Versiegelung 2016

Kartenbeschreibung

In der Karte wird der Grad der Versiegelung, d. h. die Bedeckung der Erdoberfläche mit undurchlässigen Materialien in % der Bezugsfläche (Block- bzw. Blockteilfläche) dargestellt. Insgesamt betrachtet nimmt der Grad der Versiegelung von der Innenstadt in Richtung Stadtrand ab, da die Bebauung zum Stadtrand hin lockerer wird und der Stadtrand entweder völlig unbebaut (Wald, Landwirtschaftsflächen) oder von Einzelhausgebieten geprägt ist. Ausnahmen hiervon sind die gewachsenen Zentren der bis 1920 selbständigen Städte wie Spandau und Köpenick. Sie sind zu etwa 60 %, in den Kernbereichen bis über 90 % versiegelt. Die großen Großsiedlungsgebiete am Stadtrand wie Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen oder die Gropiusstadt in Neukölln sowie die Thermometersiedlung in Lichterfelde sind zwischen 50 % und über 80 % versiegelt.

Die folgende Tabelle 5 zeigt die durchschnittlichen Versiegelungsgrade von 2016 pro Flächentyp.

Die höchsten Gesamtversiegelungsgrade weisen die Flächentypen “Dichte Blockbebauung, geschlossener Hinterhof, 5- bis 6-geschossig” mit 85,6 %, “Kerngebiet” mit 84,4 % und “Gewerbe- und Industriegebiet, großflächiger Einzelhandel, dichte Bebauung” mit 88,3 % auf. Die niedrigsten Versiegelungsgrade mit unter 1 % haben die Flächentypen “Wald”, “Landwirtschaft” und „Brachfläche“ zu verzeichnen. Ein wesentlicher Anstieg der Versiegelung ist im Flächentyp „Geschosswohnungsbau der 1990er Jahre und jünger“ zu verzeichnen. Hier wurde in den letzten Jahren in zahlreichen Blöcken stark nachverdichtet (z.B. Beuth-Höfe am Spittelmarkt, Havelschanze in Spandau).

Tab. 5: Mittlere Versiegelungsgrade von 2016 pro Flächentyp

Zur besseren Übersicht werden die Versiegelungsgrade auch für die jeweiligen Flächennutzungen (ISU-Kategorien) zusammengefasst (vgl. Tabelle 6). Wohngebiete haben einen durchschnittlichen Versiegelungsgrad von 41,4 %. Den höchsten mittleren Versiegelungsgrad weisen mit 84,4 % die Kerngebiete auf, die niedrigsten treten bei “Wald” und “Ackerland” auf.

Tab. 6: Mittlere Versiegelungsgrade von 2016 der Flächennutzungen

Tab. 6: Mittlere Versiegelungsgrade von 2016 der Flächennutzungen

Die Block- und Teilblockflächen Berlins (ohne Straßen und Gewässer) sind durchschnittlich zu 29,0 % versiegelt. Davon entfallen 14,7 % auf die bebaut versiegelten Flächen und 14,3 % auf die unbebaut versiegelten Flächen. Inklusive Gewässer und Straßenland ist Berlin zu 33,9 % versiegelt. Davon entfallen 12,2 % auf die bebaut versiegelten Flächen und 11,9 % auf die unbebaut versiegelten Flächen. Bei 9,8 % Berlins handelt es sich um versiegelte Straßen. Berlin ist also zu einem Drittel versiegelt. Die Gesamtversiegelung besteht wiederum zu je einem Drittel aus Gebäuden, aus Straßen und aus unbebaut versiegelten Flächen.

Versiegelung der Bezirke

Treptow-Köpenick ist mit 22,3 % der am geringsten versiegelte Bezirk, während Kreuzberg-Friedrichshain und Mitte mit 69,7 % bzw. 63,5 % die höchsten Versiegelungsgrade aufweisen. Auch der Anteil der bebauten Fläche an der Bezirksfläche ist in diesen Bezirken am höchsten.

Abb. 7: Versiegelungsgrad nach Bezirken (in % der Gesamtfläche ohne Gewässer)

Versiegelungsdaten 2016 im Vergleich zu 1990, 2001, 2005 und 2011

Ein direkter Vergleich zwischen den Versiegelungswerten von 1990 und 2001 auf der einen und 2005, 2011 bzw. 2016 auf der anderen Seite kann aufgrund der verschiedenen Erhebungsmethoden nur bedingt durchgeführt werden. Aus den Werten kann keine Veränderung der versiegelten Fläche über den gesamten Zeitraum abgeleitet werden.

2001 betrug der Versiegelungsgrad Berlins 34,7 % (einschl. Straßen und Gewässern). Diese Daten gehen zum Teil auf Auswertungen von Satellitenbildern und weiteren Quellen aus den 80er Jahren zurück und bezogen sich nur auf West-Berlin. Diese Kartierungen wurden 1990 mittels Luftbildern und topographischen Karten auf das Gebiet von Ost-Berlin erweitert und 2001 teilweise aktualisiert. Bei diesen Arbeiten wurden z.T. auch nutzungsspezifische Pauschalwerte angenommen. Die Erfassungsmethode war insgesamt uneinheitlich.

Mit den Kartierungen 2005, 2011 und 2016 liegen nunmehr nach einem flächendeckend einheitlichen, automatisierten und wesentlich verbesserten Verfahren gewonnene Datensätze vor. Im Ergebnis beträgt der Versiegelungsgrad im Jahre 2016 33,9 % (30.192 ha) und liegt damit um ca. 1,1 % über den Werten von 2011.

Die Zahlen zeigen einen wesentlichen Anstieg der bebaut versiegelten Fläche auf 10.890 ha. Dieser resultiert allerdings nur zum Teil aus Bauaktivitäten, ein Großteil der neu erfassten bebaut versiegelten Fläche ist auf die verbesserte Datengrundlage zum Gebäudebestand zurückzuführen. 2011 noch als unbebaut versiegelte Flächen wurden jetzt als bebaut versiegelt kartiert. So ist auch die Abnahme der unbebaut versiegelten Fläche zu erklären. Nach einer qualitativen, GIS-technischen Abschätzung dieser bebauten Flächen, machen die Veränderungen aufgrund der verbesserten Datengrundlage ca. 600 ha aus. Somit ist dennoch eine beachtliche zusätzliche versiegelte Fläche von ca. 700 ha in diesen fünf Jahren zu verzeichnen, gut die Hälfte des Zuwachses an bebaut versiegelter Fläche ist also durch Neubau zu erklären.

Tab 7: Ergebnisse von Versiegelungskartierungen in Berlin 1990 bis 2016 (alle Angaben bezogen auf die Gesamtfläche Berlins einschl. Straßen und Gewässer). Aus den Werten kann wegen unterschiedlicher Auswertungsmethoden keine Veränderung über den gesamten Zeitraum abgeleitet werden. Den Werten 1990 und 2001 liegen unterschiedliche Auswertungsmethoden zu Grunde, die keinen Vergleich mit den Werten von 2005, 2011 und 2016 zulassen. Ein Vergleich zwischen 2005, 2011 und 2016 ist hingegen möglich.

Tab 7: Ergebnisse von Versiegelungskartierungen in Berlin 1990 bis 2016 (alle Angaben bezogen auf die Gesamtfläche Berlins einschl. Straßen und Gewässer). Aus den Werten kann wegen unterschiedlicher Auswertungsmethoden keine Veränderung über den gesamten Zeitraum abgeleitet werden. Den Werten 1990 und 2001 liegen unterschiedliche Auswertungsmethoden zu Grunde, die keinen Vergleich mit den Werten von 2005, 2011 und 2016 zulassen. Ein Vergleich zwischen 2005, 2011 und 2016 ist hingegen möglich.

Für die unbebaut versiegelte Fläche ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die scheinbare Abnahme um 2,8 % zwischen 2001 und 2005 kann einerseits daran liegen, dass in den alten Kartierungen einige Grün- und Freiflächen-Kategorien (z.B. Wälder und Landwirtschaft) mit Pauschalwerten der unbebaut versiegelten Fläche belegt wurden, die nach heutigen Erkenntnissen zu hoch angesetzt waren. Da diese Flächen einen großen Anteil am Stadtgebiet haben, wurde der Versiegelungsgrad der unbebaut versiegelten Fläche insgesamt überschätzt. Andererseits wurde wegen der bereits genannten Probleme bei der Interpretation der Satellitendaten die unbebaut versiegelte Fläche im neuen Verfahren eher unterschätzt. Diese Annahmen sind eher plausibel, als dass tatsächlich ein Rückgang der versiegelten Fläche im Stadtgebiet stattgefunden hat. Die Abnahme der unbebaut versiegelten Fläche zwischen 2011 und 2016 um 0,5 % ist nicht auf einen tatsächlichen Rückgang der Versiegelung, sondern auf die verbesserte Datengrundlage zum Gebäudebestand zurückzuführen. Insgesamt hat dadurch eine Schärfung der Anteile zwischen den bebaut und unbebaut versiegelten Flächen stattgefunden.

Hinsichtlich der Erfassung der versiegelten Straßenfläche konnten die im Jahre 1990 vorliegenden groben Schätzwerte erst im Jahre 1997 durch Werte der Straßenbauverwaltung ersetzt werden. Diese wurden auch für die Auswertungen von 2001 verwendet. Für die Versiegelungskartierungen von 2005 und 2011 wurden Straßenversiegelungsgrade pro Bezirk mit dem Stand 2006 auf die Gesamtstadt angewendet (Gerstenberg & Goedecke 2011). Eine leichte Erhöhung des durch Straßen verursachten Versiegelungsgrades durch Tiefbaumaßnahmen vor allem im Ostteil der Stadt erscheint durchaus plausibel. Für die Auswertung 2016 wurden ebenfalls Straßenversiegelungsgrade pro Bezirk mit dem Stand 2016 angewendet (SenStadtUm 2016b, Methode nach Goedecke & Gerstenberg 2013).

Veränderungskartierung der Versiegelung zwischen 2011 und 2016

Die wiederholte Anwendung des Verfahrens 2016 ermöglicht auch einen Vergleich der Versiegelung auf Block- und Teilblockebene. In Abbildung 8 ist die Veränderungskartierung zwischen 2011 und 2016 dargestellt (das Ergebnis steht auch als PDF-Dokument zur Verfügung). Es werden Blöcke mit einer Veränderung größer 10 % des Versiegelungsgrades dargestellt. In die Bilanzierung der Gesamtfläche und auf Ebene der Flächentypen sind jedoch auch kleinere Veränderungen mit eingegangen. Für folgende Blöcke ist die Vergleichbarkeit eingeschränkt:

  • Bei 424 Flächen hat sich zwischen 2010 und 2015 die ISU-Blockgeometrie mit mehr als 10 % der bisherigen Flächengröße stark verändert, wodurch Pseudo-Veränderungen in der Versiegelungskartierung auftreten.
  • Die verbesserte Datengrundlage zum Gebäudebestand und zu Bahngleisen haben bei 718 Block- und Teilblockflächen nicht zu realen, sondern zu Pseudo-Veränderungen geführt. Dies betrifft vor allem Kleingartenanlagen und den Flächentyp „Gleiskörper“.

Nachfolgend werden einige auffällige Beispiele beschrieben, die auch die teils sehr individuellen Gründe für kartierte Unterschiede im Versiegelungsgrad von Flächen zwischen 2011 und 2016 verdeutlichen.

Auffällig ist die Versiegelungsabnahme im Gewerbegebiet an der Blankenburger Straße in Pankow. Hier hat keine reale Veränderung stattgefunden, allerdings sind die 2011 vorhandenen großen Sandflächen im Zuge von Bauaktivitäten heute bewachsen, wodurch eine Abnahme der Versiegelung kartiert wurde.
Die deutliche Abnahme der Versiegelung am Bahnhof Schöneweide ist nach Betrachtung der Orthophotos von 2016 auf den zwischenzeitlich durchgeführten umfangreichen Abbau von Gleisen und einen erhöhten Vegetationsbedeckungsgrad des Gleisschotters zurückzuführen.

Die ebenfalls auffallende (scheinbare) Abnahme der Versiegelung auf dem Gebiet der Tempelhofer Freiheit ist im Wesentlichen durch die Blockteilung der Gesamtfläche in mehrere Teilflächen bedingt. Dadurch treten die mit Vegetation bewachsenen Flächen stärker hervor als bei dem Durchschnittswert der ehemaligen Gesamtfläche in der Blockkarte von 2010. Eine Veränderung der Versiegelung findet durch die nach und nach von Vegetation überwachsenen Flächenanteile ehemals versiegelter Rollbahnen und Abstellflächen statt. Diese Veränderungen werden vom Satellitensensor detektiert und gehen damit als teilversiegelte Flächen in die Kartierung ein. Auch Neubaugebiete sind in der Veränderungskartierung der Gesamtversiegelung gut zu erkennen. Neben der Landstadt Gatow fallen hier besonders die zwei Neubaugebiete am Bahnhof Oskar-Helene-Heim auf.

Abb. 8: Veränderungskartierung der Versiegelung zwischen 2011 und 2016 (das Ergebnis steht auch als PDF-Dokument zur Verfügung)

Abb. 8: Veränderungskartierung der Versiegelung zwischen 2011 und 2016 (das Ergebnis steht auch als PDF-Dokument zur Verfügung)