Liebe Freunde

besten Dank für Ihre wie immer so interessante Zeitschrift aktuell , die ich stets von Anfang bis zu Ende lese.

Ich möchte mich auf den Artikel von Heike Kröger „Der Admiralspalast erwacht zu neuem Leben“ beziehen. Darin wird die Revue „Drunter und Drüber“ von 1923 erwähnt mit dem so populären Lied „Solang‘ noch untern Linden“. Leider wurde nicht erwähnt, dass dieses die erste einer Reihe von Haller Revuen war, deren Libretti alle von meinem Vater Dr. Fritz Oliven stammen. Mitarbeiter meines Vaters in den Haller Revuen waren Willi Wolff und Herman Haller und die Musik war von Walter Kollo.

Der jüdische Theaterdirektor Herman Haller hatte den Admiralspalast gepachtet und jede Hallerrevue lief dort mit Riesenerfolg und großem Aufwand ein ganzes Jahr lang, und zwar 1924: Noch und Noch; 1925: Achtung! Welle 505!; 1926: An und aus; 1927: Wann und wo.

Mein Vater war ein sehr bekannter Schriftsteller. Er schrieb unter dem Pseudonym RIDEAMUS viele humoristische Versbücher und Operettentexte, unter anderem „Der Vetter aus Dingsda“, Musik von Eduard Künneke und „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Strauss. Diese Operetten werden heute noch ständig auf deutschen Bühnen aufgeführt. Die Operetten „Der Vetter aus Dingsda“ und „Die drei alten Schachteln“ wurden sogar in der Nazizeit ständig aufgeführt, weil die Komponisten Künneke und Kollo sogenannte „Arier“ waren. Man ließ einfach das Pseudonym meines Vaters in Annoncen und Programmheften weg.

Es gelang meinen Eltern, meiner Schwester und mir noch im März 1939 von Berlin aus über Paris auszuwandern. Wir hatten „gekaufte“ Touristenvisen für Uruguay, deren Gültigkeit aber von der uruguayischen Regierung im letzten Moment annuliert wurde. Wir hatten dann das Riesenglück, über den brasilianischen Konsul in Marseille, Murillo Martins de Souza, Touristenvisen nach Brasilien zu erhalten und konnten so unser Leben retten. Der brasilianische Konsul erteilte uns diese Visen gegen die ausdrücklichen Instruktionen seiner Regierung. Er wurde später zwangspensioniert. Hier in der Emigration in Porto Alegre schrieb mein Vater sein einziges Prosabuch „Ein heiteres Leben“. Er verstarb in Porto Alegre im Jahre 1956.

Bitte teilen Sie mir mit, wenn Konsul Murillo Martins de Souza auch Ihnen geholfen hat. Ich würde dann die Initiative ergreifen und beantragen, dass unser Retter in Yad Vashem mit dem Titel Righteous among the Nations (Gerechter unter den Nationen) ausgezeichnet und geehrt wird.


Klaus Oliven
Chiffre 107201