Flurabstand des Grundwassers 2006

Zusammenfassung

Wer in Berlin Grundwasser sucht, muss nicht tief graben. Im sogenannten Berlin-Warschauer Urstromtal, welches das Stadtgebiet vom Spandauer Forst im Nordwesten bis zum Müggelsee im Südosten durchzieht, sind es ein halber bis maximal sieben Meter. Flurabstand nennen Fachkundige diesen Höhenunterschied zwischen der Erd- und der im Untergrund verborgenen Grundwasseroberfläche. Der Flurabstand ist keine konstante Größe, sondern ändert sich in Abhängigkeit vom Grundwasserstand. Wie hoch das Grundwasser steht, beeinflusst zum einen die Natur durch Regen, Verdunstung oder den Weg, den das Sickerwasser unter der Erde nimmt. Zum anderen beeinflussen Verbraucher, Industrie und Bautätigkeit die Grundwasserstände.

Die Beachtung des Flurabstandes ist besonders wichtig für alle Bebaumaßnahmen, vom Einfamilienhaus bis zum Hochhaus, für alle Verkehrsbauten (Kanäle, Straßen, Tunnel) und für die Ver- und Entsorgungsleitungen (Fernmeldekabel, Wasser-, Abwasserleitungen, Gas- und Stromversorgung). Dabei ist für alle Bauplanungen und -durchführungen der jemals gemessene höchste Grundwasserstand gleich geringste Flurabstand eines Gebietes von besonderer Bedeutung. Werden diese natürlichen Grundwasserstände nicht ausreichend berücksichtigt, kann es zu Kellervernässungen und im schlimmsten Fall zum Grundbruch mit völliger Zerstörung eines Gebäudes kommen.

Aber auch für grundwasserabhängige Landökosysteme, wie z.B. Moore, Auwälder und Feuchtwiesen ist der Flurabstand entscheidend. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich der Grundwasserstand vor allem im Bereich der Berliner Wasserwerke reduziert. Heute können Feuchtgebiete wie das Hundekehlefenn im Grunewald nur durch eine Umlenkung der Havel erhalten werden. Seit Jahren bemüht Berlin sich daher, ein weiteres Absinken zu verhindern. Große Bauprojekte müssen etwa das für sie entnommene Grundwasser ersetzen. Das und andere Entwicklungen zeigen Erfolge. 2009 lag die Grundwasseroberfläche wieder auf einem relativ hohen Niveau, vor allem durch den verringerten Wasserverbrauch.

Die Inhalte dieses Jahrgangs sind historisch und nicht mehr aktuell.

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