Die BücherboXX am Gleis 17

von Heike Kröger, Senatskanzlei

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Die Bänke an der BücherboXX laden gleich zum Lesen ein.

Bücher kommen trotz Internet und E-Books nicht aus der Mode! In mehreren alten umgebauten Telefonzellen, sogenannten „BücherboXXen“, kann man sich in Berlin sogar einfach im Vorbeilaufen ein Buch ausleihen. Die im Ortsteil Grunewald, direkt am S-Bahnhof platzierte derartige Telefonzelle, ist dabei eine ganz besondere. Hier stehen Bücher zum Lesen bereit, die die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus zum Thema haben. Der Grund für diesen Themenschwerpunkt ist die Nachbarschaft zum Mahnmal „Gleis 17“.

Vom Bahnhof Grunewald sind in den Jahren 1941 bis 1945 über 50.000 Juden in Konzentrationslager deportiert wurden. Vor 15 Jahren gestalteten Nicolaus Hirsch, Wolfgang Lorch und Andrea Wandel in Erinnerung daran das Mahnmal „Gleis17“. An einem Bahngleis ist auf lang aneinander gereihten Metallplatten zu lesen, an welchen Tagen wie viele Menschen den Weg in die Vernichtungslager nehmen mussten. An Gedenktagen wie dem 9. November oder dem 18. Oktober – dem Tag des ersten Deportationszuges – finden am „Gleis 17“ bewegende Veranstaltungen statt. Aber noch wichtiger ist, dass täglich viele Touristen sowie Berlinerinnen und Berliner an die tragische Vergangenheit des Ortes erinnert werden. Naheliegend war, eine BücherboXX in der Nähe dieses Ortes nur mit Büchern zu dem besonderen Themenbereich zu bestücken. Sie bildet eine lebendige Ergänzung zum Mahnmal „Gleis 17“.

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Ein Blick ins Innere

Konrad Kutt hatte die Idee, ausgemusterte Telefonzellen mit Büchern auszustatten, so dass sie wie kleine Bibliotheken funktionieren. Man kann in der Telefonzelle nicht telefonieren, sondern Bücher mitnehmen oder Bücher mitbringen und ins Regal stellen. Engagierte Menschen aus der Nachbarschaft helfen, dass immer Ordnung herrscht und selbst in einer Großstadt wie Berlin, gibt es häufiger das Problem, dass zu viele Bücher untergebracht werden müssen, als dass Bücher gestohlen werden. Kutt ist Geschäftsführer des INBAK (Institut für Nachhaltigkeit in Bildung, Arbeit und Kultur) und er will Nachhaltigkeit in der Stadt sichtbar machen. Den Ausbau der alten Telefonzellen organisiert er meist mit Auszubildenden, die er durch die intensive Zusammenarbeit mit Berufsschulen für das Projekt begeistert. Den jungen Menschen, die beim Umbau mitmachen, soll ein nachhaltiger Lebensstil, beziehungsweise nachhaltiger Konsum, nahegebracht werden. Und auch den Menschen, die an den fertigen BücherboXXen vorbeikommen, wird bewusst, dass nicht alles immer neu gekauft werden muss, sondern über Nachhaltigkeit und Konsum häufiger nachgedacht werden sollte. Bereits mehrere Preise hat Kutt für sein intelligentes Projekt erhalten.

Das Internet macht auch vor der BücherboXX nicht halt. Unter www.bookcrossing.com verfolgen Bookcrosser den Reiseweg ihrer zur Verfügung gestellten Bücher. Natürlich muss der Besitzer eines Buches zuvor sein Buch bei Bookcrosser registrieren lassen. Das Buch erhält dann eine Nummer und anhand dieser kann der ursprüngliche Besitzer des Buches verfolgen, wo sich sein Buch befindet und was der neue Besitzer von dem Buch hält. Nachzulesen ist, dass ein Buch aus Tübingen nach Berlin in die BücherboXX am Mahnmal „Gleis 17“ kam. Von dort wurde es von einem interessierten Besucher aus Israel mitgenommen. Dieser hatte das Buch schon in Hebräisch gelesen und wollte es nun in Deutsch lesen.

Den Standort der BücherboXX am „Gleis 17“ möchte Kutt gerne weiterentwickeln. Das Wetter hat der BücherboXX etwas zugesetzt und so wird zurzeit eine Ausbesserung des Außenanstrichs der ehemaligen Telefonzelle geplant. Auch die Stelle, an der die BücherboXX steht, könnte schöner gestaltet werden. Ein Kreativwettbewerb mit angehenden Landschaftsgärtnern wurde bereits durchgeführt. Demnächst wird an dieser Stelle also das Motto des Projektes mit noch mehr Freude umgesetzt: „Bring ein Buch, nimm ein Buch, lies ein Buch!“.

Konrad Kutt
Trabener Straße 14b
14193 Berlin
Tel.: 49 30 8915124
Fax: 49 30 8915124
E-Mail: konrad@kutt.de
www.buecherboxx.com