Auszug - Produktives Lernen - Wie ist die derzeitige Planung? - Wie wurde die Inklusion vollzogen? - Wie ist die Personalsituation vor Ort? BE: Herr Thietz, Frau Kriegel-Wethkamp, SenBWF  

 
 
32. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 2.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 14.01.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:40 - 19:59 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Thietz dankt Herrn Prof

Herr Thietz dankt Herrn Prof. Dr. Schneider, dass er es möglich machen konnte, heute an der Schulausschusssitzung teilzunehmen und zu berichten. Das Produktive Lernen wird Teil des Dualen Lernens in der neuen Sekundarschule sein. Derzeit gibt es 3 Projekte des Produktiven Lernens.
Herr Prof. Dr. Schneider gibt anschließend Informationen. Er ist Leiter des Instituts für Produktives Lernen und ist seit vielen Jahren dafür verantwortlich, dass im Land Berlin die Lehrkräfte in diesem Bereich ausgebildet werden. Es gibt ein Qualitätssiegel für das Produktive Lernen.

 

Herr Prof. Dr. Schneider dankt für die Einladung und teilt mit, dass das Produktive Lernen in Berlin geboren wurde. Es wurde ein Institut an einer Fachhochschule für Sozialarbeit gegründet. Man hat erfahren, dass eine andere Form von Lernen für viele junge Menschen mehr Bildung und mehr Erfolg produziert als der klassische Unterricht. Speziell junge Menschen, die den Anschluss verloren haben, haben häufig Probleme mit dem üblichen fachorientierten Unterricht und werden nicht ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert. Wenn man diesen jungen Menschen diese Form des Lernens anbietet, dann entstehen sehr oft deutlich mehr Bildungsinteressen, Bildungsaktivitäten und Motivationen als durch den fachlich gegliederten Unterricht.
Das Produktive Lernen macht aus, dass die jungen Menschen an drei Tagen in der Woche an einem selbst gewählten Ort (in der Regel ein kleiner Betreib) in der Stadt produktiv tätig sein. Sie sind beteiligt an gesellschaftlichen Prozessen, wirtschaftlichen Prozessen und sehen, dass sie etwas leisten können. Herr Prof. Dr. Schneider betont, dass das die Grunderfahrung sei, die diese jungen Menschen machen, weil sie solche Erfahrungen bisher noch nicht machten. Das gibt ihnen Selbstbewusstsein, das gibt ihnen Impulse, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Das geht nicht konfliktfrei. Der Schritt zum Lernen sei trotzdem schwierig, aber wesentlich leichter und oft viel erfolgreicher, als im traditionellen Unterricht. An zwei Tagen in der Woche werden die Schüler/innen in der Schule sein. Sie erhalten eine individuelle Bildungsberatung pro Schüler/in und pro Woche eine Stunde. Das ist teuer und hat eine hohe Intensität von Woche zu Woche widmen sich die Pädagogen der/dem einzelnen Schüler/in. In der Schule wird fachbezogen Mathematik, Englisch, Deutsch unterrichtet. Auf diese Weise können sich die Schüler/innen auf Prüfungen vorbereiten. Sie können Prüfungen aller Art machen.
Abschließend bemerkt Herr Prof. Dr. Schneider, dass das Produktive Lernen Gesetz im Schulgesetz verankert sei. Es kann nicht mehr ohne weiteres durch Verwaltungshandeln beeinflusst beseitigt werden kann.

 

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, beantragt für die Gäste Rederecht. Dem wird so zugestimmt.

 

Frau BD Porzelt (Grüne) bezieht sich auf den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Schneider, der vermittelte, dass den Schüler/innen die Möglichkeit gegeben wird, MSA zu machen. Sie möchte wissen, wie der Rahmenplan in Klasse 8 und 9 den Möglichkeiten angepasst wird oder wird ein Großteil des Rahmenplans als Pflichtaufgabe vermittelt. Herr Prof. Dr. Schneider teilt mit: Die Schüler/innen entwickeln mit ihrem Pädagogen sogenannte individuelle Curricula. In denen werden erfahrungsbezogen, ausgehend von Themen, Problemen und Fragestellungen, die ihnen in der Praxis begegnen, konkrete Aufgaben verabredet, die auch Fachbezüge haben und die auch möglichst Bezüge zu allen Unterrichtsfächern haben. Die Fiktion wird aufgegeben, ein bestimmtes inhaltliches Stoffprogramm in Gänze oder auch nur in großen Teilen zu vermitteln. Man weiß auch, dass das in der Regelschule auch Fiktion sei.

 

Frau BD Stöcker (Die Linke) meint, dass das ein spezielles Förderprogramm für Schüler/innen sei. Sie möchte wissen, wer festlegt, welche Schüler/innen unter welchen Umständen in diese Förderprogramme aufgenommen werden. Gibt es Erfahrungen, ob das, was an Produktivem Lernen angeboten wird, ausreichend wird oder ob der Bedarf viel höher sei, als Förderung in diesem Bereich angeboten werden kann. Herr Prof. Dr. Schneider teilt mit: Schüler/innen bewerben sich an den Schulen, an denen Produktives Lernen angeboten wird (überregional). Die Lehrer/innen in den Schulen entscheiden letztlich, wer in die Projekte aufgenommen wird. Es gibt begrenzte Zahlen. In der Regel gibt es große Wartelisten. Die Nachfrage ist sehr hoch, als das Angebot. Herr Prof. Dr. Schneider betont, dass das Produktive Lernen mit dem Ruf zu kämpfen hat, ein Angebot für Schulversager zu sein und nicht eine gleichwertige Alternative sei. Wenn das in den Sekundarschulen eingeführt wird, ist es zumindest erst einmal durch die Integration der Schulen in den Sekundarschulen aufgewertet und es wird auch so sein, die Beobachtungen macht man jetzt schon, dass immer mehr jungen Menschen, die durchaus einen Realschulabschluss machen wollen und können in diese Projekte strömen werden, weil sie anders lernen wollen und nicht weil sie Angst haben, sonst keinen Abschluss zu bekommen.

Herr BV Lundkowski (FDP) fragt, wie das Produktive Lernen in der 7. Klasse vorbereitet wird. Weiterhin möchte er wissen, ob es noch zutrifft, dass innerhalb dieser zwei Jahre die Schüler/innen an mehreren Praxisorten lernen. Herr Lundkowski meint, dass ein häufiger Wechsel dem entgegenstehen würde.

 

Herr Horstmeier, Pädagoge an der Theodor-Plievier-Oberschule, beantwortet die Fragen von Herrn BV Lundkowski wie folgt: Das Produktive Lernen ist für Schüler/innen der Klasse 9 und 10 vorgesehen. Zu den Praxiszeiten teilt er mit, dass es nicht nur ein Betriebspraktikum von 3 Wochen sein wird, sondern das Betriebspraktikum findet 3 Monate statt. In diesen 3 Monaten kann die/der Schüler/in viel lernen und steigt immer tiefer in die Materie ein, egal, welchen Betrieb sie/er sich ausgesucht hat.

 

Frau BV Kaliga (SPD) bezieht sich auf individuelle Curricula und möchte wissen, ob das in Teilen der MSA-Prüfung mit einfließen wird. Herr Horstmeier teilt mit, dass das andere Inhalte seien. Im Rahmen dieser Präsentationsprüfungen können die Schüler/innen auf Dinge zurück greifen, die sie vielleicht im Rahmen der Betriebspraktikumszeiten erlebt haben.
Herr Prof. Dr. Schneider ergänzt, dass Mathematik, Englisch, Deutsch beim MSA geprüft wird. Insofern erhalten alle Schüler/innen die gleichen Aufgaben genauso wie die Regelschüler/innen. Man war anfangs skeptisch und meinte, das wird nicht klappen, aber man hat unterschätzt, wie wenig die anderen im Regelunterricht erhalten. Das hat dazu geführt, dass es keine Benachteiligung in den zentralen Prüfungen gab.

 

Frau Kellmann, Pädagogin an der Theodor-Plievier-Oberschule, teilt mit, dass sie von Anbeginn an mit in diesem Projekt involviert sei. Sie gibt zum Ausdruck, dass Schüler/innen aller Schichten diese Schule besuchen. Sie findet es ganz wichtig, weil auf diese Mischung Wert gelegt wird. Auch lege man Wert auf Nationalitätenmischung. Weiterhin teilt sie mit, dass Schüler/innen aus ganz Berlin die Schule besuchen.

Auch betont Frau Kellmann, dass die Schüler/innen eine Probezeit durchlaufen müssen und beweisen müssen, dass sie in diese Schule möchten. Sie legen ihre oft aggressive Schülerhaltung ab und es herrscht im Produktiven Lernen ein ausgesprochen positives Klima. Das hat Auswirkungen darauf, dass z. B. Eltern froh sind, dass ihre Kinder in diese Schule gehen, denn plötzlich ändert sich das familiäre Klima zu Hause. Die Jugendlichen übernehmen wieder Verantwortung und fangen an zu arbeiten, tun etwas für die Schule. Letztendlich hat man von den Praxisorten eine gute Rückmeldung. Weiterhin wird mitgeteilt, dass sich 80 % der Jugendlichen gut bei der Praxisarbeit machen und tragen dazu bei, dass das Produktive Lernen in der Stadt mehr und mehr ein Ansehen gewinnt.

 

Herr BV Trinte (SPD) weist neben dem Produktiven Lernen auf die Praxisklassen mit einem freien Bildungsträger hin. Bei diesen Schulen wird der praktische Teil bei einem freien Bildungsträger durchgeführt.
Auch betont er, dass es sehr wichtig für die Schüler/innen der zukünftigen Sekundarschulen sei, ein solches Angebot zu erhalten. Zukünftig wird es eine breiter gestreute Schülerschaft geben.

Herr Trinte meint, dass zukünftig auch die Oberstufenzentren in stärkerem Maße gefordert sind.

 

Herr BV Böttrich (Grüne) möchte wissen, in welchem Verhältnis das Produktive Lernen zu den Produktionsschulen stehe. Werden diese dann überflüssig? Herr Prof. Dr. Schneider teilt mit, dass die Produktionsschulen außerschulische Einrichtungen seien, die keine Schulabschlüsse geben und die nicht für schulpflichtige Jugendliche gelten. Herr Thietz ergänzt und teilt mit, dass man für jeden Jugendlichen versucht, einen optimalen Weg zu finden. In Mitte befinden sich zwei Produktionsschulen. Ein Projekt findet in der Ernst-Reuter-Oberschule über ein Bundesprogramm „Biwak“ statt. Hier wird angestrebt, dass eine Küche wieder reaktiviert wird. Die Planungen liegen vor die dort vorhandene ehemalige Küche in eine Ausbildungsküche umzuwandeln, um vor Ort Ausbildungen für Jugendliche möglich zu machen, die allerdings schon die Schule verlassen haben. Die Schüler/innen der Schule können insofern davon profitieren, dass sie Praktikumsplätze in der Produktionsschule belegen.

Anschließend berichtet Herr Thietz über eine weitere Produktionsschule (Rotaprint), die außerhalb der Schule angesiedelt ist. Hier gibt es eine Kooperation mit mehreren Schulen. Eine Lehrkraft macht zusammen mit Ausbildern von Zukunftsbau mehrere Jugendliche fit für Berufe im Bereich der Produktion. Es handelt sich hier um schulpflichtige Jugendliche.

 

Herr BV Dr. Streb (CDU) möchte wissen, wie viele Schulen werden Produktives Lernen in Mitte durchführen. Wie viele Schüler/innen werden daran teilnehmen. Wie viele Klassen werden gebildet.
An die Pädagogen der Theodor-Plievier-Oberschule richtet er eine Frage, ob eine Vorauswahl getroffen wurde. Er möchte wissen, ob es eine Berechnung gibt, wie viel Prozent sind es, die Produktives Lernen machen und dann später in Ausbildung kommen. Wie verhält es sich im Vergleich zu dem normalen Unterricht verhält. Frau BzStR Hänisch teilt mit, dass Mitte momentan 3 Projekte Produktives Lernen an 3 Schulen hat. Die Berolina Haupt- und Realschule wird es 2010 nicht mehr geben. Für das Projekt Produktives Lernen wird neuer Standort gesucht. Gegenwärtig besteht ein großes Interesse, die Schule am Standort Ofener Straße zu verlagern, um das Projekt zu erhalten. 40 Schüler/innen waren bisher bei diesem Projekt untergebracht. Weiterhin berichtet Frau Hänisch über die Theodor-Plievier-Hauptschule mit ca. 50 Schüler/innen. Diese Theodor-Plievier-Hauptschule fusioniert mit der Herbert-Hoover-Realschule zu einer integrierten Sekundarschule. An diesem neuen Standort ist Produktives Lernen nicht vorgesehen. Das Projekt soll aber erhalten bleiben. Bisher ist die Planung, dass am Standort Hedwig-Dohm-OS/Breitscheid-OS in Moabit untergebracht werden soll. Zum 3. Projekt Oberschule am Brunnenplatz mit ca. 25 Schüler/innen wird mitgeteilt, dass diese Schule erhalten bleibt. Dieses Projekt soll an diesem Standort erhalten bleiben. An der Wilhelm-Busch-Schule befindet sich ein Förderzentrum Produktives Lernen, was etwas anders aussieht. Frau Hänisch betont, dass sich vom Grundprinzip her vieles verändern wird, was die Zuordnung zu Standorten anbelangt. Es sollen aber alle bisherigen Projekte im Bezirk nach der Schulstrukturreform gehalten werden.

 

Herr BV Dr. Streb (CDU) fragt, warum das an der Theodor-Plievier-Oberschule nicht mehr stattfindet, obwohl das Personal besondere Erfolge aufzuweisen hat. Frau Hänisch meint, dass das kein Neuanfang sei, sondern das Personal geht mit dem Projekt zusammen. Die Fusion der Theodor-Plievier-Oberschule mit der Herbert-Hoover-Oberschule nimmt einen neuen Standort mit einem anderen Profil ein in Richtung eines theaterpädagogischen Profils. Das Gebäude für eine vierzügige Sekundarschule bietet dann die Räumlichkeiten, um Produktives Lernen unter zu bringen.

 

Herr Prof. Dr. Schneider kann zu den Zahlen Übergang in Ausbildung keine Auskunft geben. Er meint aber, dass diese Zahlen deutlich höher liegen, als bei den vergleichbaren Regelschülern. Größenordnung war immer 60 %, die unmittelbar nach dem Produktiven Lernen Ausbildungsplätze bekommen. Bei den Regelhauptschüler/innen liegt die Zahl bei ca. 20. Viele Schüler/innen erhalten vielleicht ein Jahr später einen Ausbildungsplatz.

 

Herr Jäger von der Berolina-Schule meint, dass diese Schule seit 10 Jahren über den Realschulklassen liege. Die Jugendlichen geben nicht auf, sondern kämpfen weiter.

 

Herr BV Lundkowski (FDP) möchte wissen, ob Herr Prof.. Dr. Schneider begleitend zur Seite stehen wird.

Er bejaht. Das Instituts beschäftigt sich hauptsächlich mit der Aufgabe der Qualifizierung. Es wird ein sehr anstrengendes Weiterbildungsstudium von 2 Jahren angeboten, um die Kolleginnen in stand zu setzen von ihrer traditionellen Unterrichtsrolle zu verabschieden und sich in diese Lernbegleitungs- und Lernberatungsrolle hinein zu begeben. Das sei ein komplizierter Prozess.
Weiterhin teilt Herr Prof. Dr. Schneider mit, dass das Institut Entwicklungsarbeit leistet. Man habe die feste Absicht, das Produktive Lernen weiter zu begleiten, auch wenn es expandieren sollte. Die Kapazitäten dazu sind vorhanden, was mit dem Senat so abgesprochen ist. Der Senat plant eine Verdopplung der Schülerzahlen in den nächsten 3 bis 4 Jahren. Ob er das erreicht, sei eine andere Frage. Er nimmt aber auch an , dass der Bedarf in diesem Umfang steigt. Das Institut wird diese Begleitung fortsetzen.

Frau BV Porzelt (Grüne) bezieht sich darauf, dass das Projekt sehr teuer sei und fragt, ob jetzt schon für die zukünftigen Sekundarschulen geplant sei, eine Aufstockung der Kollegen/innen, um z. B. mehr Schüler/innen zu erreichen oder wurde das noch gar nicht weiter betrachtet. Herr Thietz teilt mit, dass für das Produktive Lernen ein extra Faktor Lehrerstunden / Schülerrelation vorhanden war. Seit 3 Jahren gibt es das nicht mehr, so dass die Senatsverwaltung das jetzt aus dem ganz normalen Personalmitteln finanziert. Herr Thietz betont, dass das Institut weiterhin in die Lage versetzt wird, diese Ausbildungen möglich zu machen. Herr Prof. Dr. Schneider ergänzt: Teuer sei nicht die Praxis, sondern teuer sei die Qualifizierung im Vergleich zu dem, was sonst unter Qualifizierung verstanden wird. Diese Investition amortisiert sich innerhalb von zwei Jahren. Schulversager sind teurer.

 

Herr Horstmeier spricht in erster Linie das Raumproblem an, was heute noch nicht angesprochen wurde. Im Rahmen der gesamten Planung wird immer von architektonisch vorgegebenen Elementen gesprochen wird, die eingeplant werden, die man nicht mehr gestalten kann oder so umgestalten kann, dass Produktives Lernen möglich wird. Herr Horstmeier bittet alle, dass man solche Dinge überdenkt und dass man flexibler in der Art und Weise ist, wie Räume jetzt bei den einzelnen Schulstandorten angedacht werden.

 

Herr Thietz meint, dass das in das Gesetz mit hineingebracht werden soll. Er betont, dass die Raumzumessungen und die Raumprogramme nicht dementsprechend überlegt wurden. Die Senatsverwaltung habe jetzt die schwere Aufgabe mit allen gemeinsam zu schauen, wie man sinnvollerweise für die 3 Standorte eine vernünftige Raumversorgung für das Produktive Lernen hinbekommt. Im Februar 2010 wird man damit anfangen, sich mit jeder Schule auseinander zu setzen, um zu schauen, wie man dieses Dilemma beseitigen kann.

 

Herr Prof. Dr. Schneider teilt abschließend mit, dass ein Gespräch mit Frau BzStR´in Hänisch stattfand. Er sieht die Probleme, die sich zwischen Senat und Bezirk auftun. Er betont aber, dass er optimistisch sei.

Er bittet die BVV, dass sie im Bezirk für das Produktive Lernen im Bezirk Mitte werben. Es hat sich bewährt und es kann für viel mehr Schüler/innen, ohne dass sie erst Versager werden müssen, attraktive werden. Es sei keine Maßnahme und auch kein besonderes Förderprogramm, sondern es ist eine andere Art des Lernens, was genauso wichtig und erfolgreich sei, wie die traditionelle Art.

 

Frau Kellmann vom Institut für Produktives Lernen lädt abschließend den Schulausschuss ein.

 

Unterbrechung der Sitzung von 18.35 Uhr bis 18.44 Uhr

 

Anschließend stellt Frau Kriegel-Wethkamp die Integration/Inklusion in Mitte anhand einer Powerpoint-Präsentation vor. Nachzulesen siehe beigefügte Anlage.

 

Frau Gregor, Schulleiterin der Schule am Zillepark, meint, dass man im Bezirk Mitte erst am Anfang der Inklusion sei. Man genötigt sehr viel Zeit, bis man dorthin kommt. Das hat verschiedene Gründe. Die Voraussetzungen sind noch nicht gegeben. Man arbeite immer noch an der Schulstruktur Sekundarschule. Die Lernkultur wird sich verändern. Frau Gregor betont hier, dass die Sonderschulen vieles ausprobierten. Die meisten Schwierigkeiten haben die Realschulen, die als Realschule integrierte Sekundarschule werden. Sie müssen, anders als die Hauptschulen, das Produktive Lernen erst aufbauen. Dieser Entwicklungsprozess kann nicht von heute auf morgen passieren. Man kommt vom schulischen Lernen zum lebenslangen Lernen. Es müssen völlig neue Lernformen in den Klassen gefunden werden. Die Schulen haben hier große Schwierigkeiten, wenn sie 20 bis 28 Kinder in einer Klasse haben. Wie macht man das dann mit der Binnendifferenzierung. Das fällt schon in den Sonderschulen schwer. Dazu bedarf es der Fortbildung, die erst geschult werden müssen. Und es bedarf auch (leider nicht zum Tragen gekommen) der qualifizierten Ausbildung der Referendare bzw. der künftigen Lehrer/innen. Leider ist es in der  Bundesrepublik so, wenn die Referendare mit unterschiedlichen Voraussetzungen kommen, haben sie von Didaktik noch gar nichts gehört. Die Didaktik wird in der künftigen Lernkultur eine große Rolle spielen, wenn es um Methoden geht, um neue Formen im Unterricht. Es geht dahin, dass man von den eigentlichen Unterrichtsformen vom Fachunterricht abschweift. Die Sekundarschulen bilden sich derzeit fort. Frau Gregor stellt hier fest, dass die Sekundarschulen über ihre Probleme sprechen, wie: Wie bekommt man es hin, dass die Kollegen/innen im Team arbeiten.

Weiterhin teilt Frau Gregor mit, dass empfohlen wird, dass mindestens eine Sonderschule in den Bezirken erhalten bleibt, damit das Angebot auch für die Kinder mit besonderen Bedingungen geschaffen wird. Es gibt immer mehr Kinder, die aus vernachlässigten Haushalten kommen, vom Jugendamt sehr schwer gefördert werden können, bis hin zu sehr verhaltensgestörten Kindern, dass psychisch auffällig sind, unter schwersten Medikamenten zum Teil stehen, und viele Wochen benötigen, bis sie in den Regelunterricht eingeführt werden können.
Anschließend verteilt Frau Gregor einen Artikel, wo die Begrifflichkeiten Integration/Inklusion erläutert werden. Sie wird demnächst eine Artikel verfassen, den sie in Kopie dem Ausschuss zur Verfügung stellen wird.

 

Frau BD Stöcker (Die Linke) bezieht sich auf ihre schriftlich gestellten Fragen und meint, dass es momentan ein wesentliches Hindernis gibt, um diese Inklusion zu beginnen und erfolgreich umzusetzen, denn die finanziellen Möglichkeiten und Stundenmöglichkeiten für die Integrationsschüler/innen sind gedeckelt. Andererseits sei die Schüler/innenzahl an den Förderzentren nicht gedeckelt.

Sie möchte wissen, ob die Stundenzahl ausreichend sei, um einen Schulerfolg abzusichern. Frau Kriegel-Wethkamp korrigiert und meint, dass es zwischen der Deckelung und den 2 ½ Stunden keinen Zusammenhang gäbe. Bis vor 2 Jahren gab es eine andere Regelung. Es gab ein festes Kontingent und es gab eine Von-Bis-Spanne und die Schulaufsicht hatte die Stunden entsprechend den Schulen zugewiesen. Seit 2 Jahren ist die Regelung so, dass tatsächlich pro Kopf feststehend im Grundschulbereich für die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache, emotional-soziale Entwicklung körperlich immer 2,5 Stunden, im Oberschulbereich 3 Stunden und für die Förderschulen – Schwerpunkte geistige Entwicklung, Autismus, Gehörlosigkeit und Blindheit jeweils 8 Stunden zugewiesen werden.
Das sei unabhängig davon, wie viele Schüler/innen pro Schule vor Ort sind; was hat die Schule für ein Konzept, es geht pro Kopf. Frau Kriegel-Wethkamp betont, dass sie diese Regelung nicht gut findet. Ob 2,5 ausreichen oder nicht, kann man so pauschal nicht beantworten. Es gibt Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die nicht einmal die 2,5 Stunden benötigen. Diese Kinder benötigen räumliche Bedingungen oder sie benötigen einfach nur klare Regeln und jemand, der sie umsetzt. Das kann jede/r Lehrer/in in jedem Unterricht machen ohne zusätzliche Stunden. Es gibt aber auch Kinder, für die reichen diese Stunden nicht aus. Insofern war die Regelung vorher wesentlich flexibler. Frau Kriegel-Wethkamp betont, dass das eine Rechengrundlage sei. Es macht einen Unterschied, ob eine Schule 3 Kinder mit Förderbedarf hat, dann ist man bei 7,5 Stunden oder 15 Kinder. Dann habe man entsprechend mehr, wo durch Bündelung und durch Angebote über temporäre Gruppen völlig anders gearbeitet werden kann. Deshalb kann man die Frage, ob es reicht oder nicht reicht, so nicht zu stellen.
Frau Kriegel-Wethkamp betont auch, dass das eine Frage eines Gesamtunterrichtskonzeptes sei. Was nützen einem Kind 2,5 Förderstunden, die Förderung kann noch so professionell sein, wenn sich ansonsten für die restlichen 24 umfassenden Wochenstundentafel niemand kümmert. Entscheidender sei, dass eine Ressource vorhanden sei, dass alle Kollegen vor Ort wissen, was benötigt das Kind und dass das in jeder Stunde berücksichtigt werden kann. Es macht immer Sinn vor Ort zu schauen, wie nutzt man Synergieeffekte, klassenübergreifend, fachübergreifend mit mehrerer Kindern und wie nutz man einen Teil der Ressource zur Beratung.
Dass es eine Gesamtdeckelung gibt, dem stimmt Frau Kriegel-Wethkamp zu. Diese wird es weiter geben. Die Berechnung in der Senatsschulverwaltung hat ergeben, dass, wenn man die Gesamtressourcen nimmt, die alle vorhanden sind, es für die prozentuale Ausrichtung zwischen 4,5 und 5,5 % ausreichen würde. Ob das zu treffen wird, kann Frau Kriegel-Wethkamp allerdings nicht sagen.
Eine weitere Frage von Frau Stöcker beantwortet Frau Kriegel-Wethkamp wie folgt: Die Berechnung beruht auf dem Ist-Stand. Die Förderzentren sind enthalten. Man hat die gesamte Ressource genommen, die in der Sonderpädagogik steckt und hat ausgerechnet, dass das für so und so viel Prozent der Gesamtschülerschaft ausreichen würde. Momentan sei die Ressource im Sonderschulbereich nicht gedeckelt, im Integrationsbereich sei sie gedeckelt.

 

Frau BD Porzelt (Grüne) bezieht sich auf die Aussage von Frau Kriegel-Wethkamp, dass der Bezirk Mitte prozentual mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf habt als andere Bezirke. Sie möchte wissen, ob es mehr Kinder gibt, die durch ihre Sozialisation krank wurden oder die von Geburt an erkrankt sind. Frau Kriegel-Wethkamp kann diese Frage nicht beantworten. Dazu liegen keine Untersuchungen vor. Die Frage der prozentualen Anteile hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt Bezirke wie Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg haben die höchsten Quoten. Das hängt mit geschichtlichen Dingen zusammen und einem anderen Empfinden, wann ein Kind von der Norm abweicht. Der Anteil von Schüler/innen im Bereich Verhaltensproblematik in Mitte ist sozial stark bedingt und ist in Mitte eher häufiger eine Folge der Sozialisation. Der Bereich Sprache wird immer wieder diskutiert, weil es auch sehr häufig sehr schwierig ist abzugrenzen, wann es eine Folge der Zweisprachigkeit, wann ist es eine Folge der Nichtförderung Deutsch zu sprechen und wann es eine echte Sprachbehinderung ist. Spracharmut führt zu Sprachentwicklungsverzögerungen.

 

Herr BV Böttrich (Grüne) bezieht sich auf die 6,5 % der Behinderung im Bezirk und fragt, ob die Tendenz in den vergangenen Jahren auch schon so war. Weiterhin bittet er um Bereitstellung der Powerpoint-Präsentation. Frau Kriegel-Wethkamp teilt mit dass die Zahl gleichbleibend sei. Die Powerpoint-Präsentation wird als Anlage dem Protokoll beigefügt.

 

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, regt an, dieses Thema im regelmäßigen Rhythmus weiter zu verfolgen.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen