Drucksache - 0803/III
Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:
(Text siehe Rückseite)
Abt. Jugend, Schule und Sport - 23700
Bezirksverordnetenversammlung Drucksache Nr. 0803/III Mitte von Berlin
Vorlage - zur Kenntnisnahme –
über
Sommercamps an bzw. für Berliner Ganztagsgrundschulen
Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:
Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 16.10.2008 folgende Aufforderung an das Bezirksamt beschlossen (DS-Nr. 0803/III):
„Das Bezirksamt wird aufgefordert, dass in Zusammenarbeit mit den Ganztagsgrundschulen ein Konzept entwickelt wird, das die Einrichtung von Sommercamps im Ferienbereich der Berliner Ganztagsgrundschulen vorsieht. Dieses Programm soll zur Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse von Kindern mit Defiziten in der deutschen Sprache beitragen.“
Das Bezirksamt hat am 14.06.2011 beschlossen, der Bezirksverordnetenversammlung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu geben:
Ferienangebote zur Sprachförderung können schulische Angebote sinnvoll ergänzen. Erfolg und Nachhaltigkeit hängen dabei von vielen Faktoren ab.
Als wesentlich haben sich dabei nach einer Analyse im Rahmen der Berichterstattung des Senats an das Berliner Abgeordnetenhaus über „Sommercamps an Berliner Ganztagsgrundschulen“ (Drs. 16/2464, 04. 06. 2009) herausgestellt, an die Ausgangslagen der Schülerinnen und Schüler, ihren Interessen und auch ihrer Motivation, in der Ferienzeit an ihrer Sprachkompetenz zu arbeiten, anzuknüpfen. Als sinnvoll hat sich weiterhin erwiesen, Ferienangebote in enger Kooperation mit den Schulen der Schülerinnen und Schüler durchzuführen, um das Vorhandene einzubeziehen, das in der Ferienzeit Erlernte zu würdigen und nahtlos weiter zu entwickeln. Die individuelle Förderung in kleinen Lerngruppen sowie die Verbindung mit zusätzlichen kreativen Angeboten, um neue Bezüge und Zugänge zur Sprache zu erschließen, sind ebenfalls wesentlich. Natürlich ist qualifiziertes Personal ebenso wichtige Voraussetzung für den Lernerfolg wie eine lernfördernde Umgebung außerhalb des unmittelbaren schulischen Kontextes. Erfahrungen belegen, dass sich in den meisten Fällen die nähere Umgebung zum Wohnort als wichtige Voraussetzung für die Teilnahme erweist, da für viele Eltern ein mindestens 2-bis 3-wöchiger Aufenthalt mit Übernachtung nicht finanzierbar ist.
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen an Ferienmaßnahmen mit Gleichaltrigen auch anderer Herkunftssprachen stets einen großen Effekt auf das Erlernen einer gemeinsamen Kommunikationssprache, hier der deutschen Sprache, hat. Gerade der außerschulische Kontext kann, wie bereits erwähnt, neue Zugänge erschließen, die sich positiv auf die sprachlichen Fähigkeiten auswirken. Dies zeigt sich im Übrigen auch, wenn die Maßnahme nicht speziell auf die Sprachförderung ausgerichtet ist. Die Kombination von Lernen, Spaß und Erholung können zu einem bemerkenswerten Zuwachs an sprachlicher Kompetenz führen. Daher unterstützt das Bezirksamt auch durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln kostengünstige Ferienmaßnahmen freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Diese Angebote werden gern angenommen und sind auch für 2011 bereits ausgebucht.
Für spezielle Sprachförderangebote ist der organisatorische und finanzielle Aufwand erheblich höher. Dies ist im Regelfall ohne Drittmittel nicht realisierbar. Doch der Einsatz von zeitlich nur begrenzt verfügbaren und auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtete Mittel aus Programmen und von Sponsoren erlaubt es im Regelfall nicht, qualifizierte Angebote zu verstetigen und Planungssicherheit zu ermöglichen. Die Kontinuität dieser Angebote ist jedoch u. a. wichtige Voraussetzung für deren Evaluation im Hinblick auf den Erfolg der eingesetzten fachlichen Konzepte und die Gewährleistung der Ergebnis- und Erfahrungssicherung.
Im Bezirk Mitte wird seit 2006 das Projekt „Ferienschule“ realisiert. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt von fünf weiterführenden Schulen, der City-Volkshochschule und dem Center für Digitale Systeme (CeDIS) der FU Berlin, gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Gegenwärtig läuft die Anmeldung für verschiedene Angebote der Ferienschule in den bevorstehenden Sommerferien (04.- 22.Juli 2011). Die Programme gliedern sich jeweils in einen Vormittagsbereich mit Fremdsprachen und Mathematik und in einen Nachmittagsbereich mit kreativen und spielerischen Angeboten für Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 13. Zielstellung ist es, Schülerinnen und Schüler insbesondere darin zu unterstützen, einen höher qualifizierenden Schulabschluss zu erreichen und die Ausbildungschancen zu verbessern. Das Angebot ist kostenlos. Beeindruckend ist die große Nachfrage. Ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Winter- und Osterferien und ca. 50 in den Sommer- und Herbstferien wurden mit den Ferienprogrammen erreicht. Leider läuft das Programm nur bis Ende 2012, wenn es nicht gelingt die auslaufenden ESF-Mittel zu ersetzen und eine Anschlussfinanzierung zu ermöglichen. Das Bezirksamt wird sich um Drittmittel bemühen, gleichwohl wäre eine Absicherung im Haushaltsplan des Bezirks geeigneter, um das erfolgreiche Projekt zu sichern. Doch es ist ungewiss, ob dies im Rahmen der komplizierten Haushaltslage des Bezirks gelingt.
Ein spezielles Ferienangebot zur Sprachförderung für Grundschülerinnen und Grundschüler konnte das Bezirksamt bisher nicht realisieren, auch wenn dies als sinnvoll und wünschenswert angesehen wird. Neben dem hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand gilt es, für diese Altersgruppe spezielle Anforderungen zu berücksichtigen. Diese bestehen u.a. darin, eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern zu gewährleisten, um z.B. Transport und ggf. Unterbringung zu sichern. Auch die Tatsache, dass spezielle Sprachförderangebote in den Ferien nach Auffassung der Expertinnen und Experten erst ab einer Dauer von 14 Tagen nachhaltige Wirkung zeigen, stellt an das pädagogische Konzept für diese Altersgruppe, die Organisation und Akzeptanz der Familien und deren persönliche Ferienplanung besondere Anforderungen.
Nicht in jedem Falle bedarf es zentral organisierter Angebote des Bezirksamtes für die Sprachförderung in den Ferien. Die Schulen unseres Bezirks nehmen ihre Eigenverantwortung wahr und organisieren oftmals selbst und mit Unterstützung von Eltern und Drittmittelgebern sinnvolle Ferienangebote. Verwiesen werden soll an dieser Stelle auch auf die vielfältigen und interessanten Angebote der Kinder- und Jugendförderung freier und kommunaler Träger, die sich an Schülerinnen und Schüler jedes Alters richten. Auch die Sportvereine des Bezirks und andere Einrichtungen, Institutionen und Organisationen sind in diesem Bereich tätig.
Für den Bereich der Grundschule sei hier beispielhaft verwiesen auf das erstmalige Ferienangebot des JugendKulturZentrums PUMPE. In Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung lädt die Einrichtung zu einem 10-tägigen Theater - und Sprachcamp für Kinder mit Förderbedarf in Deutsch in den diesjährigen Sommerferien ein. Das Sprachfördercamp richtet sich an Mädchen und Jungen der 4. und 5. Klassen. Das Angebot ist kostenlos, für die Beköstigung sind für den gesamten Zeitraum jeweils 10 Euro zu zahlen. Alle Grundschulen des Bezirks wurden über dieses Angebot informiert.
Das Bezirksamt wird sich auch in Zukunft bemühen, Familien unseres Bezirks zu unterstützen, ihren Kindern erholsame und sinnvolle Ferienangebote zu unterbreiten. Diese Angebote richten sich vor allem an sozial schwache Familien, die sich kommerzielle Angebote oft nicht leisten können.
Ein eigenes, alle Grundschulen des Bezirks umfassendes Konzept zur Sprachförderung von Grundschulkindern des Bezirks kann der Bezirk im Rahmen seiner Zuständigkeit und aufgrund seiner finanziellen Situation nicht ermöglichen. Gleichwohl räumt der Bezirk der Sprachförderung auch im Rahmen der Feriengestaltung hohe Priorität ein. Das Bezirksamt wird sich in diesem Sinne auch weiterhin bemühen, alle Möglichkeiten zu nutzen, um durch eine enge Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht, den Schulleitungen und den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe entsprechende Initiativen zu unterstützen, Drittmittel zu akquirieren und auf bestehende Angebote Dritter hinzuweisen. Das Bezirksamt wird auch anregen, sich diesem Thema im Rahmen der Schwerpunktsetzung des bezirklichen Sprachförderzentrums zu widmen.
Verwiesen werden soll abschließend auf die Ausführungen des Senats in der o. g. Berichterstattung an das Berliner Abgeordnetenhaus. Darin heißt es u. a.: „Für die Erprobung von Ferienangeboten zur Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern der Grundschule bemüht sich die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung eine Finanzierung sicherzustellen.“ Ergebnisse dieser Bemühungen liegen dem BA bisher nicht vor.
Rechtsgrundlage: § 13 i. V. mit § 36 BezVG
Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung:
a)Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben: keine b)Personalwirtschaftliche Auswirkungen: keine
Berlin, den 14.06.2011
Dr. Hanke Schrader Bezirksbürgermeister Bezirksstadträtin für Jugend, Schule und Sport
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