Tom Hanks erfüllte sich seinen Jugendtraum

100 Jahre Studio Babelsberg

_von Eike Wolf, Studio Babelsberg AG Unternehmenskommunikation_

Babelsberg001

100 Jahre nach dem ersten Drehtag wurde hier Geburtstag gefeiert.

Ohne die Berliner Feuerpolizei gäbe es wahrscheinlich das Studio Babelsberg heute gar nicht. Diese nämlich hatte in den Jahren 1910 und 1911 zunehmend Verbote für das Arbeiten mit dem gefährlichen Nitrofilmmaterial in der Stadtmitte ausgesprochen.

So wurde Guido Seeber, Kameramann und technischer Leiter der Produktionsfirma Deutsche Bioscop, beauftragt, ein Gelände zu suchen, auf dem das Hantieren mit explosivem und leicht entzündlichem Material erlaubt war. In Neu-Babelsberg wurde er fündig. Flugs wurde an ein bestehendes Fabrikgebäude, in dem ehemals Kunstblumen hergestellt wurden, ein Glashaus angebaut, um zum Drehen so viel Tageslicht wie möglich zu haben. Schon am 12. Februar 1912 war der erste Drehtag für Film Nummer 1 aus Babelsberg. Er hieß Der Totentanz, ein Stummfilm mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Viel Platz, dunstfreies Sonnenlicht und gute Verkehrsanbindungen lassen Neu-Babelsberg schnell zu einem lebendigen Zentrum der Stummfilmproduktion werden – mit markanten Filmen wie Der Student von Prag, Der Golem, Nosferatu oder Fritz Langs Doktor Mabuse, der damit seinen Durchbruch zum Starregisseur feiert. In Babelsberg werden mit Henny Porten, Lilian Harvey, Asta Nielsen, Pola Negri, Paul Wegener die weltweit ersten Filmstars geboren. Es folgen die 20er Jahre und die UFA-Ära. Regisseure wie Fritz Lang oder Friedrich Wilhelm Murnau realisieren nun Großprojekte wie den heutigen Filmklassiker und die „Mutter“ aller Science-Fiction-Filme Metropolis sowie die Meisterwerke Die Nibelungen, Faust und Der letzte Mann. Der junge Alfred Hitchcock schaut den großen Regisseuren über die Schulter und lernt hier sein Handwerk. 1929/30 inszeniert Josef von Sternberg den Tonfilm-Welterfolg Der blaue Engel mit Emil Jannings und Marlene Dietrich.

Babelsberg002

Diane Kruger und Liam Neeson rennen in Unkown Identity durch das Brandenburger Tor.

1933 werden unter der Aufsicht des „Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ eine Anzahl NS-Propagandafilme gedreht. Die Hauptaufgabe der Babelsberger Studios ist jedoch die Produktion von Unterhaltungsfilmen, die die Bevölkerung von Krieg und Terrorherrschaft ablenken sollen. Unter anderen entstehen Münchhausen und die bis heute beliebte Feuerzangenbowle.

In der Zeit von 1946 bis 1990 arbeitet die „Deutsche Film-AG“ (DEFA) auf dem Babelsberger Areal und produziert hier als staatliches Spielfilmstudio der DDR 1.240 Spiel- und Fernsehfilme verschiedener künstlerischer und politischer Ausrichtungen. Jakob der Lügner wird 1976 als einziger DDR-Film für einen Oscar nominiert. Nach der deutschen Wiedervereinigung müssen sich die Babelsberger Filmproduktionsstätten anfangs unter Treuhandaufsicht und nachfolgend unter französischem Eigentum (Vivendi) zu einem weltmarktfähigen Produktionsstandort umgestalten. Schnell siedeln sich in der neuen Medienstadt erfolgreich viele Medienunternehmen an. Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff ist von 1992 bis 1997 einer der Geschäftsführer. Im Jahr 2004 übernehmen Dr. Carl Woebcken und Christoph Fisser das Unternehmen. Das Management verdoppelt die Studioflächen, spezialisiert sich als Produktionsdienstleister und treibt die Internationalisierung voran. Und Hollywood hört den Ruf: Es folgen Filme wie Aeon Flux, Die Bourne Verschwörung, In 80 Tagen um die Welt, V wie Vendetta, Speed Racer, The International, Operation Walküre, Ninja Assassin, Der Vorleser und natürlich Tarantinos Regiestreich Inglourious Basterds. Schnell macht in Los Angeles die Runde, dass es in Babelsberg moderne Studios und Ateliers, hervorragende Kulissenbauer und erfahrene Filmcrews gibt. Die Anziehungskraft der Metropole Berlin kommt dazu.

Babelsberg003

Keine Trickaufnahme: Für den Film Unkown Identity stürzt ein Taxi von der Oberbaumbrücke.

Auf den Tag genau 100 Jahre nach dem ersten Drehtag, am 12.02.2012, wurde festlich Geburtstag gefeiert. Film- und Kulturschaffende aus dem In- und Ausland und alle derzeitigen Studio-Mitarbeiter feierten dieses besondere Jubiläum mit einem Festakt in der Marlene- Dietrich-Halle, die 1926 für die Dreharbeiten von Metropolis erbaut wurde. Zu den Gästen zählten Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit, Ministerpräsident Matthias Platzeck und der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam Jann Jakobs. Höhepunkt der Veranstaltung war die Wiederaufführung des Films Der Totentanz in einer rekonstruierten Fassung (ca. 35 Minuten) des nur noch als Fragment vorhandenen Films – begleitet vom Babelsberger Filmorchester. Im Anschluss an den Festakt lud der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck alle Gäste zu einem Empfang ein. Dort gab es doppelten Grund zum Anstoßen und Feiern, denn kurz vorher hatte der Chef der Internationalen Filmfestspiele Berlin, Dieter Kosslick, Studio Babelsberg mit der Berlinale-Kamera ausgezeichnet – gemeinsam mit Stephen Daldry und David Kross, Regisseur bzw. Hauptdarsteller des in Babelsberg hergestellten Erfolgsfilms Der Vorleser. Kate Winslet erhielt als weibliche Hauptdarstellerin
einen Oscar.

Studio Babelsberg ist das weltweit älteste Großatelier-Filmstudio und zählt heute zu den führenden Standorten für die Herstellung von Spielfilm- und Fernsehproduktionen in Europa. Als regionaler Wirtschaftsfaktor und internationaler Player ist Babelsberg selbst ein Stück lebendige Filmgeschichte. Babelsberg hat etwas Magisches. Oder wie es Tom Hanks beim Dreh von Tom Tykwers neuen Film Wolkenatlas sagte: „Babelsberg – ich war beeindruckt und inspiriert von den vielen Filmen, die hier geboren wurden. Hierher zu kommen, um in Deinen historischen Studios zu drehen, war die Fantasie eines Filmstudenten, die für den erfahrenen Filmemacher zur Wirklichkeit wurde“.

Ausstellung und Buch zu 100 Jahre Babelsberg
Das Filmmuseum Potsdam hat seine ständige Ausstellung erneuert und präsentiert unter dem Namen „Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg“ im Erdgeschoss des Hauses eine schlüssig verdichtete Geschichte der Babelsberger Studios. Im Februar erschien zudem im teNeues Verlag das aufwendig illustrierte, zweisprachige Buch „100 Years Studio Babelsberg – The Art Of Filmmaking“, verschiedene Autoren skizzieren fakten- und anekdotenreich die Geschichte des Studios.


Studio Babelsberg AG
August-Bebel-Straße 26–53
14482 Potsdam-Babelsberg
Tel.: 49 331 7212137
E-Mail: eike.wolf@studiobabelsberg.com
www.studiobabelsberg.com