Ortsteil Lichtenrade

Alte Landkarte mit der Beschriftung Lichtenrade

Lichtenrade 1874

Lichtenrade wurde 1375 im Landbuch Karls IV. erstmals als Lichtenrode urkundlich erwähnt. In Lichtenrade gehen die Uhren etwas beschaulicher als im innerstädtischen Bereich. So hatte das ländlich geprägte Lichtenrade 1920, zum Zeitpunkt der Eingemeindung nach Groß-Berlin, gerade einmal 4836 Einwohner_innen.

Nach der Eingemeindung und dem Bau des unterirdischen Lichtenrader-Lankwitzer-Regenwasser-Sammelkanals 1928/1929 wurden die Ackerflächen nach und nach bebaut. Im 20. Jahrhundert verlagerte sich das Ortszentrum vom Dorfanger zur Bahnhofsstraße hin. Die heutige Einkaufsstraße besticht durch die Vielzahl kleinerer Einzelhandelsgeschäfte. Hier ist es ein bisschen wie im Urlaub – es gibt alles, aber eben im kleineren Format. Eine wunderbare Alternative zu den großen Einkaufsmeilen der Metropole Berlin.

Lichtenrade hat viel zu bieten, ist mit seinen großflächigen Einfamilienhausbebauungen ein beliebter Wohnort in Berlin. Moderner sind die Bauten in den Großsiedlungen Lichtenrade-Ost und -Mitte. Hier prägen Hochhauskomplexe das Stadtbild.

Ganz im Süden von Tempelhof-Schöneberg grenzt dieser Ortsteil an die Brandenburger Landkreise Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald.
Mit Teltow-Fläming verbindet den Bezirk seit 1991 eine lebendige Partnerschaft, die sich nach der deutschen Wiedervereinigung gebildet hat.

Ein prominenter Sohn Lichtenrades ist der ehemalige Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, der von Juni 2001 bis Dezember 2014 die Geschicke der Stadt Berlin gelenkt hat.

Der Giebelpfuhl

Dorfteich "Giebelpfuhl"

Den ländlichen Charakter dieses Ortsteils erkennt man am besten, wenn man den alten Dorfkern besucht. Hier ist es ein wenig, als ob die Zeit stehen geblieben ist.
Die idyllische Dorfaue mit dem ovalen Dorfanger, der Dorfkirche, dem größten in Berlin erhaltenen Dorfteich „Giebelpfuhl“ und den Bauernhäusern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bieten ein stimmungsvolles Bild und dies zu jeder Jahreszeit. Es ist, als sei die Zeit ein wenig still gestanden. Ein wirkliches Kleinod und ein wunderschöner Ort zum Verweilen.

Dorfkirche Lichtenrade

Dorfkirche Lichtenrade

Die Dorfkirche Lichtenrade entstand im 14. Jahrhundert und war ursprünglich ohne Chor und Turm errichtet worden. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche nach einem Bombentreffer völlig aus. Sie wurde bei der Wiederherstellung 1948-49 um knapp einen Meter erhöht und mit einem Satteldach versehen.

Die idyllische Kirche ist auch heute noch sehr beliebt für Trauungen. Zweimal im Jahr finden rund um den Giebelpfuhl wunderschöne Feste statt. Im Herbst das weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannte Wein- und Winzerfest sowie der „Lichtenrader Lichtermarkt“ am Ersten Advent, der zu den stimmungsvollsten Weihnachtsmärkten Berlins zählt.

Traditionslokale

Restaurant Reisel

Dass Lichtenrade auf eine lange Tradition zurückblicken kann und die Uhren etwas langsamer gehen, ist es bestimmt auch zu verdanken, dass es heute noch die Traditionslokale „Bohm`s Fliegerkneipe“ (gegründet 1891 seit 1911 in Lichtenrade) und das gutbürgerliche Restaurant Reisel (gegründet 1866) gibt.

Alte Feuerwache

Feuerwache Lichtenrade

Direkt in diesem Kiez in „Alt-Lichtenrade 94“ befindet sich auch die „Ehemalige Feuerwache Lichtenrade“. Sie wurde 1909 durch den Architekten Gustav Haufe, einem späteren Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr, erbaut. Zur Feuerwache gehören ein ehemaliges Spritzenhaus, ein früheres Stallgebäude und der Steigeturm, der früher zum Trocknen der Schläuche gebraucht wurde. Alle drei Gebäude haben einen hohen Klinkersockel und sind im oberen Bereich mit Fachwerk versehen.

Alte Dorfschmiede

Alte Dorfschmiede

Ein weiteres gut erhaltenes Objekt ist die am Dorfanger gelegene alte Dorfschmiede, die anno 1866 erbaut wurde und 1890 um ein Wohnhaus erweitert wurde. Die tiefe Lage der Fenster ist das Ergebnis einer späteren Anhebung des Straßeniveaus. Das geschichtsträchtige, kleine Haus wird heute noch privat bewohnt und steht natürlich unter Denkmalschutz.

Bahnstation Lichtenrade

Bahnstation Lichtenrade

Die Bahnstation des Dorfes Lichtenrade wurde am 1. Juni 1883 eröffnet und an das damals noch eingleisige Streckennetz nach Dresden angeschlossen.
Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde der Zugverkehr Richtung Süden eingestellt und der Bahnhof Lichtenrade wurde zur Endhaltestelle der Linie S2 der Berliner S-Bahn.

Nach dem Fall der Mauer wurde die S-Bahnverbindung bis nach Mahlow wieder aufgenommen. Mit dem Ausbau der Dresdener Bahn wird es in den kommenden Jahren umfangreiche Umbauten im Bereich der Bahnhofsanlage geben.

Alte Mälzerei

Alte Mälzerei

Neben dem Bahnhof befindet sich die historisch auch sehr interessante Alte Mälzerei der Schlossbrauerei Schöneberg Ag in der Steinstr. 41. Sie wurde von 1897-1899 nach den Plänen von Regierungsbaumeister Wilhelm Walter im Stil der Magazinbauten der alten Hansestädte erbaut.
Das rote Backsteingebäude ist monumental und überragt die gesamte Bebauung um den Lichtenrader Bahnhof.

Damals brauchte man die Mälzerei, um die steigende Nachfrage nach Bier in der damals unabhängigen Stadt Schöneberg zu befriedigen. Der Platz in Lichtenrade wurde ausgewählt, um die starken Gerüche, die beim Mälzen entstehen, von der Stadt Schöneberg fernzuhalten. Lichtenrade zählte damals gerade einmal 500 Einwohner_innen.

Hopfen und Malz

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Betrieb komplett eingestellt, wahrscheinlich weil die Gerste zum Bierbrauen rationiert war.

Danach wurde das Gebäude hauptsächlich als Lagerraum genutzt. Zu Mauerzeiten wurden hier als Reaktion auf den Schock der „Berliner Blockade“ die berühmten „Senatsreserven“ gelagert.

Derzeit ist das seit 1987 unter Denkmalschutz stehende Gebäude nur von außen zu besichtigen. Das wird sich in den nächsten Jahre ändern.
Es wird daran gearbeitet die Alte Mälzerei zum Mittelpunkt eines neuen Wohnquartiers auszubauen. Das Gebäude soll dann u.a. von der Volkshochschule, demJugendmuseum, der Musikschule, der Suppenküche und der Stadtbibliothek genutzt werden.

Hochhaussiedlungen

Neubausiedlung in der Nahariyastraße

In den 1960er und 1970er Jahren entstanden mehrere Hochhaussiedlungen in Lichtenrade, so etwa die Petruswerk-Siedlung im Bornhagenweg, die John-Locke-Siedlung in Lichtenrade-Mitte und die Wohnsiedlung in der Nahariya- und Skarbinastraße.

Die Bebauung orientiere sich maßgeblich an den zeitgenössischen Konzepten von Großwohnsiedlungen. Sie reichen zwar keineswegs an die Dimensionen solcher Großprojekte, wie etwa an die der Gropiusstadt in Neukölln oder des Märkischen Viertels in Reinickendorf heran, ihre Errichtung erfolgte letzten Endes jedoch ähnlichen Prämissen, nämlich der Schaffung eines eigenen Wohnquartiers mit verhältnismäßig homogener Bebauung und einem hohen Anteil an sozialem Wohnungsbau.

Volkspark Lichtenrade

Volkspark Lichtenrade

Im enger bebauten Lichtenrade-Ost entstand auf eine Bürgerinitiative hin 1979 der beliebte Volkspark Lichtenrader. Eine Initiative ganz besonderer Art.
Er wird noch heute von den Mitgliedern des „Trägervereins Lichtenrader Volkspark e. V.“ liebevoll gepflegt.

Seit 1983 besteht eine Patenschaft des Landkreises Cham im Bayerischen Wald/Oberpfalz für den Volkspark Lichtenrade. Gerade in den Anfangsjahren wurde der Volkspark mit Sachspenden sehr stark unterstützt. Neben vielen Pflanzen stammen beinahe alle Bänke und Tische aus dem Patenschaftslandkreis.

Der lebendige Kontakt zwischen dem Verein und dem Landkreis Cham wird aber auch über Lichtenrade hinaus sichtbar. Zu Weihnachten spendet der Landkreis Cham seit über 30 Jahren den Weihnachtsbaum, der vor dem Rathaus Tempelhof aufgestellt wird. Auf dem Vorplatz des Rathauses Tempelhof wurde 2013 zum 30-jährigen Bestehen der Patenschaft feierlich eine Tafel enthüllt.

Statistik

Einwohner_innen: 51.955 (Stand: 31.12.2019)
Fläche: 10 km²

Weitere statistische Informationen zu Schöneberg und dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg finden Sie unter “Zahlen und Fakten”