22 Vereinsmitglieder wurden 1933 wegen ihres Glaubens aus dem Berliner Sport Club (BSC) gedrängt. Alle wurden diffamiert, viele mussten aus ihrer Heimat fliehen, einige wie die beiden Genannten wurden ermordet. Wir wollen sie mit der Verlegung von Stolpersteinen ehren. Gibt es noch Verwandte? Hat jemand Bilder von ihnen?
Gertrud Herzfeld wurde am 6. Januar 1889 in Sorau/Niederlausitz als Tochter des Kaufmanns Philipp Freydel und seiner Frau Franziska, geb. Schopp, beide „israelitisch“, geboren.
Arthur Herzfeld wurde am 15. August 1877 in Dortmund als Sohn des Kaufmanns Simon Herzfeld und seiner Frau Jenny, geb. Edel (gest. 12. April 1917?), beide ebenfalls „israelitisch“, geboren. Er besuchte in Dortmund das Gymnasium, studierte dann Jura und ließ sich nach Abschluss seines Studiums kurz nach 1900 in Berlin als Rechtsanwalt nieder. Einige Jahre später wurde er auch Notar.
Gertrud Freydel und Dr. jur. Moses Arthur Herzfeld heirateten am 14. August 1912 in Sorau. Das Ehepaar bewohnte danach in Berlin W 30, Landshuter Straße 25, eine Fünfzimmerwohnung, wo sich wohl auch zeitweilig das Büro befand. Dort wurde am 24. Juni 1913 das einzige Kind Ilse geboren.
Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1919 nahm Arthur Herzfeld seine Anwaltstätigkeit wieder auf. Er hatte sein Büro in der Beuthstraße 10, ab 8. April 1929 in der Schützenstraße 49 in Berlin SW 68.
Seit dem 28. August 1925 war Dr. med. Gertrud Herzfeld im vielköpfigen Sport-Ärzte-Ausschuss des Berliner Sport Clubs (BSC), dem sich zwei Jahre vorher der Fußballclub Hertha 92 angeschlossen hatte und die Fußballabteilung bildete. Sie diente der Damen- und Schwimmabteilung über Jahre als Spezialistin für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen.
Die Familie siedelte im Oktober 1932 nach Berlin-Steglitz, Schlossstr. 88, in eine Siebenzimmerwohnung über, wohin Arthur Herzfeld auch sein Büro verlegte.
Nach bestandenem Abitur (Chamisso-Schule in Berlin-Schöneberg und Hohenzollern-Oberlyzeum in Berlin-Wilmersdorf) studierte Ilse Herzfeld an der juristischen Fakultät der Universität Berlin. Nach zwei Semestern wurde sie gezwungen, das Studium abzubrechen.
Während die Tochter Ilse am 26. Oktober 1933 nach Frankreich auswanderte, zogen die Eltern 1934 nach Berlin-Schöneberg in die Martin-Luther-Straße 25 in eine Vierzimmerwohnung. Gertrud Herzfeld lernte Stenografie und Schreibmaschine-Schreiben, um die ausgefallenen Büroangestellten zu ersetzen.
In Montauban/Frankreich heiratete Ilse Herzfeld im Jahr 1941 Dr. Ernst (Ernest) Mezger, geb. 2.10.1909, ebenfalls ein jüdischer Flüchtling aus Deutschland. Er war 1938 Student und wohnhaft in der Helmstedter Straße 4. Spätere Wohnorte von Ilse Mezger waren München (?) und mindestens bis 1959 Paris.
Aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung war Arthur Herzfeld am 22. Juli 1933 das Notariat entzogen worden. Als ehemaliger Kriegsteilnehmer konnte er noch weiter als Anwalt tätig sein. Am 15. September verlegte er seine Arbeit in das Büro des Notars Ernst Aufrecht in die Seydelstraße 31 (32?) in Berlin SW 19, bis er am 30. November 1938 endgültig die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft verlor.
Am 3. März 1943 wurde das Ehepaar mit dem 33. Osttransport von Moabit aus ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie hatten die laufenden Nummern 1273 (Gertrud) und 1274 (Arthur). Der 31.12.1943 ist der angenommene Todestag von Gertrud und Arthur Herzfeld.
Weitere Personen, die aus dem BSC ausgeschlossen wurden, deren weiteres Schicksal aber nahezu unbekannt ist:
- Ernst Aufrecht, 12.9.1877–26.12.1938, Rechtsanwalt und Notar, Ehefrau Alice Klinkby, Töchter Ursula (geb. 23.9.1923) und Eva-Maria (geb. 21.10.1932), Leiter der Hockeyabteilung der Damen
- Georg Simonetti, Kaufmann, Annenstraße 26 in Berlin SW 14, Leiter der Handballabteilung der Männer
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