Grundsätzlich gilt, daß die Grundwasseroberfläche im Berliner Raum in ihrer hydrogeologisch bedingten Ausprägung auch unter den heutigen beeinflußten Zuständen noch zu erkennen ist. Das Grundwasser fließt von den Hochflächen des Barnim und Teltow in das Warschau-Berliner Urstromtal mit der Spree als Vorfluter und von der Nauener Platte in das Haveltal. Das Ausmaß der Veränderung dieses natürlichen Fließverhaltens sowie die Höhenlage der Grundwasseroberfläche sind abhängig von den Niederschlagsbedingungen, vor allem aber vom Einfluß der Grundwasserentnahmen und -einleitungen.
Karte 02.12.1: Grundwasserhöhen im Mai 1976 (relativ geringer Grundwasserstand)
Das Wasserwirtschaftsjahr 1976 war zum einen gekennzeichnet durch geringe Niederschläge (70 % des 60jährigen Mittels), zum anderen durch umfangreiche Eingriffe in den Grundwasserhaushalt.
Die Grundwasserfördermengen erreichten einen neuen Höchststand. Neben den öffentlichen Versorgungsbetrieben waren dafür vor allem die vielfältigen Tiefbaumaßnahmen verantwortlich (vgl. Tab. 1). Besonders im Westteil der Stadt zeigen sich ausgeprägte Entnahmetrichter infolge der U-Bahn-Baustellen (Linie 7 Fehrbelliner Platz – Spandau) und der Stadtautobahn (Innsbrucker Platz). Die Grundwasserabsenkung im südlichen Bereich des Bezirkes Wedding ist auf ein privates Bauvorhaben zurückzuführen. Die Spitzenwerte der öffentlichen Grundwasserförderung in West-Berlin zeigen sich u. a. in ausgeprägten Entnahmetrichtern der Wasserwerke Jungfernheide und Beelitzhof. Bis auf die Galerie Kuhlake des Wasserwerkes Spandau förderten bereits alle Wasserwerke im heutigen Ausbauumfang. Daneben beeinflußten auch die 315 größeren Eigenwasserversorgungsanlagen merklich den Verlauf der Grundwasserhöhen.
Im Ostteil der Stadt ist aufgrund der unzureichenden Datenlage keine flächendeckende Darstellung möglich. Bemerkenswert ist der damalige geringe Ausbaugrad des größten Wasserwerkes in Friedrichshagen. 1976 existierten nur die Galerien A – D nördlich des Müggelsees (vgl. auch Karte 02.11). Die großen Förderanlagen südlich des Sees wurden erst zwischen 1982 und 1984 in Zusammenhang mit dem gestiegenen Bedarf durch die Errichtung der Neubaugebiete Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen sowie der Reduzierung der Oberflächenwasserentnahme aus dem Müggelsee in Betrieb genommen. Die 1976 bereits vorhandenen Galerien förderten im Mai 1976 mit rund 14,6 Mio. m3 Rohwasser einen neuen Höchstwert für diesen Monat, so daß sich entsprechend stark ausgebildete Absenktrichter im Bereich der Wasserwerke zeigen.
Großbauvorhaben im Ostteil der Stadt mit Grundwasserhaltungen gab es im wesentlichen im Bezirk Mitte mit dem Bau des Palastes der Republik, der Charité und verschiedener Hotels sowie dem Ausbau der Friedrichstraße. Über die Fördermengen der Eigenwasserversorgungsanlagen liegen keine Angaben vor.