Auszug - Gendarmenmarkt - Gestaltung und Nutzung BE: Bezirksamt, Herr Rehwaldt, Landschaftsarchitekt  

 
 
30. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Natur, Verkehr und Lokale Agenda
TOP: Ö 5.1
Gremium: Umwelt/Natur/Verkehr/Lokale Agenda Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 17.11.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:35 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Rehwaldt teilt einleitend mit, dass der Gendarmenmarkt ein schwieriger Ort sei, was die Planung betrifft

Herr Rehwaldt teilt einleitend mit, dass der Gendarmenmarkt ein schwieriger Ort bezüglich einer Überplanung sei. Am Gendarmenmarkt herrscht eine schwierige Verkehrslage. Der Platz ist sehr prächtig angelegt, hat aber eine schwierige Randzone. Das sei nicht nur ein funktionales Problem, sondern auch ein optisches Problem. An der Rückseite des Schauspielhauses herrscht eine sehr schwierige und beengte Situation.

Herr Rehwaldt teilt weiter mit, dass sich die Planer auch mit dem Grünbestand auf dem Platz beschäftigten und festgestellt haben, dass die Ahornbäume den prächtigen Blick auf die Architektur teilweise versperren. Man hat darüber nachgedacht, wie man mit dem Grün zukünftig umgehen sollte.

Anschließend spricht Herr Rehwaldt die gastronomischen Einrichtungen auf dem Platz an, die ein durchaus gestalterisches Merkmal des Platzes seien und Stadtbild prägend sind. Sollte ein Konsens für die bauliche Gestaltung gefunden werden, könnte auch eine Idee für die Ausstattung der gastronomischen Einrichtungen gefunden werden. Die Gastronomen signalisierten beim Bürgerforum, dass sie durchaus aus eigenem Antrieb an die Aufgabe herangehen, ihr Mobiliar gestalterisch zu verbessern und zu vereinheitlichen, um dem Anspruch des Platzes gerecht zu werden.

Herr Rehwaldt bemerkt, wenn man bei den Planungen nicht umhin kommt, die historische Entwicklung des Platzes in die Betrachtungen mit einzubeziehen, auch wenn man nicht jedes Detail nach historischem Vorbild gestalten wird. Viel mehr geht es dabei auch um die räumliche Idee eines Platzes, den städtebaulichen Kontext.

 

Im Umfeld sind drei gestaltete Plätze vorhanden, die alle einen eigenen Charakter haben. Insofern muss man hier die Frage stellen, wie sich der Gendarmenmarkt zukünftig in den Kontext der anderen Plätze einordnet. Der Gendarmenmarkt selbst hat sehr vielfältige Aufenthaltsqualitäten. Es befinden sich charakteristische Treppenbereiche, auf denen man sitzen kann. Weiterhin gibt es Platzflächen, auf denen man stehen und fahren kann. Auch sind Grünflächen vorhanden.
Die Planer haben sich konkret mit der Frage beschäftigt, wer in welcher Form den Platz nutzt. Man hat an verschiedenen Tageszeiten festgestellt, wie intensiv die Nutzung in welchen Bereichen aussieht. Es wurde festgestellt, dass der Platz direkt vor der großen Freitreppe des Konzerthauses stark genutzt wird. Überwiegend wird der Platz als Architekturplatz wahrgenommen. Auch hat man festgestellt, dass der Platz über unterschiedliche Merkmale verfügt. Es gibt Symmetrien, einen Nord- und ein Südteil, einen Ost- und Westbereich und es gibt den Vorplatzbereich des Schauspielhauses.
Die Planer und weitere Gutachter haben sich ausführlich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Platz historisch entwickelt hat und man hat sich die Frage gestellt, ob diese historische Entwicklung ein Ansatz sei für die Zukunft. Man hat dann festgestellt, dass hier sehr deutliche Epochen in der Entwicklung des Platzes ablesbar sind vom steinernen Markt und Exerzierplatz über den Schmuckplatz bis hin zum heutigen Zustand. Ca. 200 Jahre diente der Platz baumlos als Markt und Veranstaltungsplatz. Danach kam eine Phase des gärtnerischen Schmuckplatzes. Weiterhin hat man sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Platz zukünftig präsentieren könnte. Von welcher Grundlage geht man aus, wie entwickelt man ein Leitbild, bevor man über Details und Belege spricht. Ein weiterer Aspekt ist der Aspekt der Geschäftigkeit. Die Planer haben versucht, Merkmale zu identifizieren und könnten sich einen  Arbeitstitel „Salon der Stadt“ vorstellen. Man hat ein Konzept abgeleitet. Verschiedene Abstimmungsprozesse finden statt. Die Planer versuchen, vom wesentlichen beginnend sich zu den Details vorzuarbeiten. Dabei ist die wesentliche Frage zu diskutieren, ob man aus der Betrachtung der historischen Entwicklung und aus der Betrachtung der lokalen Epochen gewisse Merkmale für die Zukunft ableiten könnte.
Anschließend gibt Herr Rehwaldt anhand einer Karte Erläuterungen dazu.

Denkt man letztendlich darüber nach, wie sich in Zukunft dieses räumliche System entwickelt, hat man versucht, verschiedene Merkmale zu klassifizieren, auf denen man aufbauen möchte und aus denen man die weitere Planung ableitet. Man hat sich mit der Gliederung beschäftigt, mit der Frage, kann die Gliederung weiterhin in Grünflächen und steinerne Flächen so beibehalten werden, wie sie jetzt ist, kann die Gliederung vereinfacht werden, kann es eine Dreiteilung, kann es eine einheitliche Fläche geben, muss man den Rahmen betrachten. Weiterhin hat man sich mit den Schmuckelementen befasst und man hat untersucht, ob man die verschiedenen vorhandenen Gehölze kombinieren kann.

Herr Rehwaldt teilt weiter mit, dass man sich entschlossen hat, eine Überlegung weiter zu verfolgen, dass der Platz eigentlich zwei Seiten hat – zur Markgrafenstraße und zur Charlottenstraße -, und die grundsätzliche Gliederung vielleicht in die Zukunft getragen werden könnte. Darauf baut das räumliche Konzept auf.

Weiterhin haben sich die Planer mit den Kanten des Platzes beschäftigt, die unmittelbar mit den Baumpflanzungen aus den 80er Jahren zusammenhängen. Die Kanten engen den Fußweg ein. Bezüglich Barrierefreiheit gibt es heute andere Ansprüche an den öffentlichen Raum. Man könnte sich vorstellen, hier einen etwas großzügigeren Zustand herzustellen und die Kanten abzusenken. Das würde bedeuten, dass die Standorte der Kugelahorne in Gefahr sind, weil die Bäume erhöht stehen. Verringert man die Höhe der Kanten, dann müsste man die Bäume entfernen. Herr Rehwaldt betont, dass es nicht darum geht, dass alle Bäume weg müssen, sondern es geht darum, langfristig zu sagen, wo und wie sich das Grün auf dem Platz darstellen und entwickeln soll. Es kann immer nur um einen Ausgleich zwischen den Belangen gehen. Nimmt man etwas weg, dann muss ein entsprechender Ausgleich geschaffen werden. Gleiches gilt auch für viele Strauchpflanzen. Sie verdecken im Laufe der Jahre sehr prächtige Fassaden.

Abschließend berichtet Herr Rehwaldt darüber, wie man mit den Flächen der historisch wieder hergestellten Bereiche im Süden umgeht (am Deutschen Dom). Sie wurden in den 90er Jahren wieder hergestellt. Jetzt ergibt sich die Frage, was man im Norden macht. Hier gibt es keine Symmetrie. Man sei überein gekommen, die Großzügigkeit der Planungen der 80er Jahre beizubehalten. Die Straßen Taubenstraße und Jägerstraße bleiben in die Platzfläche mit einbezogen. Großflächige Schmuckbeete sollen hier nicht angelegt werden. Die Großzügigkeit, die damals erzeugt wurde, soll grundsätzlich beibehalten bleiben. Eine weitere Überlegung wurde angestellt, eventuell auf dem Platz wieder mit Wasser zu arbeiten. Da das aber sehr schwierig ist, hat man über andere Formen nachgedacht und man ist überein gekommen, keine Brunnen oder ähnliches anzulegen.

 

Herr BV Lehmann (Grüne) dankt für den Vortrag. Er könnte sich dem vorgestellten Grün anfreunden. Er möchte wissen, ob es möglich wäre, den Kugelahorn zu beschneiden. Auch sei er dafür, temporäre Nutzung zurückzufahren.

 

Herr Rehwaldt meint, dass dies mit den Bürgern diskutiert wurde und dass sich hier etwas ändern muss. Die Planer sind auch der Meinung, dass das historisch gewachsene Straßenraster der Friedrichstadt nicht in Frage gestellt wird, aber man möchte dafür plädieren, den ruhenden Verkehr am inneren Platzrand zu entfernen und nur noch den dienenden Verkehr dort zuzulassen. Auch an den Außenbereichen sollte nach Möglichkeit immer mal wieder eine Lücke gelassen werden, so dass man Querungsmöglichkeiten hat.

 

Herr BV Koch (SPD) richtet seine Frage an das Bezirksamt wie die formalen Zuständigkeiten des Verfahrens seien. Bezirk und Senat kooperieren.
Herr Koch betont, dass aus seiner Sicht die Gastronomie zum Platz gehöre. Zu den Ahornbäumen meint er, dass damals bei der Anpflanzung eine andere Situation vorherrschte. Die Bäume schafften eine bestimmte Platzkante. Es stellt sich nun die Frage, ob man die Platzkante aus heutiger Sicht noch benötigt. Schaut man sich die Verkehrssituation an, sollte eine bestimmte Intimität auf dem Platz durch die niedrigen Ahornbäume geschaffen werden.
Herr Koch glaubt, den Verkehr in der Charlottenstraße nicht in den Griff zu bekommen. Zukünftig wird auf der Französischen Straße auch der Verkehr zunehmen. Solange man den Verkehr in der Charlottenstraße nicht in den Griff bekommt, wird man am Gendarmenmarkt das Verkehrsproblem auch nicht bewältigen können. Abschließend weist er auf die Sitzmöglichkeiten hin. Es wäre schön, wenn nicht nur kommerzielle Sitzflächen übrig bleiben, sondern eine Vielzahl von nichtkommerziellen Sitzflächen verbleiben könnten.

Herr BzStR Gothe teilt mit: Im AZG ist ein Passus aufgeführt, der beinhaltet, wenn der Senat meint, sich um einen Platz gestalterisch kümmern zu müssen, dann kann er das tun. Im AZG ist aber nicht ausgeführt, was passiert, wenn der Bezirk dagegen wäre.

 

Herr BV Dr. Schulze (CDU) möchte wissen, ob die Aufkantung so bleiben wird. Mit den Wasserspielen würde er vorsichtig umgehen. Er gibt zu bedenken abzuwarten, wie sich die Denkmalpflege zu den Planungen verhält.

 

Herr BV Hortig (CDU) bemerkt, dass der Gendarmenmarkt über Jahrhunderte hinweg dreigeteilt war. Die vorgestellten Varianten sehen eine einheitliche Fläche vor. Er fragt, warum das so vorgeschlagen wird. Herr Hortig betont abschließend, dass der Gendarmenmarkt in seiner gegenwärtigen Form einer der schönsten Plätze Europas sei. Auch betont er, weitere Wasserplanschen nicht zuzustimmen.

 

Herr BV Hobrack (SPD) bemerkt, dass der Gendarmenmarkt wegen vieler Großveranstaltungen das gesamte Jahr unzugänglich sei. Weiterhin bemerkt er, wenn man für die Touristenbusse keine Lösung findet, wird das schwierig. Anschließend spricht Herr Hobrack den Belag, die Möbel (Litfaßsäulen) und die Ausuferung der Gastronomie auf dem Gendarmenmarkt an.

 

Frau BD Wenk (Die Linke) regt an, in die neue Planung Fahrradabstellanlagen mit einzuplanen.

 

Herr BV Greiner (Grüne) bezieht sich auf die Rückseite des Schauspielhauses und fragt, ob es Überlegungen gibt, um die funktionale Ecke des Platzes zu verändern.

 

Herr Rehwaldt teilt zum Verkehr mit, dass mit den Anliegern ausführliche Gespräche geführt wurden. Alle haben die Idee bestärkt, den ruhenden Verkehr weiter zu verfolgen. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung soll die innere Platzkante freigestellt werden. Dadurch könnte die Situation der Busse etwas entspannt werden. Herr Rehwaldt betont, dass man sich dadurch einen Gewinn für die Platznutzung verspricht.

Zum Verkehr in der Charlottenstraße teilt er mit, dass man sich das Ziel gestellt hat, im Straßenraster der Friedrichstadt zu bleiben. Andererseits sollte man aber sehen, wo mehr Möglichkeiten liegen. Im Nordteil der Charlottenstraße gibt es noch ½ Meter, den man zugeben könnte und der Fußweg könnte verbreitert werden. Man wäre somit immer noch im Raster der Friedrichstadt.
An der Rückseite des Schauspielhauses wird vorgeschlagen, die Gefällesituation teilweise zu überarbeiten. Die Aufkantungen stören. Auch betont Herr Rehwaldt, dass die Charlottenstraße eine Lieferstraße des Gendarmenmarktes sei. Ändern wird man das nicht können. Man könnte etwas dagegen tun, dass die Lieferanten, die über den Gendarmenmarkt fahren, das nicht mehr tun, in dem man nicht mehr die Markgrafenstraße befahren darf, sondern die Zufahrt erfolgt nur noch über die Charlottenstraße. Herr Rehwaldt betont, dass das Überlegungen seien und dazu beitragen könnten, die gesamte Funktionsfähigkeit zu verbessern.

Zum Kugelahorn teilt er mit, dass lange darüber diskutiert wurde und man hat festgestellt, dass es wenig Zwischenlösungen gibt. Er betont, dass man sich entscheiden müsste. Wenn die weiteren Abstimmungsprozesse und die Abwägung zu dem Ergebnis kommen, dass ein Teil der Ahornbäume an der Französischen Straße stehen bleiben, tut das dem Konzept keinen Abbruch. Die Planer verfolgen den Gedanken, dass die Fläche etwas gleichmäßiger genutzt und belastbar werden könnte. Klar sei, dass man die lauschige Ecke, wie sie in der Mohrenstraße und in der Französischen Straße ist, nicht erzeugen kann. Diese Art der Symmetrie gibt es nicht. In einem erneuten Bürgerforum werden dazu detalliertere Gedanken vorgestellt werden.

Zur Gastronomie wird mitgeteilt, dass Überlegungen einer Teilung des Platzes getroffen wurden.

Weiterhin teilt Herr Rehwaldt mit, dass eng mit der Denkmalpflege zusammen gearbeitet wird. Das Verfahren wurde von Anbeginn an so aufgestellt.

Zu den nichtkommerziellen Sitzflächen teilt er mit, dass sich derzeit viele Bänke auf dem Platz befinden, die auch beibehalten bleiben.


Die Planer haben sich auch mit dem Weihnachtsmarkt beschäftigt. Es gab interessante Anregungen aus der Bürgerbeteiligung. Wenn der Platz umgestaltet wird und die verfügbaren Flächen etwas größer und flexibler werden, könnte man die Überlegung anstellen, den Weihnachtsmarkt woanders stattfinden zu lassen. Auch gab es Ideen z. B. beim Classik Open Air nicht unbedingt Tribünen aufzustellen, sondern flachere Zuschauerbereiche aufzustellen. Man sei auf Probleme hingewiesen worden, die nicht lösbar sind.

Über die gesamte Oberfläche wird man sich in einer späteren Phase unterhalten. Zuerst soll das räumliche Konzept definiert werden, was passiert mit den Platzkanten und dem Baumbestand.

Zu den Wasserspielen teilt Herr Rehwaldt mit, dass man auf dieses wohl verzichten wird.

 

Herr BV Hortig (CDU) merkt zu den Auf- und Abbauzeiten für größere Veranstaltungen an, dass sie davon abhängen, welche Infrastruktur auf dem Platz vorhanden ist. Er regt an, bei der Planung von Veranstaltungen daran zu denken, dass Großveranstaltungen indirekt damit strukturiert werden könnten, welche Infrastruktur am Boden vorhanden sei. Er hofft, wenn man an die Oberfläche herangeht, dass man sich nicht nur um den Austausch von Kantensteinen oder Oberflächensteinen beschränkt, sondern den Platz richtig aufmacht und für die nötige Infrastruktur (Wasser und Strom) sorgt.

Herr BzStR Gothe bemerkt, dass das Interesse (sowohl der Nutzer als auch der Besucher sei) aller sei und wird verfolgt.

 

Der Vorsitzende, Herr Jaath, dankt Herrn Rehwaldt für seine Ausführungen und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 
 

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