Personalpolitik im Nordsternhaus – Umbrüche und Kontinuitäten in der Senatsverwaltung für Justiz nach 1945
Bild: Anna Lanzrath
Bild: Personalakte Dr. Kurt Prager, Blatt 1, Archiv der Senatsverwaltung für Justiz
Die Antworten hierauf sucht das vom Berliner Senat geförderte Projekt „Im Nordsternhaus“. Hierfür wurden 451 der im behördeneigenen Archiv gelagerten Personalakten von 1949 bis 1972 erfasst, systematisch ausgewertet und hiervon 34 aussagekräftige Einzelbiografien besonders beleuchtet. Durch die systematische Erfassung und Auswertung geben die Quellen Aufschluss über die NS-Belastung der Beamten und damit über die Personalpolitik der Senatsverwaltung ebenso, wie über die Biografien durch das NS-Regime verfolgter Juristen, die nach 1945 in den Berliner Justizdienst zurückkehrten.
Ein Beispiel unter den vielen Biografien ist Dr. Kurt Prager. Aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung verlor der Berliner Richter 1935 sein Amt, wurde später zur Zwangsarbeit eingesetzt und folgte nach Kriegsende seiner evakuierten Familie in die märkische Kleinstadt Treuenbrietzen.
Hier konnte er seine Tätigkeit als Richter am Amtsgericht wiederaufnehmen, spürte jedoch früh die neue politische Einflussnahme in der Sowjetischen Besatzungszone. Nachdem er ein Strafverfahren gegen einen CDU-Politiker entgegen dem Druck der sowjetischen Militärverwaltung eingestellt hatte, wurde eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet und zudem wenige Tage später sein beigeordneter Amtsanwalt verhaftet. Daraufhin entschloss er sich 1950 zur Flucht in den Westen. In West-Berlin als politischer Flüchtling anerkannt, arbeitete er als Richter in Wiedergutmachungsfragen am Landgericht und wurde zeitweise an das Wieder-gutmachungsamt der Senatsverwaltung abgeordnet.
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Susanne Zöchling