Entsorgung von Regen- und Abwasser 2001

Einleitung

Durch Niederschläge und Abwässer aus privaten Haushalten, öffentlichen Einrichtungen, Industrie und Gewerbe und Abflüssen von öffentlichem Straßenland fallen in Berlin große Mengen Regen- und Abwasser an, die abgeleitet und ggf. gereinigt werden müssen. In den Klärwerken wurden 2003 pro Tag rund 690.000 m3 Abwasser aus Haushalten, Gewerbe und Industrie, öffentlichen Einrichtungen sowie Regenwasser aus Berlin und dem Umland behandelt. Diese Menge entspricht gut 8 m3/s und damit einem Drittel des Abflusses der Spree bei mittlerer Wasserführung. Mit dem in Berlin anfallenden Abwasser könnte der Große Wannsee in einer Woche gefüllt werden.

Zur Abwasserableitung steht ein von den Berliner Wasserbetrieben unterhaltenes Kanalnetz von insgesamt 9.228 km Länge mit 226.000 Anschlussleitungen zur Verfügung. Es wurde nach zwei verschiedenen Systemen, dem Misch- und dem Trennsystem, angelegt und besteht aus 4.100 km Schmutzwasser-, 1.894 km Mischwasser-, 3.166 km Regenwasser- und 68 km Sonderkanälen, sowie zahlreichen Sonderbauwerken wie Regenüberläufe, Regenbecken und Dükeranlagen. Das dort gesammelte Abwasser wird mit Hilfe von 146 Pumpwerken über ein 1.100 km langes Abwasserdruckrohrnetz den Klärwerken zugeführt.

Die Mischwasserkanalisation entstand 1873 nach einem Entwurf von James Hobrecht und entwässerte das damalige Berlin. Die bis 1920 selbständigen Städte und Gemeinden um Berlin legten ihre Kanalisation dagegen hauptsächlich nach dem Trennsystem an. Nach der Eingemeindung wurden die Anlagen zum heutigen System zusammengefasst. Die Entwässerungsgebiete sind nach Flussläufen und Schifffahrtskanälen ausgerichtet und folgen den unterschiedlichen Höhenverhältnissen. Die Grenzen der Entwässerungsgebiete verlaufen unabhängig von den Stadtbezirksgrenzen. Etwa drei Viertel der kanalisierten Gebiete in Berlin werden nach dem Trennsystem und ein Viertel nach dem Mischsystem entwässert.

Trennsystem

Im Trennsystem werden Schmutzwasser und Regenwasser in zwei voneinander getrennten Kanalisationsnetzen abgeleitet. In den Schmutzwasserkanälen gelangt das häusliche, gewerbliche und industrielle Abwasser zu den Pumpwerken. Von hier wird es über Druckrohrleitungen zu den Klärwerken, Ruhleben, Münchehofe, Schönerlinde, Waßmannsdorf, Wansdorf und Stahnsdorf geleitet. Das gereinigte Abwasser der Klärwerke wird in die Gewässer eingeleitet. Die Klärwerke Marienfelde und Adlershof sind seit 1990 stillgelegt, das Klärwerk Falkenberg ging 2003 außer Betrieb.

Tab. 1: Kapazitäten, gereinigte Abwassermenge und Aufnahmegewässer der Großkläranlagen Berlins und des Umlands 2003

Tab. 1: Kapazitäten, gereinigte Abwassermenge und Aufnahmegewässer der Großkläranlagen Berlins und des Umlands 2003

Die Regenwasserkanäle nehmen Niederschläge von versiegelten Flächen sowie Kühlwasser aus Betrieben und Wasser aus Entwässerungsgräben auf und leiten dieses direkt in kleinere oder größere Oberflächengewässer. Sehr große Stadtflächen entwässern in zum Teil sehr kleine Aufnahmegewässer. Insgesamt werden durch das Trennentwässerungssystem rund 37 Mio. m3 Regenwasser pro Jahr in die Gewässer eingeleitet. Zur Reinigung des Regenwassers dienen Regenbecken und Retentionsbodenfilter an den Haupteinleitungsstellen. Bis zum Januar 2003 konnten 21 Anlagen zur Regenwasserreinigung in Betrieb genommen werden.

Weiterhin existieren am Innenstadtrand einige Gebiete, die, ursprünglich mit Mischkanalisation ausgestattet, nachträglich mit einer Regenwasserkanalisation versehen wurden (modifiziertes Mischsystem). Das Regenwasser wird dort in die Regenüberlaufkanäle der Mischkanalisation eingeleitet.

Mischsystem

Dieses System gibt es im alten Stadtkern von Berlin und im Gebiet des inneren S-Bahnringes. In der Mischwasserkanalisation werden häusliches, gewerbliches und industrielles Schmutzwasser sowie Regenwasser gemeinsam in einem Kanal gesammelt und zur nächsten Pumpstation geleitet. Von hier aus nimmt das Mischwasser in der Regel den gleichen Weg wie das Schmutzwasser der Trennkanalisation. Im Mischsystem befinden sich Regenentlastungsanlagen, Regenüberläufe, Entwässerungskanäle, Stauraumkanäle und Regenbecken, die bei Niederschlägen das Mischwasser speichern und zeitverzögert dem Klärwerk zuleiten. Ausnahmen gibt es bei starkem Regen. Wenn das Wasser eine bestimmte Höhe in der Kanalisation erreicht, oder wenn die Pumpwerke das anfallende Wasser nicht mehr bewältigen können, fließt das Mischwasser, das bei Starkregen überwiegend aus Regenwasser besteht (ca 1:9), über die Regenüberlaufkanäle ungereinigt in die Gewässer. An den ca. 530 Regenüberläufen gelangten im Jahr 2000 ca. 2,8 Mio m3 Mischwasser in die Gewässer. Die Überlaufhäufigkeiten und eingeleiteten Mengen schwanken in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Starkniederschläge.

Außerdem existieren an den Pumpwerken meist Notauslässe, über die bei technischen Defekten das Mischwasser in die Vorfluter abgeleitet wird. Von den 74 Notauslässen führen 35 zur Spree, 13 zur Havel und 18 zum Teltowkanal; 5 führen zu stehenden Oberflächengewässern und 3 Notauslässe führen über Schmutzwasserkanäle zu anderen Pumpwerken Die Notauslasstätigkeit ist ebenfalls von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Im Schnitt kann von einer Menge von 20 000 m3 pro Jahr ausgegangen werden. An den wichtigsten Stellen des Mischsystems und in unmittelbarer Nähe von großen Pumpwerken wurden Rückhaltebecken errichtet. Bei kurzen Starkregenfällen sind sie in der Lage, das übergelaufene Mischwasser vollständig aufzufangen. In den Becken setzen sich Schlamm- und Schwebstoffe ab.

Gebiete ohne Kanalisation

Trotz erheblicher Anstrengungen der Berliner Wasserbetriebe sind noch nicht alle Siedlungsgebiete an die Schmutzwasserkanalisation angeschlossen. In den bebauten, aber nicht kanalisierten Siedlungsbebieten Berlins wird das Schmutzwasser in abflusslosen Sammelbehältern gesammelt und durch zugelassene Abfuhrunternehmen über die Klärwerke entsorgt. Die Abwasserentsorgung in den Kleingärten erfolgt auf die gleiche Weise.

Das Regenwasser versickert in den Gebieten ohne Regenkanalisation in den Untergrund.

Das Regenwasser aus der Trennkanalisation ist durch Staub, Luftschadstoffe, Abrieb der Straßendecke und der Autoreifen, Ölverluste, Laub, Exkremente von Tieren, Streugut im Winter usw. stark verunreinigt. Besonders in kleinen stehenden Gewässern und Kanälen mit relativ geringem Wasservolumen kommt es nach stärkeren Regenfällen immer wieder zu Fischsterben. Verantwortlich hierfür sind Zehrungsprozesse durch den sofort einsetzenden Abbau der eingeschwemmten Stoffe und dem damit verbundenen Sauerstoffverbrauch.

Zur Dokumentation der Entwässerungssituation wurde eine getrennte Karte erarbeitet, die die Einzugsgebiete der Regenwasserkanalisation zeigt. (02.09.2). In dieser Karte ist jeder baulich genutzten und an die Regenwasserkanalisation angeschlossenen Fläche das Gewässer zugeordnet, in das das Regenwasser abgeleitet wird.

Um die Belastung der Gewässer durch verunreinigtes Regenwasser im Gebiet des Trennsystems zu reduzieren, sind Regenwasserreinigungsanlagen (bis 2004, 21) errichtet worden. So z.B. am Tegeler See, am Hohenzollernkanal, an der Unterhavel, am Teltowkanal, am Biesdorfer Baggersee und an der Grunewaldseenkette. Weitere sind in Planung bzw. bereits im Bau.