Demografische und sozioökonomische Daten

Auf dieser Seite finden Sie demografische und sozioökonomische Angaben zur Bevölkerung in Berlin-Mitte. Die Daten werden in Form von interaktiven Karten dargestellt. Um die Daten abrufen zu können, fahren Sie mit der Maus über die Karte, bis ein Informationskasten erscheint. Methodische Hinweise und weitere Informationen zu den aufgeführten Merkmalen finden Sie am Ende der Seite.

Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund

Berlin-Mitte stellt einen der bevölkerungsreichsten Bezirke Berlins dar (Rang 2). Gleichzeitig zählt Mitte zu den jüngeren Berliner Bezirken. Nach Friedrichshain-Kreuzberg ist der Anteil an älteren Einwohnenden in Mitte am geringsten und der Altersdurchschnitt liegt mit 39,1 Jahren unter dem Berliner Gesamtwert (42,7 Jahre). Ebenfalls verzeichnet Mitte berlinweit den geringsten Anteil an weiblichen Einwohnenden sowie den höchsten Anteil an Einwohnenden mit Migrationshintergrund.

Kleinräumig betrachtet stellt der Humboldthain-Nordwest (Prognoseraum Gesundbrunnen) den bevölkerungsreichsten Planungsraum im Bezirk Mitte dar. In der Region Unter den Linden (Prognoseraum Zentrum) leben im Bezirk Mitte hingegen die wenigsten Menschen. Der höchste Anteil an unter 18-Jährigen ist im Planungsraum Brunnenstraße (Prognoseraum Gesundbrunnen) zu finden. Im Planungsraum Londoner Straße (Prognoseraum Wedding) leben prozentual die meisten älteren Menschen. Der Anteil an weiblichen Einwohnenden fällt im Schillerpark (Prognoseraum Wedding) am höchsten aus, am geringsten ist er im Planungsraum Huttenkiez (Prognoseraum Moabit). In den Planungsräumen Schwedenstraße (Prognoseraum Wedding) und Drontheimer Straße (Prognoseraum Gesundbrunnen), aber auch Heidestraße (Prognoseraum Moabit) und Großer Tiergarten (Prognoseraum Zentrum) zeigt sich mit mehr als 70 % der höchste Anteil an Einwohnenden mit Migrationshintergrund. Am geringsten fällt er im Planungsraum Elberfelder Straße (Prognoseraum Moabit) aus.

Bevölkerungsentwicklung und -prognose

In Berlin-Mitte ist die Bevölkerung zwischen 2010 und 2020 um mehr als 17 % gestiegen. Damit zählt Mitte zu den Bezirken mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs in den letzten Jahren. Bis zum Jahr 2040 wird in Mitte ein deutlich geringerer Bevölkerungszuwachs als in den letzten Jahren erwartet. Die Bevölkerung wird sich bis zum Jahr 2040 auf voraussichtlich 408.644 Einwohnerinnen und Einwohner erhöhen.

Kleinräumig betrachtet hat sich die Bevölkerung zwischen 2010 und 2020 im Prognoseraum Zentrum um mehr als 28 % und damit am stärksten erhöht. In den übrigen Prognoseräumen lag das Bevölkerungswachstum zwischen 12 % und 15 %. Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerung in allen Prognoseräumen – am stärksten im Prognoseraum Zentrum – weiter ansteigen. Das Bevölkerungswachstum wird sich jedoch im Vergleich zur Entwicklung zwischen 2010 und 2020 deutlich abschwächen.

Soziale Lage

Auskunft über die soziale Lage gibt das Monitoring Soziale Stadtentwicklung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, das den Anteil an Arbeitslosen, von Armut betroffenen Kindern sowie Transferleistungsbeziehenden berücksichtigt und darauf basierend einen Sozialstatus-Index berechnet. Demnach zeigen sich berlinweit große soziale Unterschiede zwischen einzelnen Planungsräumen. Im Bezirk Mitte befinden sich berlinweit die meisten Planungsräume mit (sehr) niedrigem Sozialstatus.

Auch innerhalb des Bezirks Mitte gibt es große soziale Unterschiede. Während die Bevölkerung im nördlichen Mitte (Prognoseräume Gesundbrunnen, Wedding und nördliches Moabit) häufig einen (sehr) niedrigen sozialen Status aufweist, sind die Planungsräume im Zentrum und südlichen Moabit meist weniger sozial benachteiligt. Hier verfügt ein Großteil der Bevölkerung über einen mittleren oder sogar hohen Sozialstatus.

Einkommensverteilung

Bei der in Mitte lebenden Bevölkerung zeigt sich eine breite Spannweite im monatlichen Nettohaushaltseinkommen. 27 % der Bevölkerung leben in Haushalten mit einem Einkommen von mehr als 4.000 €, jedoch auch 22 % in Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 1.500 €. Dementsprechend hoch fällt der Gini-Koeffizient aus, mit dem die Einkommensgleichheit (Gini-Koeffizient = 0) bzw. Einkommensungleichheit (Gini-Koeffizient = 1) gemessen wird. In keinem anderen Bezirk war das Einkommen 2022 ungleicher verteilt als im Bezirk Mitte.

23 % der Bevölkerung in Mitte waren 2022 armutsgefährdet, lebten also mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung. Im Bezirksvergleich ist das der zweithöchste Wert hinter Neukölln. Die relative Armutsgefährdungslücke betrug 21 %, d.h. das mittlere Einkommen der armutsgefährdeten Menschen lag etwa ein Fünftel unter der Armutsgefährdungsschwelle. Kleinräumige Daten zur Einkommensverteilung liegen nicht vor.

Im Zeitverlauf zeigt sich in den vergangenen Jahren mit deutlichen Schwankungen eine Zunahme der Armutsgefährdung. Sowohl in Gesamtberlin als auch in Mitte ist besonders zwischen 2018 und 2021 ein deutlicher Anstieg der Armutsgefährdungsquoten zu beobachten. Seither sind die Werte wieder rückläufig.

Auch die Einkommensungleichheit verstärkte sich in Mitte in den vergangenen Jahren mit einem Anstieg des Gini-Koeffizienten von 0,30 im Jahr 2012 auf 0,35 im Jahr 2022. Damit fällt die Einkommensungleichheit in Mitte höher aus als im Gesamtberliner Durchschnitt (0,31). Hier sind in den vergangenen 10 Jahren nur leichte Veränderungen – vor allem während der Corona-Pandemie – zu beobachten. Anders als in Mitte haben sich die Einkommensunterschiede 2022 im Gesamtberliner Trend wieder verringert.

Beteiligung am Erwerbsleben und Armutsrisiken

Mitte zählt zu den Bezirken mit geringerer Beteiligung am Erwerbsleben und erhöhtem Armutsrisiko. 2022 waren 5,2 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeitslos. Damit rangiert Mitte gemeinsam mit Reinickendorf auf dem 9. Bezirksrang. Höhere Arbeitslosenanteile gab es nur noch in Spandau und Neukölln. Auch beim Anteil an Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften platziert sich Mitte mit einem Anteil von 18,2 % auf Rang 9. Jedes dritte Kind in Mitte wächst in SGB II-Bedarfsgemeinschaften und somit potenziell armutsgefährdet auf. Berlinweit ist das Rang 10 vor Spandau und Neukölln. Auch das Altersarmutsrisiko ist in Mitte deutlich höher als im Berliner Durchschnitt. 13,4 % der älteren Menschen ab 65 Jahre beziehen Grundsicherung im Alter.

Im Zeitverlauf zeigt sich sowohl in Mitte als auch in ganz Berlin nach einem rückläufigen Trend zwischen 2015 und 2019 ein Anstieg des Anteils an Arbeitslosen und Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften mit Beginn der Corona-Pandemie 2020. Seither ist die Entwicklung wieder rückläufig.

Auf kleinräumiger Ebene sind in den Planungsräumen des Prognoseraums Gesundbrunnen sowie im angrenzenden Teil des Prognoseraums Wedding die höchsten Anteile an Arbeitslosen und Personen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften zu finden. Am höchsten fallen die Werte im Planungsraum Drontheimer Straße aus. Auch im restlichen Prognoseraum Wedding sowie im nördlichen Prognoseraum Moabit liegen die Anteile in einigen Planungsräumen deutlich über dem Bezirksdurchschnitt. Im Gegensatz dazu zeigen sich in den Planungsräumen im südlichen Prognoseraum Moabit sowie im Prognoseraum Zentrum deutlich geringere Arbeitslosenanteile. Auch das Armutsrisiko fällt bei hier lebenden Menschen deutlich geringer aus.

Höchster Schul- und Berufsabschluss

Mehr als 20.000 in Mitte lebende Menschen haben keinen allgemeinbildenden Schulabschluss erworben. Das ist nach Neukölln die zweithöchste Anzahl. Von den Personen mit Schulabschluss verfügen die meisten über Fachhochschul- oder Hochschulreife. Hinter Friedrichshain-Kreuzberg verzeichnet Mitte hier den zweitgrößten Anteil. Die zweitgrößte Gruppe in Mitte machen Personen mit mittlerem Schulabschluss aus, gefolgt von Personen mit Haupt- oder Volksschulabschluss. Analog zur hohen Anzahl an (Fach-) Abiturientinnen und Abiturienten verfügt die Mehrheit der in Mitte lebenden Menschen über akademische Abschlüsse. Kleinräumige Daten zu Bildungsabschlüssen liegen nicht vor.

Haushaltsformen

Berlinweit zählt Mitte zu den Bezirken mit höherem Anteil an Einwohnenden in Einpersonenhaushalten (Rang 3). Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt bei 1,7 Personen. Der Anteil an Einwohnenden in Alleinerziehenden-Haushalten fällt in Mitte vergleichsweise gering aus (Rang 10).

Unterteilt nach Bezirksregionen zeigt sich in Moabit West der höchste Anteil an Personen in Einpersonenhaushalten mit einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,6 Personen. In der Brunnenstraße Nord fällt der Anteil am geringsten aus. Hier leben durchschnittlich 1,9 Personen in einem Haushalt. Die meisten Personen in Alleinerziehenden-Haushalten wohnen in der Bezirksregion Osloer Straße. Im Regierungsviertel fällt der Anteil am geringsten aus.

Methodische Hinweise

  • Was bedeutet Migrationshintergrund und warum wird der Begriff kritisiert?

    Die statistische Kategorie “Migrationshintergrund” wurde mit dem Mikrozensus 2005 eingeführt und setzt sich aus verschiedenen Merkmalen zusammen. Laut Einwohnerregister Berlin liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn Personen entweder:

    • außerhalb Deutschlands geboren sind,
    • eine zweite Staatsbürgerschaft besitzen,
    • ein Einbürgerungs- oder Optionskennzeichen vorweisen oder
    • unter 18 Jahre alt sind, keine eigenen Migrationsmerkmale aufweisen, aber mit mindestens einem Elternteil mit Migrationshintergrund an der gleichen Adresse gemeldet sind (AfS Berlin-Brandenburg 2021)

    Die Verwendung des Begriffs “Migrationshintergrund” ist umstritten. Kritisiert wird u.a. die Fremdzuschreibung, die von den betroffenen Personen als diskriminierend wahrgenommen werden kann. Zudem trägt die Einteilung in Personen mit und ohne Migrationshintergrund der Heterogenität der Zielgruppe nicht ausreichend Rechnung, indem unterschiedliche Lebenslagen und Biografien unberücksichtigt bleiben (Kajikhina et al. 2023). Die von der Bundesregierung berufene Fachkommission Integrationsfähigkeit empfiehlt daher die statistische Kategorie “Migrationshintergrund” nicht mehr zu verwenden und stattdessen von “Eingewanderten und ihren (direkten) Nachkommen” zu sprechen (Fachkommission Integrationsfähigkeit). Bislang wird diese Empfehlung in der amtlichen Statistik noch nicht umgesetzt.

  • Wie erfolgt die kleinräumige Gliederung bezirklicher Daten?

    Unterhalb der Bezirksebene wird in Berlin das Raumbezugssystem der Lebensweltlich Orientierten Räume (LOR) angewendet. Es besteht aus drei räumlichen Ebenen, die hierarchisch gegliedert sind:

    • Prognoseräume (PGR) als oberste Ebene
    • Bezirksregionen (BZR) als mittlere Ebene
    • Planungsräume (PLR) als unterste Ebene

    Jeder Prognoseraum setzt sich aus mehreren Bezirksregionen zusammen, die wiederum aus mehreren Planungsräumen bestehen. In Reaktion auf Einwohner- und städtebauliche Entwicklungen wurden die LOR 2020 modifiziert. Der Bezirk Mitte gliedert sich laut aktueller LOR-Systematik in 4 Prognoseräume, 10 Bezirksregionen und 49 Planungsräume (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen).

  • Wie wird der soziale Status im Monitoring Soziale Stadtentwicklung erfasst?

    Auf Grundlage der Ausprägungen der Indikatoren Arbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut wird im Monitoring Soziale Stadtentwicklung für alle PLR mithilfe eines Indexverfahrens ein Sozialstatus-Index berechnet, der wiederum in vier Gruppen unterteilt wird:

    • hoher sozialer Status: relativ hoher Wohlstand, niedriges Armutsrisiko, geringste wirtschaftliche und soziale Problemdichte
    • mittlerer sozialer Status: durchschnittliche wirtschaftliche und soziale Problemdichte
    • niedriger sozialer Status: überdurchschnittlich hohe wirtschaftliche und soziale Problemdichte
    • sehr niedriger sozialer Status: stärkste Überlagerung von Arbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut und damit sehr hohe wirtschaftliche und soziale Problemdichte

    Mithilfe des Dynamik-Indexes werden Veränderungen der Indikatoren in den letzten zwei Jahren abgebildet. Der Index kann dabei positiv, stabil oder negativ ausfallen (Indikatorenbeschreibung Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2021).

  • Was versteht man unter der Armutsgefährdungsquote?

    Mit der Armutsgefährdungsquote wird die relative Einkommensarmut gemessen. Sie gibt an, wie hoch der Anteil an Personen ist, deren mittleres Einkommen weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung beträgt. Berücksichtigt wird das Nettohaushaltseinkommen aller im Haushalt lebenden Personen. Für die Berechnung werden unterschiedliche Haushaltsstrukturen und Einspareffekte bei Mehrpersonenhaushalten berücksichtigt, indem das Gesamteinkommen anhand eines Gewichtungsschlüssels auf die Einzelpersonen des Haushalts verteilt wird (Statistisches Bundesamt) .

  • Was wird mit der relativen Armutsgefährdungslücke gemessen?

    Die relative Armutsgefährdungslücke gibt an, wie weit das mittlere Einkommen armutsgefährdeter Menschen unter der Armutsgefährdungsschwelle (60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung) liegt. Sie wird als Maß dafür genutzt, wieviel zusätzliches Einkommen die Mehrheit der armutsgefährdeten Menschen bräuchte, um die Armutsgefährdungsschwelle zu überschreiten.

  • Was ist der Gini-Koeffizient?

    Der Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß zur Messung von Einkommensungleichheit. Er kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei 0 einer perfekten Einkommensverteilung entspricht, bei der alle Personen dasselbe Einkommen zur Verfügung haben. Ein Wert von 1 entspricht dagegen einer kompletten Ungleichverteilung, bei der eine Person über das gesamte Einkommen verfügt (DIW).

  • Was ist der Unterschied zwischen Arbeitslosenanteil und Arbeitslosenquote?

    Der Arbeitslosenanteil bezieht sich auf alle Einwohnenden im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Hierzu zählen auch Schülerinnen und Schüler, Selbständige, Beamte und Beamtinnen sowie nichterwerbsfähige Personen. Im Gegensatz dazu zeigt die Arbeitslosenquote die relative Unterauslastung des Arbeitskräfteangebots an, in dem sie die Arbeitslosen in Bezug zu den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Arbeitslose) setzt. Dadurch fällt der Arbeitslosenanteil deutlich geringer aus als die Arbeitslosenquote (etwa halb so hoch) (Indikatorenblätter Kernindikatoren für integrierte Stadtteilentwicklung und Bezirksregionenprofile, 5. Fortschreibung).

  • Wie wird die Bevölkerungsprognose berechnet?

    Basis der Bevölkerungsprognose ist die Ausgangsbevölkerung zu einem bestimmten Stichtag. Aus vergangenen Zeitreihen werden anschließend Bewegungsraten und -quoten bestimmter demografischer Einflussfaktoren berechnet. Dazu zählen Geburten- und Sterberaten sowie Wanderungsbewegungen durch Zu- und Wegzüge. Auch Wohnungsneubauten und die demografische Struktur der Neubaubezieher und Neubaubezieherinnen werden berücksichtigt. Für diese Einflussfaktoren werden anschließend Annahmen über die künftige Entwicklung innerhalb eines bestimmten Zeitraums getroffen (aktuell 2021-2040). Dabei werden drei mögliche Varianten berechnet, von denen die mittlere Variante als Arbeits- und Planungsgrundlage festgelegt wurde (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen).