Drei Fragen an … Katharina Dietze

Das Erdherz ist das Erkennungszeichen der Omas for Future"

Katharina Dietze organisiert die „Omas for Future“ in Berlin. Die fünffache Großmutter ist berufstätig als Coach zum Thema „Arbeitsorganisation und Zeitmanagement“, managt den sogenannten „Enkel*innendienst“ (vier Enkel*innen sind in Berlin) und hat große Freude daran, mit vielen anderen Omas und Opas den Systemwechsel zu rocken – nach dem Motto von Kennedy: Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?

1. Warum engagieren Sie sich bei „Omas for future“?
Ich war schon immer interessiert, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Wohl wissend, dass wir älteren Frauen im globalen Norden eigentlich den Himmel auf Erden haben, weil wir einfach privilegiert sind. Das ist mein Hauptmotor: Ich will etwas zurückgeben an die gesamte Gesellschaft, das nicht ausschließlich meiner eigenen Familie zugutekommt. In einer globalisierten Welt haben wir Verantwortung für den Süden, der etwa 80 % der Bevölkerung ausmacht und der unter den Umweltsünden der restlichen 20 % extrem leidet. Ich bin davon überzeugt, dass wir Alten (56 % der Bevölkerung sind über 50 … ) die Jugend mit aller Kraft unterstützen müssen, denn ohne uns werden sie leider zu wenig gehört. Der neue Generationenvertrag muss lauten: nicht familienbezogen so viel Geld wie möglich für die eigene Familie beiseite zu legen, sondern sowohl Geld als auch Engagement in die Rettung einer lebenswerten Welt zu stecken. Darauf werden unsere Enkel stolz sein.

Die "Omas for Future" nehmen regelmäßig an Klimaschutz-Demonstrationen teil, wie hier im Berliner Regierungsviertel

Die "Omas for Future" nehmen regelmäßig an Klimaschutz-Demonstrationen teil, wie hier im Berliner Regierungsviertel

2. Vieles, was früher als „normal“ galt, wird heute infrage gestellt – Auto fahren, Fleisch essen, Einwegplastik … Fühlen Sie sich nicht in Ihrer früheren Lebensweise angegriffen?
Ja und Nein. Vor 50 Jahren hat der Club of Rome die katastrophale Entwicklung bereits vorgezeichnet. Und ich weiß, dass ich die Studie Global 2000 gelesen habe – sie steht heute noch in meinem Bücherregal. Dennoch habe ich nicht danach gelebt. Obwohl seit 40 Jahren Vegetarierin, habe ich das nicht aus politischen, sondern aus persönlichen Gründen gemacht. Ich habe dann in den 80ziger Jahren meine Kinder bekommen und viel Wissen um die Umweltkatastrophe verdrängt. Es waren immer andere Umstände im Vordergrund, die umweltschädliches Verhalten rechtfertigten. Und diese Erkenntnis sollten heute zum Beispiel auch viel mehr Baby Boomer haben, die jetzt nach einem guten Leben in Rente gehen. Leider ist die Realität eine andere. Wir hören sehr oft auf unseren Klimaveranstaltungen: „Mit dem Klimawandel habe ich nichts zu tun, das sollen die Jungen allein hinkriegen“. Das zeugt für mich von Altersstarrsinn und Ignoranz. Dabei sitzen wir mit im Boot.

Katharina Dietze organisiert die "Omas for Future"

Katharina Dietze organisiert die "Omas for Future"

3. Das eigene Verhalten zu verändern, ist schwer. Was raten Sie Menschen, die den ersten Schritt gehen wollen?
Die „Omas for Future“ haben ein sehr verständliches Klima-Quiz und eine wunderbare Selbstwirksamkeitsliste entwickelt, mit der jede Person sofort 30 % ihres CO2-Ausstoßes reduzieren kann. Das Klima- Quiz kann von Jung und Alt, in allen Lebenssituationen gespielt werden. Und wir machen bei interessierten Organisationen auch gern Veranstaltungen dazu. Zusammen mit der Selbstwirksamkeitstabelle werden sofort erste Schritte möglich. Das kann sein: Fleisch essen reduzieren, regional und möglichst Bio einkaufen, Klamotteneinkäufe radikal einschränken, auf Einweg-Plastik verzichten und vieles mehr. Seitdem mir klargeworden ist, dass jeder Einkauf eine politische Handlung ist und ich damit entscheide, wem ich mein Geld gebe, gehe ich zum Beispiel zum kleinen Bioladen vor Ort. Damit meide ich große Ketten, die darüber hinaus noch Dinge als grün anpreisen, die aber gar nicht klimaneutral sind. Wir „Omas und Opas for Future“ zeigen, dass Konsequenz machbar ist, Freude bereitet und unsere Gemeinschaft und uns stark macht. Durch Handeln!
Weitere Informationen: www.omasforfuture.de