Tamara Schönnebeck – die dienstälteste Mitarbeiterin
in einem jungen Team
Als ich realisiert habe, dass es jetzt 35 Jahre sind, war ich wirklich ein bisschen gerührt. Was ich ganz lustig finde: Wenn meine Kolleg*innen mitbekommen, wie lange ich schon hier bin, dass die sagen: „So alt bin ich nicht mal.“ oder: „Da war ich acht, als Du angefangen hast im Tannenhof zu arbeiten.“ Also das ist schon ein wirklicher Wahnsinns-Zeitabschnitt, mehr als ein halbes Leben inzwischen.
35 Jahre ein Arbeitgeber und doch viele Karriereschritte
Noch bis zum 45. Dienstjahr zu arbeiten, das möchte ich im Tannenhof! Das will ich auch, denn das ist wirklich das Besondere. 35 Jahre hören sich sehr, sehr lange an und manche könnten auch sagen: „Ach, was für eine einfallslose Vita!“ Ist es aber nicht. Ich habe als junge Frau, fast Berufsanfängerin, im Tannenhof angefangen zu arbeiten und hatte seitdem ganz viele unterschiedliche Positionen, Aufgaben und Verantwortungen, in doch einigen verschiedenen Bereichen.
Ich war erst Erzieherin im Kinderhaus der Drogentherapieeinrichtung Tannenhof (Anm. d. Red.: inzwischen wird der Standort in der Mozartstraße nur noch „Der Tannenhof“ genannt), habe dann in den Nachsorge-Kinderladen gewechselt, um schließlich die Leitung des Kinderhauses zu übernehmen.
Zu damaliger Zeit war es bundesweit was Besonderes, im Bereich der Drogentherapie mit den Eltern und den Kindern zu arbeiten.
Der Tannenhof zählte auch damals zu den innovativen und ersten Einrichtungen, die Kinder mit aufgenommen haben. Es war sinnvoll, dass die jungen Eltern zusammen mit ihren Kindern ein nüchternes Leben begonnen haben. Das war einerseits eine Doppelbelastung, aber auch eine große Chance. Die Eltern und die Kinder konnten sich in einem geschützten Rahmen wieder annähern, Schwierigkeiten gemeinsam meistern in einer therapeutischen Gemeinschaft, die der Tannenhof damals für die Bewohner*innen war.
Vielfalt macht den Tannenhof Berlin-Brandenburg aus
Nach 12 Jahren im Kinderhaus musste aber auch was Neues her.
Trotzdem war ich war froh, im Träger wechseln zu können, der sich inzwischen vergrößert und spezialisiert hatte.
Ich bin hierher in die Tagesgruppen gekommen, und auch da habe ich verschiedene Bereiche durchlaufen:
erst im Team, dann Teamleitung, jetzt Abteilungsleitung.
Es gab und gibt für mich viele Weiterentwicklungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Es hat mit Gestaltpädagogik angefangen, ich habe berufsbegleitend Sozialpädagogik studiert und dann eine Weiterbildung zur systemischen Familientherapeutin abgeschlossen.
Aus der Kirchgemeinde zur Sucht- und Kinderhilfe
Vor dem Tannenhof Berlin-Brandenburg war ich in einer Kirchengemeinde tätig. Mit dem Konfirmandenunterricht habe ich mich in der Kinder- und Jugendarbeit in Kirchengemeinden engagiert, da hat sich auch mein Berufswunsch entwickelt. Den Tannenhof Berlin-Brandenburg kannte ich vorher nicht. Ich bin reingesprungen ins kalte Wasser – und 35 Jahre geblieben.
Zum Tannenhof in die Drogentherapiearbeit war für mich ein neues Arbeitsfeld. Der Träger war und ist ein sehr innovativer Arbeitgeber und es war in den 1980er Jahren schon eine tolle Aufbruchszeit. Wir gehörten damals zu den ersten Einrichtungen für Suchttherapie, in die Kinder mit aufgenommen wurden und die Arbeit hat für mich Sinn gemacht.
Ich habe dann später (nach 12 Jahren) meine Leidenschaft für die Tagesgruppenarbeit entwickelt. Wir hatten damals im Kinderhaus den Nachsorge-Kinderladen, der 1992 in eine Tagesgruppe für Kinder umgewandelt wurde. Mit dem damaligen neuen Konzept der Tagesgruppen wollte der damalige Jugendamtsdirektor in Tempelhof, dass der Tannenhof Berlin-Brandenburg das Angebot auch für die Familien im Bezirk erweitert.
Und diese Tagesgruppe für den Bezirk wurde dann in der Alte Feuerwache eingerichtet. Mit meinem Wechsel dorthin, wurde der Standort erweitert, zwei Gruppen eingerichtet und nicht viel später wurde das Konzept um das Schulkooperationsangebot erweitert.
Inzwischen Fachteamleitung
In die verschiedenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten bin ich reingewachsen und habe meine Qualifikationen erweitert.
Ich habe mir ja auch Gedanken gemacht: Was war es, was mich gehalten hat?
Es ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die für mich wichtig ist, und es sind die Teams, die diese Arbeit tragen – mit viel Engagement und auch mit viel Spaß und Freude! In den Tagesgruppen arbeiten viele Kolleg*innen, die schon lange da sind… und ich mag diese Mischung aus sehr erfahrenen Pädagog*innen, aber auch junge Menschen, die neu dazu kommen, neue Eindrücke, neue Erfahrungswelten mitbringen, wovon ich auch immer wieder profitiere.
Auch ist es von großem Vorteil in der Zusammenarbeit mit anderen Kooperationspartner*innen, wie zum Beispiel dem Jugend- und Schulamt, dass langjährige Kolleg*innen einen festen Bestandteil in der Zusammenarbeit bieten.
Wir bilden eine feste Grundlage und damit sind natürlich auch Kooperationen entstanden, die auf Vertrauen und Qualität aufbauen.
Wir haben das ganz häufig, dass Kolleg*innen bei uns als Zivis, FSJler*innen und als Praktikant*innen anfangen und inzwischen zum Beispiel Teamleitungen sind.
Wir scheinen diese jungen Menschen also zu halten – ich für meinen Teil arbeite wirklich gerne hier!
Bis zum Ende noch viel vor
Dazu, wie lange es noch geht und was noch kommt, kann ich gar nichts Genaues sagen. Ich habe noch Einiges vor und an Ideen fehlt es auch nicht. Jetzt wollen wir einige Bereiche weiter ausbauen, neue Standorte eruieren und die Tagesgruppen weiter spezialisieren.
Der Tannenhof
Das Angebot des Tannenhofs Berlin-Brandenburg ist vielfältig. Es ist über die Zeit gewachsen und umfasst unter anderem die Themen Suchthilfe, Präventionsprojekte, Kinderhilfe und Psychosomatik.
Alle Einrichtungen und die über 300 Mitarbeiter_innen verbindet ein zentraler Wunsch: es jedem Menschen zu ermöglichen, selbst über sein Leben zu bestimmen – im Einklang mit sich und seiner Umgebung.
Die gesamte Arbeit begann 1979 mit dem Tannenhof.
Er liegt in einem großen, parkähnlichen Gartengelände in Berlin-Lichtenrade. Hier werden suchtkranke Erwachsene zur stationären Suchttherapie aufgenommen – gemeinsam mit ihren Kindern.
Zum Tannenhof gehören zwei Gebäude, das Haupt- und das Kinderhaus, sowie eine großzügige Außenanlage unter anderem mit Nutzgarten, Sportplätzen und einem Kinderspielplatz.
Besonderheiten der Einrichtung: Mitaufnahme von Kindern
Im Kinderhaus des Tannenhofes sind auch Kinder süchtiger Eltern willkommen. Für Eltern und Kinder gibt es besondere Angebote, gemeinsame Freizeitaktivitäten, Reisen und ein vielfältiges, auf die kindlichen Bedürfnisse zugeschnittenes Programm. Die Eltern werden zusätzlich durch spezielles Coaching und eine Elterntherapiegruppe unterstützt.
*Tagesgruppen Feuerwach*e
Wie der Name bereits verrät, sind die Tagesgruppen in der Alten Feuerwache im historischen Dorfkern von Lichtenrade untergebracht.
Hier werden Kinder im Grundschulalter unterrichtet und betreut, die u. a. aufgrund starker Verhaltensauffälligkeiten und weiterer Probleme ihren Schulalltag in einer Regelschule nicht mehr bewältigen können.
In Zusammenarbeit mit ihren Eltern möchten wir erreichen, dass die Kinder wieder Spaß am Lernen finden und schließlich ihren Platz in einer Regelschule einnehmen können. Der Unterricht wird durch ein umfangreiches Förderungs- und Freizeitangebot ergänzt.
Das Gebäude bietet viel Platz zum Spielen, Lernen und für verschiedene Sportangebote. Auch die Frei- und Gartenflächen rund um die Alte Feuerwache werden begeistert von den Kindern genutzt.