Einsteins Gäste in Caputh 1929 - 1932

„Zusammenkünfte staatsfeindlichen Charakters“?

_von Initiativkreis Albert-Einstein-Haus Caputh e.V._

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Das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh – ein Modell in der Ausstellung.

In den Jahren 1929 – 1932 findet Albert Einstein Ruhe und Erholung vom Großstadttrubel in seinem Sommerhaus in Caputh am Rande der Havel. Auch heute lohnt sich für die Bewohner der Metropole ein Besuch in der Provinz. Dort informiert eine Dauerausstellung des Initiativkreises Albert-Einstein-Haus Caputh e.V. im Bürgerhaus Caputh über „Einsteins Sommer-Idyll“. Im Rahmen des Themenjahres 2008 ‚Provinz und Metropole’ – Kulturland Brandenburg – stellt der Verein erstmalig das Caputher Gästebuch des berühmten Mannes aus.

Einsteins Haus ist eine von vielen Sommerresidenzen wohlhabender Berliner Bürger in Caputh. Mit der zunehmenden Industrialisierung werden die ländlichen Gegenden in der Nähe der Metropolen zu bevorzugten Refugien der Entspannung. Diese Zweitwohnsitze der großstädtischen Eliten sind auch Orte des kulturellen Austauschs, wie sich anhand von Einsteins Gästebuch in Caputh veranschaulichen lässt. Auf Wunsch des Hausherrn haben sich die Gäste stets mit Verschen einzutragen.

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Eine Skizze von Heiner Große. In der Ausstellung in Caputh kann das Original bewundert werden.

In dem Landhaus vor den Toren Berlins empfängt der Nobelpreisträger in den Jahren vor seiner Emigration viele Wissenschaftler und Intellektuelle wie den Physiker Max von Laue, den indischen Schriftsteller Rabindranath Tagore, den späteren Präsidenten Israels Chaim Weizmann, den Theaterkritiker Alfred Kerr, den Maler Hermann Struck, den Pianisten Edwin Fischer oder auch den damals zwölfjährigen Geiger Ruggiero Ricci.

Mit der Begründung, in Einsteins Haus fänden „Zusammenkünfte staatsfeindlichen Charakters“ statt, konfiszieren die Nationalsozialisten den Besitz im Jahr 1935. Zu den wichtigen Zeugnissen der wenigen Jahre Einsteins in Caputh gehört das Gästebuch, das mittlerweile im Leo Baeck Institut, New York, aufbewahrt wird.

Der Initiativkreis präsentiert das Buch im Original in der Zeit vom 19. April bis 31. August 2008. Dem Besucher eröffnet sich die Möglichkeit, sich der Bedeutung Einsteins für den historischen Ort auf neue Weise zu nähern.

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Ein Modell des Bootes mit dem Albert Einstein auf dem Templiner See und auf dem Schwielowsee segelte.

Um Einsteins Gästebuch „zum Sprechen zu bringen“, dokumentiert der Initiativkreis die Biographien der Gäste. Die Präsentation wendet sich an ein breites Besucherspektrum. So werden auch Schüler angesprochen, denen der Theaterkritiker Alfred Kerr durch den autobiografischen Roman seiner Tochter Judith Kerr „Wie Hitler das rosa Kaninchen stahl“ (1973) bekannt ist. Die biographischen Recherchen werden von Wissenschaftlern des Moses Mendelssohn Zentrums und des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam unterstützt. Prof. Dr. Rolf Emmermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Geoforschungszentrums Potsdam, ist der Schirmherr der Ausstellung.

Für diejenigen, die erst später im Jahr nach Caputh zu fahren gedenken, wird zukünftig ein Faksimile zur Verfügung stehen. Die Dauerausstellung widmet sich im übrigen folgenden Themenbereichen:

• Einsteins Architekt, dem jungen Konrad Wachsmann, der später die Industrialisierung des Bauens prägt

• Einsteins Haus mit dessen wechselvoller Geschichte, wie etwa der Nutzung durch das Jüdische Kinder- und Landschulheim

• Einsteins Caputher Zeit, in der er wesentliche wissenschaftliche Aufsätze schreibt, aber auch sein politisches Glaubensbekenntnis verfasst

Mit abwechselungsreich eingesetzten Medien, Video- und Hörstation, Computersimulation, PowerPoint Präsentation, Rechercheordner, Puzzle, Segelboot- und Hausmodell, werden alle Altersgruppen angesprochen.


Adresse der Ausstellung im
Bürgerhaus:
Straße der Einheit 3
14548 Schwielowsee / OT Caputh
Tel.: 49 033209 217772
E-Mail: info@sommeridyll-caputh.de
www.sommeridyll-caputh.de
Das Einsteinhaus kann von April bis Oktober an Wochenenden besichtigt werden.