Neu entdeckte Verwandtschaft

von Hanni Levy

Ich bat die Redaktion von aktuell , auch Frau Fuks die Zeitschrift zukommen zu lassen. Und das hat folgende Geschichte: Ihre Familie namens Winischki, floh 1938 kurz vor der Kristallnacht von Berlin nach Belgien. Vor der Deutschen Besetzung fliehend kamen sie mit anderen belgischen Flüchtlingen nach Roubatx. Sie wurden von einem Widerstandsreseau gerettet und überlebten den Krieg. Frau Fuks war damals 11 Jahre alt. Es gibt auch ein Buch darüber.

Als ich 2011 den Stolperstein für meine Großmutter und ihre Familie in der Lasker-Schüler Straße 5 „verlegte“, stellte ich fest, dass noch ein Neffe fehlte. Fritz Oberländer und Familie wohnten am Hohenzollerndamm. Daher kam er nicht in die Lasker-Schüler Straße. Meine Freundin Oranna, die auch diese Stolpersteinverlegung veranlasste hatte und auch alles dafür organisiert hatte, machte sich daran, Nachforschungen anzustellen. Es stellte sich heraus, dass Fritz O. und seine Frau Ilse, geb. Schnur, drei kleine Kinder hatten. 1943, als man auch sie zur Deportierung holte, beging die junge Frau Selbstmord. Fritz und die Kinder kamen nach Theresienstadt! Leider wurden sie von dort aus später nach Auschwitz gebracht und haben nicht überlebt.

Einmal erhielten nicht jüdische gute Freunde eine Postkarte aus Theresienstadt (1943), in der Fritz erzählte, dass er seine Mutter Emma O. und ihre Schwägerin, meine Großmutter Cecilie O., getroffen habe, und dass er in einem Orchester Geige spiele.Natürlich war das unverständlich und es mussten über 50 Jahre vergehen bis man erfuhr, dass es wirklich ein Orchester dort gegeben hatte. Man hatte ein „simuliertes Leben“ dort in Szene gesetzt, um eventuelle internationale Kommissionen, zu täuschen. Was ja auch gelungen war. Bei ihren Nachforschungen hatte Oranna aber auch entdeckt, dass eine „leibliche“ Cousine von Ilse Oberländer in Paris lebte! Sie sandte mir die Adresse und ein Bild von Huguette Fuks, geb. Winischki. Als ich mit dieser Neuigkeit und dem Bild zu meinem Sohn kam, stellte sich heraus, dass Frau Fuks mehrere Jahre lang die Religionslehrerin meiner Enkel gewesen war! In der liberalen jüdischen Gemeinde. Sie werden sich unser Erstauen vorstellen können. „Det war der Clou von’s Janze“, wie der Berliner sagt. Der Höhepunkt. Natürlich habe ich mit Frau Fuks Kontakt aufgenommen. Sie war genauso erstaunt und erfreut über diese „neue Mischpocke“. Wir sehen uns von Zeit zu Zeit, und haben uns natürlich viel zu erzählen.


Hanni Levy
Chiffre 131203