Großes Kino in Berlin

Auf den Straßen und in den Sälen

von Heike Kröger, Senatskanzlei

Blick auf das Kino International

Berlin ist eine herausragende Filmstadt: Über 300 Filme werden jedes Jahr in der Stadt gedreht. Während der Dreharbeiten für Steven Spielbergs Spionagefilm „Bridge of Spies“ wurde die Glieniker Brücke zwischen Berlin und Potsdam sogar eine Woche lang gesperrt. Alle am Projekt Beteiligten freuten sich schließlich über Oscar-Nominierungen in sechs verschiedenen Kategorien. Und tatsächlich ging der Oscar für die beste männliche Nebenrolle an Mark Rylance, der in dem Film einen sowjetischen Spion spielt. „Berlin ist oscarreif“, sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, der es sich nicht nehmen ließ, zur großen Oscar-Nacht selbst nach Los Angeles zu fahren. Er nutzte die Gelegenheit, um bei Vertretern der Filmbranche für Berlin als Filmstandort und für die Berliner Filmindustrie zu werben.

„Bridge of Spies“ wurde an zehn verschiedenen Orten in Berlin gedreht und auch an einem Ort, wo Filme in erster Linie angeschaut werden: Dem Kino International in der Karl- Marx-Allee nahe dem Alexanderplatz. Das 1963 eröffnete Kino mit seiner großen Glasfassade diente in der DDR als Premierenkino und auch heute schätzen viele Filmemacher und Kinobegeisterte das Ambiente des denkmalgeschützten Hauses. Wie schön, dass die noch vorhandenen DDR-Filmprojektoren auch das Abspielen von alten 70-mm-Kopien ermöglichen.

Der Delphi Filmpalast im Abendlicht

Der Delphi Filmpalast im Abendlicht

Nur unwesentlich älter ist der Zoo Palast, der 1956/57 erbaut wurde. Vor drei Jahren wurde er nach einem aufwendigen Umbau wieder eröffnet. An dieser Stelle stand schon Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kino, das „Palasttheater am Zoo“, in dem 1927 Fritz Langs „Metropolis“ uraufgeführt wurde.

Um „Metropolis“ in der restaurierten Fassung heute wieder zu sehen, lohnt ein Besuch im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz. Im Rahmen einer Stummfilmreihe werden Filme von Fritz Lang gezeigt. Das Babylon besitzt sogar eine Kinoorgel aus dem Jahr 1929, und auf diesem alten Instrument begleitet die Organistin Anna Vavilkina noch heute die Filme musikalisch. Zur Berlinale im Februar 2016 wurde im Babylon eine gerade frisch digital restaurierte Fassung von Fritz Langs „Der müde Tod“ wieder aufgeführt. Wie zur Premiere am 7. Oktober 1921 wurde der Film eingefärbt und nicht schwarzweiß gezeigt. Weitere Filme des großen Filmregisseurs wie „Spione“ und „Dr. Mabuse, der Spieler“ werden ebenfalls im Babylon gezeigt.

Wie das Babylon wurde auch der Delphi Filmpalast, das eindrucksvolle Gebäude gleich neben dem Charlottenburger Theater des Westens, 1927/28 gebaut, damals als Tanzlokal. Nach der starken Zerstörung im Krieg wurde das Haus als Kino wieder aufgebaut und erhielt die damals größte Leinwand und die modernste Technik in Berlin. Der Delphi Filmpalast sagt von sich, er sei das erklärte Lieblingskino von Wim Wenders und eines der erfolgreichsten Filmkunst-Kinos Deutschlands.

Unter freiem Himmel: Das Freilichtkino am Kulturforum, neben dem Kammermusiksaal und mit Blick auf den Potsdamer Platz

Unter freiem Himmel: Das Freilichtkino am Kulturforum, neben dem Kammermusiksaal und mit Blick auf den Potsdamer Platz

Magische Anziehungskraft hat auch das traditionsreiche Adria in Steglitz. Nach den im Krieg zerstörten „Schloßpark-Lichtspielen“ entstand dieses schöne Kino im 50er Jahre Look. Es bietet aktuelle Filme und Sonntagsmatineen. Seit 1913 locken die Eva-Lichtspiele in der Blissestraße die Kinogäste an. Gegründet als „Roland-Lichtspiele“ werden hier alte und neue Filme gezeigt. Ab 1921 begleitete eine Violinistin die Filme, ab 1925 gab es sogar ein Orchester. Heute ist man stolz, die Filme mit der neuesten digitalen Technik vorführen zu können, während das Foyer und der Kinosaal an die 50er Jahre erinnern lassen.

Noch älter als die Eva-Lichtspiele ist das Kreuzberger Moviemento. 1907 wurde es eröffnet und ist damit das älteste noch betriebene Kino in Deutschland. Gegründet wurde es seinerzeit von Alfred Topp, sodass das Haus als „Topps Kino“ bezeichnet wurde. Daher stammt wohl auch der Begriff „Kintopp“.

Kino ist nicht nur etwas für schlechtes Wetter: In Berlin laden im Sommer viele Freiluftkinos zum Besuch ein, zum Beispiel in der Hasenheide, in den Rehbergen oder am Potsdamer Platz. Eines der größten ist das Open Air Kino im Volkspark Friedrichshain. Hier finden 1.500 Menschen Platz, um den sommerlichen Filmgenuss zu erleben.

Berlinale 2016: Die Jury

Berlinale 2016: Die Jury

Und im nächsten Februar ist wieder „Berlinale-Zeit“. Die jährlich stattfindenden Internationalen Filmfestspiele Berlin, wie die Berlinale offiziell heißt, sind das Highlight für alle Filmbegeisterten. In diesem Jahr konnten sich über 337.000 Menschen glücklich schätzen, eine der verkauften Eintrittskarten bekommen zu haben und mit Gleichgesinnten die besondere Stimmung des Festivals genießen zu können. Viele Stars geben dem Festival seinen Glanz, über 20.000 Fachbesucher/ innen aus 128 Ländern sind zur Berlinale in der Stadt. 2016 war die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep die Präsidentin der Jury. Wir sind gespannt, wer 2017 diese Aufgabe übernehmen wird.

Einige traditionsreiche Kinos