"Ein Stück Heimat" - der Kalender

Viele Leserinnen und Leser freuen sich alljährlich über den Kalender. aktuell sprach mit Dr. Norbert Jaron, Geschäftsführer des Jaron Verlags, der ihn herstellt.

das Interview führte Amelie Müller

Herr Dr. Jaron, sie stellen den Kalender seit 1999 her. Wie kam es dazu?
Das ist eine Geschichte, die die leider 2013 verstorbene Frau Dr. Zwillenberg immer gerne erzählt hat: Sie hatte durch Heinz Galinski den damaligen Regierenden Bürgermeister Diepgen kennen gelernt. Als das Land Berlin den Kalender aus Haushaltsnöten nicht mehr finanzieren konnte, fand sie das so schade, dass sie zu Eberhard Diepgen sagte: „Wenn Berlin den Kalender nicht mehr bezahlen kann, dann bezahle ich ihn eben.“ Eine großzügige Geste der letzten Erbin von Hermann Tietz, dem großen Berliner Warenhaus-Unternehmer der Weimarer Zeit, die seit ihrem Tod von der Zwillenberg-Tietz-Stiftung fortgeführt wird.
Berlin war Ende der Neunzigerjahre im Aufbruch. Die Stadt wurde plötzlich eine völlig andere, auch äußerlich. Der Jaron Verlag publizierte darüber viele Bildbände. Als die Senatskanzlei die Möglichkeit bekam, den Kalender fortzuführen, rief man uns an. So entstand der erste Kalender zum Thema „Das neue Berlin“.
Wie wählen Sie die Themen aus?
Wir wollen immer etwas über das heutige Berlin erzählen, aber zugleich Erinnerungen wecken. Menschen, die vor langer Zeit in Berlin gelebt haben oder nur selten hier zu Besuch waren, sollen auch ihr Berlin wiedererkennen.
Gibt es ein Motiv, das Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?
In den ersten Kalendern war recht häufig der Grunewald-Turm zu sehen. Das lag an der letzten Erinnerung, die Frau Dr. Zwillenberg als kleines Mädchen an Berlin hatte: Als sie mit dem Flieger aus Berlin herausgeflogen wurde, sah sie den Turm und war total traurig, dass sie Berlin nun verlassen musste. Deshalb tauchte dieses Motiv häufiger auf.
Der Kalender hängt als „ein Stück Heimat“ weltweit an den Wänden. Wie fühlt sich das an?
Es ist natürlich schön, dass der Kalender so eine weite Verbreitung hat. Wir im Verlag finden es toll, dass das Land Berlin über aktuell den Kontakt zu den Menschen hält, die hier so sehr unter der Verfolgung gelitten haben. Es freut uns, dass wir mit dem Kalender ein Stück dazu beitragen können.