Versiegelung 2005

Datengrundlage

Versiegelungsdaten liegen für Berlin seit Anfang der 80er Jahre im Umweltatlas vor. Zunächst nur für den Westen der Stadt wurde nach der politischen Wende ein flächendeckender Datenbestand aufgebaut und im Zuge verschiedener Schwerpunktaktualisierungen fortgeschrieben. Dieser Datenbestand war nicht mehr aktuell und beruhte zudem auf uneinheitlichen Erhebungsmethoden.

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, der Humboldt-Universität und der Firma Digitale Dienste Berlin wurde nun ein neuer Datenbestand aufgebaut. Dabei kam ein neues Verfahren der Kartierung zum Einsatz das im Rahmen einer Vorstudie im Jahre 2005 entwickelt und im Jahre 2006 flächendeckend umgesetzt wurde.

Es wurden folgende Fachinformationen bzw. Geo-Daten sowie Satellitenbilddaten genutzt:

Informationssystem Stadt und Umwelt: Blockkarte 1: 5000 (ISU 5) und Flächennutzungsdaten

Der Raumbezug des ISU orientiert sich an der Struktur der statistischen Blöcke des „Regionalen Bezugssystems” (RBS) des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Der Baublock wird jedoch zum Teil noch weiter in nutzungshomogene Teilblöcke untergliedert. Zu jedem der ca. 23.000 Flächen der ISU 5-Struktur gibt es einen 16stelligen Schlüssel an den eine Datenbank angegliedert ist. In dieser Datenbank sind neben der Flächengröße auch Informationen zur Nutzung gespeichert.

Es werden 63 Flächentypen mit homogener Nutzungs- und Raumstruktur unterschieden.

Für die Versiegelungskartierung wurde die ISU 5 mit dem Stand 31.12.2005 verwendet. Die ISU-Daten wurden im Auswertungsprozess folgendermaßen genutzt:

  • Die Geometriedaten dienten der Abgrenzung von Blockflächen und der Separierung von Straßen und Gewässern. Flächen außerhalb der statistischen Blöcke wurden nicht analysiert.
  • Die Versiegelungsgrade wurden auf der Ebene der Teil- und Blockflächen des ISU berechnet.
  • Die Nutzungsdaten des ISU dienten der Stratifizierung des Stadtgebietes und flossen in die regelbasierte Klassifizierung ein.

Automatisierte Liegenschaftskarte – ALK

In Berlin werden die grundstücksbezogenen Sach- und Geometriedaten des Liegenschaftskatasters als Automatisiertes Liegenschaftsbuch (ALB) und Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) geführt. Der Datenbestand der ALK-Berlin umfasst die gesamte Fläche des Landes Berlin und besteht aus ca. 1,5 Mio. Objekten, in erster Linie Flurstücke und Gebäude.

Verwendet wurden die Vektordaten der ALK mit dem Bearbeitungsstand von August 2006 für die Abgrenzung der Gebäude innerhalb der ISU-Blockfläche und die Festlegung der Restfläche als unbebaute Blockfläche und als Analysefläche der Satellitenbildauswertung.

Im Hinblick auf die Einbindung der ALK-Daten in den Auswertungsprozess war zu beachten, dass häufig Anlagen auf Bahngelände und S-Bahnhöfe, Gebäude auf Industrie- und Gewerbeflächen sowie Gartenhäuser in Kleingartengebieten fehlten.

Karte von Berlin 1 : 5.000 – K5

Die Karte von Berlin 1 : 5.000 (K5) des Landeskartenwerkes wird von den Berliner Bezirken auf Grundlage der ALK-Berlin erstellt. Für die Versiegelungskartierung wurden die in der K5 abgebildeten oberirdischen Bahnlinien, soweit von den Bezirken bereitgestellt, mit dem Bearbeitungsstand von Januar 2006 genutzt.

Die flächenscharfe Erfassung der Gleiskörper wurde vor allem für die Kartierung der beschatteten Waldstrecken, wie z.B. nördlich des Müggelsees, verwendet.

Orthophotos

Die verwendeten flächendeckenden digitalen Orthophotos, wurden mit Echtfarb-Luftbildmaterial im August 2004 aufgenommen. Sie liegen im Blattschnitt der K5 mit einer Auflösung von 0,25 m vor und wurden für folgende Arbeitsschritte verwendet:

  • Geokodierung von Satellitenaufnahmen,
  • Ermittlung und Abgrenzung von Referenzflächen,
  • Ermittlung und Abgrenzung von Korrekturflächen (z.B. nicht erfasste Gewässer).

Versiegelungsdaten der Berliner Wasserbetriebe

Zur Ermittlung von Korrekturfaktoren im Hinblick auf eine Optimierung des Auswertungsverfahrens wurden Versiegelungsinformationen der Berliner Wasserbetriebe (BWB) herangezogen. Diese wurden ab Januar 2000 im Zusammenhang mit der oben erwähnten veränderten Berechnung des Niederschlagswasserentgeltes erhoben Zur ersten Erfassung der versiegelten Flächen der Grundstücke dienten den BWB Luftbilder und die ALK. Des Weiteren wurden die überprüften Informationen der Grundstückseigentümer eingearbeitet (WTE 2004). Die grundstücksgenauen Daten wurden auf Blockteilflächenebene des ISU aggregiert und standen mit dem Stand 2001 für die Auswertung zur Verfügung. Verwendet wurden nur die Angaben zur unbebaut versiegelten Fläche.

Durch die flurstücksgenaue Betrachtung und Erhebung vor Ort wurde ein sehr hoher Genauigkeitsgrad der Versiegelungsangaben erreicht.

Folgende Einschränkungen waren bei der Einbindung der BWB-Daten in das Auswertungskonzept zu beachten:

  • Die BWB-Daten lagen nur für kanalisierte Grundstücke, insbesondere Wohngebiete, und nicht für Gesamtberlin vor.
  • Im Bereich von Verkehrsflächen, Parkplätzen, Stadtplätzen und Promenaden, Grünflächen, Friedhöfen, Kleingartenanlagen, gering bebauten Flächen mit Gewerbe- oder Industrienutzung sowie Ver- und Entsorgungsflächen war die unbebaut versiegelte Fläche oft nicht oder nur unvollständig erfasst worden.
  • Die Definition der Versiegelung der BWB unterscheidet sich bei manchen Oberflächen zu der des Umweltatlasses. Während Rasengittersteine, wassergebundene Decken, wie Tenneflächen, sowie Schotterrasen im Umweltatlas als100 % versiegelt gelten, werden sie bei den BWB als unversiegelt betrachtet.

Multispektrale SPOT5-Szene

Für die Verfahrensentwicklung und die Erstellung der Versiegelungskarte wurde eine multispektrale SPOT5-Szene (058/243) vom 5. September 2005 ausgewählt und als systemkorrigierter Datensatz bezogen. Es handelte sich um eine wolkenfreie Aufnahme. Die Analyse der Spektralkanäle ließ eine nur sehr geringe atmosphärische Beeinträchtigung erkennen. Der Schwenkwinkel betrug ca. 1,9°. Verkippungen von Gebäuden waren vernachlässigbar gering, sodass im Rahmen dieses Projektes eine „Ideal“-Szene genutzt werden konnte. Aufgrund der jahreszeitlichen Beleuchtungssituation waren die Schattenbereiche vergleichsweise groß, wurden in der Verfahrensentwicklung aber ohnehin gesondert berücksichtigt.