Straßenverkehrslärm / Schienenverkehrslärm 2004

Kartenbeschreibung

Aus den vorliegenden Karten wird deutlich, dass der Verkehr, der nach der Wende sowohl innerstädtisch als auch zwischen der Stadt und ihrem Umland erheblich zugenommen hat, eine sehr hohe Lärmbelastung verursacht. Dominierend ist hierbei vor allem der Kraftfahrzeugverkehr, aber auch durch den Schienenverkehr sind viele Anwohner erheblichen Belastungen ausgesetzt.

Für die Bewertung der Belastungssituation werden im Folgenden die von der Lärmwirkungsforschung ermittelten Richtwerte von 65 dB(A) für den Tag- und von 55 dB(A) für den Nachtzeitraum (vgl. Ising et al, 1997) verwendet, die auch als Zielwerte für die Berliner Lärmminderungsplanung festgelegt wurden.

Straßenverkehrslärm

In Tabelle 3 sind für die einzelnen Pegelklassen die Längen der davon betroffenen bebauten Straßenseiten bzw. ihr prozentualer Anteil an der Gesamtlänge dargestellt.

Am Tag wird der Richtwert von 65 dB(A) an 1.307 km bebauten Abschnittsseiten (entspricht 57,8 ) überschritten. Mittelungspegel von über 80 dB(A) wurden nicht mehr ermittelt, Straßenverkehrslärm unterhalb von 50 dB(A) stellt nach wie vor im übergeordneten Straßennetz den Ausnahmefall dar (2,3).

Für die Nacht ergibt sich folgende Situation: Der nächtliche Richtwert von 55 dB(A) wird sogar an fast 80 % der Straßenabschnitte mit Randbebauung überschritten. Die überwiegende Belastung (67 %) liegt in der Nacht im Bereich von 55 – 65 dB(A).

Betrachtet man die Berliner Lärmsituation auf Basis der vorstehenden Zielwerte, so ist zu erkennen, dass die Lärmbelastung für rund 1.300 km am Tage und gar 1.770 km in der Nacht um bis zu 15 db(A) gesenkt werden muss.

Tab. 3: Lärmimmissionen (Mittelungspegel) Tag und Nacht im übergeordneten Straßennetz nach km bebauter Straßenseite (für Bebauungsanteile > 10%, einschließlich Baustellen und Tunnelstrecken)

Tab. 3: Lärmimmissionen (Mittelungspegel) Tag und Nacht im übergeordneten Straßennetz nach km bebauter Straßenseite (für Bebauungsanteile > 10%, einschließlich Baustellen und Tunnelstrecken)

Neben der Höhe der Belastung wurde auch die Anzahl der vom Straßenverkehrslärm betroffenen Anwohner an den betrachteten Hauptnetzstraßen abgeschätzt.

Dazu wurden zunächst die Gebäude im bis zu 1,5-fachen des für die Pegelberechnung herangezogenen Abstandes ermittelt. Aus der Anzahl der für Wohnzwecke genutzten Etagen dieser Gebäude, der geschätzten Anzahl Wohnungen pro Etage, der mittleren Haushaltsgröße je Stadtbezirk sowie unter Berücksichtigung einer Aufenthaltswahrscheinlichkeit in den zur Straße bzw. Bahnstrecke gelegenen Räumen wurden die Betroffenenzahlen berechnet. Bei diesen Angaben handelt es sich nicht um tatsächliche Einwohnerzahlen an einem ganz konkreten Streckenabschnitt.

Insgesamt wurden so an den untersuchten Hauptnetzstraßen über 236.000 Betroffene ermittelt, die im Tagzeitraum Mittelungspegeln über 65 dB(A) ausgesetzt sind, sowie über 306.000 Betroffene, die im Nachtzeitraum mit Lärmbelastungen über 55 dB(A) belastet sind.

Die Anzahl der Betroffenen in den einzelnen Pegelklassen ist der folgenden Tabelle 4 zu entnehmen.

Tab. 4: Betroffenenpotentiale in den Gebäuden des übergeordneten Straßennetzes (Betroffene im 1 ½-fachen des mittleren Bebauungsabstands, der Basis für die Berechnung der Lärmimmissionen für die einzelnen Straßenabschnitte gewesen ist)

Tab. 4: Betroffenenpotentiale in den Gebäuden des übergeordneten Straßennetzes (Betroffene im 1 ½-fachen des mittleren Bebauungsabstands, der Basis für die Berechnung der Lärmimmissionen für die einzelnen Straßenabschnitte gewesen ist)

Schienenverkehrslärm

Der oberirdische Schienenverkehr nimmt mit insgesamt 386 km bebaute Streckenabschnittsseiten einen gegenüber der Straße weit geringeren Umfang ein. Trotzdem führt er insbesondere an innerstädtischen Streckenabschnitten zu einer (weiteren) hohen Lärmbelastung. Am Tag beträgt der Lärmpegel an 21% der bebauten Abschnitte über 65 dB(A). Nachts sind für 48% aller bebauten Abschnitte 55 dB(A) und mehr berechnet worden. Hierbei spielen auch die enorm hohen Vorbeifahrgeschwindigkeiten der Güterzüge auf dem Berliner Außenring eine Rolle. Im Bereich der Stadtbahn mit den relativ geringen Gebäudeabständen werden Lärmpegel von mehr als 70 dB(A) und an Orten mit Stahlbrücken die höchsten Werte von über 75 dB(A) erreicht. Erhebliche Belastungen gehen von den oberirdischen U-Bahnlinien aus. Schwerpunkte sind die Viaduktstrecken in Schöneberg, Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Im S- und U-Bahn-Verkehr stellen die nächtlichen Betriebspausen eine gewisse Entlastung dar.

Die folgenden Tabellen 5 und 6 enthalten für die einzelnen Pegelklassen die Längen der davon betroffenen bebauten Straßenseiten und die Anzahl der Betroffenen.

Tab. 5: Lärmimmissionen (Beurteilungspegel) Tag und Nacht an oberirdischen Schienenwegen nach km bebauter Streckenabschnittsseite

Tab. 5: Lärmimmissionen (Beurteilungspegel) Tag und Nacht an oberirdischen Schienenwegen nach km bebauter Streckenabschnittsseite

Tab. 6: Betroffenenpotentiale in den Gebäuden des oberirdischen Schienennetzes (Betroffene im 1 ½-fachen des mittleren Bebauungsabstands, der Basis für die Berechnung der Lärmimmissionen für die einzelnen Straßenabschnittsseiten gewesen ist)

Tab. 6: Betroffenenpotentiale in den Gebäuden des oberirdischen Schienennetzes (Betroffene im 1 ½-fachen des mittleren Bebauungsabstands, der Basis für die Berechnung der Lärmimmissionen für die einzelnen Straßenabschnittsseiten gewesen ist)

Die Ergebnisse der durchgeführten Erhebungen belegen den hohen Handlungsbedarf für die Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden Lärmminderungsplanung. Die notwendigen Entlastungen sind – wenn überhaupt – nur durch mittel- und langfristige Maßnahmen erreichbar. Neben technischen Verbesserungen an den Fahrzeugen, die zur Verminderung der Geräuschemissionen führen, sind auch verkehrsorganisatorische und bauliche Maßnahmen zu prüfen, um zur Entlastung beizutragen. In einem ersten Schritt sind für drei Modellprojekte solche umfassenden Lärmminderungspläne im Auftrage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erstellt worden (Informationen zu Modellprojekten der Lärmminderungsplanung).