Planungshinweise zum Bodenschutz 2001

Kartenbeschreibung

In der Karte sind die Flächen, differenziert in vier Schutzkategorien, sowie die Flächen ohne besondere Anforderungen an den Bodenschutz dargestellt. Zusätzlich sind die einzelnen Schutzkategorien durch Abstufungen der Farbintensität in drei Versiegelungsklassen 0 – 5%, > 5 – < 30% und 30 – 100% unterschieden.

Tabu (Unzulässigkeitsbereich)

Die Flächen der höchsten Schutzkategorie konzentrieren sich vor allem auf naturnahe Gebiete mit seltenen Pflanzengesellschaften oder herausragende Zeitzeugnisse der Eiszeit in den Außenbereichen der Stadt. Größere zusammenhängende Flächen dieser Schutzkategorie liegen im Spandauer Forst auf Talsand mit eutrophem und oligotrophem Niedermoor. Diese Grundwasserstandorte sind vergesellschaftet mit kalkhaltigen Gleybraunerden, kalkhaltigen Gleyen, Kalkgleyen und Gley-Rostbraunerden. Weitere grundwassernahe Standorte mit höchster Schutzwürdigkeit liegen im Tegeler Fließ mit eutrophen Niedermooren, seltenen Hanggleyen und Kalkhangmooren, im Bucher Forst mit Niedermooren, Gleyen und vergleyten Braunerden auf Talsandflächen sowie in Köpenick/Müggelheim mit Auen- und Kalkniedermooren in einer Deflationsmulde, verfüllt mit feinsandigen Flugsanden. Auf den nährstoffarmen Standorten sind diese Moore mit Podsolgleyen im Übergang zu Rostbraunerden vergesellschaftet. Im Südwesten von Berlin, in Kladow, erhalten im Bereich des Groß Glienicker Sees vererdete Niedermoore mit fossilen Gleyen und Rostbraunerden in einer Schmelzwasserrinne diesen hohen Schutzstatus. Weitere Flächen liegen am Rand der Grunewaldseenkette mit (vererdeten) Niedermooren, Nassgleyen, fossilen Gleyen und Rostbraunerden und im Flughafengelände Tegel/Jungfernheide mit Auenböden. Eine Besonderheit sind auch die entwässerten Auenböden mit mächtiger Kalkmudde in Teerofen.

Kleinere Flächen mit Niedermooren und Gleyböden liegen an Rändern von naturbelassenen Wasserläufen wie Krumme Lake und Kuhgraben in Köpenick, das Mühlenfließ im Rahnsdorfer Forst und das Wuhletal in Marzahn Hellersdorf. Zu nennen sind noch die grundwassergeprägten Bodengesellschaften in der Havelniederung in Spandau, in der Königsheide in Treptow und die Auenböden am Heiligensee.

Beispiele von Flächen für eine höchste Schutzkategorie mit zusätzlichem Schwerpunkt der Archivfunktion sind vor allem die eiszeitlich geprägten Sandkeilrostbraunerden, vergesellschaftet mit Fahlerden im Frohnauer Forst und die Sandkeilrostbraunerden, vergesellschaftet mit Parabraunerden und Gleybraunerden, unter Ackernutzung in Gatow.

Bei den Flächen handelt es sich überwiegend um Wald und sonstige Nutzungen, unter die vor allem auch Mischbestände von Wiesen, Gebüsch und Wald gehört. Dazu gehören auch landwirtschaftliche Flächen (Wiese/Weide und Acker), Grünanlagen und Siedlungsgebiete (vgl. Abb. 7). Die meisten Flächen unterliegen bereits einem Schutzstatus anderer Rechtsgebiete. Die höchste Schutzwirkung entfaltet hierbei das Naturschutzrecht mit der Ausweisung förmlicher Schutzgebiete.

Erwartungsgemäß dominieren innerhalb der Schutzkategorie Tabu die Versiegelungsgrade bis 5%. Der Anteil von Flächen mit einem Versiegelungsgrad von > 5% bis < 30% ist klein und beträgt < 10%. Flächen mit höheren Versiegelungsgraden kommen in dieser Kategorie gar nicht vor (vgl. Abb. 5). Insgesamt liegen 3.382 ha unversiegelte Fläche von 3.549 ha Gesamtfläche in der Kategorie Tabu (vgl. Abb. 6).

Vorrang 1 (Besonders schützwürdige Böden)

In dieser Schutzkategorie sind alle Flächen hervorgehoben, die eine hohe Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Ertragsfunktion, die Regelungsfunktion für den Wasserhaushalt oder die Puffer- und Filterfunktion bzw. eine mittlere Bewertung als seltener Pflanzenstandort und Archivfunktion besitzen.

Größere zusammenhängende Flächen dieser Kategorie, unversiegelt oder kaum versiegelt, liegen auf End- bzw. Stauchmoränen mit Bodengesellschaften von Rostbraunerde – Regosol – kolluviale Braunerde/Gley an den Hängen der Havel, am Wannsee und in der Gatower Heide. Eine zweite typische Bodengesellschaft mit besonders schützenswerten Böden sind die Bodengesellschaften aus Dünensand mit der Abfolge Podsolbraunerde – Podsol – kolluviale Rostbraunerde im Tegeler Forst, in Frohnau und in Köpenick. An letzterem Standort sind diese Böden teilweise mit den genannten Gesellschaften der End- und Stauchmoränen verzahnt.

Weitere Flächen liegen im Tegeler Fließ mit eutrophem Niedermoor – Anmoorgley – Gleyrostbraunerde.

Vereinzelte kleine Flächen sind auf der Barnimhochfläche mit sandigen Beckenfüllungen in Malchow und Wartenberg zu finden. Die vorkommenden Bodengesellschaften sind Rostbraunerde – kolluviale Braunerde, Rostbraunerde – Parabraunerde – Niedermoor. Weitere Vorkommen von schützenswerten Bodengesellschaften der Beckenfüllung befinden sich in Spandau.

Flächen dieser Bewertung bei einer mittleren Versiegelung von > 5 – < 30 % konzentrieren sich auf die Hochflächen Barnim und Teltow mit Geschiebelehm bzw. Geschiebemergel. Die ausgewiesenen Standorte sind eher kleinteilig und liegen in den Außenbereichen von offenen Einfamilienhaussiedlungen wie zum Beispiel in Lichterfelde, Lichtenrade, Rudow, Bohnsdorf oder Park- und Kleingartenanlagen. Die besonders schutzwürdigen Bodengesellschaften aus lehmigen Substraten sind Parabraunerde – Sandkeilbraunerdegesellschaften.

Die Flächenkategorie Vorrang 1 umfasst mit rund 13.022 ha 17 % der bewerteten Fläche, wobei 11.241 ha unversiegelt sind (vgl. Abb. 6). Kennzeichnend ist ein relativ hoher Anteil (ca. 10%) von Flächen mit einem Versiegelungsgrad > 5 und < 30%, höhere Versiegelungsgrade von 30% und höher treten in dieser Schutzkategorie kaum auf (vgl. Abb. 5).

In dieser Schutzkategorie finden sich überwiegend Wald, Kleingärten, Grünanlagen und Siedlungsgebiete als Nutzungen (vgl. Abb.7).

Vorrang 2 (Sehr schutzwürdige Böden)

Diese Kategorie mit den sehr schutzwürdigen Böden ergibt sich aus einer hohen Funktionserfüllung der Böden für den Wasserhaushalt oder für das Filter- und Puffervermögen.

Auffällig ist ein großer unversiegelter Komplex am Müggelsee, wobei die gesamte Waldfläche auf Talsand mit Rostbraunerde – vergleyte Braunerde – Gleybraunerde die genannten Kriterien erfüllt. Dazu kommen kleinere Bereiche mit saueren Bodengesellschaften aus Flugsand wie Podsolbraunerde – vergleyte Rostbraunerde. Diese sehr schützenswerten Dünensand- und Talsandbodengesellschaften sind auch im Tegeler Forst/Hermsdorf und am Tegeler See zu finden. Kleinere unversiegelte Flächen liegen vor allem im Norden und Süden von Berlin auf den Hochflächen Teltow und Barnim. Die typische Bodengesellschaft ist Parabraunerde – Sandkeilbraunerde aus Geschiebelehm.

Die mäßig versiegelten Flächen bis 30 % Versiegelungsgrad dieser Kategorie sind kleinteilig und verstreut. Darunter fällt die Bodengesellschaft Parabraunerde – Sandkeilbraunerde aus Geschiebelehm auf dem Flughafen Tempelhof, auf Ackerflächen in Gatow und in den lockeren Siedlungsgebieten mit Einzelhausbebauung in Marzahn – Hellersdorf, in Karow und Französisch Buchholz. Weitere Flächen sind grundwasserbeeinflusste Bodengesellschaften auf Talsand mit Braunerde – Gley – Niedermoor in der Königsheide und Rostbraunerde – vergleyte Braunerde – Gleybraunerde im Plänterwald. Ebenso erfüllen Böden aus geschiebehaltigen Sanden auf Moränenflächen mit Rostbraunerde – kolluviale Braunerde in Charlottenburg – Westend und Tempelhof unter der Nutzung Kleingarten diese Kriterien. Zu nennen ist sind auch Parkanlagen, wie Volkspark Rehberge, mit Podsolbraunerde – Rostbraunerde – kolluviale Braunerde aus Flugsand.

Sehr schutzwürdige Böden mit einem hohen Versiegelungsgrad von 30 – 100 % beschränken sich auf wenige kleinteilige Flächen, auch in Siedlungsgebieten. Es handelt sich vor allem um sandige Aufschüttungsböden mit den Bodentypen Lockersyrosem, Pararendzina, (Kalk)Regosol und Hortisol. Ausgewiesene Flächen sind zum Beispiel der Zoologische Garten, Flächen an der Spree in Rummelsburg und Siedlungsbereiche in Hermsdorf.

Diese Kategorie nimmt einen Flächenanteil von ca. 16 % der bewerteten Fläche ein und hat damit einen ähnlichen Flächenanteil wie die Vorrangflächen 1 (vgl. Abb. 5). Auch die Größenordnung ist mit 11.658 ha Gesamtfläche und davon 10.490 ha unversiegelter Fläche ähnlich wie Vorrang 1 (vgl. Abb. 6). Den größten Flächenanteil bilden hier die Versiegelungsgrade bis 5 % mit ca. 10 %. Der Anteil der stärker versiegelten Flächen ist sehr gering und nimmt weniger als 5 % ein (vgl. Abb. 5).

Den Hauptteil der Flächen dieser Schutzkategorie bilden Böden unter Waldnutzung, gefolgt von Siedlungsgebiet, Acker und Kleingarten (Abb. 7).

Vorrang 3 (Schutzwürdige Böden)

Die Kategorie der schutzwürdigen Böden wird aus einer mittleren Funktionserfüllung der Böden sowohl für den Wasserhaushalt als auch für das Filter- und Puffervermögen abgeleitet.

Der unversiegelte bzw. schwach versiegelte Anteil (0 – 5 %) dieser Kategorie besteht in einer großen zusammenhängenden Fläche, dem Forst Grunewald und dem Forst Düppel. Als Bodengesellschaft dominieren sauere Rostbraunerden mit kolluvialen Braunerden aus geschiebehaltigen Sanden. Einzelflächen aus geschiebehaltigen Sanden, aber über Mergel, liegen in der Gatower Heide und in Bohnsdorf mit Rostbraunerde – Parabraunerde – Kolluviale Braunerde. In Heiligensee gehören noch Böden aus Flugsanden mit Lockersyrosem – Braunerde/Rostbraunerde – vergleyte Braunerde – Gley als Bodenausprägungen zu dieser Schutzkategorie.

Der Anteil mit einer mittleren Versiegelungsklasse (> 5 – < 30 %) ist gering und besteht aus sehr kleinen unzusammenhängenden Flächen. Als Beispiele sind Flächen der Talsande, wie der Tierpark, Uferbereiche an der Spree in Köpenick und der Flughafen Tegel mit Rostbraunerde – vergleyte Braunerde – Gleybraunerde zu nennen. In Siedlungsbereichen mit eher lockerer Einzelhausbebauung in Frohnau sind Böden aus Flugsand mit Podsolbraunerde – Rostbraunerde – kolluviale Rostbraunerde schützenswert. In den Siedlungsbereichen Zehlendorf und Dahlem, sowie der Freizeitpark Hasenheide, erfüllen die Bodengesellschaft Rostbraunerde – Regosolbraunerde – kolluviale Braunerde aus geschiebehaltigem Sand diese Voraussetzungen. In den locker bebauten Bereichen in Kladow und teilweise Gatow, liegen Rostbraunerde – kolluviale Braunerde vor. Grundwasserbeeinflusste Gesellschaften dieser Schutzkategorie sind in den Siedlungsgebieten in Müggelheim und Rahnsdorf mit Rostbraunerde – vergleyte Braunerde – Gleybraunerde aus Talsand, teilweise verzahnt mit podsoligen Bodengesellschaften aus Flugsand vorhanden. Auf der Hochfläche Barnim, in Wittenau und Pankow, bestehen vor allem Rostbraunerde – Parabraunerde, vergesellschaftet mit Rostbraunerde – kolluviale Braunerde bzw. Gleybraunerde aus geschiebehaltigen Sanden.

Die hoch versiegelten Flächen (30 – 100 %) nehmen den größten Teil dieser Schutzkategorie ein. Sie sind auf die Hochflächen Barnim und Teltow, im Süden und Norden der Stadt konzentriert. Die Standorte haben ihren Schwerpunkt in den dichter bebauten Bereichen wie Steglitz, Prenzlauer Berg, Pankow, Lichtenberg oder Märkisches Viertel in Reinickendorf. Die Bodengesellschaften sind anthropogen geprägt und haben häufig sandige Aufschüttungen als Ausgangsmaterial zur Bodenbildung. Als Bodentypen dominieren daher gering entwickelte A – C – Böden, wie Lockersyrosem, Regosol, Pararendzina und Hortisol.

Diese Kategorie stellt mit 23% den größten Flächenteil unter den Schutzkategorien. Die Gesamtfläche beträgt 17.415 ha, wovon 11.140 unversiegelt sind (vgl. Abb. 6). Haben in den vorstehenden Schutzkategorien noch die Flächen mit einem Versiegelungsgrad unter 30 % dominiert, so wird diese Kategorie vor allem durch Flächen mit einem hohen Versiegelungsgrad von 30 – 100% geprägt. Diese erstrecken sich insbesondere auf den Siedlungsbereich der Hochflächen, z.T. sogar innerhalb des Berliner S-Bahnringes. Flächen mit nur geringer Versiegelung von < 5 % sind untergeordnet und nehmen nur ca. 3 % ein (vgl. Abb. 5).

Die Flächen mit der schwächsten Schutzkategorie sind überwiegend in den Siedlungsgebieten lokalisiert, aber auch in Wäldern anzutreffen (Abb. 7).

Unerheblichkeitsbereich (Böden ohne besondere Anforderungen)

Die meisten Böden und Bodengesellschaften in Berlin unterliegen nach diesem Bewertungskonzept nur den allgmeinen Anforderungen des Bodenschutzes. Diese Böden sind unabhängig vom Versiegelungsgrad in grauer Farbe dargestellt. Sie bilden häufig größere zusammenliegende Komplexe. Es sind dies vor allem Flächen mit dichter Bebauung und starker Versiegelung, vorzugsweise in der Innenstadt. Dazu kommen Industriestandorte an der Spree in Treptow und an der Havel in Spandau, sowie in Lichtenberg, Neukölln, Tempelhof und Reinickendorf. Die dazugehörigen Bodengesellschaften sind überwiegend anthropogen geprägt und haben sich aus meist sandigen Aufschüttungen entwickelt. Gemeinsam ist diesen Böden eine kurze Entwicklungszeit mit schwach ausgeprägter A–C – Horizontierung. Es sind dies vor allem Lockersyroseme, Regosole und Pararendzinen.

Natürliche Bodengesellschaften auf Geschiebemergel, Geschiebesand oder Talsand mit den Bodentypen Regosol, Rostbraunerderegosol, Gleyregosol und Parabraunerderegosol befinden sich auf ehemaligen Rieselfeldflächen im Norden Berlins, in Pankow und Weißensee, sowie kleinflächig in Gatow. Diese Flächen haben aufgrund ihrer potentielen oder realen Schadstoffgehalte keinen besonderen Schutzstatus erhalten. Dasselbe gilt für Böden aus schadstoffhaltigen Auffüllungen wie Deponien, Industrie- und Trümmerschuttauffüllungen sowie Gleisschotter.

Diese Böden sind auf fast 40 % der bewerteten Flächen vorzufinden. Über 50 % der Flächen haben einen Versiegelungsgrad von 30-100 % (vgl. Abb. 5). Nur 15.759 ha der Böden dieser Kategorie sind unversiegelt (vgl. Abb. 6).

Die Böden ohne besonderen Schutzstatus sind vor allem auf Wohngebiete, Industrie- und Verkehrsstandorte sowie sonstige Nutzungen konzentriert sowie in den Sonstigen Nutzungen zu finden. Der hohe Anteil der gering bewerteten Ackerflächen ist auf Flächen mit ehemaliger Rieselfeldnutzung zurückzuführen. Aufgrund der vorhandenen Schadstoffbelastung sind diese von einer Bewertung in eine Schutzkategorie ausgeschlossen.