Schulversuch „Blending4Futures – Hybrides Lehren und Lernen in der schulischen beruflichen Bildung“

Zwei junge Auszubildende

Wie wird sich das asynchrone und technologiegestützte Lernen an den beruflichen Schulen/Oberstufenzentren (OSZ) entwickeln? Wie kann Blended Learning, also die pädagogisch-didaktisch begründete Kombination unterschiedlicher Lernangebote in Präsenzunterricht und digitalem Lernen, systematisch in die Organisation der beruflichen Schulen integriert werden? Welche Didaktik, Modelle und Tools sind dabei wichtig?

Schulversuch in a nutshell – die wichtigsten Fragen und Antworten zu „Blending4Futures“

  • Was ist „Blending4Futures“?

    Seit dem Frühjahr 2023 bis zum Sommer 2026 entwickeln und erproben zehn OSZ im Rahmen des Schulversuchs „Blending4Futures“ verschiedene Blended-Learning-Formate. Mögliche Schwerpunkte sind Lernortkooperation, innovative Leistungsüberprüfung, Digitale Inklusion und Nachhaltigkeit. Die ausgewählten Schulen decken ein breites Spektrum an Berufsfeldern und Bildungsgängen ab – von Wirtschaft über Technik bis hin zu Gesundheit und Soziales.

    Mit der Humboldt-Universität zu Berlin wurde ein starker Partner für die konzeptionelle und didaktisch-fachliche Begleitung gewonnen. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung liefert die formativ-summative Evaluation des Schulversuchs und entwickelt Handlungsempfehlungen. Die landesweit kostenlos zur Verfügung stehenden Lernmanagementsysteme Lernraum Berlin (Moodle-basiert) und itslearning sowie das Serversystem IServ stehen für technischen Support bereit.

  • Worum geht es bei „Blending4Futures“?

    Mit der Wortneuschöpfung „Blending4Futures“ greifen wir zentrale Gedanken des Schulversuchs auf: Wir wollen erkunden, welche Mischungsverhältnisse (to blend engl. = vermischen, verschmelzen, mixen) von Präsenz, Distanz, online, offline für die offenen Zukünfte der großen vier (4) Schularten der beruflichen Bildung in Berlin (Berufsschule (BS)/Berufsfachschule (BFS), Berufsoberschule (BOS)/Fachoberschule (FOS), Berufliches Gymnasium (BGym) und Fachschule), ihrer jeweiligen Bildungsgänge und Fachrichtungen in der Kultur der Digitalität am zielführendsten sind. Daher: Verschmelzen für die Zukunft der vier Schularten, Blending4Futures.

    Letztlich geht es um das Neu-Denken der Koordinaten Raum und Zeit sowie der Begriffe „Unterricht“ und „Lernen“. Das bedeutet nicht den Ersatz von Präsenzunterricht. Dieser ist wichtig, z.B. zum Aufbau sozialer Kompetenzen. Auch geht es nicht um „nur noch Online-Unterricht“ oder um den Ersatz von Lehrkräften, sondern darum, das „Beste aus zwei Welten“ didaktisch durchdacht und kompetenzorientiert zu verbinden. Lehrkräfte werden ermutigt, Lernsettings „out-of-the-box“ zu denken und Innovationen zu wagen.

  • Was gab den Anstoß zum Schulversuch „Blending4Futures“?

    Schon vor der Corona-Pandemie haben berufliche Schulen/OSZ Berlins zum Teil intensiv mit digitalen Medien gearbeitet; während der Pandemie wurde dies um Erfahrungen mit Online-Unterricht erweitert. Es wurden neue Erfahrungen mit digitalen Medien gesammelt und Ansätze für hybrides Lernen getestet. Ansätze, die für die digital geprägte Arbeitswelt essentiell sind, auf die wir unsere Lernenden in der beruflichen Bildung vorbereiten.

    Zudem hat die Corona Pandemie die Arbeitswelt nachhaltig beeinflusst, sodass Homeoffice u.ä. nicht mehr wegzudenken ist und zu veränderten Anforderungen führt, an die auch zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer herangeführt werden müssen.

  • Was ist das Besondere an diesem Schulversuch?

    Wir fokussieren neben neuen hybriden Lehr-Lern-Settings insbesondere Blended Learning, also Lehr-Lern-Arrangements mit Formen des synchronen wie asynchronen Präsenz- und Online-Lernens. Blended Learning wird seit den 1990er Jahren intensiv erforscht und für Weiterbildung, betriebliche Trainings und Fernstudiengänge genutzt. Damit hat es einen hohen Anschlussgrad an die schulische berufliche Bildung, wenngleich hier noch spezifische didaktische, organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Hierfür bietet der Schulversuch einen idealen Erkundungs- und Erprobungskontext.

    Das Besondere am Schulversuch „Blending4Futures“ ist, dass er von Beginn an entwurfspraktisch angelegt ist und einem sogenannten „design based research“-Ansatz aus der gestaltungsorientierten Forschung folgt. Die Beteiligten sind ausdrücklich eingeladen, innovative Ideen zu wagen und in kleinen, schnellen Entwicklungszyklen zu erproben. Damit werden Feedbacks von Lernenden und anderen Stakeholdern schnell in den Entwicklungsprozess aufgenommen.

    Die so entstehenden Konzepte haben dadurch einen viel partizipativeren Charakter, als wenn von vornherein festgelegte idealtypische Konzepte umgesetzt würden – so etwas scheitert erfahrungsgemäß oft an den jeweiligen Besonderheiten der Schulrealität. Der Blick auf zukunftsfähige Praxis wird außerdem geschärft durch eine schulspezifische wissenschaftliche konzeptionelle Begleitung als „Entwurfspartner“ sowie durch einen engen Austausch mit anderen Akteuren, z.B. mit dem Schulversuch „Hybrid“ der Allgemeinbildung (sowohl auf Steuerungsebene als auch in fachlichem Austausch z.B. Besuche der BarCamps).

  • Wie greift „Blending4Futures“ bestehende Strategien Berlins und der KMK zu Bildung und Digitalisierung auf?

    Es geht bei dem Schulversuch um Grundsätzliches: um vernetzte Kompetenzen für die Arbeitswelt 4.0, um Schulorganisation in einer Kultur der Digitalität und kreativ-kritische Teamplayer für heute und morgen. Unsere Leitfragen sind daher: Wie kann hybrides Lehren und Lernen systematisch aufgebaut und in die Organisation Schule integriert werden? Wie können mit Blended Learning Selbstkompetenz, „Lernen lernen“ und digitale mit beruflichen und gesellschaftlichen Handlungskompetenzen didaktisch verzahnt werden?

    Der Schulversuch greift damit aktiv die Digitalisierungsstrategie der Senatsverwaltung „Schule in der digitalen Welt“ und die KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ sowie deren Ergänzung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ für die schulische berufliche Bildung Berlins auf.

  • Wie sind die OSZ beim Thema Digitalisierung aufgestellt?

    Durch das breite Fortbildungsangebot für berufliche Schulen – Digital Learning Leadership, Modulare Qualifizierung sowie Kurse des Arbeitskreises Digitalisierung und Medienkompetenz der Fortbildung Berlin – werden bereits seit Jahren die Kompetenzen der Lehrkräfte zu digital gestütztem Lehren und Lernen gestärkt. Die technische Ausstattung der OSZ ist gut; alle Schulen verfügen schon seit 2019 über einen Breitbandanschluss und ein Großteil auch über WLAN. Die Lernmanagementsysteme Lernraum Berlin (Moodle-basiert) und itslearning sind fest an den Schulen verankert, das Serversystem IServ als Server- und Organisationsstruktur weit verbreitet.

Downloads

  • Kick-Off Schulversuch „Blending4Futures"

    PDF-Dokument (1.4 MB)

  • Auftakt zum Schulversuch „Blending4Futures“

    PDF-Dokument (1.1 MB)

Diese OSZ nehmen am Schulversuch „Blending4Futures“ teil

Grundlagen

Schulversuche ermöglichen Innovationen im Bildungsbereich. Für das Land Berlin sind diese Vorhaben im Schulgesetz verankert.

Weiteres zu den Grundlagen, den beteiligten Schularten und Bildungsgängen Erprobungsbereichen, Lehr-Lern-Settings und den zu verzahnenden fachlichen, personalen und digitalen Kompetenzen findet sich im Genehmigungsschreiben zum Schulversuch.

Kooperation/Netzwerk

Bei der Entwicklung und Durchführung des Schulversuchs werden alle teilnehmenden Schulen im Prozess von der Fachstelle Digitalisierung in der schulischen beruflichen Bildung begleitet. Die Schulen nehmen verpflichtend an regelmäßigen Netzwerktreffen teil.

Fachlich-pädagogische und wissenschaftliche Begleitung

Der Schulversuch wird fachlich und pädagogisch federführend durch das Grundsatzreferat der schulischen beruflichen Bildung der SenBJF verantwortet. Weiterhin besteht eine Wissenschaftliche Begleitung in Form einer didaktisch-konzeptionellen Rahmung durch die Humboldt-Universität zu Berlin sowie eine formativ-summative Evaluation durch das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung.

Darüber hinaus stehen die Teams von Lernraum Berlin (Moodle-basiert), itslearning sowie dem Serversystem IServ bei technischen Fragen zur Unterstützung bereit.

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