Wie gesund wir sind, hängt mit zahlreichen Faktoren zusammen, die direkt oder indirekt Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Zu diesen sogenannten „Determinanten der Gesundheit” zählen unter anderem persönliche Faktoren (z.B. Alter und Geschlecht), individuelle Lebens- und Arbeitsbedingungen (z.B. Bildungshintergrund oder Erwerbs- und Arbeitssituation), aber auch allgemeine Bedingungen der sozioökonomischen Umwelt, wie z.B. die Vermögens- und Einkommensverteilung innerhalb der Bevölkerung. Dabei zeigen sich soziale Ungleichheiten, die sich unmittelbar auch in der Gesundheit widerspiegeln (Hurrelmann/Richter 2022). Auf dieser Seite stellen wir Ihnen hierzu aktuelle Daten vor. Die Daten werden in Form von interaktiven Karten dargestellt. Um die Daten abrufen zu
können, fahren Sie mit der Maus über die Karte, bis ein Informationskasten erscheint. Methodische Hinweise und weitere Informationen zu den aufgeführten Merkmalen finden Sie am Ende der Seite.
Soziale Ungleichheit ist multidimensional und tritt in unterschiedlichen Bereichen auf. Neben Unterschieden nach sozioökonomischen Merkmalen, wie z.B. Bildung, Beruf und Einkommen, zeigen sich auch zwischen bevölkerungsbezogenen Merkmalen, wie z.B. Alter, Geschlecht oder Migrations- und Fluchterfahrungen, soziale und somit auch gesundheitliche Unterschiede (Schönstein/Kilian 2023).
Berlin-Mitte stellt einen der bevölkerungsreichsten Bezirke Berlins dar (Rang 2). Gleichzeitig zählt Mitte zu den jüngeren Berliner Bezirken. Nach Friedrichshain-Kreuzberg ist der Anteil an älteren Einwohnenden in Mitte am geringsten und der Altersdurchschnitt liegt mit 39,6 Jahren unter dem Berliner Gesamtwert (42,8 Jahre). Ebenfalls verzeichnet Mitte berlinweit den geringsten Anteil an weiblichen Einwohnenden sowie den höchsten Anteil an Einwohnenden mit Migrationshintergrund.
Kleinräumig betrachtet stellt der Humboldthain-Nordwest (Prognoseraum Gesundbrunnen) den bevölkerungsreichsten Planungsraum im Bezirk Mitte dar. Im Planungsraum Unter den Linden (Prognoseraum Zentrum) leben hingegen die wenigsten Menschen im Bezirk Mitte. Der höchste Anteil an unter 18-Jährigen ist in den Planungsräumen Zillesiedlung (Prognoseraum Moabit) und Brunnenstraße (Prognoseraum Gesundbrunnen) zu finden. Im Planungsraum Londoner Straße (Prognoseraum Wedding) leben die anteilig meisten älteren Menschen. Der Anteil an Mädchen und Frauen fällt in den Planungsräumen Londoner Straße und Schillerpark (Prognoseraum Wedding) am höchsten aus, am geringsten ist er im Planungsraum Huttenkiez (Prognoseraum Moabit). In den Planungsräumen Schwedenstraße (Prognoseraum Wedding), Drontheimer Straße (Prognoseraum Gesundbrunnen) sowie Heidestraße (Prognoseraum Moabit) zeigt sich mit 73-74% bezirksweit der höchste Anteil an Einwohnenden mit Migrationshintergrund. Am
geringsten fällt er mit weniger als 40% im Planungsraum Elberfelder Straße (Prognoseraum Moabit) aus.
In Berlin-Mitte ist die Bevölkerung zwischen 2010 und 2020 um mehr als 17% gestiegen. Damit zählt Mitte zu den Bezirken mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs in den letzten Jahren. Dies ergibt sich einerseits aus einem kontinuierlichen Geburtenüberschuss und andererseits aus einer überwiegend positiven Wanderungsentwicklung, d.h. mehr Zuzügen als Fortzügen in den vergangenen Jahren (AfS Berlin-Brandenburg). Bis zum Jahr 2040 wird in Mitte ein deutlich geringerer Bevölkerungszuwachs als in den letzten Jahren erwartet. Die Bevölkerung wird sich bis zum Jahr 2040 auf voraussichtlich 408.644 Einwohnerinnen und Einwohner erhöhen.
Ein Blick auf die Altersverteilung weist dabei auf eine stärkere Zunahme älterer Menschen hin. Die Altersgruppe der ab 65-Jährigen wird sich zwischen 2024 und 2040 im Bezirk Mitte um voraussichtlich 16% erhöhen. Bei den unter 18-Jährigen wird ein Zuwachs von 4% erwartet, während bei der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nur geringfügige Veränderungen (+0,4%) prognostiziert werden.
Kleinräumig betrachtet hat sich die Bevölkerung zwischen 2010 und 2020 im Prognoseraum Zentrum um mehr als 28% und damit am stärksten erhöht. In den übrigen Prognoseräumen lag das Bevölkerungswachstum zwischen 12% und 15%. Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerung in allen Prognoseräumen – am stärksten im Prognoseraum Zentrum – weiter ansteigen. Das Bevölkerungswachstum wird sich jedoch im Vergleich zur Entwicklung zwischen 2010 und 2020 abschwächen.
Der Einfluss der sozialen Lage auf die Gesundheit ist empirisch hinreichend belegt. Je niedriger die soziale Lage, desto größer sind die gesundheitlichen Belastungen und Risiken, was sich u.a. in einer höheren Krankheitslast, einem schlechteren Gesundheitszustand oder einer geringeren Lebenserwartung von sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zeigt (Kooperationsverbund gesundheitliche Chancengleichheit 2024).
Auskunft über die soziale Lage der Berliner Bevölkerung gibt das Monitoring Soziale Stadtentwicklung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Dieses berücksichtigt den Anteil an Arbeitslosen, von Armut betroffenen Kindern, Transferleistungsbeziehenden sowie seit 2023 auch den Anteil an Kindern und Jugendlichen in alleinerziehenden Haushalten und berechnet darauf basierend einen Sozialstatus- und einen Dynamik-Index. Im Ergebnis zeigen sich berlinweit große soziale Unterschiede. Der Bezirk Mitte zählt dabei zu den Bezirken mit den meisten Planungsräumen mit (sehr) niedrigem Sozialstatus und damit stärkerer sozialer Benachteiligung. Mit Blick auf zeitliche Entwicklungen lassen sich überwiegend stabile bis positive Dynamiken erkennen. Insbesondere bei der Arbeitslosigkeit und beim Transferleistungsbezug
ist in Mitte ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.
Auch innerhalb des Bezirks Mitte sind große soziale Unterschiede zu erkennen. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das deutliche Nord-Süd-Gefälle jedoch etwas verringert. Planungsräume mit stärkerer sozialer Benachteiligung sind insbesondere im Prognoseraum Gesundbrunnen und in den angrenzenden Planungsräumen des Prognoseraums Wedding zu finden. Auch in einigen Planungsräumen des Prognoseraums Moabit weist die Bevölkerung einen niedrigen, im Planungsraum Zillesiedlung sogar einen sehr niedrigen Sozialstatus auf. In den restlichen Planungsräumen der Prognoseräume Wedding und Moabit zeigt sich überwiegend ein mittlerer Sozialstatus. Die insgesamt sechs Planungsräume mit hohem Sozialstatus sind mit Ausnahme des Planungsraums Heidestraße im Prognoseraum Zentrum zu finden.
Arbeitslosigkeit hat weitreichende individuelle Folgen, die sich auch im gesundheitlichen Bereich zeigen. Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Arbeitslosigkeit ist dabei wechselseitig. Er äußert sich einerseits in negativen gesundheitlichen Folgen von Arbeitslosigkeit, wie z.B. einem schlechteren psychischen Wohlbefinden, einer vermehrten Krankheitslast oder einer erhöhten Sterblichkeit. Anderseits haben gesundheitlich eingeschränkte Personen durch schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt auch ein erhöhtes Risiko, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein (Oschmiansky/Berthold 2020).
Mitte zählt zu den Bezirken mit geringerer Beteiligung am Erwerbsleben. 2024 waren 5,5% der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeitslos im Rechtskreis SGB II. Damit rangiert Mitte im Bezirksvergleich im hinteren Mittelfeld mit dem vierthöchsten Anteil. Auch beim Anteil an Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften (umgangssprachlich Haushalte im Bürgergeld-Bezug) platziert sich Mitte mit einem Anteil von 17,2% im hinteren Mittelfeld. Knapp jedes dritte Kind in Mitte (30,8%) wächst in SGB II-Bedarfsgemeinschaften und somit potenziell armutsgefährdet auf. Berlinweit ist das der dritthöchste Wert nach Neukölln und Spandau. Auch das Altersarmutsrisiko ist in Mitte deutlich höher als im Berliner Durchschnitt. 15,4% der älteren Menschen über der Regelaltersgrenze bezogen im Jahr 2024 außerhalb von Einrichtungen Grundsicherung im Alter. Im Bezirksvergleich ist das der höchste Anteil.
Im Zeitverlauf zeigt sich insgesamt eine rückläufige Entwicklung im Anteil an Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften, die jedoch mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 unterbrochen wurde. Beim Anteil an Arbeitslosen ist nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2020 ein Rückgang bis 2022 zu erkennen. Seither ist wieder ein leicht steigender Trend zu beobachten. Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie bewegt sich der Arbeitslosenanteil auf einem höheren Niveau.
Auf kleinräumiger Ebene sind in den Planungsräumen des Prognoseraums Gesundbrunnen sowie im angrenzenden Teil des Prognoseraums Wedding die höchsten Anteile an Arbeitslosen und Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften zu finden. Am höchsten fallen die Werte im Planungsraum Drontheimer Straße aus. Auch im restlichen Prognoseraum Wedding sowie im nördlichen Prognoseraum Moabit liegen die Anteile in einigen Planungsräumen deutlich über dem Bezirksdurchschnitt. Im Gegensatz dazu zeigen sich in den Planungsräumen im südlichen Prognoseraum Moabit sowie im Prognoseraum Zentrum deutlich geringere Arbeitslosenanteile. Auch das Armutsrisiko fällt bei hier lebenden Menschen deutlich geringer aus.
Das einem Haushalt oder einer Person zur Verfügung stehende Einkommen wirkt sich auf verschiedene Lebensbereiche aus. Es hat u.a. Einfluss auf soziale Integration und soziokulturelle Teilhabe und spiegelt sich auch in gesundheitlichen Unterschieden wider. Menschen mit niedrigem Einkommen und erhöhtem Armutsrisiko schätzen z.B. ihre Gesundheit schlechter ein, haben eine niedrigere Lebenserwartung und sind häufiger von chronischer Krankheit betroffen als Menschen aus den höheren Einkommensgruppen (Datenreport 2021).
Bei der in Mitte lebenden Bevölkerung zeigt sich eine breite Spannweite im monatlichen Nettohaushaltseinkommen. 27% der Bevölkerung leben in Haushalten mit einem Einkommen von mehr als 4.000 €, jedoch auch 22% in Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 1.500 €. Dementsprechend hoch fällt der Gini-Koeffizient aus, mit dem die Einkommensgleichheit (Gini-Koeffizient = 0) bzw. Einkommensungleichheit (Gini-Koeffizient = 1) gemessen wird. In keinem anderen Bezirk war das Einkommen 2022 ungleicher verteilt als im Bezirk Mitte.
23% der Bevölkerung in Mitte waren 2022 armutsgefährdet, lebten also mit weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung. Im Bezirksvergleich ist das der zweithöchste Wert hinter Neukölln. Die relative Armutsgefährdungslücke betrug 21%, d.h. das mittlere Einkommen der armutsgefährdeten Menschen lag etwa ein Fünftel unter der Armutsgefährdungsschwelle. Kleinräumige Daten zur Einkommensverteilung liegen nicht vor.
Berlinweite Daten zeigen, dass insbesondere jüngere Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sowie Menschen mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Armutsrisiko aufweisen. Auch ein niedriges Bildungsniveau, Langzeitarbeitslosigkeit sowie alleinerziehend oder mit drei oder mehr Kindern in der Familie zu leben, gehen mit einer erhöhten Armutsgefährdung einher (Regionaler Sozialbericht Berlin und Brandenburg 2019).
Im Zeitverlauf zeigt sich in den vergangenen Jahren mit deutlichen Schwankungen insgesamt eine Zunahme der Armutsgefährdung. Sowohl in Gesamtberlin als auch in Mitte ist besonders zwischen 2018 und 2021 ein deutlicher Anstieg der Armutsgefährdungsquoten zu beobachten. Seither sind die Werte wieder rückläufig.
Auch die Einkommensungleichheit verstärkte sich in Mitte in den vergangenen Jahren mit einem Anstieg des Gini-Koeffizienten von 0,30 im Jahr 2012 auf 0,35 im Jahr 2022. Damit fällt die Einkommensungleichheit in Mitte höher aus als im Gesamtberliner Durchschnitt (0,31). Hier sind in den vergangenen 10 Jahren nur leichte Veränderungen – vor allem während der Corona-Pandemie – zu beobachten. Anders als in Mitte haben sich die Einkommensunterschiede 2022 im Gesamtberliner Trend wieder verringert.
Bildung gilt als wichtige Ressource für die Gesundheit. Bildung geht u.a. mit Wissen und Handlungskompetenzen einher und bestimmt damit gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen. Personen mit niedriger Bildung verhalten sich seltener gesundheitsförderlich und nehmen seltener Präventions- und Vorsorgeuntersuchungen wahr. Niedrige Bildung ist zudem mit einer erhöhten Krankheitslast und Sterbewahrscheinlichkeit sowie einer geringeren Lebenserwartung verknüpft. Zudem ist die Höhe des Bildungsabschlusses mit unterschiedlichen Zugängen zu und Stellungen auf dem Arbeitsmarkt verknüpft, sodass Bildung auch mit berufsbezogenen gesundheitlichen Belastungen in Verbindung steht (Datenreport 2021).
35.000 (11,2%) in Mitte lebende Menschen ab 15 Jahren haben Erstergebnissen des Mirkozensus 2024 zufolge keinen allgemeinbildenden Schulabschluss erworben bzw. die Schule nach höchstens 7 Jahren verlassen. Im Bezirksvergleich ist das nach Spandau gemeinsam mit Neukölln der zweithöchste Anteil. Etwa 4% der ab 15-Jährigen befinden sich aktuell in schulischer Ausbildung. Unter den Personen mit Schulabschluss verfügen die meisten über Fachhochschul- oder Hochschulreife. Im Bezirksvergleich ist das Rang 5. Die zweitgrößte Gruppe in Mitte machen Personen mit mittlerem Schulabschluss, gefolgt von Personen mit Haupt- oder Volksschulabschluss aus.
Analog zur hohen Anzahl an (Fach-) Abiturientinnen und Abiturienten verfügt die Mehrheit der in Mitte lebenden Menschen ab 15 Jahren über akademische Abschlüsse (41%). Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Mitte hat keinen beruflichen Abschluss erworben. Im Bezirksvergleich platziert sich Mitte damit hinter Neukölln und Spandau auf dem dritten Rang. 8% der Bevölkerung ab 15 Jahren befinden sich aktuell in schulischer oder beruflicher Ausbildung. Kleinräumige Daten zu Bildungsabschlüssen liegen nicht vor.
Methodische Hinweise
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Wie erfolgt die kleinräumige Gliederung bezirklicher Daten?
Unterhalb der Bezirksebene wird in Berlin das Raumbezugssystem der Lebensweltlich Orientierten Räume (LOR) angewendet. Es besteht aus drei räumlichen Ebenen, die hierarchisch gegliedert sind:
- Prognoseräume (PGR) als oberste Ebene
- Bezirksregionen (BZR) als mittlere Ebene
- Planungsräume (PLR) als unterste Ebene
Jeder Prognoseraum setzt sich aus mehreren Bezirksregionen zusammen, die wiederum aus mehreren Planungsräumen bestehen. In Reaktion auf Einwohner- und städtebauliche Entwicklungen wurden die LOR 2020 modifiziert. Der Bezirk Mitte gliedert sich laut aktueller LOR-Systematik in 4 Prognoseräume, 10 Bezirksregionen und 49 Planungsräume (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen).
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Was bedeutet Migrationshintergrund und warum wird der Begriff kritisiert?
Die statistische Kategorie “Migrationshintergrund” wurde mit dem Mikrozensus 2005 eingeführt und setzt sich aus verschiedenen Merkmalen zusammen. Laut Einwohnerregister Berlin liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn Personen entweder:
- außerhalb Deutschlands geboren sind,
- eine zweite Staatsbürgerschaft besitzen,
- ein Einbürgerungs- oder Optionskennzeichen vorweisen oder
- unter 18 Jahre alt sind, keine eigenen Migrationsmerkmale aufweisen, aber mit mindestens einem Elternteil mit Migrationshintergrund an der gleichen Adresse gemeldet sind (AfS Berlin-Brandenburg 2021)
Die Verwendung des Begriffs “Migrationshintergrund” ist umstritten. Kritisiert wird u.a. die Fremdzuschreibung, die von den betroffenen Personen als diskriminierend wahrgenommen werden kann. Zudem trägt die Einteilung in Personen mit und ohne Migrationshintergrund der Heterogenität der Zielgruppe nicht ausreichend Rechnung, indem unterschiedliche Lebenslagen und Biografien unberücksichtigt bleiben (Kajikhina et al. 2023). Die von der Bundesregierung berufene Fachkommission Integrationsfähigkeit empfiehlt daher die statistische Kategorie “Migrationshintergrund” nicht mehr zu verwenden und
stattdessen von “Eingewanderten und ihren (direkten) Nachkommen” zu sprechen (Fachkommission Integrationsfähigkeit). Bislang wird diese Empfehlung in der amtlichen Statistik noch nicht umgesetzt.
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Wie wird die Bevölkerungsprognose berechnet?
Basis der Bevölkerungsprognose ist die Ausgangsbevölkerung zu einem bestimmten Stichtag. Aus vergangenen Zeitreihen werden anschließend Bewegungsraten und -quoten bestimmter demografischer Einflussfaktoren berechnet. Dazu zählen Geburten- und Sterberaten sowie Wanderungsbewegungen durch Zu- und Wegzüge. Auch Wohnungsneubauten und die demografische Struktur der Neubaubezieher und Neubaubezieherinnen werden berücksichtigt. Für diese Einflussfaktoren werden anschließend Annahmen über die künftige Entwicklung innerhalb eines bestimmten Zeitraums getroffen (aktuell 2021-2040). Dabei werden drei mögliche Varianten berechnet, von denen die mittlere Variante als Arbeits- und Planungsgrundlage festgelegt wurde (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen).
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Wie wird der soziale Status im Monitoring Soziale Stadtentwicklung erfasst?
Auf Grundlage der Ausprägungen der Indikatoren Arbeitslosigkeit, Transferbezug, Kinderarmut und Kinder/Jugendliche in alleinerziehenden Haushalten wird im Monitoring Soziale Stadtentwicklung für alle PLR mithilfe eines Indexverfahrens ein Sozialstatus-Index berechnet, der wiederum in vier Gruppen unterteilt wird:
- hoher sozialer Status: gut situierte Gebiete mit relativ hohem Wohlstand und niedrigem Armutsrisiko, geringste wirtschaftliche und soziale Problemdichte
- mittlerer sozialer Status: durchschnittliche wirtschaftliche und soziale Problemdichte
- niedriger sozialer Status: überdurchschnittlich hohe wirtschaftliche und soziale Problemdichte
- sehr niedriger sozialer Status: stärkste Überlagerung von Arbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut und damit sehr hohe wirtschaftliche und soziale Problemdichte
Mithilfe des Dynamik-Indexes werden Veränderungen der Indikatoren in den letzten zwei Jahren abgebildet. Der Index kann dabei positiv, stabil oder negativ ausfallen (Indikatorenbeschreibung Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2023).
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Was ist der Unterschied zwischen Arbeitslosenanteil und Arbeitslosenquote?
Der Arbeitslosenanteil bezieht sich auf alle Einwohnenden im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Hierzu zählen auch Schülerinnen und Schüler, Selbständige, Beamte und Beamtinnen sowie nichterwerbsfähige Personen. Im Gegensatz dazu zeigt die Arbeitslosenquote die relative Unterauslastung des Arbeitskräfteangebots an, in dem sie die Arbeitslosen in Bezug zu den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Arbeitslose) setzt. Dadurch fällt der Arbeitslosenanteil deutlich geringer aus als die Arbeitslosenquote (etwa halb so hoch) (Indikatorenblätter Kernindikatoren für integrierte Stadtteilentwicklung und Bezirksregionenprofile, 5. Fortschreibung).
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Was versteht man unter der Armutsgefährdungsquote?
Mit der Armutsgefährdungsquote wird die relative Einkommensarmut gemessen. Sie gibt an, wie hoch der Anteil an Personen ist, deren mittleres Einkommen weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung beträgt. Berücksichtigt wird das Nettohaushaltseinkommen aller im Haushalt lebenden Personen. Für die Berechnung werden unterschiedliche Haushaltsstrukturen und Einspareffekte bei Mehrpersonenhaushalten berücksichtigt, indem das Gesamteinkommen anhand eines Gewichtungsschlüssels auf die Einzelpersonen des Haushalts verteilt wird (Statistisches Bundesamt) .
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Was wird mit der relativen Armutsgefährdungslücke gemessen?
Die relative Armutsgefährdungslücke gibt an, wie weit das mittlere Einkommen armutsgefährdeter Menschen unter der Armutsgefährdungsschwelle (60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung) liegt. Sie wird als Maß dafür genutzt, wieviel zusätzliches Einkommen die Mehrheit der armutsgefährdeten Menschen bräuchte, um die Armutsgefährdungsschwelle zu überschreiten.
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Was ist der Gini-Koeffizient?
Der Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß zur Messung von Einkommensungleichheit. Er kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei 0 einer perfekten Einkommensverteilung entspricht, bei der alle Personen dasselbe Einkommen zur Verfügung haben. Ein Wert von 1 entspricht dagegen einer kompletten Ungleichverteilung, bei der eine Person über das gesamte Einkommen verfügt (DIW).
letzte Aktualisierung: 24.09.2025
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