutlich durch einen Vergleich mit den Werten anderer geographischer Breiten. So werden langjährige Mitteltemperaturen über 10,5 °C erst für den viel weiter südlich gelegenen Oberrheingraben registriert (Walter und Lieth 1964).

Bei einem Vergleich mit der Ausgabe 1993 dieser Karte werden die klimatischen Auswirkungen der Bautätigkeiten in der Stadt deutlich, die sich in der Regel in einer Erhöhung des Temperaturniveaus ausdrücken. An einigen Orten, z.B. den Bereichen Poststadion und Adlershof (ehemaliger Flughafen Johannisthal) konnten jedoch auch Korrekturen der Zuordnung zu den Temperaturklassen vorgenommen werden, die sich aus der nunmehr verbesserten Datenlage erklären. Hier haben sich die Temperaturverhältnisse zum Teil in einer Abstufung ihres Niveaus gegenüber der Umgebung verbessert.

Innerhalb des inneren S-Bahn-Ringes bilden die drei großen Freiräume
  • Großer Tiergarten
  • Flugfeld Tempelhof
  • Schloßpark Charlottenburg

zum Teil recht kühle Zonen, die zu einer Aufgliederung der sonst geschlossenen Wärmeinsel führen. Dies gilt besonders für den Großen Tiergarten und den innenstadtnahen Volkspark Prenzlauer Berg, dessen Einfluss durch die Verbindung zu anderen begrünten Flächen noch verstärkt wird. Auch die ehemaligen, gegenwärtig mit einer Ruderalvegetation bewachsenen Bahnanlagen wie die Verbindung vom Gleisdreieck bis zum Südgelände spielen klimatisch eine derartige Rolle.

Am Rande der Innenstadt wirken sich auch noch die Bereiche Treptower Park/Plänterwald, Südgelände und Volkspark Rehberge begünstigend aus.

Im Zentrum der Stadt wurde die bauliche Entwicklung der letzten 10 Jahre durch rund 30 große und zahlreiche kleinere Bauprojekte geprägt. Nicht alle Maßnahmen – so z.B. der neue Lehrter Zentralbahnhof – werden 2001 verwirklicht sein. Bereits jetzt ist aber erkennbar, dass sich südlich und östlich des Großen Tiergarten die klimatischen Verhältnisse verschlechtert haben. Die Klasse der höchsten Temperaturstufe (> 10,5 °C) ist nun etwa ab der Potsdamer Straße über den Potsdamer Platz bis östlich der Friedrichstraße mit der Wärmeinsel in Mitte verschmolzen. Im Großen Tiergarten selbst konnte kein größerer Bereich der Temperaturklasse < 9,0 °C mehr festgestellt werden (Vogenbeck 2000).

Wärmer als 10 °C sind die sonstigen relativ dicht bebauten Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete im Anschluss an diese zentralen Bereiche. Hierzu gehören auch die Spandauer und Potsdamer Innenstadt, Teilbereiche von Siemensstadt und die Industrie- bzw. Gewerbegebiete Adlershof und Schöneweide. Mit Abnahme der Bebauungsdichte und Annäherung an die Außenbereiche von Berlin nimmt die mittlere Lufttemperatur kontinuierlich ab.

In den Berliner Forsten liegen die Mitteltemperaturen unter 8,5 °C, teilweise sogar unter 8 °C. Dies gilt auch für die südlich von Berlin vorhandenen Wälder und Feldfluren. Im östlichen, nördlichen und westlichen Umland werden großräumig 8,0 °C und vorwiegend in flachen Senken 7,5 °C unterschritten. Als sehr kühle Standorte mit Mitteltemperaturen unter 7,5 °C erweisen sich die Döberitzer Heide und das Grünland östlich von Schönwalde. Dies ist vor allen Dingen auf die starke Absenkung der Nachttemperaturen zurückzuführen. Deutlich tritt der mäßigende Einfluss der Gewässer in Erscheinung. Im Bereich von Havel, Spree und Müggelsee betragen die Mitteltemperaturen im wesentlichen 9,0 bis 9,5 °C.

Auffällig ist, dass die Temperaturen in den östlich gelegenen Großsiedlungen wie Marzahn und Hellersdorf deutlich niedriger liegen als z. B. in der Gropiusstadt oder im Märkischen Viertel im Westteil der Stadt. Hier spielt mit Sicherheit eine Rolle, daß die Großsiedlungen in Ost-Berlin weitläufiger angelegt sind und durch ihre Lage am Stadtrand mit klimatisch unbelasteten Räumen in Verbindung stehen.

Auf den Zusammenhang zwischen den Mitteltemperaturen und der Anzahl der Frosttage wurde bereits hingewiesen. Ein Rückgang der Mitteltemperatur um 0,5 °C bedeutet eine Zunahme von ungefähr 10 Frosttagen. Bei den aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsstrukturen gegebenen großen Temperaturunterschieden im Raum Berlin und Umland ergibt sich daraus eine Spanne von 55 bis zu 120 möglichen Frosttagen.