Mischsystem

Berliner Mischwasserkanal

Im Mischsystem werden Schmutzwasser und Regenwasser gemeinsam in einem Kanal abgeleitet. Ein Abwasserpumpwerk fördert das Mischwasser zum Klärwerk. An bestimmten Stellen im Kanalnetz und an den Pumpwerken sind Regenüberläufe angeordnet, die bei starken Niederschlägen eine große Menge Mischwasser zeitweise zurückhalten. Bei langanhaltenden und sehr starken Niederschlägen kann es jedoch zum Überlaufen von ungereinigtem Mischwasser in die Gewässer kommen.

  • Die Berliner Kanalisation

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    Dokument: Berliner Wasserbetriebe

Gewässergütebauprogramm

Ausgangssituation

Die Berliner Kanalisation entwässert die Innenstadtbereiche im Mischsystem. Schmutzwasser und Niederschlagswasser werden in den Einzugsgebieten der 18 Abwasserpumpwerke gemeinsam gesammelt und den Klärwerken zugeführt. Bei Starkniederschlägen kommt es zu Mischwasserüberläufen (Regenwasser mit ungeklärtem Schmutzwasser), die mit ihren Nährstoff- und Schadstoffeinträgen unterschiedliche Schäden in den Gewässern verursachen.

Langfristig wird die Eutrophierung mit all ihren negativen Auswirkungen beschleunigt, aber auch sofortige und akute Wirkungen wie Fischsterben oder hygienische Beeinträchtigungen der Badegewässer werden regelmäßig ausgelöst. Es ist ein dringendes Gebot unserer Zeit, die Intensität der Gewässerbelastung deutlich zurückzudrängen, indem die Überlaufmengen durch Schaffung von Stauraum im Berliner Mischkanalnetz deutlich begrenzt werden.

Ziel

Die wasserwirtschaftlichen Zielgrößen wurden neben der Wasserrahmenrichtlinie auch aus der Badegewässerrichtlinie, der Oberflächengewässerverordnung und den Rahmenkonzepten der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser abgeleitet. Ein gemeinsames Konzept der Länder Berlin und Brandenburg enthält konkrete Ziele für die Reduzierung der Nährstoffbelastung.

Um die Umweltziele nach Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen sowie die Auflagen der wasserbehördlichen Erlaubnis für die Einleitung von Mischwasser in die Berliner Gewässer zu erfüllen, wurden ein Gewässergütebauprogramm aufgestellt und zwischen dem Land Berlin und den Berliner Wasserbetrieben (BWB) eine langfristige Finanzierungvereinbarung geschlossen. Für die Laufzeit des Programms werden jährlich bis zu 7 Millionen € Zuschüsse aus dem Landeshaushalt zur Verfügung gestellt, denn das Land trägt für Gewässergütemaßnahmen im Mischsystem 60 % der Kosten, im Trennsystem sogar 100 %.

Speichervolumen im Mischsystem geplant und heute

Das gemeinsame Bauprogramm zielt auf die Schaffung von Stauraum im bestehenden Kanalnetz, um die Überlaufhäufigkeiten und -mengen von Mischwasser in das Berliner Gewässernetz deutlich zu verringern. Das Programm sieht vor, bis zum Jahr 2024 insgesamt 300.000 m³ Stauraumkapazität in der innerstädtischen Mischkanalisation zu schaffen (bisher gibt es etwa 235.000 m³ Speichervolumen).

Umsetzung

Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:

  • Optimierter Betrieb vorhandener Regenüberlaufbecken und Stauraumkanäle
  • Aktivierung von vorhandenem Stauraumvolumen im Kanalnetz durch Bau von Wehrklappen oder Anpassung von Überlaufschwellen
  • Bau neuer Regenüberlaufbecken oder Stauraumkanäle

Projektbeispiele

In Betrieb: Stauraumkanal Weigandufer

Im Einzugsgebiet des Abwasserpumpwerks Neukölln I errichteten die Berliner Wasserbetriebe 2009 bis 2011 im Untergrund des Weigandufers am Neuköllner Schifffahrtskanals einen Stauraumkanal. In dem 210 m langen und 2,60 m mächtigen Bauwerk können bei starkem Regen bis zu 1.050 m³ Mischwasser zwischengespeichert werden.

Darüber hinaus können durch den Um- bzw. Neubau von drei Regenüberlaufbauwerken am Weigandufer weitere 1.750 m³ in den vorhandenen Regenüberlaufkanälen in der Treptower Straße und der Roseggerstraße zurückgehalten werden. Das überlaufende Mischwasser floss bisher direkt in den Neuköllner Schifffahrtskanal.

Nun werden die unterirdisch gespeicherten großen Mischwassermengen nach einem Niederschlagsereignis kontrolliert zum Klärwerk abgeleitet.

Im Bau: Stauraumkanal Mauerpark

Einen weiteren Stauraumkanal bauen die Berliner Wasserbetriebe entlang der Schwedter Straße unter dem Mauerpark. Dieser “Tunnel” mit einem Durchmesser von 3,8 m und einer Länge von 654 m kann nach Fertigstellung 7.400 m³ Abwasser zwischenspeichern und so Panke und Spree vor Mischwasserüberläufen schützen.

Das Großprojekt wurde 2017 mit vorbereitenden Maßnahmen für den unterirdischen Tunnelvortrieb gestartet. Über den Verlauf des imposanten Projektes informieren die Berliner Wasserbetriebe auf ihren Internetseiten und mit breit angelegten Öffentlichkeitsangeboten vor Ort.

Hinweis: Start für den Vortrieb des Stauraumkanals unter dem Mauerpark

Einzugsbereiche der Regen- u. Mischwasserkanalisation mit Einleitungen in die Gewässer

Kartenwerke

  • Einzugsbereiche der Regen- u. Mischwasserkanalisation mit Einleitungen in die Gewässer

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