Tierschutz-Kampagnen

  • Katze auf einer Postkarte. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebewesen?
  • Umdenken den Tieren zu Liebe! Informationen zur Qualzucht
  • Kuh auf einer Postkarte. Dazu der Spruch: Laktomat oder Lebewesen
  • Informationen zur Milchproduktion bei Kühen
  • Auf dem Bild ist ein Hund der Hunderasse Pai Cha zu sehen. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebwesen?
  • Infos zum Thema Hautfalten
  • Henne auf einer Postkarte. Spruch: Legeroboter oder Lebewesen?
  • Inforamtionen zur Eierproduktion
  • Hunde auf der Postkarte. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebewesen?
  • Infos zu kurzhaarigen Hunderassen

Übersicht:

Allgemeines

Gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) und dem Qualzucht-Evidenz Netzwerk e.V. hat die Landestierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg die Postkarten-Kampagne „Lifestyle oder Lebewesen“ zur Aufklärung über Qualzuchten entworfen. Mit den fünf Postkarten soll auf die Problematik von Qualzuchten aufmerksam gemacht werden.

  • Was sind Qualzuchten?

    Als Qualzucht bezeichnet man jede Form von Zucht, die dazu führt, dass bei der Nachzucht oder deren Nachkommen

    • erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten,

    • mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder

    • die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

    Wichtig ist, dass die Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen nicht unbedingt sichtbar sein müssen und den Tieren somit auch nicht immer direkt anzusehen sind! Daher ist auch die Beobachtung des Tierverhaltens und die Interaktion mit Artgenossen enorm wichtig.

  • Wer hat das festgelegt?

    Der Begriff „Qualzucht“ wurde erstmals durch das 2005 erstellte Gutachten zur Auslegung von Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen) geprägt. Die rechtliche Definition ist im deutschen Tierschutzgesetz im § 11b festgelegt. Dieser beinhaltet auch das Verbot solcher Qualzuchten. In § 10 der Tierschutz-Hundeverordnung ist außerdem geregelt, dass es verboten ist Tiere mit vorhandenen Qualzuchtmerkmalen auszustellen.

  • Warum geht mich das was an?

    Große Kulleraugen, breite Nase, lange Rücken, runder Kopf, kurze Beine, besonders geschecktes Fell, Schwanz- und Haarlosigkeit sind nur einige Beispiele von Attributen, welche als schön oder niedlich angesehen und immer beliebter geworden sind. Dies betrifft viele Hunderassen, wie Möpse, französische und englische Bulldoggen, Collies, aber auch Katzen oder Kaninchen. Diese knuddeligen Merkmale, die zum Kauf animieren, können bei den Vierbeinern später eine Reihe von zum Teil erheblichen Gesundheitsproblemen verursachen. Auch Zierfische und landwirtschaftliche Nutztiere, wie Kühe, Enten und Hühner, sind von gesundheitsschädigenden Zuchtmerkmalen betroffen. Das Verbot der Qualzucht wird derzeit nur unzureichend umgesetzt, auch weil die Nachfrage nach diesen Tieren unverändert hoch ist und damit das Angebot auf dem Markt bestimmt.

  • Wie konnte es nur so weit kommen?

    Kurz, knapp und stark vereinfacht erklärt:
    Die Zucht von Tieren und unterschiedlichen Rassen gibt es bereits seit hunderten von Jahren. Ursprünglich entstanden diese vor allem, um bestimmte Eigenschaften zu erhalten und zu verbessern. Die Tiere sollten damals bspw. bei schweren, zehrenden Arbeiten, bei der Jagd, im Krieg, bei der Rettung von Menschen, beim Treiben von Vieh und beim Fernhalten von unerwünschten Menschen oder Tieren unterstützen. Außerdem spendeten sie nicht nur lebenserhaltende Wärme, sondern lieferten wertvolle Lebensmittel und andere Rohstoffe. Im Fokus standen also die Gesundheit, der Charakter und die wertvollen Eigenschaften der Tiere. Über die Jahrhunderte veränderten sich jedoch die Zuchtziele spätestens mit der Industrialisierung und wachsenden Weltbevölkerung, sodass man auf der einen Seite nicht mehr auf die z.T. lebensrettenden Eigenschaften angewiesen war und auf der anderen Seite mehr tierische Produkte für die Sicherstellung der menschlichen Ernährung brauchte. Dies führte zum einem dazu, dass sich in der privaten Tierhaltung die Funktion der Tiere fast vollständig änderte und zum anderen, dass sich die industrielle Tierhaltung lebensmittelliefernder Tiere mit sehr hohen Tierzahlen und -dichten und einer drastischen Leistungssteigerung etablierte – beides Entwicklungen zu Ungunsten der Tiergesundheit.

    In der privaten Haltung veränderte sich die Funktion vom „Arbeitstier“ zum „Hobby- und Begleittier“ und damit auch die Zuchtziele. Als Begleittiere sollen sie häufig v.a. zum Lifestyle ihrer Tierhalterinnen und Tierhalter passen und übernehmen z.T. sogar die Funktion eines Partners oder einer Partnerin, eines Kindes oder desbesten Freundes oder der besten Freundin. Dadurch steht zunehmend das äußere Erscheinungsbild im Fokus, also u.a. die Kopfform, Farbe, Größe, Zeichnung – je ausgefallener desto besser. Körpermerkmale werden nicht mehr nur auf Funktion, sondern z.T. ausschließlich aufgrund von optischen Merkmalen ausgewählt. Leider wurde viel zu lange verkannt oder ignoriert, dass viele dieser Merkmale mit dem Auftreten unerwünschter Nebeneffekte und Krankheiten einhergehen, sodass sich diese über die Jahre in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Einige Beispiele unerwünschter Nebeneffekte sind: Taubheit oder Blindheit aufgrund von fehlenden Fellpigmenten bei stark weißköpfigen Hunden, Haarausfall bei Hunden mit besonderen Fellfarben wie lilac, silver, charcoal und champagner, Knochenkrebs bei übergroßen Tieren, Atemprobleme bei kurzköpfigen Rassen, Bandscheibenvorfälle bei stark kurzbeinigen Tieren, Hautprobleme aufgrund von Faltenbildung usw. Zudem wurden für schnelle Zuchterfolge, die Vererbung und den Erhalt bestimmter, erwünschter Merkmale, für „Zuchtreinheit“ und auch die Generierung neuer Rassen immer häufiger verwandte Tiere mit gleichen oder sehr ähnlichen Merkmalen verpaart, sodass es über die Jahrzehnte zu sehr hohen Inzuchtraten gekommen ist. Inzucht führt, wie beim Menschen auch, jedoch zu weiteren genetisch bedingten Krankheiten, die nun in vielen unserer Rassen wie wir sie heute kennen ebenfalls auftauchen. Bekannte Inzuchtfolgen sind beispielsweise ein erhöhtes Krebsrisiko, diverse körperliche Fehlentwicklungen, Krankheiten wie Epilepsie und bestimmte Demenzformen, die Neigung zu Allergien, Stupidität oder Kurzlebigkeit. Die Entwicklung vom Arbeitstier zum Begleittier hatte also nicht ausschließlich gute Folgen für die Tiere – ganz im Gegenteil. Dies führt einfach gesagt, über kurz oder lang dazu, dass es keine gesunden Rassetiere mehr geben wird, wenn bei den Kaufenden, also künftigen Tierbesitzerinnen und -besitzern und den Züchtenden kein massives Umdenken stattfindet.

    Auch die Zucht nahrungsmittel- und rohstoffliefernder Tiere hat eine enorme Entwicklung durchgemacht. Die Ursprünge der bäuerlichen Nutztierhaltung lagen in der Domestizierung, das heißt in der züchterisch-genetischen Veränderung von Wildtierarten. Im 18. Jahrhundert kamen gezielte Züchtungen auf, die darauf abzielten, dass bspw. Schweine mehr Fleisch lieferten. Sie entwickelten sich zunehmend weg vom ursprünglich wilden Schwein. Durch das Hauptziel der Fleisch- und auch Milch- und Legeleistung wurden die Tiere der entsprechenden Rassen immer mehr zu reinen Nutztieren, die ausschließlich zur Bedienung einer Nachfrage des Menschen da sind. Im 20. Jahrhundert nahm der Konsum von Fleisch, Milch, Eiern und daraus entstehenden Produkten massiv zu. Die entsprechend große Nachfrage musste bedient werden.
    In den 70er-Jahren kam zum ersten Mal der Begriff der Massentierhaltung auf. Von der einfachen Haltung beim Bauern entwickelte sich die Sparte der Nahrungsmittelgewinnung, u.a. aufgrund der hohen Nachfrage und der Technisierung, in den letzten 50 Jahren immer mehr zu einer Industrie. Diese beschriebene Entwicklung ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis der früheren Agrarpolitik. Schnell und günstig sollten die Produkte produziert werden, das Wohl der Tiere war früher eher nachrangig. Eine Entwicklung, die heute nicht mehr als zukunftsfähig angesehen werden kann. Seit mehreren Jahren sind die Themen Tierschutz, Tierwohl und Tiergesundheit endlich auch für die sogenannten Nutztiere in das öffentliche Interesse getreten. Die Tierhaltenden nehmen diese gesellschaftliche Diskussion wahr. Viele, aber längst nicht ausreichend, engagierte Tierhalterinnen und Tierhalter setzen bereits Weiterentwicklungen bei bestehenden Zucht-, Haltungsformen und –konzepten um. Ziel muss aber die Umsetzung in der Breite sein, um eine tiergerechte, nachhaltige Tierhaltung zu erreichen. Hürden für höhere Standards und ein Mehr an Tierwohl liegen sehr häufig in den damit verbundenen hohen Kosten für Um- und Neubau, fehlender Planungssicherheit, aber insbesondere auch in der zu niedrigen Honorierung seitens der Marktakteure wie Verarbeitungsunternehmen, dem Handel und der Lebensmittelindustrie.

    Die steigende Nachfrage und der Wertverlust tierischer Produkte hatten auch entscheidenden Einfluss auf die Zucht der Tiere, denn um den Bedarf zu decken, musste nicht nur die Zahl der gehaltenen Tiere stark erhöht werden, sondern auch die Zuchtziele wurden auf höhere Leistung angepasst und die Tiere entsprechend selektiert. Ziele sind, je nach Nutzungsart, eine möglichst effiziente Futterverwertung, schnelles Wachstum, eine sehr gute Fruchtbarkeit und ein hohes Schlachtgewicht, eine hohe Lege- oder Milchleistung. Das hat dazu geführt, dass in den unterschiedlichen Bereichen wenige Rassen mit hohen Tierzahlen verwendet werden. Dies ist problematisch, da auch mit diesen Zuchtzielen viele unerwünschte Nebeneffekte und Krankheiten für die Tiere einhergehen, welche sich über die Jahrzehnte in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Dies ist inzwischen für viele Tierarten und Rassen bekannt, sodass einige Zuchtverbände versuchen durch geeignete Maßnahmen dagegen zu steuern und gesündere Tiere zu züchten. Allerdings erfolgt dies immer unter der Maßgabe einer gleichbleibend oder zumindest annähernd gleich hohen Leistung, um den nach wie vor übermäßig hohen Konsum tierischer Lebensmittel decken zu können. Hier braucht es ein Umdenken bei den Konsumenten, um den Tieren langfristig durch tierfreieren Lebensmittelverzehr zu gesünderen Zuchten zu verhelfen!

  • Was kannst Du tun?

    Hinschauen und über die Rasse informieren

    • Keine Tiere kaufen, die Merkmale von Qualzucht zeigen
    • Wahl aus verantwortungsvoller Zucht
    • Noch besser: Schau mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen
    • Keine Likes für Tierleid in den Sozialen Medien vergeben
    • Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv oder mit einer Spende unterstützen

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
Auf dem Bild ist ein Hund der Hunderasse Pai Cha zu sehen. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebwesen?

Hautfalten

  • Warum muss ich leiden?

    Durch übermäßige Hautfaltenbildung kommt es zu:

    • Dermatitis (Hautentzündung)
    • Bakterieller Besiedlung
    • Juckreiz und Schmerzen
    • Offenen und eitrigen Hautstellen
    • Verletzungen der Haut, Augen und Ohren durch Kratzen
    • Einschränkungen der Sehfähigkeit durch übermäßige Falten
    • Kommunikationsproblemen mit Artgenossen durch reduzierte Mimik

  • Geht‘s noch etwas genauer?

    Shar-Peis, wie der Hund auf der Postkarte, können aufgrund ihrer Genetik unter einer ganzen Reihe erblich bedingter Erkrankungen leiden, bspw.:

  • • Hauterkrankungen

    ­• Akute febrile neutrophile Vaskulitis:

    Die Erkrankung beginnt plötzlich, mit der Entwicklung von Symptomen wie Fieber, Schmerzen, Herzrasen und gesteigerter Atmung. In der Folge entwickeln sich Hautläsionen, einschließlich tastbarer Einblutungen und Bläschen in der Haut, welche schlussendlich zu Geschwüren und zum Absterben der Haut und Unterhaut in schwer betroffenen Bereichen führen kann. Zudem kann die Erkrankung zu einer Thrombose und sogar zum Tod des Tieres führen.
    Diese Erkrankung kommt zum Glück selten vor, aber ist sehr schwerwiegend und qualvoll für den Hund.

    ­• Atopische Dermatitis:

    Die atopische Dermatitis oder Umweltallergie des Hundes ist durch Juckreiz mit Kratzen, Beißen und Reiben von Gesicht, Pfoten und Bauch gekennzeichnet. Bei manchen Hunden sind andere Körperstellen betroffen, wieder andere Patienten zeigen häufige bakterielle Infektionen. Häufige Ursachen der atopischen Dermatitis sind Schimmelpilze, Staubmilben und Pollen von Gräsern oder Bäumen. Oft wird die Erkrankung jedes Jahr schlimmer und die Problemdauer länger, die meisten Hunde sind nach einigen Jahren ganzjährig betroffen.
    Eine atopische Dermatitis wird beim Shar Pei laut einiger Studien überdurchschnittlich häufig festgestellt.

    ­• Kutane Muzinose:

    Durch eine übermäßige Ablagerung von Muzinen (Mucus, Schleim) in der Haut erscheint diese u.a. verdickt, runzelig, bullös und geschwollen. Betroffen sind vor allem der Kopf und die Extremitäten. Durch diese Verdickung erhält der Shar Pei sein gewünschtes Aussehen. Teilweise kann es zu Bläschen-, Blasen- oder Plaquebildung kommen. Die Haut ist brüchig, beim Einstechen fließt eine klare, visköse, fadenziehende Flüssigkeit. Durch Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Hefepilzen kann es zu Juckreiz, Hautentzündungen, Haarausfall, Hautrötungen und Hautverdickungen kommen.
    Beim Shar-Pei kommt die kutane Muzinose sehr häufig, i.d.R. im Alter von 2 bis 5 Jahren vor.

  • • Autoimmunerkrankung, die Shar Pei AutoInflammatory Disease (SPAID)

    Diese entsteht aufgrund einer Mutation, die dazu führt, dass die Hunde den faltigen Phänotyp zeigen. Damit einhergehend sind u.a. Anzeichen des familiären Shar Pei-Fiebers, Arthritis (Gelenkentzündung), rassespezifische sekundäre Dermatitis (vesikuläre Hyaluronose), Otitis (Ohrenentzündung) und Amyloidose. Außerdem kommt es bei betroffenen Hunden häufig zu Appetitlosigkeit, einem gesteigerten Trinkbedürfnis, sowie Erbrechen, Durchfall und Gewichtsverlust.
    Alle einfachen und doppelten genetischen Merkmalsträger können erkranken.

  • • Gastrointestinale Erkrankung, die Hiatushernie (Zwerchfellbruch)

    Bei einer Hiatushernie stülpen sich Teile des Magens durch eine Öffnung im Zwerchfell nach oben in den Brustraum. Durch die entstandene Engstelle kann es zu klinischen Symptomen, wie Regurgitieren (Hochbringen von Nahrung aus Speiseröhre oder Magen ohne Übelkeit oder kräftige Kontraktionen der Bauchmuskeln), Hypersalivation (übermäßige Speichelproduktion), Erbrechen und einem zurückgebliebenen Wachstum kommen. Eine Hiatushernie kann zu einer Speiseröhrenentzündung und/oder einer massiven Erweiterung der Speiseröhre führen. Im schlimmsten Fall kann es auch zu einem Herzstillstand kommen.

  • • Augenerkrankungen

    ­• Entropium:

    Beim Entropium rollt sich das Lid ganz oder teilweise nach innen ein. Dadurch reiben Haare auf der Binde- und Hornhaut des Auges, was zu Irritationen, Schmerzen und Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und Verhaltens der Hunde führt. n der Regel führt der Zustand zu einem Teufelskreislauf: Das Rolllid verursacht Schmerzen, durch die Schmerzen „kneift“ das Tier noch stärker zu und die Lidfehlstellung verstärkt sich.
    Viele Shar-Peis leiden unter den Folgen eines Entropiums.

    ­• Primäres Weitwinkel-Glaukom und Linsenluxation (POAG/PLL):

    Unter dem Begriff „Glaukom“ wird ein krankhafter Anstieg des Augeninnendrucks verstanden. Der Druckanstieg entsteht, wenn der Abfluss der im Auge gebildeten Flüssigkeit (Kammerwasser) behindert wird, wie beim primären Weitwinkel-Glaukom (POAG). Dieses ist eine oftmals genetisch bedingte Bindegewebsstörung im Auge, welche den Kammerwasserabfluss stört. Das Glaukom verursacht häufig starke Schmerzen und schädigt das Auge, v.a. die Netzhaut und den Sehnerven. Es ist eine der häufigsten Ursachen für eine Erblindung bei Hund und Katze. Die Symptome umfassen geweitete Pupillen, rote Augen, trübe Hornhaut und einen erhöhten Augeninnendruck. Bei starker Zunahme des Drucks entstehen große Schmerzen, die zu Fressunlust, Kratzen am Auge, Reiben des Kopfes an Gegenständen und Aggressivität führen können.
    Shar-Peis gehören zu den Rassen, bei denen ein Primärglaukom erblich bedingt auftreten kann.

  • • Neoplastische Erkrankungen, Mastzelltumor

    Beim Shar-Pei entwickeln sich eher aggressive Mastzelltumoren. Die Ursache ist nicht bekannt, aber chronische Hautentzündungen stellen möglicherweise einen begünstigenden Faktor dar. Mastzelltumoren haben ein ausgesprochen vielfältiges Erscheinungsbild und können viele andere Hautveränderungen vortäuschen. Auch ihr biologisches Verhalten ist sehr variabel. Alle Mastzelltumoren verhalten sich in verschiedenem Ausmaß lokal invasiv. Circa 1⁄3 der Mastzelltumoren aller Hunde zeigt aggressives Verhalten mit Metastasierung in die regionalen Lymphknoten, Fernorgane (Leber, Milz, Knochenmark) oder Haut. Je nach Lokalisation und Stadium können Juckreiz, Wundheilungsstörungen, Blutungsneigung, Übelkeit und Erbrechen, Appetit- und Gewichtsverlust, blutiger Stuhl aufgrund von Magen-Darm-Geschwüren oder Lymphknotenschwellungen auftreten und das Wohlbefinden des Hundes erheblich beeinträchtigen.
    Mastzelltumoren kommen sehr häufig bei Shar-Peis vor.

  • • Respiratorische Erkrankungen, Brachyzephales obstruktives Atemwegssyndrom (BOAS)

    Obwohl der Shar-Pei nicht zu den brachyzephalen Rassen gehört, leiden einige Shar-Pei unter einem ähnlichen Symptomkomplex, der durch eine Verengung der Atemwege durch verdickte Schleimhäute entsteht. Ursächlich ist hier wiederum die vermehrte Hyaluronsäureeinlagerung, die zu einer Aufquellung des Gewebes führt. Bei den betroffenen Hunden führt dies zu einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit, schlechter Hitzetoleranz und einem erhöhten Narkoserisiko, wie bei einem Brachyzephaliesyndrom. In Einzelfällen kann eine operative Korrektur im Bereich der oberen Atemwege notwendig werden. BOAS führt zu Schnarchen, Atemgeräuschen, Mundatmung, Atemnot mit schneller Atmung und Ringen um Luft und kann zu Kollaps und Tod führen. Hunde mit BOAS können sich nicht einmal moderat bewegen, sind sehr anfällig für einen Hitzschlag und haben ständig Schlafstörungen. Selbst leicht betroffene Hunde können unter Schlafstörungen leiden und sind aufgrund ihrer beeinträchtigten Atmung häufig nicht in der Lage, längere Strecken zurückzulegen.

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
  • Was kannst Du tun?

    • Hinschauen und informieren
    • Keine Tiere/Rassen mit übermäßigen Hautfalten kaufen
    • Schau lieber mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid, die von diesem Merkmal betroffen sind
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen

Kuh auf einer Postkarte. Dazu der Spruch: Laktomat oder Lebewesen

Kuh

  • Warum muss ich leiden?

    Durch die erblich bedingt sehr hohe Milchproduktion (bis zu 40 Liter am Tag) kommt es zu:

    • Übergroßen Eutern, die Probleme beim Liegen und Laufen verursachen
    • Chronischer Unterernährung bzw. Abmagerung
    • Leberverfettung
    • Schmerzhaften Euterentzündungen
    • Fruchtbarkeitsstörungen
    • Klauenerkrankungen
    • Stoffwechselstörungen
    • Erhöhter Infektanfälligkeit

  • Geht‘s noch etwas genauer?

    Der Milchkonsum der Deutschen liegt pro Kopf jährlich bei mehr als 46 Kilogramm – Milchprodukte wie Butter, Käse und Joghurt nicht eingerechnet. Für die hohe Nachfrage werden Milchkühe auf Höchstleistung gezüchtet. Eine Nebenwirkung der einseitigen Ausrichtung der Zucht auf die Milchleistung ist auch die in der Folge auftretende finanzielle Wertlosigkeit von Bullenkälbern aus Milchviehrassen.

  • • Übergroße Euter, die Probleme beim Liegen und Laufen verursachen

    Damit die Euter möglichst viel Milch speichern können, erreichen sie sehr große Ausmaße. In der Folge scheuert das Euter an den Beinen. Euter und Beine werden wund. Die Tiere leiden unter schmerzhaften Schwellungen und Wunden an den betroffenen Stellen. Laufen, sich in Liegepositionen begeben oder Aufstehen ist sehr häufig nur unter Leiden möglich.

  • • Chronische Unterernährung bzw. Abmagerung

    Die Kühe sind nicht in der Lage die gezüchtete, hohe Milchproduktion mit einer entsprechenden Energie- und Nährstoffzufuhr über die Fütterung auszugleichen. Daher befinden sie sich während der Milchproduktion in einer permanenten Unterversorgung (negative Energiebilanz). Das Defizit steigt mit steigender Milchleistung. Da aber die Milchproduktion für das Überleben des Kalbes von entscheidender Bedeutung wäre (die Kälber verbleiben in der Regel nicht bei der Kuh), setzt der Körper der Kuh alles daran, die Leistung aufrecht zu erhalten und mobilisiert alle Reserven: Fett- und Muskelgewebe werden kontinuierlich abgebaut. Kühe werden für gewöhnlich bis zu 25 Jahre alt. Mit gerade einmal vier bis fünf Jahren sind die meisten Milchkühe aber körperlich so ausgezehrt, dass sie getötet werden.

  • • Leberverfettung

    Der Körper versucht die (durch die hohe Milchleistung) verursachte negative Energiebilanz durch einen erhöhten Fettabbau auszugleichen. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Freisetzung von Fettsäuren, die in der Leber angeschwemmt werden. Die Leber ist allerdings nicht in der Lage eine so hohe Menge an Fettsäuren zu verarbeiten und verfettet in der Folge.
    Mit zunehmender Verfettung kommt es zu allgemeinen systemischen Störungen. Milchkühe mit Leberverfettung zeigen eine reduzierte Futteraufnahme. Weitere Abmagerung ist die Folge. Auch Fieber, Fruchtbarkeitsprobleme, eine erhöhte Infektions- und Stoffwechselstörungsrate, Therapieresistenz in der Frühlaktation und zentralnervöse Symptome wie Zittern, Überstreckung des Halses, starrer Blick, Kopfschiefhaltung, Festliegen und schließlich Koma können auftreten.

  • • Schmerzhafte Euterentzündungen

    Das übergroße Euter ist durch die Höchstleistung ungewöhnlich anfällig. Schon kleine Verletzungen, mechanische Reizungen durch das Melken und vor allem Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Algen) und deren Giftstoffe sind unerwünschte fremde Einwirkungen auf die Milchdrüse. Diese reagiert mit einer vermehrten Durchblutung und „Öffnung“ der Blut-Milchschranke. In der Folge erhöht sich die Zellzahl. Die Zusammensetzung der Milch ändert sich. In schweren Fällen von Euterentzündungen (Mastitiden) kommt es zu einer starken Euterschwellung, die erhebliche Schmerzen verursacht. Das abgegebene Sekret (blutige Fetzen, wässrig, salzig) verliert seinen typischen Milchcharakter. Allgemeinstörungen wie Fieber, Fressunlust oder gar Festliegen können die Folge sein.

  • • Fruchtbarkeitsstörungen

    Damit eine Kuh trächtig wird, ist viel Energie notwendig. Für die Reproduktion sind die mit der Höchstleistung verbundenen Folgen wie Entzündungen und Energiemangel aber eine zu große Herausforderung. Entzündungen von Klauen oder Euter führen zu einer Freisetzung sogenannter reaktiver Sauerstoffverbindungen (=oxidativer Stress). Diese schädigen die Eizelle, wodurch zu wenig hormonelle Signale für einen normalen Zyklus vorliegen. Der mit der hohen Milchleistung einhergehende Energiemangel führt zusätzlich zu einer Mangelversorgung der Eizelle und Gebärmutter. Eierstockzysten, eine stille Brunst (=Brunst ohne Symptome durch mangelnde Produktion des Hormons Östrogen) und Umrindern (=Brunst nach Besamung, z.B. durch Resorption des Fötus) können die Folge sein.

  • • Qualvolle Klauenerkrankungen

    Das übermäßige Gewicht der großen Euter führt zu einer vermehrten Belastung der Gelenke, die in einer Überbelastung der Klauen (Hufe der Rinder) resultiert. Auch mit der Höchstleistung an Milchproduktion einhergehende Stoffwechselstörungen und Infektionskrankheiten begünstigen Zirkulationsstörungen im Klauenbereich. In Kombination mit einem Nährstoffdefizit kommt es zu einer schlechteren Durchblutung an den Klauen, zur Ausbildung von minderwertigem Klauenhorn und einer Reizung der Haut. Das begünstigt das Eintreten diverser Infektionserreger, die äußerst schmerzhafte Erkrankungen an den Klauen verursachen. Fortbewegung ist für Tiere mit Klauenerkrankungen fast immer nur unter Schmerzen möglich.

  • • Stoffwechselstörungen

    Die fehlende Energie- und Nährstoffzufuhr bei Hochleistungsmilchkühen begünstigt Stoffwechselstörungen. Besonders häufig treten dabei die sogenannte Ketose und das Milchfieber auf:

    • Bei der Ketose handelt es sich um eine Störung des Energiestoffwechsels, bei dem es in Folge der Leberverfettung zu einem Anstieg von Ketonkörpern, Nebenprodukten beim Fettabbau, im Blut kommt. Es zu kommt zu allgemeinen systemischen Symptomen wie u.a. Fieber, Inappetenz, Abmagerung und zentralnervösen Symptomen.

    • Bei Milchfieber liegt ein Kalziummangel im Blut vor. Für die hohe Milchproduktion werden große Mengen Kalzium benötigt. Da die Hochleistungsmilchkuh diesen Bedarf nicht über körpereigene Reserven oder das Futter decken kann, sinkt der Kalziumgehalt im Blut. Die Tiere sind zu Beginn überempfindlich, unruhig und appetitlos. Mit fortschreitender Erkrankung kommt es zum Festliegen. Das Risiko von Folgeerkrankungen wie Gebärmutter- und Euterentzündungen oder Ketosen ist erhöht.

  • • Erhöhte Infektanfälligkeit

    Die bei Hochleistungsmilchkühen dauerhafte negative Energiebilanz führt durch den Mangel an Mineralien und Vitaminen zu einer reduzierten Immunfunktion, was ernsthafte gesundheitliche Probleme nach sich zieht. Die Kühe sind anfälliger für Infektionskrankheiten. Schon Infektionen mit kleinen Erregermengen können zu schweren viralen oder bakteriellen Erkrankungen führen.

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
  • Was kannst du tun?

    • Hinschauen und informieren
    • Milch und milchhaltige Produkte einschränken oder ganz weglassen
    • Vegane Alternativen nutzen
    • Milch oder Milchprodukte von Zweinutzungsrassen kaufen
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht den Einsatz kranker Tiere unterstützen

  • Was tun die Züchter?

    Aufgrund der vorhandenen gesundheitlichen Probleme verändern sich die Zuchtziele seit ein paar Jahren erfreulicherweise und Gesundheitsmerkmale werden verstärkt berücksichtigt. Beispielsweise wurde in der Milchrinderzucht der neue Gesundheitszuchtwert „RZGesund“ eingeführt, der in 2021 zugunsten der Gesundheit der Milchkühe weiter angepasst wurde. Laut Bundesverband Rind und Schwein war noch bis zum Jahr 1996 bei der Rasse Deutsche Holstein die Milchleistung das wichtigste Kriterium für die Auswahl der besten Zuchttiere. Heute hat sie hingegen einen Anteil von 36 % im Gesamtzuchtwert. Die Gesundheit der Kühe, die Langlebigkeit sowie die Kälberfitness und ein unkomplizierter Geburtsverlauf sind wichtige Fitnesskriterien, die in der Rinderzucht einen höheren Stellenwert erhalten haben. Mit dieser Entwicklung wurde das notwendige Umdenken in der Milchrinderzucht zumindest eingeleitet.
    Dennoch muss der Verbesserungsprozess weiter vorangebracht werden! Erkrankungen durch Leistungsüberforderung und vorzeitige Abgänge haben auch eine genetische Ursache. Probleme, wie der massive, unnatürliche Anstieg der Milchleistung nach der Geburt und das damit verbundene Energiedefizit, das kaum zu beheben ist, Fruchtbarkeitsstörungen und Erkrankungen, wie Stoffwechselprobleme sind nur einige davon.

    Ziel der Zucht von Tieren muss es sein, vitale Tiere zu züchten!

    Nähere Informationen zur Milchrinderzucht gibt es z.B. unter:

    Dilemma Milchkuh

    Rinderfakten

    RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH

Hunde auf der Postkarte. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebewesen?

Brachycephalie (Kurzköpfigkeit)

  • Warum muss ich leiden?

    Hunde kurzköpfiger Rassen leiden durch ihre rassebedingten Zuchtziele an ernsten gesundheitlichen Problemen:

    • Luft-/Atemnot aufgrund zu enger Nasengänge und zu kleiner Nasenlöcher
    • Kollaps oder Tod durch Überhitzung
    • Übermäßige Falten am Kopf, die sich häufig entzünden
    • Hervorquellende Augäpfel mit hoher Verletzungsgefahr
    • Tränende und entzündete Augen durch zu enge Tränen-Nasenkanäle
    • Verkürzte Kieferknochen und schiefe Zähne – Probleme beim Fressen

  • Geht‘s noch etwas genauer?

    Die Züchtung brachycephaler (kurzköpfiger) Rassen ist erst in den letzten 50-80 Jahren intensiv betrieben worden, um eine Annäherung der Gesichtsform der Tiere an das Kindchenschema zu erreichen. Letzteres ist häufig mit positiven Emotionen verknüpft und wird als „süß“ oder „niedlich“ empfunden.

  • • Luft-/Atemnot

    Bei kurzköpfigen Hunden ist die Atemfunktion aufgrund der anatomischen Veränderungen erheblich beeinträchtigt, was zu unterschiedlich lauter, schnarchender Atmung, reduzierter Belastbarkeit, Überhitzung, zu hochgradiger Atemnot, Zyanose und zum Kollaps bis hin zu schweren Synkopen (Bewusstlosigkeit) mit Todesfolge führen kann. Die Knorpel in Kehlkopf und Luftröhre sind besonders beim Mops sehr weich und können früh kollabieren.

    Durch die Behinderung der Luftpassage in den oberen Atemwegen kommt es zu einem aktiven Ansaugen der Atemluft, um die Lungen mit Luft füllen zu können. Dies führt zur ständigen Reizung der Schleimhaut in der Nasenhöhle, der Mundhöhle und des Kehlkopfes. Mit Andauern des Reizes wird das Gewebe dicker und der effektive Atemweg immer enger. Dadurch entsteht ein größerer Unterdruck im Brustkorb und es können Magenanteile in den Brustkorb gesaugt werden (Hiatushernie). Die chronische Reizung der so komprimierten Schleimhaut von Speiseröhre und Magen äußert sich in übermäßiger Gasaufnahme, Brechreiz und Erbrechen. Die Lungenkapazität wird beim Einatmen durch die Raumforderung zusätzlich vermindert. Unbehandelt kann es wegen Kompression und Sauerstoffmangel zur schweren Überbelastung des rechten Herzens und letztlich zu einer nicht beherrschbaren Einschränkung der Pumpleistung des Herzens mit Todesfolge kommen.

    Frühzeitige chirurgische Maßnahmen bei einem brachycephalen Atemnotsyndrom (BAS) sind daher angezeigt (etwa ab dem 4. Lebensmonat). In der klassischen OP werden die Nasenlöcher erweitert und das Gaumensegel gekürzt. Bei den neueren OP-Methoden wird bei der Kürzung des Gaumensegels endoskopisch mit einem Laser gearbeitet. Die Narkosen können bei Brachycephalen allerdings sehr risikoreich sein.

  • • Haut- und Augenprobleme

    Allergien, Hautfalten-Problematik und lebenslange Augenprobleme sind sehr häufig. Aufgrund der abgeflachten Augenhöhlen treten die Augäpfel prominenter hervor und es entsteht die ständige Gefahr von Hornhautverletzungen, Infektionen durch fehlenden Lidschluss und dem hohen Risiko eines Exophthalmus (herausdrängenden Augapfels). Brachycephale Hunde haben vielfach eine zu große Lidspalte (“Makroblepharon”), ein Rollid (“mediales Entropium”), trockenes Auge (“Keratikonjunktivitis sicca”) und entwickeln gehäuft Hornhautdefekte (“Hornhaut Ulkus”). Bei zu engen oder verschlossenen Tränen-Nasenkanälen kann die Tränenflüssigkeit nicht mehr über den inneren Augenwinkel abfließen. Es bilden sich sogenannte Tränenstraßen, die unerwünschten Bakterien ein ideales Milieu bieten.

    Die kurze Nase – ausgeprägte Einbuchtung des Gesichtsschädels (Glabella) begünstigt eine übermäßige Hautfaltenbildung und damit die Disposition zu Dermatiden und zum Ektropium. Die Nasenfalte kann so ausgeprägt sein, dass deren Haare auf dem Auge reiben. Häufig ist die Nasenfalte auch chronisch entzündet und ein Reservoir für Bakterien.

  • • Schlafstörungen

    Extrem brachycephale Hunde leiden oft an Schlafstörungen und Apnoe. Durch die engen Atemwege finden sie oft keine gute Schlafposition, in der sie ungehindert atmen können. Als Kompensation sieht man sie öfters im Sitzen, mit erhöhter Kopfposition oder mit einem Gegenstand im Maul schlafen, mit dem sie eine passive Öffnung und Streckung der Atemwege erreichen.

  • • Maulhöhle

    Die Zunge ist bei vielen Tieren im Verhältnis zur Maulhöhle viel zu groß. Das zu lange und oft extrem verdickte Gaumensegel verursacht oft durch Reizung von Larynx/Pharynx (Kehlkopf/Rachen) zusätzlich Brechreiz und Erbrechen. Mit dem brachyzephalen Syndrom gehen häufig auch Kieferdeformationen und Zahnfehlstellungen einher. Durch den verkürzten Gesichtsschädel befinden sich die Zähne oft nicht in Reih und Glied. Durch die Fehlstellung kommt es zu einer vermehrten Zahnsteinbildung, die zu Zahnentzündungen und Zahnverlust führen kann. Je nach Ausprägung der Fehlstellung können stark abweichende Zähne auch entzündliche Verletzungen am Zahnfleisch verursachen. Viele Tiere haben auch beim Fressen Probleme, da sie während der Futteraufnahme nicht ausreichend Luft holen können.

  • • Orthopädie

    Durch den züchterisch gewollten Ringelschwanz tritt besonders häufig bei Mops und Französischer Bulldogge ein Bandscheibenvorfall durch veränderte und gestauchte Wirbel (Chondrodysplasie) auf. Eine Kniescheibenluxation (-verschiebung) ist wegen der Rotationsbewegung der gebogenen Gliedmaßen häufig. Auch die permanente Fehlbelastung der Gelenke durch die Außenrotation der Gliedmaßen bringt ein hohes Arthrose-Risiko mit sich. Knick- und Korkenzieherschwänze (Keilwirbelbildung), aber auch Verkürzungen der Schwanzwirbelsäule sind häufig vergesellschaftet mit Missbildungen an weiteren Abschnitten der Wirbelsäule (Block-, Schmetterlings- und Keilwirbelbildungen) bis hin zur Spina bifida (Spaltung der Wirbelsäule). Die Folge können Rückenmarksbeeinträchtigungen mit Störungen der Bewegung der Hintergliedmaßen bis zu Paralysen sowie Harn- und Kotinkontinenz sein.

  • • Neurologie

    Bei der Geburt treten oft deformierte oder nicht vollständig ausgebildete Schädeldecken auf, was ernste Gehirnschäden bzw. einen Hydrocephalus (Wasserkopf) zur Folge haben kann. Die zugunsten der abgerundeten Kopfform verkürzte Schädelbasis kann bei Brachycephalen eine Zirkulationsstörung des Hirnwassers zur Folge haben. Neben stauungsbedingter Erweiterung der Hirnkammern mit nachfolgendem Druck auf die Hirnsubstanz kann insbesondere beim Cavalier King Charles Spaniel das Missverhältnis von dem zu großen Gehirn zu einer zu kleinen Schädelhöhle über eine Verlagerung des Gehirns in Richtung Hinterhaupt akute neurologischen Symptome (u.a. Chiari-ähnliche Malformation) auslösen.

  • • Schwergeburten

    Kurzköpfige Hunde haben bedingt durch den großen runden Kopf der Feten (Nachkommen), eine erhöhte Neigung zu Schwergeburten. Brachyzephale Hündinnen sind häufig nicht in der Lage, ihre neugeborenen Welpen aus der Eihaut zu befreien und abzunabeln. Bei diesen Tieren ist eine natürliche Geburt problematisch und es muss meistens ein Kaiserschnitt – bei bekanntem Narkoserisiko – durchgeführt werden.

  • Wie ist die Wahrnehmung der Besitzer?

    Es wurden in der Vergangenheit bereits mehrere Studien mit Fragebögen durchgeführt, die zeigen, dass sehr viele Besitzer nicht dazu in der Lage sind, die gesundheitlichen Probleme ihrer Hunde zu erkennen oder sie als „normal für die Rasse“ bezeichnen. Insbesondere Atemgeräusche werden als Rassecharakteristikum angesehen und nicht als pathologische Störung. Das Bewusstsein für die massiven anatomischen Missstände ist oft nicht vorhanden.

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
  • Was kannst Du tun?

    • Hinschauen und informieren
    • Keine kurzköpfigen Tiere kaufen
    • Schau lieber mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen

Henne auf einer Postkarte. Spruch: Legeroboter oder Lebewesen?

Legehennen

  • Warum muss ich leiden?

    Durch die erblich bedingt sehr hohe Eiproduktion (bis zu 300 Eier im Jahr) kommt es zu

    • Osteoporose (Knochenschwäche)
    • Knochenbrüchen, v.a. Brustbeinbrüchen
    • Brustbeindeformationen
    • Erkrankungen der Legeorgane
    • Fettlebersyndrom mit plötzlichen Todesfällen
    • Federpicken und Kloakenkannibalismus
    • Verhaltensstörungen (Ruheverhalten, Körperpflege, Sozialverhalten)

  • Geht’s noch etwas genauer?

    Die Deutschen verzehren pro Jahr im Schnitt 230 Eier pro Person. Das ergab im Jahr 2022 einen Gesamtkonsum von 19,3 Milliarden Eiern für Deutschland. Für die Deckung dieses hohen Bedarfs wurden allein in Deutschland 50,4 Millionen Legehennen im Jahr 2022 gehalten. Zusätzlich werden jährlich deutlich über 20 % der benötigten Eier aus anderen Ländern importiert. Für die hohe Nachfrage werden Legehennen auf Höchstleistung gezüchtet. Eine Nebenwirkung der einseitigen Ausrichtung der Zucht auf die Legeleistung ist auch die in der Folge auftretende finanzielle Wertlosigkeit von männlichen Küken aus Legehennenrassen.

  • • Osteoporose, Knochenbrüche, Brustbeindeformationen

    Die Osteoporose steht in deutlichem Zusammenhang mit der hohen Legeleistung und beschreibt – ähnlich wie beim Menschen – die Schwächung des Knochenskeletts durch den Abbau von Kalzium. Kalzium ist für die Stabilität und Festigkeit der Knochen von besonderer Bedeutung. Mithilfe des Kalziums bildet die Legehenne auch ihre stabilen Eierschalen, die hauptsächlich aus dem Kalziumcarbonat (Kalk) bestehen. Gewonnen wird es während der Legephase normalerweise über das Futter. Bei Hochleistungshennen, die bis zu 300 oder mehr Eier im Jahr legen, kann der Bedarf für die tägliche Schalenbildung jedoch nicht ausreichend über das Futter gedeckt werden. Die Knochen dienen auch als Reservoir des zur Eischalenbildung benötigten Kalziums. Oft wird mehr aus den Knochen abgebaut, als über das Futter aufgenommen werden kann. Die Folge ist die sog. Knochenweiche und verstärkt durch bewegungsarme Haltung führt die reduzierte Festigkeit der Knochen ein höheres Risiko von Brustbeinschäden. Diese zählen zu den größten Tierschutzproblemen bei Legehennen. Sie können in Frakturen und Deformationen unterschieden werden und stellen einen Krankheitskomplex dar, deren Ursachen noch nicht vollständig bekannt sind. Es gibt viele Faktoren, die die Entstehung von Brustbeinschäden sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Einige der beeinflussenden Faktoren sind die Genetik der Legehenne (bspw. die hohe Legeleistung), das Haltungssystem und die Fütterung.
    Als weiterer genetischer Faktor wird der frühe Legebeginn vor Abschluss der Verknöcherung des Brustbeins vermutet. Je mehr und je früher das Tier legt, desto mehr Knochensubstanz geht verloren. Außerdem gibt es keine Legepause, um die Speicher wieder aufzufüllen.

    Einfluss von Genetik und Leistung: Eine hohe Prävalenz von Frakturen tritt bei Legehennen unterschiedlichen Leistungsniveaus auf. Die intensive Selektion auf hohe Legeleistung hat die Empfindlichkeit für Osteoporose wahrscheinlich verstärkt. Einen wesentlichen Einfluss hat die phylogenetische Herkunft der Tiere (z.B. Braunleger, Weißleger), wobei dieser Effekt mit Unterschieden im Körpergewicht und damit der Knochengröße und Cortexdicke (bei Röhrenknochen) verbunden sein kann.

  • • Erkrankungen der Legeorgane

    Die hohe Eiproduktion führt zu einer höheren Rate an Erkrankungen des Legeapparates, wie die Eileiterentzündung (Salpingitis), die auch als „Berufskrankheit“ der Legehennen bezeichnet wird.
    Die Henne braucht für ihre Eiproduktion ca. 24 Stunden. Gerade nachts, wenn die Henne ruht und schläft, läuft die Produktion auf Hochtouren. Zu Beginn bildet der Eierstock die Dotterkugel, die dann im muskulösen Legedarm mit dem Eiklar umgeben wird. Die Schale allerdings kriegt das Ei erst in der Gebärmutter (Uterus), um schließlich über die Kloake (gemeinsamer Ausgang für Eileiter, Darm und Harnleiter) in das Legenest abgelegt werden zu können.
    Erkrankungen der Legeorgane hängen eng mit dem Kloakenkannibalismus in der Herde und mit bakteriologischen Infektionen zusammen. Die Erreger wandern über die Kloake in den Legedarm ein und können bis zu den Eierstöcken aufsteigen. Weitere Komplikationen durch das stark entzündete Gewebe im Legedarm sind Bauchfellentzündungen (Peritonitis), Eileiterentzündungen oder auch die Legedarmruptur (Reißen des Legedarms).
    Darüber hinaus kann es durch die extreme Belastung aufgrund der hohen Legeleistung und großen Eier zu einem Legedarmvorfall kommen. Nach jeder Eiablage, die für die Tiere zunehmend schmerzhafter wird, stülpt sich der strapazierte Legedarm ein Stück weit nach außen.

    Legenot: Häufig stehen Legehennen aufgrund gezielter Zucht so sehr unter Legezwang, dass sie ausgezehrt und erschöpft alle Reserven und Nährstoffe verbraucht haben. Der gesamte Legeapparat ist überfordert. Liegt etwa ein Kalziummangel vor oder kann das Mineral nur unzureichend verstoffwechselt werden, können die Hennen u.a. sogenannte “Windeier” (ohne Schale) legen. Da das Ei in dem Fall nur von einer dünnen Eihaut ummantelt ist, kann es nicht einfach so durch den Legedarm gepresst werden: Es ist zu weich, verformt sich und bleibt im Legedarm stecken.
    Das Ei kann aber aufgrund minderwertiger Eischalenqualität auch im Legedarm brechen (Bruchei) oder durch aufsteigende Infektionen nur noch aus Entzündungsprodukten bestehen (Schichtei). In jedem Fall sind Mangelerscheinungen, schlechte Hygiene- und Haltungsbedingungen, grundsätzliche Überforderung oder auch das Übergewicht überzüchteter Legehennen für die Legenot verantwortlich. Für das Huhn ein lebensbedrohlicher Notfall!
    Hennen, die besonders viele Eier legen, neigen eher zu Legeproblemen. Das Gleiche gilt für Hühner mit überdurchschnittlich großen Eiern. Das Risiko, dass da etwas stecken bleibt oder das Tier an Erschöpfung leidet, ist deutlich höher.

  • • Fettlebersyndrom mit plötzlichen Todesfällen

    Das Fettlebersyndrom ist eine typische Erkrankung von Legehennen, die auf Hochleistung gezüchtet wurden und deren Leber übermäßig viel Fett eingelagert. Über diese Einlagerungen kann das Lebergewebe schwere Schäden erleiden. Es entstehen Leberrisse und Einblutungen, die sogar zu plötzlichen Todesfällen führen. Die Ursache: Eine zu hohe Kalorienaufnahme durch extrem energiereiche Futterportionen, die auf eine möglichst hohe Legeleistung ausgerichtet sind.
    Was macht denn eine gesunde Leber? Die Leber ist in ihrer Funktion ein wahrhaft altruistisches Organ: Für einen optimalen Stoffwechsel versorgt sie viele Organe von Mensch und Tier, indem sie etwa Kohlenhydrate, Proteine oder Fette verstoffwechselt, aber auch Vitamine absorbiert und Schadstoffe entgiftet. Doch selbst ein Leberstoffwechsel hat seine Grenzen: Sind die Legehennen in ihrer Hochleistungsphase, kann die Leber eine zu hohe Kalorienzufuhr nicht immer ausreichend verstoffwechseln. Sie wandelt dann überschüssige Kohlenhydrate in Fette um, wobei auch andere Organe zu verfetten drohen. Und ist der Hühnerbauch erst einmal dick, leiden die übergewichtigen Hennen außerdem unter Stress und Bewegungsmangel. Verfettetes Lebergewebe wird zudem brüchig und neigt zu Leberrissen – das Risiko von Blutungen und plötzlichen Todesfälle steigt somit erheblich.

  • • Verhaltensstörungen: Federpicken und Kloakenkannibalismus

    Federpicken und Kannibalismus sind nicht aggressiv motiviert. Insgesamt kann das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Die Tiere bepicken sich gegenseitig, was zu schweren Verletzungen und dem Tod führen kann. Picken die Tiere gezielt auf die Kloake, spricht man vom Kloakenkannibalismus. Gründe sind mitunter ein ungenügendes Management (zum Beispiel Licht, Temperatur, Schadgase, Fütterungsfehler) und eine zu hohe Besatzdichte. Vermutet wird auch, dass die hohe Legeleistung als Stressor die Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus begünstigen. Auch Zusammenhänge mit dem Nahrungsaufnahmeverhalten, dem Staubbaden, der Gefiederpflege und dem Sozialverhalten, sowie der unzureichenden Möglichkeit dieses artgerecht ausführen zu können, werden postuliert.

  • • Andere, haltungsbedingte Verhaltensstörungen

    Aus der mehr oder weniger starken Einschränkung des natürlichen Verhaltens aufgrund des geringen Platzes pro Tier ergeben sich Verhaltensstörungen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen. In keinem der heutigen Haltungssysteme können die Grundbedürfnisse in all ihrer Bandbreite voll ausgelebt werden.
    Ruheverhalten: In den heutigen Haltungssystemen werden den Hennen Sitzstangen zur Verfügung gestellt, die dem Bedürfnis der Tiere nach Ausruhen und Schlafen auf erhöhten Plätzen dienen sollen. Trotzdem ist oft ein ungestörtes Ruhen nicht möglich, da die Sitzstangen häufig nicht hoch genug angebracht sind, um den Ruhebereich ausreichend von den anderen Funktionsbereichen zu trennen. Außerdem führt die hohe Besatzdichte dazu, dass sich die Tiere gegenseitig stören und Ruhe- und Schlafphasen unterdrückt werden. Die Tiere stehen folglich länger und können nicht ungestört ruhen.

    Körperpflege: Körperpflege betreiben Hühner durch das Sandbaden. Es dient zur Instandhaltung des Gefieders, zur Wärmeregulation und Parasitenbekämpfung und trägt damit erheblich zum Wohlbefinden der Tiere bei. Aufgrund von Platzmangel und geringer Einstreutiefe kann das Sandbaden meist nicht in seiner ganzen Komplexität ausgeführt werden, da die Hennen von ihren Artgenossinnen gestört werden. Es kommt zu Frustration und Verhaltensstörungen.

    Sozialverhalten: Zum artgerechten Sozialverhalten von Hühnern gehört das Ausüben synchronen Verhaltens mit der Gruppe (z. B. beim Picken, Scharren und der Gefiederpflege). Dies ist aufgrund des Platzmangels unmöglich. Ebenso wichtig für das Zusammenleben ist das Zeigen eines rangordnungsgemäßen Verhaltens. Dazu gehört die Möglichkeit, Angriffen von ranghöheren Tieren durch Flucht auszuweichen. Diese Bedingung ist weder in Käfighaltung noch in alternativer Haltung ausreichend gegeben, da die Ställe zu wenig strukturiert und zudem überfüllt sind. In alternativen Systemen kommt es häufig dazu, dass die ziellos flüchtenden Tiere durch zunächst unbeteiligte Hennen verfolgt und zusätzlich gehackt werden. In den alternativen Haltungsformen stellt sich außerdem das Problem der unüberschaubaren Gruppengrößen: Da Hühner nur 40 bis 250 verschiedene Artgenossen voneinander unterscheiden können, ist es ihnen in den üblichen Großgruppen von mehreren Tausend Tieren nicht möglich, eine stabile Rangordnung ohne Auseinandersetzungen auszubilden, die auf einem individuellem Erkennen der Tiere untereinander beruht. Mit zunehmender Gruppengröße steigt daher die Aggressionshäufigkeit. Gleichzeitig kommt es in Großgruppen, die in reizarmer Umgebung gehalten werden und strukturarmes Futter bekommen, gehäuft zu Federpicken.

    Legeverhalten/Sexualverhalten: Das Nestverhalten von Hühnern ist angeboren und wird nach der Geschlechtsreife hormonell ausgelöst. Es ist sehr komplex und besteht aus vier Phasen: der Vorbereitungsphase mit Nestplatzsuche, dann folgt das Nestbauen und die Phase des Eiablegens und zuletzt die Ruhephase im Nest. Eigentlich suchen sich Hennen einen bestimmten Nestplatz, den sie immer wieder nutzen. Finden die Tiere jedoch keine angemessenen Nester, können sie das angeborene nestbezogene Verhalten nicht ausführen und Fehlverhalten sind die Folge. Dazu gehören starke Unruhe, verstärktes Fluchtverhalten, verzögerte Eiablage und eine erhöhte Aggressivität. Die Suche nach einem Nest und die Nestinspektion nehmen dann deutlich zu, sind jedoch weniger zielstrebig. Die Hennen leiden unter erheblichem Stress und sind aufgeregt.

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
  • Was kannst Du tun?

    • Hinschauen und informieren
    • Eier und eihaltige Produkte einschränken oder ganz weglassen
    • Vegane Alternativen nutzen
    • Eier von robusten Zweinutzungsrassen
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht den Einsatz kranker Tiere unterstützen

  • Zweitnutzungsrassen – eine Alternative?

    Zweinutzungsrassen als Alternative zu herkömmlichen Hybridzüchtungen bei Legehennen

    Bei den zur Eierproduktion genutzten Hybriden (Legehybriden) stehen Merkmale wie eine hohe Legeleistung und ein hohes Eigewicht bei der Zucht im Vordergrund und dies zuungunsten anderer Merkmale. Infolge der einseitigen Zucht auf Legeleistung legt eine Henne heute durchschnittlich 300 Eier pro Jahr. Zum Vergleich: In den 1950-iger Jahren waren es noch ca. 120 Eier pro Huhn und Jahr. Wegen der Überlastung bei der Legeleistung infolge der genetischen Veränderung leiden die Legehennen oft unter Krankheiten. Dazu gehören Osteoporose, Brustbeinveränderungen, Erkrankungen des Legeapparates bzw. der Legeorgane, wie beispielsweise Eileiterentzündungen. Die Legehennen zeigen zudem verstärkt Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus. Legehennen haben darüber hinaus eine kurze Lebenszeit, denn sobald ihre Legeleistung nach etwa zwölf bis fünfzehn Monaten nachlässt, werden sie geschlachtet. Eine weitere Schattenseite der einseitigen Zucht auf Legeleistung ist, dass die männlichen Legehybrid-Hühner als ökonomisch unrentabel angesehen werden, da sie weder Eier legen können, noch das schnelle Wachstum von Mastgeflügelrassen haben.

    Eine tierwohlgerechte Alternative zu den genutzten Hybridzüchtungen, die einseitig auf Legeleistung gezüchtet werden und das ethisch nicht vertretbare Töten männlicher Küken erforderlich machen, können Zweinutzungsrassen darstellen. Die Zucht und der Einsatz von Zweinutzungshühnern, die auf ein ausgewogenes Verhältnis von Legeleistung und Gewichtszunahme gezüchtet werden, sowie auch von robusten und extensiven Rassen, spielen eine zunehmende Rolle. Auch aufgrund des Verbots des Kükentötens seit 1. Januar 2022 ist die Geflügelbranche mit der Herausforderung konfrontiert, praktikable und nachhaltige Alternativen für den Umgang mit männlichen Küken zu etablieren. Eine Alternative besteht daher in der Aufzucht und Mast der Hähne.
    Durch den Einsatz von Zweinutzungsrassen können viele der Probleme, die durch die Hochleistungszucht bei Hybridrassen verursacht werden, behoben werden. Zweinutzungsrassen leiden seltener unter Qualzucht. So zeigten sich in Untersuchungen und in der Praxis im Gegensatz zu klassischen Legehybriden unter denselben Aufzucht-, Haltungs- und Managementbedingungen weniger Gefiederverluste oder Verletzungen, die auf Verhaltensstörungen hindeuten. Die Haltung von schnabelungekürzten Zweinutzungshennen in konventionellen Haltungssystemen scheint im Hinblick auf beschädigendes Pickverhalten unproblematisch. Bei starken Problemen mit Federpicken und / oder Kannibalismus in der Praxis könnte der Einsatz alternativer Linien daher erwogen werden.1

    Bisher ist der umfassende Einsatz von Zweinutzungsrassen in der Fläche noch nicht vorhanden, denn erst eine geringe Anzahl von Betrieben – vordergründig im Öko-Landbau – nutzen diese Rassen. Aber es gibt inzwischen einige Initiativen in der Agrarbranche und im Handel. Zweinutzungshühner galten lange als unwirtschaftlich wegen ihrer vergleichsweise geringen Legeleistung und einer deutlich längeren Mastdauer der Hähne. Nach Angaben der Ökologische Tierzucht GmbH (ÖTZ) gibt es inzwischen aber eine Trendwende. Seit 2015 arbeitet man hier an der Züchtung von Zweinutzungsrassen für die ökologische Haltung und verfügt über drei Rassen, die sich offensichtlich in der Praxis bewährt haben. Die Nachfrage von Betrieben für die Nutzung dieser Rassen steigt nach Aussage der ÖTZ. Es wird von weiterem Wachstumspotenzial ausgegangen.
    Mit Legeleistungen der Zweinutzungshennen von etwa 50 Eiern weniger im Vergleich zu konventionellen Legehennenlinien und einer wesentlich längeren Mastdauer der Zweinutzungshähne, die ca. doppelt so lange gemästet werden müssen, um mit einem Gewicht von zwei Kilogramm in die Schlachtung zu gehen, liegen die Leistungen der Zweinutzungsrassen unter denen der konventionellen Rassen. Allerdings verfolgt man bei Zweinutzungshühnern einen anderen Ansatz bzw. eine andere Zielstellung, denn im Vordergrund steht hier das Tierwohl und die Nutzung der männlichen Küken. Man möchte damit weg von der Hochleistungszucht von Legehennen und damit verbundenen Qualzuchtkrankheiten.
    Dennoch haben Betriebe mit Zweinutzungsrassen höhere Kosten und sind deshalb auf höhere Preise angewiesen. Trotz der im Vergleich zu konventioneller Ware höheren Preise, gibt es einen wachsenden Markt für Eier und Fleisch aus der Haltung von Zweinutzungsrassen. Große Handelsketten gehören inzwischen zu den regelmäßigen Abnehmern. Nichtsdestotrotz ist in der Gesellschaft die Bereitschaft notwendig, mehr Tierwohl zu honorieren und über den entsprechenden Preisaufschlag zu unterstützen.

    Mehr Informationen finden Sie unter:

    Ökologische Tierzucht (oekotierzucht.de)
    Ökolandbau NRW: Zweinutzungshuhn: Ein neuer Weg in der Geflügelhaltung?
    Bruderhahnaufzucht – Podcast Netzwerk Fokus Tierwohl – Fokus Tierwohl (fokus-tierwohl.de)

    1 Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung: „Nutztierhaltung im Fokus. Gesundheit und Wohlergehen bei Legehennen“.

Katze auf einer Postkarte. Dazu der Spruch: Lifestyle oder Lebewesen?

Katzen mit Faltohren

  • Warum muss ich leiden?

    Katzen mit Faltohren leiden an:

    • Einschränkung des Hörvermögens
    • Gestörter sozialer Kommunikation
    • Knochen-, Gelenk- und Knorpelfehlbildungen
    • Schmerzhaften Bewegungseinschränkungen

  • Geht‘s noch etwas genauer?

    Die veränderten oder verkrüppelten, nach vorne gerichtete Kippohren (Faltohren) entwickeln sich zwischen der 3. und 4. Lebenswoche. Bei der Geburt besitzen die Jungtiere noch normal geformte Ohren. Die Falt- und Kippohren sind eine Anomalie des äußeren Ohres, die sich durch das Abknicken der Ohrmuschel nach vorne oder nach hinten auszeichnet. Ursache ist ein Gendefekt, der zur Beeinträchtigung des Knochenwachstums und der Knorpelbildung führt. Der Ohrknorpel kann die normale aufrechte Stellung der Ohrmuschel nicht mehr gewährleisten und kippt. Faltohren treten vor allem bei den Rassen Scottish Fold, American Curl, Highland Fold, oder der Pudelkatze auf. Aber auch bei anderen Rassen, insbesondere bei Kreuzungen, kann dieses Qualzuchtmerkmal vorkommen.

  • • Funktionseinschränkung der Ohren

    Durch die fehlende Beweglichkeit der Ohren sind Faltohrkatzen nicht dazu in der Lage gut zu hören und sich zu orientieren. Die Ohren sind zudem ein Organ, dass vor allem für das artgerechte Verhalten der Katzen von erheblicher Bedeutung ist. Faltohrkatzen leiden daher nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr. Bei Katzen sind die Ohren neben der Hörfunktion auch essentiell zur Kommunikation. Durch das nach vorne oder nach hinten Richten der Ohren signalisieren Katzen Aufmerksamkeit oder Abwehr. Ist diese Funktion durch das Abknicken gestört, sind die Tiere nicht dazu in der Lage zu kommunizieren. Die Folgen sind Verhaltensstörungen wie „Missverständnisse“, z.B. vermehrte Auseinandersetzungen und Kämpfe zwischen Artgenossen, aber auch mit dem Menschen, da ihnen ein wesentliches Element fehlt, um ihre Bedürfnisse und ihre Stimmung auszudrücken.

  • • Bewegungseinschränkungen

    Die für die Faltohren verantwortliche Genetik führt sekundär ab einem Alter von ungefähr sechs Monaten zu dicken Gewebezubildungen im Pfotenbereich. Die Beine sind verformt, verkürzt oder verdickt. Auch dicke, unbewegliche Schwänze kommen vor. Die als Osteochondrodysplasie (Knorpel- und Knochenschäden) bezeichnete Erkrankung führt zu Symptomen wie Lahmheit, einem steifen, stelzenartigen Gang und Problemen beim Springen. Schon junge Tiere leiden unter chronischen Gelenkschmerzen. Bewegungen sind nur unter Schmerzen und Leiden möglich. Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Risiko für andere Gelenkserkrankungen wie Arthrose. Eine Therapie ist immer nur palliativ (begleitend zur Symptombekämpfung, wie Schmerzen, aber keine Heilung!) möglich und bei Faltohrkatzen teilweise schon im Alter von wenigen Wochen und dann lebenslang notwendig.

  • • Brachycephalie (Kurzköpfigkeit)

    Von Rassen wie der Scottish Fold oder Britisch Kurzhaar weiß man inzwischen, dass die Ausbildung von Faltohren auch mit einer veränderten Schädelform einhergeht, die sich durch eine Verkürzung der Nase und Abflachung des Schädels auszeichnet. Durch die zu engen Nasengänge und Nasenlöcher leiden die Tiere unter Luft- und Atemnot, was bis zum Kollaps oder Tod durch Überhitzung führen kann. Eine eingeschränkte körperliche Aktivität mit verlängerten Erholungsphasen, Verdauungsprobleme Probleme und ein gestörtes Schlafverhalten sind weitere Leiden der Tiere.

  • Wie ist die Wahrnehmung der Besitzer?

    Verschiedene Datenerhebungen mittels Fragebögen haben bereits gezeigt, dass Tierbesitzer oftmals nicht in der Lage sind, die Qualzuchtmerkmale ihrer Tiere zu erkennen bzw. stufen sie diese als „normal für die Rasse“ ein. Das Bewusstsein für die massiven Leiden, die mit den Zuchtmerkmalen einhergehen, ist vielfach nicht vorhanden.

  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?
  • Was kannst Du tun?

    • Hinschauen und informieren
    • Keine Tiere mit Faltohren kaufen
    • Schau lieber mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid
    • Miteinander reden und aufklären
    • Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen
    • Keine Bilder von Tieren mit Faltohren in den sozialen Medien verbreiten oder liken

Downloads

  • 1. Postkarte Qualzucht - Faltohrkatze

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (474.1 kB)

  • 2. Postkarte Qualzucht - Hunde kurzköpfiger Rassen

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (683.3 kB)

  • 3. Postkarte Qualzucht - Hautfalten

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (489.7 kB)

  • 4. Postkarte Qualzucht - Kuh

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (2.3 MB)

  • 5. Postkarte Qualzucht - Legehenne

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (333.9 kB)

Hund

Lifestyle oder Lebewesen? – Posterkampagne gegen Qualzucht

Das Thema Qualzucht bei Haus- und Nutztieren ist aktueller denn je, wie nicht zuletzt die vielen Fachvorträge und Veranstaltungen der vergangenen und kommenden Monate beweisen!
Die Tierärztekammer (TÄK) Berlin setzt sich bereits seit 2016 mit verschiedenen Mitteln intensiv für die Aufklärung über Qualzucht bei Tieren ein. Noch zu oft erfolgt die Auswahl von (Haus)Tieren nach Form und Farbe, ohne dass bekannt ist, welche zuchtbedingten Schmerzen, Leiden und Schäden mit diesen äußeren Merkmalen verbunden sind oder sein können.
Das LAGeSo informiert seit Anfang 2020 nicht nur auf dessen Homepage , sondern auch mit den Informationstelen der TÄK Berlin in dessen Gebäuden in der Turmstr. und Sächsischen Str. über dieses wichtige Thema. Um noch gezielter die „betroffenen“ Tierhalter*innen zu erreichen, hat das LAGeSo in Zusammenarbeit mit der TÄK Berlin Poster mit dem Titel „Lifestyle oder Lebewesen?“ entworfen, die den Fokus noch mehr auf die Aufklärung zum Thema Qualzucht lenken sollen.
Gemeinsam haben wir diese Poster im Oktober 2021 an alle Berliner Tierarztpraxen und Veterinärämter mit der Bitte um Aushang in deren Eingangsbereichen versandt und erhoffen uns die Diskussion um Qualzuchten dadurch weiter anzuregen und das Umdenken weiter zu fördern.
Bereits nach wenigen Tagen können wir von einer positiven Resonanz und diversen Nachbestellungen berichten. Wir freuen uns sehr, dass die Poster scheinbar gut bei den Tierarztpraxen ankommen und tatsächlich aufgehängt werden.
Denken Sie daran: Wir als Tierärzte verpflichten uns, mit unserem Ethik-Kodex „unsere fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten in besonderer Weise zum Schutz und zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere einzusetzen.“
„[Wir] verurteilen jede Form von Tierzucht, die zu Schmerzen, Leiden und Qualen führt oder beiträgt und setzen uns für die präventive Aufklärung sowie für das Erkennen und Vermeiden solcher Entwicklungen ein.“

Katze auf dem Poster zu sehen

Posterbestellung

Nutzen auch Sie die Gelegenheit, um die Aufklärungsarbeit im Hinblick auf die gesundheitlichen Probleme von Extremzuchten weiter zu unterstützen und bestellen Sie ein oder mehrere Poster im Format A2 oder A3 für Ihre Praxis oder Arbeitsstelle über die E-Mailadresse tierarztekammer-berlin@gmx.de mit dem Stichwort: „Qualzuchtposter“!

Die Poster stellen wir untenstehend auch zum Download bereit.

  • Qualzucht-Plakate "Lifestyle oder Lebewesen?"

    nicht barrierefrei

    PDF-Dokument (344.9 kB)