Das Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten

_von Elvira Kühn, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg_

Als einzigartiges Beispiel des Frühklassizismus präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg das ab 1787 errichtete Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten seit dem vergangenen Jahr mit einer neuen Dauerausstellung.

Prägend für die innere Gestaltung des Marmorpalais waren die Antike, die italienische Renaissance und der Klassizismus. König Friedrich Wilhelm II. hatte den zuvor in Wörlitz tätigen Architekten Friedrich Wilhelm Freiherr von Erdmannsdorff damit beauftragt, in Italien antike Skulpturen und Gefäße zu kaufen. Außerdem sollte Erdmannsdorff dort klassizistische Kamine anfertigen lassen. Diese Kamine sind jetzt restauriert und können erstmals alle wieder präsentiert werden.

Auch die meisten der 1830 an das Alte Museum gegebenen Skulpturen, die sich heute im Besitz der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin befinden, sind als Leihgabe an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt. Zusammen mit der erhaltenen und rekonstruierten Ausstattung zeigen sie die außerordentliche Bedeutung, die man in jener Zeit der Antike beimaß. Der antiken Mythologie sind auch die Deckengemälde entlehnt. Bei den Wanddekorationen sind zum Teil direkte Zitate nach Motiven auf antiken Vasen, Reliefs oder nach Renaissancegemälden, etwa von Raffael, kombiniert mit textilen Dekorationen nach der damals letzten Mode.

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Das Schloss – derzeit ist die Fassade eingerüstet – spiegelt sich im Heiligen See.

Der Architekt Carl von Gontard hatte das Marmorpalais inmitten von Wein- und Obstgärten, die der König zu einem Park nach englischem Muster umgestalten ließ, als ländlichen Wohnsitz begonnen. Mit der Gestaltung der Innenräume beauftragte Friedrich Wilhelm II. 1790 Carl Gotthard Langhans. Der Schöpfer unter anderem des Brandenburger Tors setzte die Bauarbeiten fort und nahm dabei erheblichen Einfluss auf die äußere Gestalt des Marmorpalais. Nach 1793 übernahm Gräfin Lichtenau, die Mätresse des Königs, die Neueinrichtung einiger Räume nach der allerneuesten Mode.

Mit dem Bau der Seitenflügel war 1797 begonnen worden. Es hatte sich herausgestellt, dass der kubische Hauptbau für die Bedürfnisse der königlichen Haushaltung zu klein war. Die Inneneinrichtung der beiden Flügel, die durch zwei geschwungene Gänge mit dem zentralen Bau verbunden sind, wurde wegen des Todes von Friedrich Wilhelm II. im selben Jahr nicht mehr in Angriff genommen. Erst sein Enkel, König Friedrich Wilhelm IV., ließ die Räume vollenden. Ludwig Ferdinand Hesse gestaltete sie 1843 bis 1848: den Südflügel als Gesellschaftsräume und Wohnungen für das Personal, den Nordflügel als Wohn- und Schlafzimmer.

Das Blaue Kabinett erstahlt in neuem Glanz.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Schloss unter anderem als Offizierkasino und Armeemuseum genutzt. Trotz dieser Belastungen sind wesentliche Teile der ursprünglichen Ausstattung des Hauptbaus erhalten geblieben.

Der Nordflügel ist jetzt vollständig neu eingerichtet worden. Hier werden die Bewohner des Marmorpalais ab 1850 vorgestellt. Die Räume wurden zunächst im Sommer von den Neffen und Nichten des kinderlosen Friedrich Wilhelm IV. genutzt. Später verbrachten Prinz Wilhelm (II.) und Auguste Victoria mit ihren Kindern die Sommermonate am Heiligen See. Ihnen folgten ihr Sohn, Kronprinz Wilhelm, und Kronprinzessin Cecilie.

Der Blick in ein Badezimmer.

Neben Porträts der Bewohner sind Kunst und Einrichtungsgegenstände aus dem Marmorpalais, ergänzt durch solche aus anderen Schlössern, zu sehen. Besonders hervorzuheben ist beispielsweise ein außergewöhnlicher, um 1800 entstandener Sekretär. Seine ausgeklügelte Mechanik mit verschiedenen Geheimfächern und einer normalerweise verborgenen Säulenhalle wird in einem Video vorgeführt.

Im Südflügel werden ergänzend zu der Ausstellung zum Berliner Klassizismus unter Friedrich Wilhelm II. Informationen über die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner präsentiert. Somit lädt erstmals seit der ersten Teileröffnung 1997 und der Wiederherstellung der Räume des Nordflügels 2004 das gesamte Schloss zu einer Besichtigung ein.


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