Ein Haus für drei Religionen – Das House of One am Petriplatz

Rabbiner Tovia Ben Chorin, Imam Kadir Sanci und Pfarrer Gregor Hohberg

Die Initiatoren: Rabbiner Tovia Ben Chorin, Imam Kadir Sanci und Pfarrer Gregor Hohberg

_von Roland Stolte, theologischer Referent der Ev. Kirchengemeinde St.Petri-St.Marien und Vorstand im Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V._

Misstraut den Grünanlagen, schrieb einst der Berliner Schriftsteller Heinz Knobloch. Unter ihnen verbirgt sich in Berlin fast immer Beachtenswertes. Eine unwirtliche eingezäunte Brachfläche empfängt uns heute am Petriplatz in Berlin-Mitte. Noch vor sieben Jahren fand sich am selben Ort ein trister Parkplatz und darauf ein einsames Straßenschild: Petriplatz.

Das änderte sich 2007. Dank archäologischer Grabungen wurde Berlin die immense Bedeutung dieses Urortes der Stadt wieder ins Bewusstsein gehoben. So viel war unter dem Pflaster noch vorhanden: Die Fundamente der Lateinschule, Reste des Rathauses, über 3.000 Bestattungen, 220.000 Fundstücke aus der Historie Berlins und Fundamente von drei Petrikirchen.

Damals begannen wir zu fragen, was braucht Berlin an diesem Ort – mitten in der Stadt? An diesem symbolisch verdichteten Ort, wo begann, was heute Berlin heißt und Metropole ist. Wir fragten: Was können wir der Stadt zu Gute tun, an diesem Ort, an dem das Miteinander von Religion und Stadt vor über 800 Jahren seinen Ausgang nahm?

Im Juni 2014 startete die Spendenkampagne

Es wurde schnell deutlich, dass der Petriplatz eines besonderen Umgangs bedarf, und dass bei der künftigen Gestaltung des Platzes die archäologischen Funde dieses durch und durch religiösen Ortes bewahrt und mit dem Neubauprojekt sinnvoll verbunden werden müssen. Die Aura des Ursprungs soll erlebbar bleiben und das Neue auf dem Alten gründen.

Daraus erwuchs die Leitidee des Bet- und Lehrhauses: In Fortschreibung der Geschichte des Ortes soll – unter den veränderten Bedingungen unserer Zeit in einer zunehmend multireligiös geprägten Stadt – dem Zusammenspiel von Religion und Stadt am alten Ort zu einer zukunftsweisenden Gestalt verholfen werden.

Auf dem Petriplatz wird deshalb etwas Neues entstehen: das House of One, ein Bet- und Lehrhaus, in dem öffentlich und für jeden frei zugänglich Juden, Muslime und Christen ihre Gottesdienste feiern und unter Einbeziehung der mehrheitlich säkularen Stadtgesellschaft einander kennenlernen, den Dialog und Diskurs miteinander suchen. Ein Haus des Gebets und zugleich ein Haus der interdisziplinären Lehre über die Religionen, ihre Geschichte und ihre gegenwärtige Rolle in Berlin und im Land.

Entstehen wird ein Gotteshaus, das die drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum gemeinsam konzipieren, bauen und betreiben, ohne ihre je eigenen Identitäten zu vermischen. Ein Gotteshaus, das dem wachsenden Bedürfnis nach einem Miteinander von Menschen unterschiedlicher religiöser oder weltanschaulicher Prägung auch in räumlicher Hinsicht gerecht zu werden versucht.

Multireligiöse Andacht mit Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Ben Chorin und Imam Kadir Sanci im Ausgrabungsfeld auf dem Petriplatz

Dem Selbstverständnis der drei Religionen folgend, kann das nur geschehen, in dem Unterschiede und theologische Gegensätze nicht überspielt, sondern ausgehalten werden. Die Raumgestalt des Neubaus wird deshalb so beschaffen sein, dass jede der Religionen einen eigenen, separaten Gottesdienstraum nutzen kann („Bethaus“), der sich zu einem gemeinsamen Zentralbereich öffnet („Lehrhaus“). Unvermischt (in getrennten Bereichen) und zugleich in direktem Miteinander wird der Neubau Kirche, Synagoge und Moschee „unter einem Dach“.

Die Realisierung dieser Grundidee ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich vorangeschritten: von der Entfaltung des Grundkonzepts 2009/10 über die Gründung eines Trägervereins 2011, die Durchführung eines weltweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs 2012 bis hin zu der Spendenaktion, mit der seit Juni 2014 mit großer internationaler Resonanz zu weltweiter inhaltlicher Beteiligung eingeladen und um finanzielle Unterstützung für die Errichtung des House of One gebeten wird.

Und während also auf dem nahen Schlossplatz, im Humboldtforum, einst der Blick auf die Kulturen der Welt gerichtet sein wird, sollen in dem neuen Bet- und Lehrhaus auf dem Petriplatz die Wurzeln unserer Stadtkultur wahrgenommen und mit den Grundfragen des Zusammenlebens der Religionen verknüpft werden.

_The House of One_
_Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V._
_Friedrichsgracht 53_
_10178 Berlin_
Tel.: +49 30 20608880
E-Mail: info@house-of-one.org
www.house-of-one.org