Themenabend Biologische Vielfalt in den Bezirken

Ideenentwicklung zur Förderung Biokultureller Vielfalt in den Bezirken

2018 startete die Themenabendreihe „Biologische Vielfalt in den Bezirken“ in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Dokumentation des Themenabends 2018 finden Sie hier.
Am 10.04.2019 hat Charlottenburg-Wilmersdorf Vertreter aus der Verwaltung, Naturschutzverbänden und der interessierten Öffentlichkeit eingeladen und den Schwerpunkt auf „Biokulturelle Vielfalt“ gesetzt.

Biokulturelle Vielfalt - eine Annäherung

Ulrich Heink
Biokulturelle Vielfalt basiert auf den Beziehungen zwischen biologischer und kultureller Vielfalt und prägt die Identität von Orten. Natur ist nicht nur Dienstleisterin für ein Ressourcenangebot, für das es eine Nachfrage gibt. Menschen erholen sich in der Natur, sie staunen über sie, sie betreiben Naturforschung oder sie formen sie in Gärten oder Parks. Natur bedeutet Menschen etwas im doppelten Sinne – zum einen als Denkmal oder Symbol und zum anderen als etwas Wertvolles, das es zu bewahren gilt.

Das Konzept der biokulturellen Vielfalt und Umsetzungsbeispiel in Berlin und anderen Städten

Daniel Brinkmeyer
Das Forschungsprojekt “Green SURGE – Grüne Infrastruktur und urbane Biodiversität für eine nachhaltige Stadtentwicklung und grüne Wirtschaftszweige” wurde zwischen 2013 und 2017 transdisziplinär in 17 Ländern durchgeführt.
Der Fokus lag in der Erfassung von Wahrnehmung und Wertschätzung der Biodiversität von städtischen Grünflächen in Abhängigkeit von unterschiedlichen sozialen und gesellschaftlichen Gruppen. In 5 europäischen Städten wurden zusätzlich sogenannte Stadtlabore eingerichtet. Hier wurden in einer Geländestudie die Kernfragen, ob Stadtbewohner, in Abhängigkeit der soziokulturellen Hintergründe, Unterschiede in der Artenvielfalt wahrnehmen, wie sie diese Artenvielfalt bewerten und ob es einen Einfluss auf die Nutzung dieser Flächen gibt, gestellt.

Das Ergebnis: Städter lieben Artenvielfalt.

Aufbauend auf den Befunden wurde ein noch laufendes Folgeprojekt entwickelt, welches die Erkenntnisse in ein greifbares Ergebnis überführt. Zusammen mit der Caspar-David-Friedrich-Schule in Berlin-Hellersdorf wurde das Fokusprojekt Essbare Schule initiiert. Ziele hierbei sind der Einbezug von Biodiversitätsaspekten in die Umweltbildung und Nutzung des Schulgartens sowie langfristig die Wildkräuter von einer Brache im direkten Schulumfeld zur Ergänzung der schuleigenen Küche zu nutzen.

Die Naturkulturen der Stadt: Die Zuschreibung von Rollen für Berliner Naturorte in der Vergangenheit und heute

In Anlehnung an die 4 Typen der Stadtnatur von Ingo Kowarik beschrieb Frau Baumeister-Frenzel die Geschichte des Ortsteils Charlottenburg anhand des Spandauer Berges und des Lietzensees. Beides sind geologische Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft nach der Weichseleiszeit. Aufgrund wachsender menschlicher Einflüsse wurde der Spandauer Berg zuerst urbar gemacht und als landwirtschaftliches Kulturland genutzt. Später entstanden hier auf dem Teltower Höhenrand verschiedene beliebte Ausflugslokale und das Schloss Ruhwald mit einer ausgedehnten Parkanlage und verschiedenen Bauten als symbolische Natur der gärtnerischen Landschaft. Darüber hinaus sind Anfang des 20. Jahrhunderts viele Kleingartenkolonien um den Park herum entstanden. Im Zuge der spezifisch urban-industriellen Natur sind die meisten Gebäude im heutigen Ruhwaldpark mittlerweile abgerissen bzw. warten als denkmalgeschützte Bauten, wie die Arkaden, auf ihre Restaurierung.

Am Lietzensee entstand im 19. Jahrhundert ein privater Park mit Villa. Die Stadt Charlottenburg kaufte das Gelände samt Lietzensee Anfang des 20. Jahrhunderts und errichtete unter der Federführung Erwin Barths die Kaskaden. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Gelände im Sinne eines Landschaftsparks für die Anwohnerinnen und Anwohner umgestaltet. Der heute als Gartendenkmal gelistete Lietzenseepark wird seit einigen Jahren behutsam in Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung Erwin Barths restauriert und gepflegt. Dabei wird die Verwaltung von vielen engagierten Anwohnerinnen und Anwohnern tatkräftig unterstützt. Wie viele andere Grünanlagen in der Stadt, so sieht sich auch der Lietzenseepark vor neue Herausforderungen gestellt. War es noch vor wenigen Jahrzehnten verboten Rasenflächen zu betreten, so gelten Grünflächen heute als verlängertes Wohnzimmer sowieTreffpunkt für Jung und Alt. Die heutigen multifunktionalen Nutzungen müssen dabei in Einklang mit Denkmalschutz und Pflege gebracht werden.

Urban Gardening als eine neue form der Auseinandersetzung von Menschen mit Natur - Beispiele aus Charlottenburg-Wilmersdorf

Elisabeth Meyer-Renschhausen stellte verschiedenste Initiativen urbaner Agrarkultur vor, die meisten hiervon im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Zu diesen zählen insbesondere der Verein Mosaik-WfB gGmbH am Fürstenbrunner Weg, der Ziegenhof in der Danckelmannstraße.

Diese Initiativen sind beeindruckende Beispiele dafür, wie sich Bürger*innen oder gemeinnützige Träger mit Stadtnatur auseinandersetzen. Hier wurden Wege gefunden, wie die Erzeugung gartenbaulicher Produkte und die Erhaltung biologischer Vielfalt mit sozialen Projekten einhergehen. Der Verein Mosaik arbeitet mit Behinderten, die Kleingartenkolonie Bad Oeynhausen ist eine Gemeinschaft mit aktiver Vereinsarbeit und musste sich bis vor wenigen Jahren für ihre Erhaltung kämpfen musste, und der Ziegenhof, der aus der Hausbesetzerszene entsprang, hatte zum Ziel, Sie wollten eine für alle zugängliche Grün- und Spielfläche schaffen. Diese und viele weiteren Initiativen besitzen mittlerweile einen großen Erfahrungsschatz in der Bewirtschaftung und Gestaltung von Freiflächen. Darüber hinaus gibt es auch ein großes Wissen, wie Prozesse zu organisieren sind, um solche Freiflächen zu erhalten und zu entwickeln.

Schlossgarten Charlottenburg - Gartendenkmalpflege als gärtnerischer Beitrag zum Naturschutz

Gerhard Klein
Charlottenburger Schloss und Garten wurden 1699 als 1. Gartenanlage im französisch-barocken Stil errichtet. Nur 90 Jahre später fand im nördlichen Bereich eine Umgestaltung zum Landschaftsgarten statt. Seit den 1950er Jahren erfolgt die Wiederherstellung nach alten Plänen. Historische Sorten und über Jahrzehnte weitergegebenes gärtnerisches Wissen stellen dabei einen kulturellen Schatz dar.

Zu erkennen ist der Spagat zwischen Denkmalschutz und pflegetechnischer Machbarkeit, Naturschutz und Verkehrssicherheit sowie Akzeptanz durch die Besucher. So konnten viele alte Bäume nur durch radikale Schnittmaßnahmen gerettet werden, was nicht allen sofort gefällt. Auch bieten alte Totholzbäume viele Habitate für Vögel und Insekten, stellen aber gleichzeitig eine Gefahr für den Menschen dar. So z.B. auch der Biber, der, als er 2011 das erste Mal im Schlossgarten auftauchte, nur für einen temporären Besucher gehalten wurde. Mittlerweile hat er sich häuslich eingerichtet und die Mitarbeitenden haben gelernt mit seinen Umgestaltungen umzugehen. Herr Klein: „Leider kann er nicht die Pflegewerke lesen und entscheidet sich nicht immer für die Bäume die auch entnommen werden sollen“. Seit dem letzten Jahr werden darüber hinaus die Langgraswiesen schonend durch Gotlandschafe beweidet. Gartendenkmalpflege und Naturschutz gehen somit Hand in Hand.

Workshop

Die Vorträge dienten als Anregung zum anschließenden Workshop. Dieser war in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil wurden die Teilnehmer*innen aufgefordert, Ideen für Projekte zum Thema biokultureller Vielfalt in den Bezirken zu formulieren. Aus der Sammlung dieser Ideen wurde eine Auswahl getroffen, die im zweiten Teil weiter bearbeitet wurden. Grundfrage war hierbei, was getan werden muss, um die Ideen in einem Bezirk umzusetzen. Es wurden folgende Leitfragen formuliert:
  • Wie könnte das Thema in einem Bezirk konkretisiert werden?
  • Welche Akteure sind einzubeziehen?
  • Welche Probleme können auftauchen?
  • Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Ideensammlung für Projekte zum Thema biokulturelle Vielfalt in den Bezirken

Umweltkommunikation und -bildung

  • Verwendung einfacher, bürgerfreundlicher Sprache unter Vermeidung von Fachjargon
  • Vermittlung biokultureller Vielfalt in Exkursionen („raus aus dem Saal, rein in die Grünfläche“); Vor-Ort-Erfahrung von kulturell und naturschutzfachlich relevanten Bereichen im Bezirk,
  • Verstärkung akzeptanzfördernder Maßnahmen bei der Vermittlung von Naturschutzbelangen, z. B. Einbringen von Pflanzen mit hübschen Blühaspekten wie in Wildstaudenwiesen für Bestäuber
  • Marketingaktivitäten, z. B. Hinweise für Möglichkeiten des Engagements von Bürgerinitiativen und ehrenamtlich aktiven Bürger*innen, wie bei Baumscheibenbegrünung
  • Vermittlung von Naturschutzbelangen außerhalb des professionellen und ehrenamtlichen Naturschutzes, z. B. Bezirksverwaltung, Wohnungsbaugesellschaften, Kirchengemeinden, Bürger*innen

Veranschaulichung der Verbindungen zwischen Kunst & Kultur und biologischer Vielfalt, insbesondere

  • Veranschaulichung von Ökosystemleistungen durch Kunst & Kultur
  • Bewertung der Attraktivität verschiedener Bereiche von Stadtnatur für Künstler
  • Darstellung des Einflusses des kulturellen Hintergrund auf das künstlerische Werk, das Natur als Gegenstand hat

Bereitstellung von Freiflächen für naturschutzbezogene Nutzungen

  • Herstellung der Verfügbarkeit von Flächen für Umweltbildung und Urban Gardening in der Jungfernheide

Pflege von Grünflächen (Straßenbegleitgrün, Parks etc.)

  • Anpassung der Pflege an Besonderheiten der Fläche (z. B. Berücksichtigung von Blühaspekten bei der Mahd)
  • Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Pflege von Grünflächen
  • Sicherstellung der Pflege von Stadtbäumen und/ oder finanzielle Unterstützung der Anwohner*innen bei Baumscheibenbepflanzung
  • Hinterfragung der aktuellen Praxis der Baumpflege, z. B. der Entfernung von Stamm- und Stockaustrieben

Berücksichtigung „grüner Belange“ bei Bauvorhaben oder der Entwicklung von Freiflächen

  • Umsetzung naturschutzfachlich befriedigender Außenanlagenpläne und Dachbegrünung
  • Festlegung von insektenfreundlicher Bepflanzung auf Grünflächen bei Wohnbauprojekten
  • Förderung der Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben zur Berücksichtigung von wohnumfeldnahem Grün
  • Stärkung/ Schaffung von gesetzlichen Grundlagen zum Einbringen der grünen Belange
  • Berücksichtigung des Naturschutzes bei der Anlage von Dach- und Freiflächen, z. B. im Hinblick auf Bestäuberfreundlichkeit
  • Verstärkte Anregung der Anlage von Grünflächen bei Bauvorhaben

Ergebnisse des Workshops

Wie kann man „biokulturelle Vielfalt“ in einem Bezirk umsetzen?

Zwei Themen („Pflege von Grünflächen – Straßenbegleitgrün, Parks etc.“ und „Berücksichtigung „grüner Belange“ bei Bauvorhaben oder der Entwicklung von Freiflächen“) wurden vertieft diskutiert.

Arbeitsgruppe 1: Pflege von Grünflächen (Straßenbegleitgrün, Parks etc.)

Es wurde insgesamt bemängelt, dass eine naturschutzfachlich sinnvolle Grünflächenpflege nicht gewährleistet sei. Unverständlich sei es vor allem, wenn Blühhorizonte einfach abgemäht würden oder zu Zeitpunkten gemäht würden, an denen es aufgrund des Aufwuchses nicht sinnvoll ist (z. B. im September) Hierfür wurden mehrere Ursachen ausgemacht:
  • Die Grünflächenämter sind insgesamt personell völlig unterbesetzt. An dieser Situation wird sich vermutlich auch in den nächsten 2-3 Jahren nicht viel ändern, da die Einstellung von Mitarbeiter*innen nur sehr schleppend verläuft
  • Die Pflege der Grünflächen wird i. d. R. an Firmen vergeben. Das ist mit verschiedenen Problemen verbunden: a) in der Ausbildung der Gärtner spielen ökologische Aspekte eher eine untergeordnete Rolle b) es wird vermutet, dass Pflegepläne zu wenig detailliert ausgearbeitet sind (z. B. im Hinblick auf Mahdzeitpunkt) und dass es auch keine Standards der Qualitätssicherung gibt; allerdings wurde darauf verwiesen, dass gerade dies Thema des „Handbuchs Gute Pflege“ sei, dass derzeit in Federführung durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erarbeitet wird c) da eine große Fluktuation bei den Firmen herrscht, die eine Flächen pflegen, können schwer Erfahrungen gesammelt verarbeitet werden; eine kontinuierliche Pflege ist nicht gewährleistet
Die Lösungen dieser Probleme sind naheliegend:
  • Einstellung von mehr Personal im Grünflächenamt
  • Durchführung der Pflege durch Mitarbeiter*innen des Grünflächenamtes in Eigenregie
  • Schulung der Mitarbeiter der Grünflächenpflege, idealerweise in einer Art Ausbildung zum „biologischen Pflegegärtner“

Allerdings werden diese Lösungen nicht kurzfristig wirksam. Daher stellt sich die Frage, wie man eine ansprechende Pflege für die Zeit gewährleisten kann, bis ideale Rahmenbedingungen geschaffen sein werden.

Hier zeigte sich, dass die anwesenden Initiativen durchaus bereit sind, bürgerliche Verantwortung für „ihre“ Grünflächen zu übernehmen. Allerdings müssten hierfür die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die Vorstellung, dass Bürger*innen die Arbeit der Verwaltung machen, wird als unbefriedigend empfunden. Daher sollte darüber nachgedacht werden, wie die Verwaltung Bürger*innen unterstützen kann. Hier wurde insbesondere angeregt, eine Mittlerebene zwischen Bezirksamt und Bürgern auf Quartiersebene zu installieren. Die Aufgabe eines solchen „Quartiersgrünmanagers“ wären u. a. die Beratung von Bürger*innen bei der Grünflächenpflege, die materielle Unterstützung (z. B. mit Gartengeräten, Wasser) und die Unterstützung bei der Einholung von behördlichen Genehmigungen.
Dass Berliner Bürgern ihre urbane Landschaft wichtig ist, wurde in der Vergangenheit immer wieder deutlich. Oft standen hierbei Bäume im Fokus der Aufmerksamkeit. Mittlerweile gibt es jedoch auch eine starke Tendenz der Erhaltung von wiesenartigen Strukturen. Bemerkenswert ist, dass es Initiativen von Seiten der Bürger gibt, sowohl solche Flächen anzulegen (s. Thema Bauflächen) als sich auch an der Pflege vorhandener Flächen (s. Straßenbegleitgrün) zu beteiligen. Hier bieten sich große Chancen für den Naturschutz.

Arbeitsgruppe 2: Berücksichtigung „grüner Belange“ bei Bauvorhaben oder der Entwicklung von Freiflächen

Hier fokussierten sich 4 Schwerpunkte unter den Teilnehmenden heraus. Zum einen die für Bürger*innen oft unverständliche Bürokratie der Berliner Verwaltung. Es wurde erläutert, dass die Verwaltungsstrukturen bzw. Zuständigkeiten in den jeweiligen Ämtern zu kompliziert für die Bürger*innen seien. Des Weiteren wurden mangelnde Vorgaben für den Naturschutz in der Stadtplanung sowie eine stärkere Partizipation bei Bauvorhaben und Freiflächenentwicklung im Umfeld angesprochen. Hier wünschen sich die Bürger*innen zudem eine stärkere Anerkennung für bürgerschaftliches Engagement von Seiten der Verwaltung. Als letzter Punkt wurde kurz die Umweltbildung erörtert.

Mögliche Lösungen:
  • eine Art Leitfaden für den Behördengang
    An welche Stellen können sich Bürger*innen mit einem konkreten Problem/Fragestellung wenden, anstatt von einer Person zur nächsten weitergereicht zu werden?
  • Umstrukturierung der Berliner Verwaltung
  • Ausgleich für Entsiegelung von Anfang an als Teil vom Bauplan mit einbeziehen (z. B. Dachbegrünung)
  • bei geplanten Versiegelungen im Zuge von Maßnahmen, sollte vor Durchführung der Maßnahmen eine entsprechende Entsiegelung als Ausgleich stattfinden
  • Entsiegelungen von Flächen generell stärken
  • stärkerer Austausch und engere Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Umweltamt
    Hier wurden vor allem die fehlenden naturschutzrechtlichen Befugnisse von Seiten der UNB für die Stadtplanung (Ausnahme bildet der BFF) angesprochen.
  • Verwaltungsinstrumente für eine effektive Umsetzung naturschutzrechtlicher Belange in der Praxis einführen
  • Vorgaben in B-Plänen für Freiflächen und Gründächer präzisieren, statt lediglich einer Prozent- bzw. Größenangabe
    Pflanzenarten sind konkret festzulegen
    Mischungen für verschiedene Flächentypen und Standorte vorgeben
  • Ökologischere Gestaltung der öffentlichen Grünflächen durch das Grünflächenamt
  • Stärkerer Einfluss der Politik für naturschutzrechtliche Belange
    dies muss auch durch die Bürger*innen selbst erfolgen
  • Stärkere Beteiligung von Bürger*innen bei kleineren Bauvorhaben in der Freiraumgestaltung
    Mieter*Innen von Wohnungsbaugenossenschaften
    Anwohnerinnen und Anwohner bei Grünräumen im Kiez
  • Eine stärkere Absprache zwischen Bürger*innen und dem Grünflächenamt, z. B. in der Baumscheibenbegrünung
  • Stärkere Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung mit Verweisen zu Experten und Verbänden, zur fachlich korrekten ökologischen Durchführung sowie Artenlisten zur Gestaltung
    z.B. bestäuberfreundliche Flächen
    Fachleute befinden sich z.B. im Ökowerk oder der Grünen Liga
  • Stärkung der Umweltbildung von klein auf
    nur was man kennt, wird auch wertgeschätzt
  • Entwicklung neuer moderner Formen der Umweltbildung, um weitere Zielgruppen zu erreichen, z.B. Spaziergänge nach Clubbesuch mit Musik (niedriger Schallpegel) im Park

Viele der genannten Lösungen sind in Ihrer Umsetzung eher als mittel- und langfristig zu betrachten, da erst die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben von Seiten der Politik zu leisten sind. An dieser Stelle sind auch die Bürger*innen gefragt, die sich für die Stärkung und Durchsetzung der ökologischen Belange bei ihren politischen Vertretern einsetzen müssen. Darüber hinaus bedarf es einer personellen Stärkung der Verwaltung für eine bürgernahe Verwaltung und verbesserte Öffentlichkeitsarbeit. Auch hinsichtlich der ämter- und akteursübergreifenden Themen, wie ökologische Stadtplanung, Bürgerbeteiligung oder Umweltbildung werden im Vorfeld ausgiebige Absprachen hinsichtlich der Ausrichtung und Konzepterarbeitung zu führen sein.

Schlussfolgerungen: Was sind zukünftige Aufgaben einer Unteren Naturschutzbehörde für die Entwicklung biokultureller Vielfalt?

Im Laufe der Veranstaltung wurde deutlich, dass biokulturelle Vielfalt ein Thema ist, das bereits heute im urbanen Zusammenhang eine große Bedeutung hat und in Zukunft möglicherweise noch größere Bedeutung haben wird. Die Bürger*innen schätzen nicht nur biologische Vielfalt, sie würden auch gerne mehr Verantwortung übernehmen, um biologische Vielfalt zu bewahren. Allerdings gehen ihre Vorstellung der Erhaltung von Grünflächen und jene von Behörden zum Teil auseinander. Hier ist es notwendig, die Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung und den Kommunikationsprozess zwischen Bürger*innen und Verwaltung zu verstärken. Aber auch wenn es eine Konvergenz der Ziele zur Erhaltung biologischer Vielfalt von Bürger*innen und Verwaltung gibt, fühlen sich die Bürger*innen in ihrem Tatendrang oft gebremst. Hier wird es in Zukunft darum gehen Bürger*innen eine größere Hilfestellung zu geben (z. B. bei Behördengängen, in materieller Ausstattung, bei der Organisation von Veranstaltung etc.). Ist dies erreicht, hat man vielleicht noch nicht das Artensterben besiegt, aber die Bezirke Berlins ein großes Stück lebenswerter gemacht.

Wir danken den Referent*innen für hochinteressante und aufschlussreiche Vorträge und allen Teilnehmer*innen für ihr Engagement, wertvolle Diskussionsbeiträge und konstruktive Vorschläge zur Entwicklung biokultureller Vielfalt.