Hauptstadt der Fledermäuse

Fransenfledermäuse (Myotis nattereri)

Spandauer Zitadelle

Bereits in den 30er Jahren wurde die Spandauer Zitadelle als eines der bedeutendsten Fledermaus-Winterquartiere der Norddeutschen Tiefebene erkannt. Biologen markierten dort die ersten Fledermäuse in Europa. Dadurch wurde es möglich, die saisonalen Wanderungen von Fledermäusen zu erkennen und festzustellen, dass Fledermäuse an ihren einmal ausgewählten Winter- und Sommerquartieren ein Leben lang festhalten – die wichtigste Grundlage für den heutigen Fledermausschutz.

Dass Berlin wie keine andere Großstadt Mitteleuropas Fledermäuse in großer Zahl beherbergt, war 1987 für die damalige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz Anlass, eines der bundesweit ersten Artenhilfsprogramme für Fledermäuse ins Leben zu rufen.
Schwerpunkt des Artenhilfsprogramms ist das Winterquartiermanagement, bei dem Berlin bundesweit nicht nur die größten Erfahrungen, sondern vor allem auch die größten Erfolge vorzuweisen hat.

Wasserwerk Friedrichshagen, Fledermäuse im Kreuzgewölbe

Zurzeit existieren im Stadtgebiet 31 Fledermauswinterquartiere, hauptsächlich Keller und Bunker.

Eines der wichtigsten Fledermauswinterquartiere in Mitteleuropa ist mit 10.000 Wintergästen die besagte Spandauer Zitadelle. Dies wurde in einem durch die Senatsverwaltung geförderten Forschungsprojekt nachgewiesen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten des Fledermausschutzes.

Auch drei weitere Quartiere haben über Berlin hinausreichende Bedeutung, da sich dort jeweils bis zu 100 Fledermäuse aus dem Brandenburger Umland zur Überwinterung einfinden. 21 Winterquartiere wurden seit 1989 in Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben, den Berliner Forsten und den Bezirksämtern neu eingerichtet. In diesen Kellern und Bunkern ist ein steigender Bestand feststellbar.

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Erfolgreichstes Beispiel ist ein alter Sandfilter im Wasserwerk Tegel: In den vergangenen zehn Jahren siedelten sich dort über 300 Fledermäuse an. Der außerordentlich hohe Anteil der europaweit besonderes geschützten Art Großes Mausohr (Myotis myotis) führte zu der Meldung dieses Gebietes neben zwei weiteren als FFH-Gebiet.

Fledermäuse in der Innenstadt

Der einzigartig hohe Anteil an Grünanlagen und alten Straßenbäumen bietet selbst in den Innenstadtbezirken Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Charlottenburg Fledermäusen im Sommer gute Lebensbedingungen. Ihre Verstecke finden sie dann in den zahlreichen Altbauten mit ihren ungestörten Nischen und Winkeln.

In diesen Bezirken verirren sich auch regelmäßig Fledermäuse in Wohnungen, da entweder offene Fenster einen geeigneten Überwinterungsplatz vorspiegeln oder Jungtiere zu unerfahren sind, um menschliche von natürlichen Lebensräumen unterscheiden zu können. Im Laufe des Artenhilfsprogramms sind annähernd 500 Fledermäuse meistenteils von ehrenamtlichen Fledermausschützern aus Wohnungen geborgen und zum weitaus größten Teil wieder gesund in die Freiheit entlassen worden. Die große Zahl der Findlinge zeigt das steigende Interesse der Berlinerinnen und Berliner an ihren Fledermäusen.

In Zukunft ist es wichtig, dass bei Sanierungen und Renovierungen die dort häufigen anzutreffenden Zwergfledermäuse nicht zu Schaden kommen und dass ihnen vor allem genügend Quartiere für die Jungenaufzucht erhalten werden. Unabhängig von der Besiedelung durch Fledermäuse sollten auch in der Innenstadt möglichst viele Versteckmöglichkeiten für die Jungenaufzucht geschaffen werden.

  • Artenhilfsmaßnahmen im Überblick

    PDF-Dokument (32.3 kB)