Vor 150 Jahren wurde im Ratskeller des Roten Rathauses das erste Bier gezapft. Eine Berliner Institution im Wandel der Zeit.
von Amelie Müller, Senatskanzlei Berlin
Bild: gemeinfrei
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Der König besuchte den Keller im Dezember 1869 und viele illustre Gäste sollten in den nächsten Jahrzehnten folgen. Der Chronik ist zu entnehmen, dass sich hier namhafte Berliner Persönlichkeiten am Stammtisch trafen, zum Beispiel der berühmte Arzt Rudolf Virchow und die Maler Adolph Menzel und Max Liebermann.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Dekoration des Ratskellers mehrmals verändert, ohne den urig-humoristischen Charakter zu verlieren. 1922 wurden beispielsweise Wappen von 84 deutschen Städte angebracht, die mit scherzhaften Sprüchen und Darstellungen der jeweiligen Stadt umschmückt waren. Unter den Nationalsozialisten wurde der Ratskeller 1934 vollständig renoviert, wobei die vielen Reime und Trinksprüche überstrichen wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss schwer beschädigt und zur Ruine. Der Wiederaufbau als Sitz des Ost-Berliner Oberbürgermeisters dauerte bis 1955. Danach vergingen noch mehrere Jahre, bis 1964 auch das Ratskeller-Restaurant seine Pforten wieder öffnete – weiterhin unterteilt in Bier- und Weinrestaurant. Ein traditionelles Berliner Lokal, gutbürgerliche Küche, gehobene Ausstattung, allerdings mit sozialistischen Preisen. Dort kochte der Koch persönlich am Tisch, ob für Arbeiter oder Professor.
1991 wurde der Ratskeller als solcher geschlossen. 1999 wurde eine Hälfte des Kellers mit der Hotel Akademie Berlin als Kantine der Senatskanzlei wiedereröffnet. Seit 2004 wird sie von der gemeinnützigen Union Sozialer Einrichtungen geführt, die mit ihrem inklusiven Profil behinderten und benachteiligten Menschen einen Arbeitsplatz gibt. Montags bis freitags werden 450 bis 500 Personen mit Mittagessen versorgt, darunter viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Senatskanzlei. Auch Klassiker stehen gelegentlich auf dem Speiseplan: Senfeier, Königsberger Klopse, Kasslerbraten.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
- Senatskanzlei -
Redaktion Zeitschrift aktuell
Susanne Zöchling