Hoch hinaus mit der Wissensstadt Berlin 2021

Roter Teppich für Emmanuelle Charpentier: Berlin gratuliert seiner Nobelpreisträgerin im Roten Rathaus.

Roter Teppich für Emmanuelle Charpentier: Berlin gratuliert seiner Nobelpreisträgerin im Roten Rathaus.

Von Matthias Kuder, Senatskanzlei Berlin

„Touchdown confirmed!“ überschlägt sich die Stimme einer NASA-Mitarbeiterin und im Kontrollzentrum der US-Weltraumbehörde bricht Jubel aus. Es ist der 18. Februar, 21:55 Uhr, und die Räder des Mars-Rovers Perseverance haben eben den Boden des Roten Planeten berührt.

Der Jezero-Krater auf dem Mars misst 48 Kilometer im Durchmesser - in etwa die Größe Berlins.

Der Jezero-Krater auf dem Mars misst 48 Kilometer im Durchmesser - in etwa die Größe Berlins.

Begeisterung herrscht auch tausende Kilometer entfernt unter den Forscherinnen und Forschern der Freien Universität Berlin in Lankwitz und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof. Mit ihren Geländedaten hatten sie geholfen, die Marsmission zielgenau in den Jezero-Krater zu steuern. Mit der spektakulären Landung, die Millionen von Menschen gebannt verfolgten, schrieben auch sie Weltraumgeschichte – und gaben zugleich den inoffiziellen Startschuss für ein Jahr, in dem Berlin seine Wissenschaft besonders feiern will.

Wie können wir mithilfe der Forschung ferne Welten und auch die ganz nahen besser verstehen, ein gutes Zusammenleben in unserer Stadt gestalten? Wie die Corona-Pandemie und die Klimakrise bewältigen oder neue Möglichkeiten der Digitalisierung für smarte Städte nutzen? Wie kommen Forschende zu belastbaren Aussagen und welchen Einfluss hat ihre Arbeit auf unseren Alltag? Die Wissenschaft steht stärker als jemals zuvor im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die richtige Zeit also, der Forschungsmetropole Berlin mit 40 Hochschulen, 70 Forschungsinstituten und 200.000 Studierenden eine Bühne zu geben, ihre lange Tradition zu würdigen und auf ihr großes Zukunftspotenzial zu blicken.

Berlin feiert seine Wissenschaft mit über 100 Projekten in der ganzen Stadt.

Berlin feiert seine Wissenschaft mit über 100 Projekten in der ganzen Stadt.

2021 ist Wissenschaft Programm

Berlin will’s wissen! – Unser Motto für dieses besondere Jahr ist kurz und bündig, das Programm der „Wissensstadt Berlin 2021“ dafür umso reicher. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein wird die Stadt an vielen Orten zu einem offenen Forum, um zukunftsweisende Forschung und Fragen, die unsere Gesellschaft bewegen, zu beleuchten. Auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters und Wissenschaftssenators Michael Müller bereiten zahlreiche Partnerinstitutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Kultur ein Feuerwerk an Aktivitäten vor: Analog und digital, natürlich Corona-konform und allen Herausforderungen der Pandemie zum Trotz. Geplant sind Science Slams und Ausstellungen, Vorträge und Podcasts, eine Lange Nacht der Wissenschaften und internationale Events wie die Berlin Science Week, das renommierte World Health Summit oder die „Berlin questions“ – eine einzigartige Konferenz, die Fachwissen und Zivilgesellschaft zusammenbringt, um an Themen zu arbeiten, die Metropolen weltweit unter den Nägeln brennen.

Rahel Hirsch, Berlins erste Medizinprofessorin, im "Physikalischen Zimmer" der II. Medizinischen Klinik der Charité um 1910.

Rahel Hirsch, Berlins erste Medizinprofessorin, im "Physikalischen Zimmer" der II. Medizinischen Klinik der Charité um 1910.

Highlights im Herzen Berlins

Es geht um echten Dialog: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren zusammen mit Bürgerinnen, Bürgern und Freunden aus der ganzen Welt, und das in allen Teilen Berlins. Zwei Highlights aber wird man mitten im Herzen der Stadt erleben: Eine innovative Open-Air-Ausstellung mit prall gefülltem Rahmenprogramm lädt über mehrere Sommerwochen direkt vor das Rote Rathaus ein. Nur wenige Schritte entfernt kann man zwei wichtige Gründe finden, weshalb Berlin die Wissenschaft gerade in diesem Jahr exponiert feiert. Der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz und der Arzt und Politiker Rudolf Virchow wären diesen Herbst 200 Jahre alt geworden – die Stadt widmet ihrem Leben und Wirken eine öffentliche Sonderausstellung im Roten Rathaus und ehrt die weltbekannten Forscher mit einer Gedenkmünze.

Heute ist Berlin längst auch die Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen, wie der letztjährige Chemie-Nobelpreis für die in Berlin arbeitende Erfinderin der Genschere, Emmanuelle Charpentier, eindrucksvoll belegt. Ein guter Anlass, an Pionierinnen wie die Mikrobiologin Lydia Rabinowitsch-Kempner und die Medizinerin Rahel Hirsch zu erinnern, die sich vor fast 110 Jahren als erste Frauen in Berlin gegen Widerstände eine Professur erkämpften. Ihre Karrieren endeten mit der Verfolgung durch das Naziregime. Ähnlich erging es der Medizinerin Käthe Beutler, die vor den Nationalsozialisten vertrieben wurde.

Das neueste Forschungsgebäude der Stadt trägt den Namen Käthe Beutlers.

Das neueste Forschungsgebäude der Stadt trägt den Namen Käthe Beutlers.

Nun kehrt ihr Name nach Berlin zurück und steht für einen weiteren Höhepunkt im Wissenschaftsjahr 2021. Im März eröffneten Bundesregierung und der Senat Berlins neuestes Laborgebäude für biomedizinische Spitzenforschung: das Käthe-Beutler-Haus in Berlin-Buch. Es bekräftigt das jüdische Erbe Berlins und ist zugleich ein sichtbares Zeichen für alle jungen Mädchen und Frauen: Die Wissenschaft braucht euch, greift nach den Sternen! Vielleicht schon bei der nächsten Weltraummission, wenn die Technische Universität Berlin im Jahr 2028 Forschungsprojekte mit der European Space Agency zum Mond schickt.