KiTS Aktuell - Beiträge aus dem Jahr 2020

Informationen, Mitteilungen und Berichte des Jugendamts aus dem Jahr 2020

Respekt, Fair Play und Spaß am Spiel

  • Sommerferien, viele Kids, vier Kooperationspartner und ein Fußballcamp
    Fußballcamp

    Fußballcamp

    Ob Schulhof, Bolzplatz oder Champions League – Fußball ist die beliebteste Sportart der Welt. Auf dem Platz spielen Sprachen, Herkunft und Geschlechter eine nebensächliche Rolle und es zählt für eine Zeit nur noch das Spiel und das Zusammenwirken des eigenen Teams. Das Schöneberger Fußballcamp ist ein Kooperationsprojekt mehrerer sozialer Träger: dem Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V., Gangway e.V. – Team Schöneberg, dem Fußballverein FC Internationale Berlin 1980 e.V. und dem Träger RheinFlanke gGmbH gewesen. Alle vier Träger sind mit eigenen Projekten im Bezirk vertreten und kooperieren im Rahmen des Fußballcamps miteinander.
    18 Nationen, fünf Tage, vier Kooperationspartner, drei Teams und am Ende stand ein Turnier, bei dem es sich mehr als nur um das runde Leder drehte. Das Schöneberger Fußballcamp findet seit 2017 im Schöneberger Kiez statt und macht sich gegen Rassismus und für ein respektvolles Miteinander stark.
    Ein engagiertes Team aus Trainern und Trainerinnen und Fachkräften der Sozialarbeit rund um den Innsbrucker Platz in Schöneberg hatte sich zum Ziel gesetzt, ein diverses, grenzenloses und gemeinschaftliches Projekt wachsen zu lassen. Jugendliche im Alter zwischen 12 und 21 können über den Spaß am Spiel ein Gefühl für Gemeinschaft entwickeln und ein Zeichen gegen Rassismus entstehen lassen. Mit einigen pandemiebedingten Anpassungen und unter Einhaltung der Hygieneregeln konnte das Camp auch 2020 seinen Status als beliebtes Sommerferien-Highlight für Jugendliche behalten.
    An fünf Tagen in den Sommerferien trainierten die Jugendlichen in Gruppen mit mehreren Trainern und Trainerinnen. Die Teams fanden und bildeten sich im Fortlauf des Camps und spielten als Abschluss gemeinsam ein Turnier, den Cup, der für viele Ansporn und Motivation für die regelmäßige Teilnahme war. Neben dem Cup mit Grillfest, der erfahrungsgemäß ein Highlight für die Jugendlichen ist, war ein weiteres in diesem Jahr der Besuch des DFB-Jugendcoaches. Drei Stunden trainierten unsere Hobbykicker-Kids und Schöneberger Talente unter dem Profi-Coach.
    Die Zusammenarbeit von Trägern aus unterschiedlichen Bereichen führte zu neuen und nachhaltigen Synergien, wie die zwischen dem FC Internationale und dem Schülerclub OASE vom Nachbarschaftsheim Schöneberg: Da die Kinder der OASE im Alter von 8 bis 12 altersbedingt nicht am Camp teilnehmen konnten, wurden 17 ambitionierte Minikicker aus dem Schöneberger Kiez in Fußballcamps des Ferienangebots des FC Internationale untergebracht. Vier von ihnen sind anschließend Mitglieder im Verein geworden und dadurch nun fest im Sozialraum verankert. Mit nachhaltigem Effekt: vielen Kids wurden inzwischen über die Oase freie Plätze im Verein vermittelt

    Foto: Lukas Spotka NBHS e.V.
    Lukas Spotka leitet den vom Jugendamt Tempelhof-Schöneberg finanzierten Schülerclub Oase in Trägerschaft des Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. an der Friedenauer Gemeinschaftsschule. Dort arbeitet auch Lara Busch vom NBHS e.V. Sie ist als Schulsozialarbeiterin tätig und wird über das Landesprogramm Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen finanziert. Zusammen waren die beiden im Rahmen des Fußballcamps für die Trainingsplanung und die Verpflegung der Jugendlichen während des Camps zuständig. Wobei Verpflegung hier nicht nur das Stillen von Durst und Hunger bedeutet. Ihre Idee, das Konzept eines reinen Fußballcamps mit dem Ansatz eines Beteiligungsprojektes zu erweitern, kam bei den Jugendlichen gut an. Ein eigens von ihnen organisierter und betriebener Grillstand bildete einen schönen Abschluss des Camps und ein tolles Beispiel für Gemeinschaftsarbeit: Einkaufen, Aufbauen, Zubereiten und das Essen ausgeben – alles wurde mit reger Beteiligung und großem Appetit umgesetzt.
    Erfahrungswerte des Vorjahres hatten den Bedarf und Wunsch einer Mädchenmannschaft ergeben, die in Lara Buschs Planung für 2020 berücksichtigt wurde, wie z.B. mit Möglichkeit der Nutzung einer weiteren Halle, die für Mädchentraining vorgesehen war. Durch die hohe Beteiligung der Mädchen im diesjährigen Camp, insgesamt drei Trainerinnen, die u.a. mit Kopftuch trainierten, bildete sich eine Vielfalt der Kulturen ab statt Minderheiten und der Wunsch nach separatem Training war in diesem Jahr nicht mehr gegeben.
    Im nächsten Jahr soll das Schöneberger Fußballcamp wieder stattfinden. Am Konzept feilen die Verantwortlichen stetig und planen zur Optimierung eine Erweiterung des Angebots, indem man den Camp-Tag doppelt nutzt. Am Vormittag trainieren Kinder von 6-12 Jahren, umgesetzt von der Oase und dem FC Internationale und am Nachmittag für Jugendliche unter der Leitung von Gangway e.V. Mit dieser Lösung passt sich das Angebot mehr dem Tagesrhythmus und Bedürfnissen der Altersgruppen an und auch die Altersklasse der Oase kann im Camp untergebracht werden.
    Das Team blickt somit auf ein, wenn auch durch Corona eingeschränktes, tolles Schöneberger Fußballcamp zurück, bei dem auch die Kinder und Jugendlichen den Mehrwert dieses Konzeptes spürten. Oder wie Omar, 10 Jahre, es treffend zusammenfasste: „Irgendwie war jeder ein Teil des Ganzen“.
    Text: Nada Carls-Baudach (NBHS e.V.)
    Die Projekte Schülerclub OASE und Jugendsozialarbeit an der Friedenauer Gemeinschaftsschule des Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. werden gefördert durch: Jugendamt Tempelhof-Schöneberg und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Reisen in spannenden Zeiten – raus aus Berlin – Hallo Urlaub!

  • Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche in 2020
    Sommerreisen

    Sommerreisen

    Auch in diesen Sommerferien fanden wieder Erholungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche aus dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg statt. Träger der freien Jugendhilfe und berlinweite Jugendverbände versuchten trotz der bestehenden Hygieneregelungen, Spaß und Erholung in den Vordergrund zu stellen, um ein unvergessliches Abenteuer zu gestalten.
    Mit konstruktiven Konzepten ging es in die Sonne, an den Stadtrand, ins Brandenburger Umland und ans Meer. Zeltlager am Werbellinsee, Zeltlager ins Schwedeneck an der Ostsee, spannende Tagesausflüge, nahegelegene erlebnispädagogische Tage auf Schwanenwerder und naturpädagogische Ferien in Brandenburg sind nur einige der vielen Ferienfreizeiten, die stattfinden konnten. Vielfalt und raus aus dem Stadtalltag standen dabei im Fokus.

    Ein buntes Sommerprogramm
    Mit partizipativen Methoden bestimmten die Teilnehmer*innen über die Angebotsvielfalt mit. Neben Tagesausflügen in den Hochseilgarten, zum Paddeln oder in den Freizeitpark, standen auch kreative Angebote auf den einzelnen Freizeiten zur Verfügung: Filzen, Buttons machen, Henna, Musik, Tanzen, politische Diskussionen, Rallyes, Kinonächte, Einüben von Zirkus- und Theatersegmenten, und vieles mehr.
    Das Ziel aller Kinder- und Jugendfahrten war es, dem Alltäglichen zu entfliehen und mit Vor- und Nachmittagsprogrammen abwechslungsreiche Freizeiten zu gestalten. Während die einen lieber Bewegungs- bzw. Ballspiele wie Fußball oder Volleyball nachgingen, gestalteten andere Stoffbeutel und Postkarten für Zuhause. Bei keiner der Aktivitäten kam das Toben und die Kreativität zu kurz.
    Darüber hinaus gab es für die Kinder- und Jugendlichen auch zahlreiche Möglichkeiten, in Form von Experimenten, ihr Wissen über die Natur zu erweitern. Mit Erkundungsprojekten, wie das Mikroskopieren, Knetseife herstellen und Gewächshäuser basteln, wurden naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt, die den Bezug zwischen Natur und Mensch verstärkten. Lagerfeuer mit Stockbrot ließen die Abende gemütlich und ruhig ausklingen.

    Auch Corona hält Reisende nicht auf
    Bereits beim Transfer der Teilnehmer*innen machten sich die ersten Corona-Einschränkungen bemerkbar. Mehrere Reisebusse, Mund-Nasen-Schutz auf der Fahrt und weniger Mitbewohner im Zelt und auf dem Zimmer, Staffelmahlzeiten, …- All dies macht deutlich wie umsichtig mit der aktuellen Situation und den damit verbundenen Hygienemaßnahmen umgegangen wurde.
    Die Hygienemaßnahmen wurden kontinuierlich dokumentiert. Es gab Tischdienste und Teams, die regelmäßig für die Desinfektion zuständig waren. Auch die Abstandsregelungen wurden zu jeder Zeit beachtet.

    Insbesondere nach den Einschränkungen der vergangenen Wochen, konnten sich alle Reisenden abwechslungsreich entfalten, in Ruhe austauschen, die Gemeinschaft und das Miteinander genießen.
    Obwohl die Organisation und der Aufwand in diesem Jahr größer waren, führte es zu einem umfassenden Erfolg, was sich an der immer guten Stimmung der Teilnehmer*innen und den Teamer*innen messen ließ.
    Wir danken allen Beteiligten und Engagierten der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, den Trägern im Bezirk, berlinweit agierenden Projekten und den Freizeitunterkünften und Veranstaltern, dass sie diese Reisen möglich gemacht haben.

    Nach den Sommerferien ist vor den Herbstferien
    Wir hoffen euch hat der Bericht Lust auf Mehr gemacht und wollen einladen schon die nächsten Ferien zu planen:
    Auf Schwanenwerder wird es ein einwöchiges Camp im Zeichen von Nachhaltigkeit, politischer Bildung und Fridays for Future durch den Träger GfbM geben und am Teufelssee können durch den Träger Chance e.V. naturnahe und erlebnisreiche Ferien erlebt werden. Zudem werden Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen im Bezirk u.a. vom Nachbarschaftsheim Schöneberg, der ufa Fabrik, und weiteren Trägern ein buntes Ferienprogramm und Reisen anbieten. Meldet euch an.
    Noch mehr dazu findet ihr in den sozialen Netzwerken oder auf den Homepages der Träger.

    Text: Peggy Strahl, Celina Schröder; Bilder: gfbm, Sebastian Huck

Euer Kiez – Eure Idee – Euer Projekt

  • Die Kinder- und Jugendjury Tempelhof-Schöneberg 2020 startet in die zweite Runde! Unter www.jugendjury.de können sich ab sofort junge Menschen aus dem Bezirk bis zum 30. August 2020 wieder/erneut um Gelder für ihre Projektideen bewerben.
    Als Voraussetzung dafür müssen die Interessent_innen
    • sich zu einer Gruppe von mindestens fünf Personen zusammenfinden,
    • eine Projektidee haben oder entwickeln,
    • unter jugendjury.de den bereitgestellten Antrag ausfüllen,
    • sich die eingereichten Anträge ihrer Mitbewerber_innen anschauen, diskutieren und anhand von Kriterien bewerten,
    • ein Mitglied ihrer Gruppe für die Jury auswählen, die/der sich bei den Verhandlungen für ihr Projekt einsetzt.

    Von der Teilnahme an der Kinder- und Jugendjury profitieren die Antragsteller_innen in erster Linie selbst, weil sie dabei lernen können, was es heißt Demokratie zu leben. Sie bringen nicht nur in Erfahrung was es bedeutet, sich für die eigenen Interessen zu engagieren, sie be¬kommen auch mit, dass sie zu Gestalter_innen ihrer Umgebung, ihres Kiezes und somit auch der Gesellschaft werden können. Doch ihre Ideen nützen nicht nur ihnen, sondern vielen an¬deren Menschen aus dem Bezirk auch – denn eine Auflage für die Antragstellung bei der Kin¬der- und Jugendjury ist die Gemeinnützigkeit der Projekte.

    Während der Jurysitzung am 26. September 2020 begeben sich die jungen Antragsteller_innen in einen Aushandlungsprozess. Das Besondere an diesem ist, dass die Teilnehmenden über die Mittelvergabe in Höhe von 12.500 Euro selbst entscheiden können. Damit Letzteres gerecht von Statten geht und alle Antragsteller_innen Gehör finden, wird die Kinder- und Jugendjury auch in diesem Jahr wieder tatkräftig von den Mitgliedern des Kinder- und Jugendparlamen¬tes Tempelhof-Schöneberg unterstützt, sowohl bei den Vorbereitungen als auch bei der Durchführung der Veranstaltung.
    Finanziert wird die Jugendjury Tempelhof-Schöneberg aus dem Programm stark gemacht! Jugend-Demokratiefonds Berlin der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Wissenschaft, der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlins, der Stiftung Demokratische Jugend und dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin – Jugendamt.

    Die Jugendjury Tempelhof-Schöneberg ist ein Kooperationsprojekt der outreach gGmbH und des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg von Berlin – Jugendamt.

    Kontakt:
    Kinder- und Jugendparlament Tempelhof-Schöneberg
    Maike Hoffmann
    Telefon: 0159/0363 76 96
    www.kjp-ts.de
    maike.hoffmann@kjp-ts.de

Zwischen Hochschule und Jugendamt – soziale Arbeit studieren. Beim Jugendamt geht das!

  • Am 15.10.2018 starteten die ersten dual Studierenden im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg in den Studiengang „Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder-und Jugendhilfe" in Kooperation mit der HSAP, Hochschule für angewandte Pädagogik. Inzwischen beschäftigt das Jugendamt 5 dual Studierende. Die Studierenden Alexander Grunow und Nadia Abokhella berichten im Gespräch mit Kits Aktuell über den Studiengang, den Ablauf der Bewerbung, ihre Erfahrungen im Regionalen Sozialdienst des Jugendamtes und die Vorteile des dualen Studiums
    Frau Abokhella, Herr Grunow, Jugendamt Tempelhof-Schöneberg

    Frau Abokhella, Herr Grunow, dual Studierende beim Jugendamt Tempelhof-Schöneberg

    Kits Aktuell: Frau Abokhella: Sie sind nun im 4. Semester, Herr Grunow, Sie im 2. Semester. Sind Sie direkt nach dem Abitur in das duale Studium beim Jugendamt gestartet oder haben Sie davor schon andere Arbeitserfahrungen sammeln können?
    Alex Grunow: Nein, ich habe zunächst andere Arbeitserfahrungen gemacht. Direkt nach dem Abitur habe ich mir mit einem Sport-Studium einen Kindheitstraum erfüllen wollen. Leider musste ich recht schnell feststellen, dass es doch ganz schön anders lief als ich es mir gewünscht hätte. Also habe ich mir gedacht, meine spanischen Sprachkenntnisse zu nutzen und ein Lehramtsstudium begonnen. Dies habe ich einige Jahre durchlaufen, allerdings ohne restlos davon überzeugt zu sein. Mein Studium beim Jugendamt hat somit erst fünf Jahre nach dem Abitur begonnen, worüber ich rückblickend aber auch sehr dankbar bin, weil ich in diesen fünf Jahren viel gelernt habe, auch über mich selbst.
    Nadia Abokhella: Vor meinem dualen Studium hier im Jugendamt habe ich keine anderen beruflichen Erfahrungen sammeln können. Ich bin nach dem Abitur direkt in das Studium gestartet.

    Kits Aktuell: Was hat Sie dazu bewogen sich beim Jugendamt Tempelhof-Schöneberg als dual Studierende zu bewerben und wie sind Sie auf das Angebot des Jugendamtes Tempelhof – Schöneberg aufmerksam geworden?
    Alex Grunow: Da mein Vater als Polizeihauptkommissar in Tempelhof arbeitet, wurde ich durch ihn und das Bewerberportal berlin.de auf das Angebot des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg aufmerksam. Weil ich, wie eben schon gesagt, nicht ganz zufrieden mit meinem Lehramtsstudium war, dachte ich mir, dass ich ja mal mein Glück mit einer Bewerbung dort probieren kann. Glücklicherweise hat es dann geklappt und ich habe somit endlich das studieren können, wovon ich wirklich vollkommen überzeugt bin.
    Nadia Abokhella: Ich bin ganz zufällig darauf aufmerksam geworden. Bei einem Gespräch bezüglich eines freiwilligen sozialen Jahres, habe ich erfahren, dass die Hochschule für angewandte Pädagogik noch dual studierende für Ganztagsschulen suche. Etwas später, nach einem Telefonat, habe ich erfahren, dass Jugendämter auch noch auf der Suche seien. Daraufhin habe ich mich direkt beworben.

    Kits Aktuell: Wie ging es nach Ihrer Bewerbung weiter? Wie war das Bewerbungsprozedere?
    Alex Grunow: Ich wurde relativ kurzfristig zum Bewerbungsgespräch eingeladen und habe mich unglaublich gefreut, überhaupt erstmal die Chance bekommen zu haben, den Leuten einen persönlichen Eindruck von mir verschaffen zu können. Das Bewerbungsgespräch lief sehr gut und man sagte mir, dass ich in etwa zwei Wochen von ihnen hören werde. Am nächsten Tag kam dann schon der Anruf, dass ich den Platz bekommen habe. Ich konnte mein Glück kaum fassen, dass mir ausgerechnet mein Heimatbezirk diese tolle Gelegenheit bietet.
    Nadia Abokhella: In meinem Bewerbungsgespräch saßen 4 Vertreter*innen von 4 Bezirksämtern: Tempelhof – Schöneberg, Mitte, Friedrichshain – Kreuzberg und Treptow – Köpenick. Herr Schwarz, der Leiter des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg führte das Gespräch. Er fragte mich, welches Bezirksamt ich bevorzugen würde und ich antwortete „Tempelhof – Schöneberg, wegen meines Fahrweges. Natürlich bin ich aber auch mit den anderen Bezirksämtern auch zufrieden.“

    Kits Aktuell: Wie verlief Ihr Start beim Jugendamt? Wie war ihr Einstieg in den Arbeitsalltag und was lernt man im Jugendamt als erstes?
    Alex Grunow: Ich wurde eigentlich ziemlich schnell ins kalte Wasser geworfen – was ich auch gut fand. Natürlich wurden mir erstmal sämtliche Kollegen vorgestellt und alles an die Hand gegeben, was wichtig ist. Aber grundsätzlich kann man schon sagen, dass es da ohne viel Vorlauf direkt losging. Da ich eher ein praktischer als theoretischer Mensch bin, war ich davon sehr angetan.
    Nadia Abokhella: Zunächst habe ich mir ein paar Akten durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich eine Akte wie ein Buch liest. Wenn man die ganzen Berichte nacheinander durchliest, erschließen sich einem die Geschichten und auch die Schicksale der Menschen. Es war überhaupt nicht trocken und langweilig, wie man sich normalerweise eine Akte vorstellt. Zudem saß ich in den Gesprächen mit drin und habe die Aktenablage gemacht.

    Kits Aktuell: Bietet das duale Studium Vorteile gegenüber dem „normalen“ Studium?
    Alex Grunow: Ja, definitiv. Da ich einige Jahre auf einer staatlichen Universität „normal“ studiert habe, weiß ich die Vorteile des dualen Studiums umso mehr zu schätzen. Es ist einfach alles deutlich strukturierter, man muss sich nicht jedes Semester aufs Neue mit hunderten anderen Studenten um die begehrten Kurse prügeln, sondern bekommt schon alles mitgegeben, was mir viel Mühe ersparte. Was man ebenfalls nicht außer Acht lassen sollte, ist die Tatsache, dass man mit einem dualen Studium ja Studium und Arbeit in einem hat. Das ist nicht nur deshalb gut, dass man somit nicht auf einen Nebenjob im Supermarkt um die Ecke finanziell angewiesen ist, sondern auch, dass man eben die Möglichkeit hat, die in der Universität erlernte Theorie direkt in der Praxis anzuwenden, sodass man nicht zu einer Art Fachidiot verkommt, der zwar alle Theorie der Welt beherrscht, sie aber nicht anwenden kann. Deshalb bietet das duale Studium Vorteile, von denen ein „normaler“ Student nur träumen kann.
    Nadia Abokhella: Ich finde ebenfalls ja. Zudem habe ich hier Theorie und Praxis zusammen, was mir das Verstehen der Inhalte erleichtert.

    Kits Aktuell: Was gefällt Ihnen an der Arbeit im Jugendamt am meisten?
    Alex Grunow: Was mir am meisten gefällt ist ganz einfach das Wissen, dass ich mit dieser Arbeit Menschen helfen kann, die wirklich auf diese
    Nadia Abokhella: Mir gefällt die Vielfältigkeit. Hier gibt es vielschichtige Aufgabenbereiche. Man hat regelmäßig Außentermine. Jedoch auch verschiedene Bereiche im Büro

    Kits Aktuell: Wie ist das Studium aufgebaut? Was sind die Inhalte der Vorlesungen?
    Alex Grunow: Ich bin jede Woche zwei Tage lang in der Uni vor Ort. Pro Semester belegt man vier bis fünf Kurse, die sich rund um das Thema Soziale Arbeit drehen. Das kann beispielsweise Kinderschutz oder Lebensweltorientierung sein, aber auch rechtliche Grundlagen. Die anderen drei Tage der Woche setze ich dann das Gelernte in der Praxis beim Jugendamt um.
    Nadia Abokhella: Jedes Semester gibt es ein Schwerpunktmodul, z.b. „Kinder- und Jugendhilfe“. Ansonsten sind die Module ähnlich wie bei einem „normalen“ Studium. Wir haben auch die Module Soziale Gruppe, Soziologische Grundlagen, Gesprächsführung, etc. aber auch allgemeine Module wie Wissenschaftliches Arbeiten oder Empirische Sozialforschung.

    Kits Aktuell: Die Praxisphasen finden ja im Jugendamt statt. Wie sieht der Arbeitsalltag zwischen Hochschule und Jugendamt aus? Ein duales Studium bedeutet auch viel lernen und Selbstdisziplin. Wie gehen Sie hiermit um? Wie lassen sich Praxisphase und Lernen verbinden?
    Alex Grunow: Ums Lernen kommt man natürlich nicht drum herum, das sollte klar sein. In der Regel versuche ich die Inhalte der Vorlesungen direkt im Anschluss nachzubearbeiten, um mir hinten raus die Arbeit nicht zu Kopf steigen zu lassen. Hier und da muss man auch noch nach Feierabend oder am Wochenende ein paar Sachen erledigen, aber das ist mit etwas Selbstorganisation schon machbar. Selbstdisziplin sollte man sowieso immer an den Tag legen, nicht nur aufs Studium bezogen. Dadurch dass man vieles Gelernte direkt in der Praxis anwenden kann, lernt man häufig auch unbewusst, was ebenfalls wieder ein Vorteil gegenüber einen „normalen“ Studiums ist.
    Nadia Abokhella: Man ist drei Tage in der Woche im Jugendamt und zwei Tage in der Hochschule. Daher lernt man die Theorie und Praxis, was ich als vorteilhaft sehe. Es müssen aber auch die Prüfungen für die Hochschule fertiggestellt werden. Hier teile ich mir meine Zeit ein und fange so früh wie möglich mit den Vorbereitungen (z.B. bei einer schriftlichen Ausarbeitung) an. So erstreckt sich die ganze Arbeit auf das ganze Semester und ich habe keinen Zeitdruck am Ende.

    Kits Aktuell: Ich würde gern noch einmal zu Ihrem Arbeitsalltag im Jugendamt zurückkommen. Mit was für Aufgaben sind Sie betraut? Wie sieht denn ein typischer Arbeitsalltag im Jugendamt aus?
    Alex Grunow: Der Arbeitsalltag besteht im Wesentlichen darin, meine Kolleginnen in vielen ihrer Aufgaben zu begleiten und gegebenenfalls zu unterstützen. Das heißt, dass ich versuche an so vielen Hilfeplangesprächen wie möglich teil zu nehmen, mich miteinbringe und die wichtigsten Aussagen schriftlich aufnehme, um sie anschließend im System protokollieren zu können. Ansonsten übernehme ich viele Schreibtischangelegenheiten, bei denen es einfach nur ums Abtippen geht, oder Erkundigen übers Telefon bei den Trägern sowie Klienten. Auf Hausbesuche werde ich natürlich auch häufig mitgenommen, was mich immer sehr freut, weil es den Arbeitsalltag noch flexibler macht. Man kann schon sagen, dass jeder Tag viel Abwechslung bietet und auch für mich als Studenten jederzeit etwas zu tun ist.

    Kits Aktuell: Im 7. Semester steht die Bachelor Arbeit an. Wie wird dann der Arbeitsalltag organisiert sein?
    Alex Grunow: Da ändert sich eigentlich nicht viel. Ich werde genauso wie jetzt auch drei Tage in der Woche auf Arbeit sein. Der einzige Unterschied wird dann halt sein, dass die zwei Uni-Tage eben nicht präsent vor Ort sein werden, sondern bei mir zuhause am Schreibtisch oder in der Bibliothek, weil ich in dieser Zeit dann an meiner Bachelorarbeit schreibe.
    Nadia Abokhella: In der Schreibphase der Bachelor – Arbeit steht man außerdem im Austausch mit den Dozenten*innen.

    Kits Aktuell: Würden Sie sich wieder für ein Duales Studium beim Jugendamt entscheiden?
    Alex Grunow: Ja, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Nadia Abokhella: Ja. Ich bin der Meinung, dass bei einem Dualem Studium alles sehr viel strukturierter und vor allem sicherer ist. Da ist eine finanzielle Sicherheit sowohl während als auch nach dem Studium. Man muss sich kaum bis keine Existenzsorgen machen. So kann man den größten Fokus darauflegen, das Studium zu bestehen.

    Der Studiengang wurde auf Initiative der Jugendämter, mit Unterstützung der Senatsjugendverwaltung, entwickelt, um aktiv der Herausforderung der angespannten Fachkräftesituation in den Jugendämtern zu begegnen. Dabei war der Leiter des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg Rainer Schwarz, zusammen mit dem Kooperationspartner HSAP, Hochschule für angewandte Pädagogik, eng in die inhaltliche Entwicklung eingebunden. Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg ist somit Teil der Initiative “Gewinnung von Nachwuchskräften” von Jugend- und Landesjugendämtern im Rahmen der Kampagne „Das Jugendamt, Unterstützung, die ankommt“.

Jugendarbeit in Zeiten der Corona-Pandemie – geht das überhaupt? Und wie gelingt es auch in Corona-Zeiten Beziehungen zu Kindern nicht abrechen zu lassen?

  • Jugendarbeit in Jugendfreizeiteinrichtungen findet auch während der Corona Pandemie statt, wenn gleich die Einrichtungen in den letzten Monaten von den Kindern und Jugendlichen nicht besucht werden konnten, und nun erst nach und nach, unter strengen hygienischen Vorschriften, wieder für den Publikumsverkehr zugänglich werden. Wie unter diesen Umständen Jugendarbeit gelingen kann, fragten wir den pädagogischen Leiter der Jugendfreizeiteinrichtung haus of fun in Marienfelde, Eik Schmiljun

    Kits Aktuell: Am 16.03.2020 wurden alle Jugendfreizeiteinrichtungen des Bezirks aufgrund der Pandemie für den Publikumsverkehr geschlossen und die Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen mussten auf anderen Wegen aufgebaut und gehalten werden. Sowohl die Mitarbeiter_innen als auch die Kinder und Eltern waren sicherlich davon überrascht. Wie war eure erste Reaktion? Wie konntet ihr den Kindern und Jugendlichen mitteilen, dass sie nun das Haus nicht mehr betreten konnten? Standen sie plötzlich vor verschlossener Tür oder hattet ihr die Möglichkeit dies den Kindern persönlich mitzuteilen?

    Eik Schmiljun: Im ersten Moment galt es schnelle Lösungen zu finden. Wir überlegten, wie wir unsere Besucher*innen zeitnah über diese neue Regelung sowie über die neuen Hygieneregeln informieren konnten. Bereits früher bemerkten wir, dass Aushänge im Schaukasten nicht unbedingt gelesen werden. Spontan kamen wir auf die Idee eigene Nachrichten zu produzieren. Wir bauten uns ein eigenes „Studio“ zusammen und entwickelten ein gemeinsames Konzept. Täglich informierten wir die Besucher*innen über die aktuellen Entwicklungen, welche Regeln es im Alltag einzuhalten gilt und was wir Mitarbeiter*innen gemacht haben. Dabei stand der Humor vor allem im Vordergrund. Wir merkten, dass dieser in den Medien zu kurz kommt, daher versuchten wir mit Spaß an das Thema heranzugehen. Die Reaktionen auf unsere „Hof News“ waren ausgezeichnet.

    Kits Aktuell: Wie reagierten die Kinder und Jugendlichen? Gab es direkte Rückmeldungen? Wenn ja, auf welchem Weg?

    Eik Schmiljun: Vor allem die Jugendlichen und die Eltern erreichten wir mit unseren Beiträgen. Die Reaktionen zeigten sich in Kommentaren und Nachrichten. Einige Jugendliche verstanden diese drastischen Veränderungen nicht und wollten sich nicht davon abhalten, ihren Alltag mit Freunden weiterzuleben. Es kostete viele Gespräche, um ihnen den Ernst der Situation deutlich zu machen. Kinder waren kaum mehr auf der Straße zu sehen und wir hatten auch kaum Chancen sie digital zu erreichen. Die meisten sozialen Plattformen haben eine Altersbeschränkung und einige von unseren Besucher*innen haben noch nicht einmal ein eigenes Smartphone. Parallel organisierte sich die Landesarbeitsgruppe für offene Kinder- und Jugendarbeit neu. Es entstanden diverse wöchentliche Panels, wo sich Jugendarbeiter*innen über ihre Arbeit austauschen konnten. Wir übernahmen hier kreative Ideen und entwickelten einige selbst weiter. Zum Beispiel entschieden wir uns dafür einen Brief an alle Kinder in Marienfelde zu senden und dies noch vor Ostern. Wir erstellten einen kurzen Brief mit Rätsel, Ausmalbildern sowie den aktuellen Notfallnummern. Die Reaktionen waren äußerst positiv und wir erhielten auch ein paar Antworten zurück. Dabei wurde bei den Kindern deutlich, dass es vielen von ihnen gut ging, aber sie sich sehr langweilten. So entstand bei uns die Idee der Brieffreundschaften und wir begannen auch regelmäßig uns telefonisch bei den Familien zu melden. Wir erhielten ausschließlich positive Rückmeldungen darauf und probieren diese analogen Angebote weiterhin aufrechtzuerhalten.

    Kits Aktuell: Ziemlich schnell nach Bekanntwerden des Shutdowns wart ihr mit den ersten Videos in den sozialen Medien präsent. Wie entwickelte sich der Prozess der Ideenfindung und der Entscheidung auf den sozialen Medien präsent zu sein?

    Eik Schmiljun: Kinder und Jugendliche informieren sich schon seit Jahren nicht mehr über Aushänge, sondern in sozialen Netzwerken (wie Instagram und TikTok). Facebook wird schon länger fast nur noch von Erwachsenen benutzt. Unsere Besucher*innen sind dort kaum noch zu finden. Wir waren bereits bei Instagram recht aktiv unterwegs und wollten unsere Besucher*innen auf den aktuellen Stand bringen.
    Uns waren Bilder oder Texte zur Kommunikation zu unpersönlich. Wir wollten auch zeigen, dass es uns gut geht. Gerade in dieser Zeit war es immer unklar, wer bereits Corona hat und wie schnell es jemanden treffen kann. Durch das Video wollten wir Stabilität nach außen zeigen und deutlich machen, dass es weitergeht. Auch ist die Beziehungsarbeit mit den Nutzer*innen eine der wichtigsten Säulen unserer Arbeit. Uns sichtbar zu machen und interaktiv zu bleiben, schien uns sehr wichtig. Im Team brauchte es hier keine langen Diskussionen. Die Idee stand kaum im Raum, schon waren die ersten Ideen zur Gestaltung der „Hof News“ gefunden. Darüber hinaus wollten wir weiterhin für die Besucher*innen da sein und versuchten daher bereits bestehende Formate weiterzuführen.

    Kits Aktuell: Könnt ihr ein paar Beispiele von euren Auftritten nennen? Z.B. 18 Uhr Nachrichten, Kochkurs, Fahrradwerkstatt, gemeinsame Onlinespiele, usw.

    Eik Schmiljun: Die „Hof News“ haben wir ja bereits erläutert. Unsere bisherigen Angebote gingen bei Instagram live. Der Vorteil war, dass wir (wenn auch zeitverzögert) live mit unseren Besucher*innen in Kontakt treten konnten. Sei es beim Kochen, Gärtnern oder Bauen. Als wir größtenteils in das Home-Office geschickt wurden, begannen wir Inhalte gezielt zu produzieren. Es entstanden eine Vielzahl von Videos. Themen waren u.a. Experimentieren, Basteln, Kochen, Backen, Ostern, Rätsel, Modelleisenbahn, Seife produzieren, Fahrradselbsthilfewerkstatt, Rätsel und Disko. Mit der Zeit stieg auch die Kreativität der Jugendarbeiter*innen. So stellte eine Kollegin zum Beispiel vor kurzem ihr Pferd im Livestream vor und erklärte, worauf es zu achten gilt.
    Besonders hervorheben möchte ich das gemeinsame Zocken. Unsere Jugendlichen bauten vor Corona einen Server für das Haus of fun bei Discord auf. Dort gab es bereits verschiedene Foren. Während der Corona Zeit nutzten wir den Server u.a. für Hausaufgabenhilfe, zum gemeinsamen Zocken und vieles mehr. Die Jugendlichen wurden hier kreativ, nutzten den Raum, um sich digital zu verabreden und entwickelten eigene Ideen und Projekte. So entstand eine neue Rollenspielgruppe über Video-Chat und ein eigener Minecraft-Server, auf dem Haus of fun digital nachgebaut wird.

    Kits Aktuell: Könnt ihr erkennen, ob eure Angebote von Mädchen und Jungen gleichermaßen genutzt werden? Oder gibt es spezifische Angebote?

    Eik Schmiljun: Die Wahrnehmung der digitalen Angebote ist sehr unterschiedlich. Bei Discord sind sehr viel mehr männlich sozialisierte Jugendliche aktiv sind. Hier spiegelt sich, dass Discord vornehmlich als Gaming-Plattform bekannt ist und dass statistisch deutlich mehr männlich-sozialisierte Menschen im Gaming aktiv sind als nicht-männliche. Ein Großteil unserer Besucher*innen finden wir bei Instagram. Unsere Einrichtung zeichnet sich generell damit aus, dass wir gleichermaßen von Jungen und Mädchen besucht werden. Aus diesem Grund ist es uns auch wichtig auf beiden Portalen vor Ort zu sein und Angebote zu schaffen.

    Kits Aktuell: Ihr wart ja schon vor der Corona-Pandemie in den sozialen Medien aktiv. Wie viele Kinder habt ihr da erreicht? Sind eure Nutzer_innenzahlen gleichgeblieben? Gestiegen? Welche Posts bekamen besonders viel Aufmerksamkeit und Rückmeldung?

    Eik Schmiljun: Bereits vor Corona waren wir bei Instagram, Discord und Facebook aktiv. Wir wurden bereits von vielen gelesen und wahrgenommen. Durch die Corona-Zeit hat sich unser Einzugsgebiet erweitert. Wir wurden von ehemaligen Besucher*innen erreicht, welche lange nicht mehr da waren oder gar fortgezogen waren. Wir öffneten unsere Angebote für alle Interessenten. Natürlich blieb der Hauptfokus auf den Kinder und Jugendlichen in Marienfelde.
    Viel Aufmerksamkeit erreichen wir mit unseren Hof-News, Challenges und lustigen Beiträge. Wir probieren viele neue Formate aus. Dennoch sind wir eher daran interessiert live für die Kinder und Jugendlichen bei Discord oder Instagram da zu sein. Aus diesem Grund haben wir auch unsere Arbeitszeiten insofern verändert, dass von Montag bis Sonntag immer ein*e Kolleg*in live ansprechbar ist.
    Insgesamt sind Qualität und Quantität unserer Social-Media-Aktivitäten enorm gestiegen. Wir erstellen sehr viel mehr Content. Inhaltlich ist es nicht mehr nur die Information über das, was im Haus passiert und passieren wird, sondern eben auch Beziehungsarbeit und Partizipationsprozesse. Und pädagogische Angebote, die vorher nur im Haus stattgefunden haben, sind in die digitale Welt umgezogen. Für uns und die Jugendlichen war dies ein intensiver und schneller Lernprozess. Wir haben alle dazugelernt. Wie schneidet man Videos? Wie beteilige ich mich konstruktiv an einer Videokonferenz?

    Kits Aktuell: Konntet ihr auch Kinder und Jugendliche ansprechen, als Fans gewinnen, die vorher noch nie im Haus of fun waren? Und wenn ja, sind auch Kinder außerhalb eures Sozialraumes dabei?

    Eik Schmiljun: Durch unsere digitale Arbeit erreichen wir verschieden Kinder und Jugendliche, welche bisher noch nicht im Haus of fun waren. Diese wohnen zum Teil in anderen Bezirken als auch anderen Städten. Durch Mundpropaganda erfreut sich unsere Seite einer Vielzahl neuer aufmerksamer Nutzer*innen.
    Hervorheben möchte ich, dass wir als Einrichtung auch seit einigen Jahren mit Ungarn, Italien und Griechenland internationale Jugendarbeit leisten. Ehemalige Teilnehmer*innen folgen uns auf Instagram ebenfalls und beteiligen sich in Live-Streams oder verfolgen unsere Beiträge. Insofern kann man deutlich hervorheben, dass der Anspruch und der Umfang unserer Arbeit neue Herausforderungen mit sich bringen, wie man sich vorstellen kann.

    Kits Aktuell: Melden sich die Kids auch telefonisch bei euch? Nutzen sie die Hausaufgabenbetreuung?

    Eik Schmiljun: Unser Diensthandy wurde bisher noch nicht von Kindern und Jugendlichen wahrgenommen. Allerdings haben wir selbst begonnen die Familien und Kinder telefonisch zu erreichen und erhielten sehr gute Rückmeldungen.
    Unsere Hausaufgabenbetreuung wurde bisher nur bei Bedarf in Anspruch genommen. Wir haben zwar eine feste Sprechzeit vereinbart, die Anfragen kommen allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Daher versuchen wir nach Möglichkeit spontan Unterstützung bei den Hausaufgaben anzubieten.

    Kits Aktuell: Wieviel Zeit benötigt ihr für die Vorbereitung der Filme, Posts, usw. Welche Ausstattung könnt ihr dafür nutzen, und ist diese Ausstattung in der Einrichtung vorhanden?

    Eik Schmiljun: Die Vorbereitung ist umfangreicher, als wir es uns anfangs gedacht hatten. Neben der Entwicklung einer Idee kommen viele neue Fragen auf uns zu. Wie kann ich meine Privatsphäre im Home-Office gewährleisten? Wie kann ich die Kamera nutzen, wenn ich allein bin und ein Video gestalten will? Wie kann ich den Datenschutz von den Kindern und Jugendlichen in den sozialen Netzwerken einhalten?
    In den letzten Wochen haben sich allerhand Fragen bei uns angesammelt. Auf Grund der aktuellen Situation in der Verwaltung ist mit einer schnellen Lösung nicht zu rechnen. Insofern stehen wir auch bei der Frage der Ausstattung am Anfang. Wir müssen unsere private Technik verwenden, um im Home-Office digital arbeiten zu können. Es fehlen technische Voraussetzungen seitens des Bezirksamts.

    Kits Aktuell: Denken wir mal an die Zeit nach der Corona-Pandemie, die hoffentlich bald kommt. Welche Tools sollten aus eurer Sicht beibehalten werden, um weiterhin Kinder und Jugendliche über die sozialen Medien zu erreichen? Ist es überhaupt sinnvoll, dass eine Jugendfreizeiteinrichtung in den sozialen Medien präsent ist? Was braucht eine Jugendfreizeiteinrichtung, um professionell die Kinder auf den sozialen Medien zu erreichen?

    Eik Schmiljun: Digitale Jugendarbeit wird bei uns auch nach der Corona-Zeit eine besondere Rolle spielen. Es ist uns in den letzten Wochen gelungen auf diesem Weg, einen guten Draht zu unseren Jugendlichen aufzubauen. Hier hat die Situation einen Invationsschub ausgelöst. Wir wollen die digitale Arbeit weiterhin aufrechterhalten. Wir planen weiterhin aktiv bei Instagram und Facebook zu sein. TikTok ist eine Social-Media-Plattform, welche wir derzeit testen. Für diese Arbeit braucht es für unser Team mindestens zwei dienstliche Smartphones mit Datenvolumen, um die Arbeit aufrecht zu erhalten.
    Die Arbeit mit Discord bleibt weiterhin für uns ein wichtiges Element. Um zukünftig auch zockende Jugendliche besser zu erreichen, wäre die Ausstattung mit einem Gamer-PC sowie den dazugehörigen Zubehör wichtig. Aktuell haben wir unter anderem auch Kontakt zu Jugendlichen den Kontakt aufgebaut, die sehr viel am PC spielen. Um sie von dort abzuholen und eine Beziehung aufzubauen, ist eine technische Ausstattung sehr bedeutend. Insgesamt bräuchte es zu dem eine Ausstattung mit Kameras, Mikrofonen und weiterer technischer Ausstattung, um Fotos und Videos auf einem professionellen Niveau zu gestalten.
    In diversen Arbeitskreisen kam auch bereits die Frage mal auf, ob wir den Jugendlichen nicht noch den letzten Rückzugsort wegnehmen, indem wir in den sozialen Netzwerken aktiv werden. Letztlich gibt es aber auch hier für jeden die Entscheidung, wem er*sie folgen möchte und wem nicht. Soziale Netzwerke gehören zum Alltag der Jugendlichen schon längst dazu. Sie informieren sich auf diesen Kanälen, präsentieren sich, kontaktieren sich und folgen ihren Idolen. Genau das sind wunderbare Punkte an denen Jugendarbeit anknüpfen kann. Soziale Netzwerke sind für die offene Kinder- und Jugendarbeit ein Medium für die pädagogische Arbeit.
    In der Praxis fehlt es nicht allein an technischen Voraussetzungen. Insbesondere juristische Fragen sind zu klären. Welche Apps, Social Media-Seiten und weiteren Portale dürfen wir nutzen? Und wenn wir sie verwenden dürfen, was gilt es für uns zu beachten? Wer ist für fachliche Fragen zur digitalen Jugendarbeit der/die Ansprechpartner*in?
    Wir als Jugendarbeiter*innen stehen stets der Frage gegenüber, in welchem Rahmen wir uns aktuell bewegen. Es braucht eine klare Positionierung der Verwaltung, in welchem Rahmen digitale Jugendarbeit für die kommunale Jugendarbeit möglich ist.

    Kits Aktuell: Wenn die Jugenfreizeiteinrichtung wieder regulär geöffnet ist, bleibt dann überhaupt Zeit dafür die sozialen Medien zu bespielen?

    Eik Schmiljun: Die offene Kinder- und Jugendarbeit wird erst sehr langsam wieder zur Routine zurückkommen können. Daher wird digitale Jugendarbeit auch in den kommenden Wochen eine große Rolle spielen, um viele Kinder und Jugendliche zu erreichen. In der Zeit von Corona waren die Jugendarbeiter*innen gezwungen sich digital aufzustellen. Dennoch wird es weiterhin die stationäre Jugendarbeit brauchen. Viele Themen brauchen einen direkten Draht. Die digitale Jugendarbeit hat jedoch bewiesen, dass sie ein hilfreiches Instrument der Jugendarbeit ist.
    Ob und wie weit die Ressourcen hierfür in den Einrichtungen vorhanden sind, ist natürlich unterschiedlich. Wir stehen hier als große, bezirkliche Einrichtung deutlich besser da als viele andere. Insofern wird es uns eher möglich sein die digitale Arbeit in Teilen beizubehalten, als vielen anderen.

    Kits Aktuell: Lieber Eik, vielen herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in eure Arbeit. Wir wünschen euch weiterhin gutes Gelingen und Kreativität für eure Vorhaben.

    Zum Nachschauen finden Sie die Beiträge unter: https://www.instagram.com/hof_marienfelde/

    Das Interview führte Beate Bruker vom Kits Aktuell Team.

Unterstützung für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in den Gemeinschaftsunterkünften in Zeiten von Corona

  • Durch eine Spende konnten Lernspiele, Bastelmaterialien und technisches Equipment für geflüchtete Kinder angeschafft werden. Gerade zum richtigen Zeitpunkt. Denn die Kinder und Jugendlichen aus den Flüchtlingseinrichtungen müssen in Corona-Zeiten zuhause beschäftigt werden, ohne dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Auch für die Menschen im Heim gilt "Stay at Home”.

    Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind aktuell 2.162 Menschen, davon 870 Minderjährige, in den bezirklichen Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete untergebracht.

    „Die Kinder aus den Einrichtungen treffen Schul- und Kitaschließungen besonders hart, da die Unterkünfte hierfür nicht ausgestattet sind. Den Kindern fehlt es vor allem an Lernmaterialien, Lernspielen, Brettspielen und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten,” beschreibt Rainer Schwarz, der Leiter des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg, das Problem.

    Auf Anfrage des Jugendamtes, bei dem in Mariendorf ansässigen Amazon Logistikzentrum, spendete Amazon spontan und unkompliziert 2.000,00 € für die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen in den Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete in Tempelhof-Schönberg. Denn auch für diese Kinder geht der Schulunterricht nun von Zuhause weiter, und vor allem sollen die Kinder auch weiterhin die Möglichkeit haben, die deutsche Sprache zu erlernen.

    Gemeinsam mit Amazon konnte das Jugendamt Lernmaterialien, Spiele, einen Drucker und einen Laptop bestellen und an die bezirklichen Flüchtlingsunterkünfte weitergeben.
    Sechs Gemeinschaftsunterkünfte benannten jeweils Wünsche und Bedarfe in Höhe von 333,00 €. Diese wurden vom Jugendamt bestellt und direkt an die Unterkünfte geliefert. Zwei weitere Unterkünfte wurden über den Bezirksjugendfonds Integration des Jugendamtes gefördert.

    Die Kinder haben sich sehr über die Materialien und Spiele gefreut. Die Leitungen der Einrichtungen sowie das Jugendamt bedanken sich sehr herzlich im Namen der Bewohner*innen für die engagierte Spende!

    Die Koordinator*innen für den Bereich Integration im Jugendamt sind im engen Austausch mit den Betreibern der Flüchtlingsunterkünfte sowie der bezirklichen Flüchtlingskoordinatorin und dem bezirklichen Bildungskoordinator für Neuzugewanderte. Ziel ist es über die finanzielle Förderung hinaus weitere Hilfen für Familien, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit erhöhtem Unterstützungsbedarf anzubieten.

„Überall und nirgends – Kinder aus suchtbelasteten Familien wahrnehmen“

  • Zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien wahrnehmen“ fand am 20. Februar 2020 ein Fachtag im Rathaus Schöneberg statt.

    Studien auf Basis einer konservativen Schätzung gehen von insgesamt mindestens 3 Millionen Kindern in Deutschland aus, die mit einem alkohol- oder drogenabhängigen Elternteil aufwachsen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist aber von einer erheblichen Dunkelziffer und somit von einer noch höheren Gesamtzahl betroffener Kinder auszugehen.
    „Sucht wirkt sich auf das gesamte familiäre System aus. Insbesondere die Entwicklung der Kinder kann durch suchtbedingte Belastungsfaktoren (z.B. starke Stimmungswechsel, häufige Streits, Trennungen, Unberechenbarkeit, Unzuverlässigkeit, Vernachlässigung, verbale, körperliche oder sexualisierte Gewalt sowie Isolation der Familie und Tabuisierung der Problematik) gravierend beeinträchtigt und das Wohl des Kindes gefährdet werden.²
    „Die entsprechenden Folgen für die Kinder können sehr tiefgreifend sein und neben körperlichen Schädigungen vor allem psychische Probleme hervorbringen. Wissenschaftliche Forschungen belegen, dass das Risiko, selbst suchtkrank zu werden oder andere psychische Störungen zu entwickeln, stark erhöht ist. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn bestimmte, wichtige Schutzfaktoren nicht vorhanden sind oder nur wenig gefördert werden.
    In den letzten Jahren wurden verschiedene Angebote zur Unterstützung von betroffenen Kindern geschaffen. Dennoch ist die Versorgung jener Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend gewährleistet und muss dringend verbessert werden.“ ² Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH, Januar 2017
    ³ (Thomasius et al., 2008; Klein, 2007; Moesgen, 2014) Kinder von suchtkranken Eltern – Grundsatzpapier zu Fakten und Forschungslage
    Eingeladen und initiiert hatte die „Facharbeitsgruppe zur Kooperation: Zum Schutz von Kindern aus suchtbelasteten Familien vor Kindeswohlgefährdung“. Diese Kooperations-vereinbarung wird seit 2011 – über die Absichtserklärung hinaus – von der multiprofessionellen Arbeitsgruppe im Bezirk aktiv und lebendig gestaltet, indem sie sich für die Verbesserung der Situation von Kindern und ihren suchtbelasteten Familien engagiert einsetzt und nicht zuletzt mit ideenreicher Planung, Organisation und Einsatzfreude diesen weiteren Fachtag ermöglicht hat.
    So stieß das Thema auch wieder auf ein breites Interesse und 150 Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Berufsfeldern und Arbeitsbereichen wie Kitas, Schulen, freien Trägern der Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen (Suchthilfeträger, Kliniken, Therapieeinrichtungen, freien Praxen), dem Jobcenter, dem Gesundheits- und Jugendamt nutzten die Gelegenheit sich vertiefendes Hintergrundwissen anzueignen und sich zu den unterschiedlichen Aspekten miteinander auszutauschen.
    In seiner Begrüßungsansprache bezog Herr Oliver Schworck, Bezirksstadtrat für Jugend, Umwelt, Gesundheit, Schule und Sport, die aktuellen Forschungsergebnisse ein und hob hervor, dass die erhöhten Belastungen, denen Kinder suchterkrankter Eltern ausgesetzt sind, nicht nur gravierende Auswirkungen auf ihr gesamtes Leben haben können, sondern darüber hinaus auch das Leben nachfolgender Generationen beeinträchtigen.
    Er betonte, dass wir im Bezirk schon einiges auf den Weg gebracht haben, aber dies auf dem Hintergrund der aktuellen Zahlen natürlich nicht ausreichend sei. Diesbezüglich erhoffe er sich von den aktuellen politischen Vorgaben, wie dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Kinder psychisch- und suchterkrankter Eltern“ des Deutschen Bundestages und dem Förderprogramm des GKV-Bündnisses für Gesundheit, dass diese den Ausbau und die Weiterentwicklung bedarfsgerechter Unterstützungsleistungen für Kinder und Familien in den Kommunen und Bezirken wesentlich befördern.
    Daneben sei es ihm ein wichtiges, grundlegendes Anliegen, das Thema Sucht und Suchterkrankung zu entstigmatisieren und es als Querschnittsthema Ressort übergreifend zu verankern. Dies gelte insbesondere in der Kindertagesbetreuung, in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen, um ein Klima zu schaffen, in dem wertfrei und ohne Scham über Sucht gesprochen und Unterstützung barrierefrei bei den betroffenen Familien ankommen kann.
    Sein besonderer Dank galt allen Akteur*innen, Fachkräften und Unterstützer*innen, die sich im Bezirk für Kinder und ihre suchtbelasteten Familien engagieren und diese Veranstaltung ermöglicht haben und nicht zuletzt auch den vielen anwesenden Teilnehmer*innen.
    Weitere Grußworte sprach Frau Köhler-Azara, die als Landesdrogenbeauftrage unserer Einladung an die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung nachgekommen war. Eingangs gab sie einen Überblick über die aktuelle Situation zum Drogen- und Suchtmittelmissbrauch in Berlin. Abhängigkeit verursacht großes persönliches und familiäres Leid und auch hohe gesellschaftliche Kosten für die Behandlung von Folgeschäden. Diesbezüglich hob sie die Suchtprävention als tragende Säule der Berliner Drogen- und Suchtpolitik hervor. Sie bietet die Chance, bereits bei den Ursachen für eine Suchterkrankung anzusetzen und eine Abhängigkeit im Vorfeld zu verhindern. So braucht es zunehmend nicht nur Unterstützungsangebote für Betroffene jeden Alters, sondern expliziert für deren Kinder. Seit 2006 konnten wir in Berlin wahrnehmen, dass hier zunehmend der Fokus auf die gesundheitliche Entwicklung der Kinder gerichtet wurde. So führte sie denn auch die seit 2010 berlinweit geltende Rahmenvereinbarung zum Schutz von Kindern suchtkranker Eltern vor der Gefährdung des Kindeswohls an, die als Grundlage für die Entwicklung der bezirklichen Kooperationen dient und betonte die Erforderlichkeit von Zusammenarbeit nicht nur der Sucht- und Jugendhilfe.
    Aspekte in den beiden Vorträgen am Vormittag:
    Herr Dr. Darius Chamoradi Tabatabai, leitender Chefarzt der Hartmut-Spittler Entwöhnungsklinik am Vivantes Auguste Viktoria Klinikum, hielt einen sehr informativen und umfassenden Powerpoint gestützten Vortrag zu unterschiedlichsten Aspekten des Themas: „Ökonomie und Kinderschutz – ein volkswirtschaftliches Plädoyer“. Von umfassenden (in ihrer Wirkung erschlagenden) Zahlen von Suchterkrankungen und deren voraussichtlichen Entwicklungstrends, der gesellschaftlichen Haltung gegenüber dem Stigma Sucht und Suchtmittelerkrankten, zu den volkswirtschaftlichen Folgen und den Herausforderungen im Kinderschutz. Dem entgegen stünde der akute Fachkräftemangel in Kliniken, Schulen, den Regionalen Sozialpädagogischen Diensten der Jugendämter etc. und es braucht in allen Bereichen auskömmliches und qualifiziertes Personal. Er verdeutlichte mit Nachdruck, dass wir es uns als Gesellschaft schlichtweg nicht „leisten“ können, für die betroffenen gefährdeten Kinder nicht frühzeitig in ausreichendem Maße resilienzfördernde Unterstützungen zu etablieren.
    Dem 2. Vortrag: „Kind im Blick“ von und mit Frau Christine Ordnung, Institutsleiterin des ddif (Deutsch-Dänisches Institut für Familientherapie und Beratung) folgten wir nicht auf Powerpoint-Folien, sondern erlebten diesen sehr anschaulich – mit Vortrags unüblichen Utensilien, wie einem Seil, einigen Hula-hoop-Reifen, einem Staubwedel und Luftballons und der Mitwirkung von Teilnehmer*innen aus dem Auditorium. Verdeutlicht wurde, das Beziehung, Prozess und Dialog die wesentlichen Grundpfeiler der Pädagogik und in der Familientherapeutischen Arbeit sind und dass alle beteiligten Fachkräfte immer wieder ihre eigenen Haltungen und Anteile im Erleben des Kindes und seiner Bezugspersonen reflektieren müssen.
    Arbeitsphase am Nachmittag
    In den fünf angebotenen Workshops: (I) von der Sensibilisierung und Wissensvermittlung zum Thema, (II) Pädagogik/Beziehungsarbeit, (III) Gesprächsführung: Wie öffnet man das Thema in der Familie, (IV) Netzwerkarbeit und Kooperationen im Kinderschutz, (V) Projektvorstellungen und Angebote für Kinder, gab es neben informativen Inputs Gelegenheit für intensiven anregenden fachlichen Austausch und Vereinbarungen für die künftige Zusammenarbeit.
    Wir verbrachten diesen arbeitsintensiven Tag in angenehmer und anregender Atmosphäre – auch Dank der Unterstützung des aufmerksamen Catering-Teams „Tages-Werkstatt“ vom Notdienst, welches mit vielen Leckereien für unser leibliches Wohlbefinden und für´s „Durchhalten“ sorgte. Unser besonderer Dank gilt hier nochmals herzlich allen Vortragenden, Akteur*innen und Sponsoren für ihre tatkräftige und großzügige Unterstützung. In alphabetischer Reihenfolge: Hartmut-Spittler-Entwöhnungsklinik/ Vivantes; NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.; Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e. V.; Paritätischer Wohlfahrtsverband; St. Joseph-Krankenhaus; Tannenhof Berlin-Brandenburg GgmbH und Mitarbeiter*innen des Bezirksamtes aus der Planungs- und Koordinierungsstelle, dem Gesundheits- und Jugendamt.
    Bericht: Kinderschutzkoordinatorin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Frau Hucklenbroich

Lachen, lernen, erleben und vernetzen: der KJP-Vorstandsworkshop 2020

  • Vom 17. Bis 19.01.2020 setzte sich der Vorstand des Kinder- und Jugendparlaments Tempelhof-Schöneberg im Schullandheim Blumenfisch am Wannsee zusammen, um sich als Gruppe besser kennenzulernen, sich inhaltlich auf die nun richtig beginnende Amtszeit vorzubereiten, Wissen auszutauschen und gemeinsam Spaß zu haben.
    KJP Vorstandworksdhop 2020

    KJP Vorstand 2020

    Das Wochenendprogramm bot von „aktives Zuhören“ über „Reden schreiben – Tipps und Tricks“ bis hin zu „Wer ist wer? Politiker_innen und deren Zuständigkeiten“ verschiedenste Richtungen, in die sich der Vorstand am Wochenende fortbildete.
    Am Freitag sah der Zeitplan den Austausch des gesamten Teams über die verschiedenen Erwartungen an das Wochenende sowie das gegenseitige Kennenlernen durch Spiele vor.
    Am Samstagvormittag stellten uns Pascal und Emily die Politiker_innen des Bezirks und ihren Zuständigkeitsbereichen vor. Anschließend wurden alle Vorstandsmitglieder von Maike und Oliver dazu aufgefordert, eine Kurzpräsentation zur Vorstellung des KJPs für Außenstehende zu erarbeiten, die dann vor Publikum gehalten und ausgewertet wurde. Nach einem leckeren Mittagessen wurden dann mit dem Wannsee als Hintergrund Fotos des aktuellen Vorstandes gemacht. Danach übte das Team in Kleingruppen mit Sammys Unterstützung aktives Zuhören, wodurch sich interessante Gespräche ergaben, durch die sich neue und bekannte Gesichter des KJP-Vorstandes noch besser kennenlernen konnten. Nach einer kurzen Pause folgte eine von Ida vorbereitete Arbeitszeit, während der sich der Vorstand den Prozess von der Projektidee zur Umsetzung selbst aneignete. Nachdem alle sich mit einem Snack versorgt hatten, erklärten Emily und Pascal, worauf es bei der Leitung einer Gruppe ankommt. Diese Erkenntnisse konnten in einem Rollenspiel direkt angewandt werden. Darauffolgend konnten sich alle beim Abendessen stärken und anschließend ein Puzzle von Mascha und Leia zum Ablauf des KJP-Jahres lösen. Außerdem stellte Hanna Tipps und Tricks zum Reden schreiben vor. Als unterhaltsames und herausforderndes Abendprogramm hatte Ida Themen für Stegreifreden vorbereitet, die in ca. vier Minuten von einem Vorstandsmitglied erläutert werden sollten. Dieses Abendprogramm schulte die rhetorischen Fähigkeiten aller Redner_innen und sorgte für Spaß. Nach diesem humorvollen Programmpunkt stand noch die Wahl der Vorstandssprecher_innen auf der Tagesordnung. In diesem Jahr werden Ida und Pascal dieses Amt bekleiden.

    Am Sonntagmorgen galt es, die Zimmer aufzuräumen und ein letztes Frühstück einzunehmen. Anschließend blickte der Vorstand auf ein ereignisreiches, spaßiges und produktives Wochenende zurück und verglich die anfangs geäußerten Erwartungen mit der Realität. Dabei wurde deutlich, dass das Wochenende allen Spaß und neues Wissen brachte und der Gruppenzusammenhalt wuchs.
    Demzufolge ist das Wochenende eine wertvolle Basis für die Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands und ein erfolgreiches, bewegendes KJP-Jahr 2020.

    Bericht: Ida – Vorstandssprecherin – Fotos: KJP

Neujahrsgruß

  • Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg wünscht allen Familien, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen wundervollen Start ins neue Jahr(zehnt).
    Ansicht Bus der Linie 94

    Linie 94

    Wir wollen diese Gelegenheit nutzen um Sie erneut auf die Kooperation zwischen dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg und der Linie 94 e.V. aufmerksam zu machen. Auch in 2020 besteht für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie Flüchtlingshilfe in Tempelhof-Schöneberg die Möglichkeit einen der umgebauten Doppeldeckerbusse kostenfrei für Ausflüge zu nutzen. Anbei berichten wir über einen beispielhaften Ausflug aus 2019.

    Am ersten Adventswochenende startete der Bus für Integration mit zwanzig Mädchen aus drei unterschiedlichen Gemeinschaftsunterkünften in Tempelhof-Schöneberg zu einem letzten Ausflug in 2019 ins Berliner Umland. Bei bestem kalt-sonnigen Winterwetter ging es erst zum Weihnachtsbaumschlagen und anschließend auf den historischen Weihnachtsmarkt in Potsdam.

    Zunächst führte der Weg zum Werderaner Tannenhof. Nach einer Tanzeinlage in der Sonne vor dem Bus ging es in den Wald. Jede Gruppe Mädchen bekam die Möglichkeit, sich einen eigenen Baum auszusuchen und gemeinsam zu fällen, zu tragen und einzutüten (manchmal nicht nur die Bäume).

    Nach dem Weihnachtsbaumschlagen ging es zum historischen Potsdamer Weihnachtsmarkt. Das hübsch beleuchtete Schloss, die großen Feuer und die festliche Stimmung wissen zu gefallen. Jedoch ist den meisten Mädchen nach dem ganzen Tag an der frischen Luft schnell ein wenig zu kalt. Nach knapp zehn schönen Stunden außerhalb von Berlin geht es zurück nach Hause, wo die Weihnachtsbäume von Familien und Unterkunfts-mitarbeiter*innen freudig entgegengenommen wurden. Nach einer wärmenden Tasse Tee wurden die Bäume direkt aufgestellt und festlich dekoriert.