Die neue Akademie des Jüdischen Museums Berlin

von Katharina Schmidt-Narischkin, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stiftung Jüdisches Museum Berlin

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Der Eingang zur neuen Akademie des Jüdischen Museums Berlin.

Mit mehr als acht Millionen Besuchern gehört das Jüdische Museum Berlin seit seiner Eröffnung 2001 zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Täglich kommen 2.000 Besucher in das Haus, um die Ausstellungen und das weitgefächerte Angebot mit bis zu 300 Veranstaltungen im Jahr zu nutzen. Seit dem 1. Juli 2013 ist auch die Akademie vis-à-vis dem Hauptgebäude des Jüdischen Museums Berlin für Besucher geöffnet. In dem neuen Libeskindbau vereint das Museum nicht nur Bibliothek, Archiv und Bildungsabteilung unter einem Dach, sondern erweitert mit den Akademieprogrammen seinen inhaltlichen Schwerpunkt um einen neuen Arbeitsbereich zu Fragen der Migration und Diversität.

Akademieprogramme zu Migration und Diversität

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Auch im Inneren sieht man die markante Architektur von Daniel Libeskind.

Dieser neue Arbeitsbereich „Akademieprogramme Migration und Diversität“ setzt sich insbesondere mit Deutschland als Einwanderungsland und der damit verbundenen Pluralisierung der Gesellschaft auseinander. „Wo Minderheiten aufeinanderprallen, entsteht Reibung. Uns geht es darum, wie in einem Land im 21. Jahrhundert Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich zusammenleben können“, sagt Direktor W. Michael Blumenthal über den neuen Themenschwerpunkt. Ausgehend von der Aufgabe des Museums, sich der Geschichte und Kultur der jüdischen Minderheiten zu widmen, richtet die Akademie den Blick auf andere religiöse und ethnische Minderheiten. Die Programme nehmen dabei nicht nur die Beziehung zwischen Mehrheitsbevölkerung und einzelnen Minderheiten in den Fokus, sondern fördern künftig den Austausch und die Vernetzung von Minderheiten untereinander.

Mit Tagungen, Workshops und Sommeruniversitäten schafft die Akademie dabei eine Plattform, von der neue Impulse in die gesellschaftlichen Debatten um Integration und Partizipation ausgehen. Zugleich bieten die Akademieprogramme ein Forum für innovative Ansätze der Migrationsforschung.

Daniel Libeskinds Entwurf „Zwischenräume“

Die Akademie basiert auf Daniel Libeskinds architektonischem Konzept „Zwischenräume“. Libeskind integrierte mit einem Haus-im-Haus Konzept den Neubau in die ehemalige Blumengroßmarkthalle.
Die Formensprache des geneigten Eingangskubus schafft ein visuelles Pendant gegenüber dem Jüdischen Museum Berlin. Unter den hohen Sheddächern der Blumengroßmarkthalle neigen sich zwei weitere Kuben gegeneinander, in denen sich ein Veranstaltungssaal sowie die neue Freihandbibliothek und der Lesesaal befinden. Die Holzkuben erinnern an Transportkisten, die symbolisch für die Überlieferung der Nachlässe stehen, die dem Jüdischen Museum Berlin aus aller Welt zugehen. Zwischen diesen drei Holzkuben bilden sich spannungsvolle Räume: Besucher blicken in die weitgehend erhaltene Blumengroßmarkthalle, in den Garten der Diaspora und auf
den Stadtplatz vor der Akademie, der den Namen des Ehepaares Fromet und Moses Mendelssohn trägt. Diese „Zwischenräume“ verknüpfen die Akademie visuell mit dem Kollegienhaus und dem Museumsneubau.

Mehr Raum für Wissenschaft und Forschung

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Die neue Bibliothek lädt zum Lesen ein.

Auf mehr als 6.000 Quadratmetern schafft die Akademie den nötigten Platz für Archiv, Bibliothek und Bildungsabteilung. Die Archivbestände mit mehr als 2.000 Nachlässen und Sammlungen haben sich seit 2001 verdreifacht. Mit seinen Tagebüchern, Urkunden und Memoiren zählt es zu den größten Archiven zur deutsch-jüdischen Geschichte vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Auch die Bestände der Bibliothek haben sich seit der Gründung auf 60.000 Einheiten verdreifacht. Die
Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, Mikrofilme, digitale Medien sowie CDs, DVDs und E-Books sind als Freihandbibliothek jetzt für Besucher und Wissenschaftler besser zugänglich.

Mit jährlich 7.000 Führungen und knapp 300 Workshops ist die Bildungsabteilung die größte Abteilung des Hauses. In der Akademie stehen ihr nun zwei eigene Seminarräume und eine Werkstatt mit eigener Küche für pädagogische Programme zur Verfügung.

Das „JMB Fellowship Programm“ ermöglicht Wissenschaftlern, Forschungsvorhaben zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zur Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt in Deutschland durchzuführen. Erste Stipendiatin ist seit Oktober 2012 die Sozialwissenschaftlerin Dr. Karen Körber. Sie untersucht erstmals die Bildungs- und Berufsverläufe der zweiten und dritten Generation eingewanderter russischsprachiger Juden.

Der Garten der Diaspora

Seit Sommer 2013 wird in der Akademie in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto ein Garten der Diaspora angelegt. Die Bepflanzung auf vier stählernen Plateaus orientiert sich an spezifischen Themen, die eine Beziehung zum jüdischen Leben und Persönlichkeiten, jüdischen Feiertagen und Bräuchen haben. Auch der Garten ist für Besucher öffentlich zugänglich und künftig ein fester Bestandteil in der museumspädagogischen Arbeit.

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