Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers 1990

Methode

Die zur Verfügung stehenden Datengrundlagen erlauben nur eine eingeschränkte Betrachtung der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers auf der Grundlage des Parameters Sickergeschwindigkeit, die hauptsächlich durch den geologischen Aufbau der Deckschichten (Durchlässigkeit) und ihre Mächtigkeiten (Sickerweg, Flurabstand) bestimmt wird.

Für die Bewertung der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers von Gesamt-Berlin bestand die Notwendigkeit, die vorhandene Karte der Grundwasserverschmutzungsempfindlichkeit von West-Berlin und die Grundwassergefährdungskarte von Ost-Berlin zu parallelisieren.

Da beide Ausgangskarten eine unterschiedliche Anzahl von Verschmutzungsempfindlichkeitsklassen ausweisen, die nicht direkt ineinander überführt werden können, und der Aufbau der geologischen Deckschichten des ersten Grundwasserleiters unterschiedlich charakterisiert wurde, ergeben sich eine Reihe von Problemen bei der Parallelisierung der Ausgangsklassen, so daß diese nur mit Einschränkungen vorgenommen werden kann (vgl. Tab. 2).

Tab. 2: Klassifizierung des geologischen Aufbaus der Deckschichten in den Kartengrundlagen West- und Ost-Berlins

Tab. 2: Klassifizierung des geologischen Aufbaus der Deckschichten in den Kartengrundlagen West- und Ost-Berlins

Ohne Einsicht in die geologischen Bohrungen war es weder möglich, die drei Verschmutzungsempfindlichkeitsklassen der Karte Ost-Berlins in weitere zu differenzieren, noch den Deckschichtentyp Lockergesteine mit einem Anteil bindiger Bildungen von 20 – 80 % der Karte Ost-Berlins in die zwei Deckschichtentypen Sande und Kiese mit eingelagertem Geschiebelehm, -mergel bzw. in Wechsellagerung mit Geschiebelehm, -mergel der Karte West-Berlins zu überführen. Deshalb wurde für die Karte Gesamt-Berlins die Klassifizierung der Deckschichten und ihre dreistufige Bewertung nach der Verschmutzungsempfindlichkeit aus der Methode der Hydrogeologischen Kartierung der DDR übernommen.

Die beiden Deckschichtentypen Sande und Kiese mit eingelagertem Geschiebelehm, -mergel bzw. in Wechsellagerung mit Geschiebelehm, -mergel (West-Berlin) wurden den Lockergesteinen mit einem Anteil bindiger Bildungen von 20 – 80 % (Ost-Berlin) gleichgestellt. Ob dies in jedem Fall richtig ist oder der Anteil der bindigen Bildungen mitunter auch unter 20 % oder über 80 % beträgt, ist fraglich.

Auch aus inhaltlichen Gründen wurde der Methode der Hydrogeologischen Kartierung der Vorzug gegeben. Während für die Karte West-Berlins die Bindigkeit der Deckschichten ausschließlich qualitativ (Ein- bzw. Wechsellagerung) beschrieben wurde, erfolgte für die Karte Ost-Berlins eine Quantifizierung des Anteils bindiger Bildungen.

Da dieser Anteil an der gesamten Deckschichtenmächtigkeit das wichtigste Kriterium für die Bewertung der Verschmutzungsempfindlichkeit auf Basis der Sickergeschwindigkeit (diese wird durch die Schichten mit den geringsten Durchlässigkeitsbeiwerten bestimmt) darstellt, beinhaltet die Klassifizierung der Deckschichten nach der Methode der Hydrogeologischen Kartierung der DDR den geeigneteren methodischen Ansatz für eine spätere Differenzierung der drei Verschmutzungsempfindlichkeitsklassen. So ist z. B. der Deckschichtentyp Lockergesteine mit einem Anteil bindiger Bildungen von 20 – 80 % aufgrund seiner großen Spanne des Anteils bindiger Bildungen geeignet, auf Basis genauerer Schichtansprachen der betreffenen Bohrungen weiter unterteilt zu werden, wodurch sich die Möglichkeit einer weitergehenderen Aufsplittung der Bewertungsmatrix ergibt.

Die weitere Differenzierung der Gefährdungsklassen erfolgte auf Basis der Flurabstände.

Da in der Verschmutzungsempfindlichkeitskarte von West-Berlin die Flurabstände nicht in der für die Bewertung notwendigen Klassifikation dargestellt waren, mußte die Flurabstandskarte zu Hilfe genommen werden. Dieser Karte liegt eine einheitliche Aufmessung der Grundwasserspiegelhöhe im Mai 1983 zugrunde (Errechnung des Flurabstands aus Geländehöhe und Grundwasserspiegelhöhe). Nur die Daten für den Spandauer Forst wurden 1987 erhoben.

Im Bereich 0 – 5 m tritt eine Diskrepanz zwischen Verschmutzungsempfindlichkeits- und Flurabstandskarte auf. Während für die damalige Bewertung der Verschmutzungsempfindlichkeit für West-Berlin die 5 m-Flurabstandslinie verwendet wurde, ist in der Flurabstandskarte die 4 m-Flurabstandslinie dargestellt. Deshalb mußte für West-Berlin die 4 m-Linie als die 5 m-Linie verwendet werden.

Die Flurabstände der Grundwassergefährdungskarte von Ost-Berlin wurden ebenfalls aus Geländehöhe und Grundwasserspiegelhöhe errechnet, wobei aber keine zeitgleiche Aufmessung der Grundwasserspiegelhöhen der verwendeten Bohrungen erfolgt ist. Die Grundwasserspiegel-Meßwerte wurden aus den für die Erarbeitung dieser Karte verwendeten hydrogeologischen Berichten entnommen, die aus den sechziger und siebziger Jahren stammen.

Die Erschließung neuer Wasserförderungsanlagen nach 1980 oder die Veränderung der Fördermenge bestehender Wasserfassungen, welche eine Änderung des Grundwasserfließregimes, vor allem der Grundwasserspiegelhöhe, nach sich zieht, sind so nicht berücksichtigt worden.

Auftretende Diskrepanzen hinsichtlich des Flurabstands zwischen West-Berlin und Umland (vor allem sichtbar zwischen Spandau und Henningsdorf bis Staaken) sowie an der ehemaligen Grenze zwischen West- und Ost-Berlin sind zum größten Teil auf diese Unterschiede in den Datengrundlagen zurückzuführen.

Zu beachten ist generell, daß der Flurabstand eine sich ständig ändernde Größe darstellt, die vor allem durch die Komponenten Niederschlag und Verdunstung bestimmt wird. Im Frühjahr eines jeden Jahres wird der Flurabstand geringer sein als im Herbst, ebenso in niederschlagsreicheren Jahren. Die Schwankungen des Flurabstands bedingen veränderliche Grenzen der verschiedenen Bereiche der Verschmutzungsempfindlichkeit, die jedoch für die Genauigkeit eine untergeordnete Rolle spielen.

Weiterhin sind in der Grundwassergefährdungskarte Ost-Berlins Gebiete mit anstehenden anmoorigen Bildungen nur unvollständig erfaßt worden. Bei der Erstellung der vorliegenden Karte wurde dieser Mangel nicht behoben.

Abbildung 1 gibt in schematischer Darstellung einige Beispielskombinationen aus dem geologischen Aufbau der Deckschichten und dem Flurabstand des Grundwassers wieder, die zur Einstufung der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers in hoch, mittel und niedrig führten.

Abb. 1: Schematische Darstellung verschiedener Kombinationen aus geologischem Aufbau der Deckschichten und Grundwasserflurabstand und ihre Bewertung hinsichtlich der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers

Abb. 1: Schematische Darstellung verschiedener Kombinationen aus geologischem Aufbau der Deckschichten und Grundwasserflurabstand und ihre Bewertung hinsichtlich der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers